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Ädil

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Der Weg zum Konsulat führte über Quästur, Ädilität und Prätur. Dazwischen aber lagen kleinere Ämter, durch deren publikumswirksame Besorgung sich ein Kandidat die Wahl zu den größeren erleichtern konnte. Im Jahre 67 wurde Caesar zum Aufseher für die öffentlichen Straßen (curator viarum) bestellt. Zuständig war er insbesondere für die Via Appia, Italiens berühmteste Straße, die von Rom über Capua und Benevent nach Brindisi führte. Der curator musste die Straßen instand halten und die anfallenden Bauarbeiten überwachen. Er konnte dabei leicht Unmut auf sich ziehen, bekam aber auch ebenso schnell Anerkennung, wenn er seinen Pflichten sorgfältig nachkam. Bauaufträge versteigerte der Zensor zu Lasten der Staatskasse, doch der Straßenaufseher hatte die Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Wer aus eigenen Mitteln Straßen reparieren oder Brücken bauen ließ, verbesserte seine Chancen bei den nächsten Wahlen. Die Kosten konnten sich schnell amortisieren. Caesar sah dies jedenfalls so und steuerte große Summen aus seinem privaten Vermögen bei, das er noch gar nicht besaß.20

Die populare Begeisterung, die Pompeius die beiden großen Kommanden einbrachte, trug auch Caesar nach oben. Ein Jahr, nachdem er sich als curator bewährt hatte, wurde er zu einem der vier Ädilen des Jahres 65 gewählt. Dieses Amt konnte auf dem Weg nach oben auch einmal übersprungen werden, doch bot es alle Chancen, sich bei der plebs urbana in Szene zu setzen. Der Aufgabenbereich des Ädils war auf die Hauptstadt beschränkt, er agierte unmittelbar vor Publikum. Caesar beaufsichtigte mit seinen Kollegen Tempel, Märkte, Straßen, Plätze, Bordelle und Bäder der Hauptstadt. Das nannte sich cura urbis. Daneben oblag den Ädilen die Wasser- und Lebensmittelversorgung, die cura annonae. Caesar kümmerte sich besonders um die Ausrichtung der öffentlichen Spiele, cura ludorum genannt. Die Spiele, die er zusammen mit seinem Kollegen Calpurnius Bibulus als kurulischer Ädil auszurichten hatte, im April solche für die Göttermutter Cybele und im Herbst diejenigen für Iuppiter Capitolinus, waren lang und teuer. Das Ärarium finanzierte das, doch das Volk erwartete Zugaben. Caesar zahlte und stellte alle seine Vorgänger, von Bibulus, dem Kollegen, nicht zu reden, in den Schatten. Theateraufführungen, Tierhetzen, Festzüge und die öffentlichen Gastmähler waren prächtig wie nie. Als Höhepunkt wartete Caesar zu Ehren seines – nun schon seit zwanzig Jahren toten – Vaters mit einer besonderen Attraktion auf: Bei Gladiatorenspielen kämpften 320 Fechterpaare miteinander, gekleidet in Rüstungen aus Silber. Daneben ließ Caesar auf dem Forum, dem Komitium und dem Kapitol bauen oder instand setzen, eine Säulenhalle errichtete er unter seinem Namen. Der Beifall gehörte ihm, von seinem Kollegen sprach niemand. Bibulus bewahrte aber noch den Humor, den er später während des im Jahre 59 gemeinsam ausgeübten Konsulats gänzlich verlieren sollte: Es gehe ihm geradeso wie dem Pollux, äußerte er. Denn so wie der den Zwillingsbrüdern geweihte Tempel auf dem Forum nur der des Kastor genannt werde, so würde auch die von ihm und Caesar bewiesene Freigebigkeit allein diesem zugeschrieben.21

Nach den Senatsniederlagen Mitte der sechziger Jahre war der Boden für eine wirkliche Provokation vorbereitet. Caesar nahm dazu den Unmut einiger Optimaten in Kauf. Heimlich ließ er in den Werkstätten Bildsäulen des Marius herstellen und sie mit Siegesgöttinnen und Trophäen schmücken. Inschriften rühmten die Erfolge über die Kimbern und Teutonen. Ein Mann hatte Rom vor dem Ansturm der Germanen gerettet: Marius. In einer Nacht- und Nebelaktion wurden die Statuen auf das Kapitol gebracht. Als Rom am nächsten Morgen erwachte, hatte es seine Sensation. Der siebenmalige Konsul war zu neuem Leben erstanden, und es gab nicht wenige, die ihn auch zum achten Mal gewählt hätten. Die Kunde verbreitete sich rasch, das Volk lief zusammen und begaffte die Goldstatuen. Die Anhänger des Marius, die siebzehn Jahre lang hatten schweigen und ihr Idol verleugnen müssen, kamen erst einzeln, fassten dann Mut und erschienen in immer größerer Zahl, als sie begriffen, dass Sullas Denunzianten keinen Adressaten mehr hatten. Sie begannen Beifall zu klatschen, viele weinten vor Freude, und schließlich bejubelten sie Caesar, den mutigen Neffen, der den Edikten, Gesetzen und Verboten des Senats trotzte. Dieser trat sofort zu einer Sondersitzung zusammen. Der angesehene Optimat Lutatius Catulus empörte sich: „Nicht mehr mit unterirdischen Stollen, sondern mit Belagerungsmaschinen greift Caesar den Staat an!“ Caesar wehrte sich, er war keineswegs isoliert. Eine Mehrheit des Senates folgte seiner Rechtfertigung.22 Der Sieg war doppelt.

Caesar stellte seine Karriere auf zwei Säulen: enorme Ausgaben, die ihn aus der Masse der sparsamen Aristokraten heraushoben, und militärische Erfolge. Das erste war die Voraussetzung für das zweite, das zweite die Voraussetzung für die Vergütung der Ausgaben. Das Risiko einer Fehlinvestition, also über Tagesberühmtheit nicht herauszukommen, hielt Caesar klein, indem er sich nicht allein auf Geld verließ, sondern die populare Tradition herausstellte, in der er sich sah. Plutarch berichtet, Caesar habe bereits 1300 Talente oder 31 200.000 Sesterzen Schulden gehabt, bevor er sein erstes Amt bekleidete. Das muss nicht auf den Sesterz stimmen, aber es erhellt, dass Caesar viele Geldgeber besaß, die in ihm einen hoffnungsvollen Mann sahen. Nach Ablauf der Prätur war er dann so verschuldet, dass kein Gläubiger ihn mehr fallen lassen konnte.23

Caesar

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