Читать книгу Paul Tillich - Werner Schüßler - Страница 18

§ 10 Harvard University Professor in Cambridge (1955–1962)

Оглавление

Im Herbst 1955 wurde Tillich – im Alter von 69 Jahren – als University Professor an die Harvard University in Cambridge berufen. Als University Professor war er an keine bestimmte Fakultät gebunden, er konnte an jeder Fakultät seiner Wahl Vorlesungen und Vorträge halten – für ihn „in jeder Beziehung das Höchste, was in den USA akademisch möglich war“ (E V, 330).

Während der Jahre in Harvard stand Tillich auf dem Höhepunkt seines Erfolges. An der Divinity School las er „Systematic Theology“, vor dem Massachusetts Institute for Technology sprach er über das Thema „The Absurdity of the Question: Does God Exist?“ und „How has Science in the Last Century Changed Man’s View of Himself?“, vor der Harvard Law School über „Moral Responsibility and Criminal Law“, vor der Harvard Medical School über „The Concept of God“ und „Aloneness“, im Fogg Art Museum über „Modern Religious Art and Modern Religious Art History“, um nur einige Beispiele für seine kulturtheologische Vortragstätigkeit zu nennen.

In einem weitverbreiteten Magazin, der „Saturday Evening Post“, erschien 1958 sein Artikel „The Lost Dimension in Religion“ (dt.: G V, 43–50). Er beschreibt darin den Verlust der Dimension der Tiefe als das entscheidende Moment der westlichen Kultur. Der „westliche“ Mensch hat die Antwort auf die Frage nach dem Sinn seines Lebens verloren. Die Frage wird nicht einmal mehr gestellt. Allerdings sind es die Künstler, Architekten, Schriftsteller und existentialistischen Philosophen, die die menschliche Situation, die Suche nach dem Sinn, thematisieren, ohne doch eine Antwort geben zu können. Tillich warnt vor einer beschwichtigenden Antwort. Die radikale Erkenntnis unserer Situation, die Erkenntnis, dass wir vom Sinngrund unseres Lebens getrennt sind, ist ein erster Schritt auf dem Wege, die verlorene Dimension wiederzugewinnen. „Wer versteht, daß er vom Sinngrund seines Lebens getrennt ist, ist durch dieses Verstehen in gewissem Sinne mit ihm geeint.“ (G V, 50)

In mehreren Vorträgen und Aufsätzen knüpft Tillich an seine schon in den zwanziger Jahren verfassten Beiträge zur Theologie der Kunst an. Im künstlerischen Akt sieht er die Manifestation des Unbedingt-Wirklichen. Er sieht das Kunstwerk also mit anderen Augen als der Künstler selbst, der im künstlerischen Akt „nur“ die Wirklichkeit erfassen will.

Einen breiten Leserkreis spricht die 1957 publizierte Schrift „Dynamics of Faith“ an (vgl. M V, 231–290, dt.: G VIII, 111–196). Glaube ist nach Tillichs Verständnis nicht ein Vermuten oder Für-wahr-Halten, er ist mehr als ein Erkenntnis- und Willensakt (dies auch!). „Glaube ist das Ergriffensein von dem, was uns unbedingt angeht.“ (G VIII, 111) Er ist ein Akt der ganzen Person, der innerste und umfassendste Akt des menschlichen Geistes. Alle Funktionen des Menschen sind hier vereinigt. Was ist das Kriterium des Unbedingten und letztlich Gültigen? Das unbedingte Ergriffensein im Glaubensakt und das Unbedingte, das ergriffen wird, müssen ein- und dasselbe sein, die Subjekt-Objekt-Spaltung muss in der Erfahrung des Unbedingten also aufgehoben sein.

Paul Tillich

Подняться наверх