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Nochmals Seeräuber

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Acht Jahre waren seit dem Seeräuberabenteuer vergangen. Das Problem blieb. Die Seeräuber hatten längst begonnen, ihre Geiseln auch an Land zu kidnappen, wie etwa die Tochter des berühmten Redners Antonius, der im Jahre 102 einen Triumph gefeiert hatte – über kilikische Seeräuber. Sogar amtierende Prätoren gerieten mitsamt Dienern, Liktoren und Purpurgewändern in ihre Hand. Nicht alle römischen Bürger behandelten sie dabei so gut wie Caesar. Die Piraten hatten an Selbstvertrauen gewonnen, und ein römischer Bürger galt ihnen nicht mehr als Herr der Welt. Die Unverschämtheit sei so weit gegangen, klagt Plutarch, dass sie Gefangene, die sich auf ihr Römertum beriefen, besonders verhöhnten. Sie stellten sich dann furchtbar erschrocken und ängstlich, schlugen sich auf die Schenkel, fielen auf die Knie und baten den Gefangenen flehentlich um Verzeihung. Wenn sie diese bekommen hatten, zogen sie ihm römische Schuhe an und legten ihm eine Toga um, damit er auch sofort als römischer Bürger erkannt werden konnte. Danach warfen sie ihn über Bord.12

Rom kümmerte sich um den Einzelfall nicht. Es reagierte erst, als Seeraub epidemisch wurde und die Piraten sich nicht mehr damit begnügten, einzelne Kauffahrerschiffe zu kapern. Sie waren von einer Meer- gleichsam zu einer Landplage geworden und nutzten den Spielraum, den Rom ihnen in den Kriegen gegen Mithridates und die eigenen Bürger ließ. Piraten plünderten Inseln, Hafenstädte, ja ganze Landstriche und stießen sogar ins Landesinnere vor. Auf dem und um das mare nostrum wurde ein unerklärter Krieg geführt. Vielerorts verfügten die Piraten über Ankerplätze und errichteten sogar befestigte Beobachtungstürme. Den Verfolgern waren sie mit ihren leichten Schiffen und ihrem erfahrenen Schiffspersonal überlegen. 1000 Schiffe zählt Plutarch und 400 von Piraten eroberte Städte. Selbst die heiligen Stätten waren bedroht. Die Seeräuber überfielen die „Heiligtümer in Klaros, Didyma, Samothrake, den Tempel der Chthonia in Hermione, des Asklepios in Epidauros, die Tempel des Poseidon auf dem Isthmos, auf Tainaron und in Kalauria, die Tempel des Apollon in Aktion und Leukas, die Tempel der Hera auf Samos, in Argos und auf dem Lacinium“. In Olympia provozierten sie die Pilger, indem sie geheimnisvolle Mysterien feierten. Als Anhänger des Mithras verbreiteten sie seinen Kult.13

Rom hatte die Seeräuber bis in die sechziger Jahre nur punktuell und damit vergeblich bekämpft. Ein Guerillakrieg zur See war mit solchen Maßnahmen nicht zu gewinnen. Inzwischen gefährdeten die Seeräuber die ganze Handelsschifffahrt. Rom drohte damit von der Getreideversorgung abgeschnitten zu werden. Das spätestens war der Punkt, an dem die ganze Kriegsmaschinerie des Reiches gegen die Seeräuber eingesetzt werden musste. Es gab nur wenige, die einen solchen Auftrag übernehmen konnten, und am Ende blieb nur einer übrig, dessen Name freilich nicht genannt wurde, als der Volkstribun Gabinius in der Volksversammlung seinen Gesetzesantrag vorlegte. Alle wussten, dass Pompeius mit Zustimmung des Volkes den Oberbefehl erhalten sollte, nur dieser selbst tat, als sei er über alles im Unklaren. Ein prokonsularisches Imperium sollte es sein, gültig für eine Dauer von drei Jahren. Dazu beantragte Gabinius einen Stab von fünfzehn Legaten und zwei Quästoren, Befehlsgewalt über alle Truppen und Flotten, eine Ausstattung von 36 Millionen Denaren, weiterhin Zugriff auf die Staatskasse und die Einnahmen der Zollverwaltung. Plutarch spricht davon, dass Pompeius eine fast monarchische Stellung eingeräumt worden sei: Unumschränkte Macht über alle Provinzen und alle Länder des Römischen Reiches, die größten Völker und mächtigsten Könige habe er besessen, über das ganze Mittelmeer diesseits der Säulen des Herakles und über das Festland, vierhundert Stadien landeinwärts habe sich seine Herrschaft erstreckt.14

Ein solches Gesetz musste auf den Widerstand der Optimaten und der übergroßen Mehrheit des Senates stoßen. Aus einer quasi-monarchischen Stellung konnte leicht die eines Diktators ohne Einschränkung werden. So liefen die Optimaten gegen den Antrag Sturm. Sie drohten, sie taktierten – und, als sie im Geschrei des Volkes nicht mehr zu Wort kamen, redeten sie noch in der Gebärdensprache. Vergebens. Da es nicht hören konnte, wollte das Volk auch nicht sehen. Nur ein einziger Senator fand seinen Beifall. Der war noch jung und gerade erst Quästorier. Allein Caesar plädierte gegen die widerstrebenden Prätorier und Konsularen für das Gesetz. Das gefiel nur zweien, Pompeius und dem Wahlvolk, aber beide konnten ihm noch nützlich werden. Mehr Grund brauchte es nicht für seinen Auftritt. Der Senat erlitt eine schwere Niederlage. Nur zwölf Jahre nach Sullas Tod zeigte sich, dass mit der Volksversammlung wieder gegen ihn, selbst wenn er geschlossen auftrat, Politik gemacht werden konnte. Das allein war wichtig für Caesar; er sollte genau diese Methode in seinem Konsulatsjahr erfolgreich praktizieren.

Der Antrag des Gabinius wurde angenommen. In einer weiteren Volksversammlung setzte Pompeius zusätzliche Befugnisse durch und entledigte sich dann seiner Aufgabe binnen 40 Tagen. Die Marktpreise waren schon auf die bloße Nachricht von der Übertragung des Kommandos an ihn gefallen.15

Caesar

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