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Crassus

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Für eine Zusammenarbeit zwischen Caesar und Crassus schon zu Beginn der sechziger Jahre gibt es keine zuverlässigen Zeugnisse, aber hinreichend Gründe. Crassus war ein flexibler Politiker, wenn es um seine Interessen ging, er besaß Einfluss und vor allem auch das Geld, das Caesar zur Beförderung seiner Karriere brauchte. Für diesen zumindest besaß eine Annäherung Sinn. Gerüchte, die eine Zusammenarbeit von Crassus, Catilina und Caesar für das Jahr 65 behaupten, sind vermutlich gezielt gestreute Fehlinformationen. Sie setzen aber voraus, dass eine solche Kooperation möglich gewesen wäre. Auch Crassus konnten Caesar und seine Klientel von Nutzen sein. Im Wettbewerb mit Pompeius nahm er jede Hilfe an. Zwar galt Crassus als reichster Mann Roms, doch fehlte ihm der Kriegsruhm des Pompeius. Nicht einmal den Sieg über einen Sklavenfeldherrn hatte dieser ihm gegönnt. Crassus musste sich damit bescheiden, dass er mehr Talente besaß als Begabung. Mit 300 Talenten begann er, 7100 besaß er, als er vor dem Aufbruch in den Partherkrieg eine Bilanz aufmachte. Plutarch berichtet, Crassus habe sein Vermögen mit Feuer und Krieg zusammengescharrt. Das zweite war das übliche, das erste originär. Wenn irgendwo in den insulae von Rom ein Brand ausbrach, und das war häufig der Fall, kaufte Crassus, noch während das Haus in Flammen stand, das dazugehörige Grundstück und, wenn möglich, die bedrohten angrenzenden Gebäude zu einem billigen Preis und ließ dann von einer eigenen Bauhandwerkertruppe von 500 Sklaven neue Mietskasernen hochziehen. Plutarch räsoniert, Crassus habe das allgemeine Unglück zu seiner ergiebigsten Einnahmequelle gemacht. Das geht freilich an der Sache vorbei. In der contentio dignitatis, im Streit um die höchste gesellschaftliche Ehre, die ja Erwerb von Gütern einschloss, verfuhr jeder Aristokrat nach seinen Möglichkeiten, und die von Crassus lagen eben an der Heimatfront.

Crassus’ Geiz war in Rom sprichwörtlich. Nicht wenige vermuteten sogar, er habe die Witwe seines Bruders aus Gründen der Sparsamkeit geheiratet und nicht weil dies einem alten, schon lange nicht mehr geübten Brauch entsprach. In einem Prozess wegen einer Affäre mit einer Vestalin wurde er freigesprochen, weil die Richter seiner Erklärung glaubten, nicht die Dame, sondern nur der billige Erwerb ihres Landgutes habe ihn interessiert. Geld an Freunde verlieh er dagegen ohne Zinsen. Abhängigkeiten waren ihm in diesem Fall lieber als noch mehr Geld.

Plutarch gibt, wie so oft, die stimmigste Charakterisierung: „Da Crassus in seiner Politik häufige Wandlungen vollzog, so war er weder ein zuverlässiger Freund noch ein unversöhnlicher Gegner, sondern gab mit Leichtigkeit, wenn sein Vorteil es erforderte, ebensowohl eine Freundschaft wie eine Feindschaft auf, so dass er oft binnen einer kurzen Frist als Vertreter und dann als Widersacher derselben Personen oder Sachen erschien. Seine Macht gründete sich auf Zuneigung und auf Furcht, auf letztere nicht weniger.“24 Crassus lavierte zwischen Optimaten und Popularen, um eine Stellung in der Mitte einzunehmen,25 gleichsam seine eigene Partei bildend. Sein Einfluss basierte auf einer umfangreichen Patronatstätigkeit, doch gelang ihm nach seinem Konsulat nur wenig. Als Zensor von 65 nahm er einen neuen Anlauf, versuchte, sich unter den Transpadanern eine Klientel zu schaffen und schlug vor, Ägypten zur Provinz zu machen. Der Kollege im Amt widersetzte sich allem, beide paralysierten sich und traten noch vor Ablauf der Amtszeit zurück.

In der Transpadaner-Frage liegt eine Verbindung zu Caesar nahe. Hier besaßen beide gemeinsame Interessen. Offenbar versuchte Caesar auch an dem Ägypten-Unternehmen zu partizipieren. Im Jahre 65 soll er versucht haben, sich durch Plebiszit die Vollmacht für eine Militäraktion am Nil zu verschaffen. Die Optimaten waren aber gegen das Projekt, und es blieb schließlich nur eine Randnotiz bei Sueton.26 Bei diesem lesen wir noch eine andere ominöse Geschichte aus jenem Jahr: Caesar und Crassus sollen sich an einer Verschwörung beteiligt haben. Entsprechende Gerüchte liefen unter den Senatoren um, Bibulus wies später in seinen Edikten des gemeinsamen Konsulatsjahres darauf hin, und nach Caesars Tod bemächtigte sich die Geschichtsschreibung des Falles – oder machte ihn erst zu einem. Das Ganze ist nicht mehr als eine Räuberpistole, mit der die Optimaten offenbar allzu eifrige Populare in Schach halten wollten. Angeblich geschah es wenige Tage, bevor Caesar sein Amt als Ädil antrat. Im Sommer 66 hatten die Zenturiatkomitien zunächst Autronius Paetus sowie Cornelius Sulla zu Konsuln gewählt. Noch bevor sie aber ihr Amt antreten konnten, wurden sie wegen Bestechung angeklagt und suspendiert. Beide wollten dies nicht akzeptieren und sollen daher geplant haben, die inzwischen nachgewählten neuen Konsuln bei ihrem Amtsantritt am 1. Januar zu ermorden. Auch Catilina, dem später alles zugetraut wurde, war angeblich dabei. Dem Senatorenklatsch nach war Caesar auserwählt, das verabredete Zeichen zum Umsturz zu geben. Gewiss ist nur, dass er es nicht tat. Niemand versuchte ein Attentat, niemand wurde später zur Rechenschaft gezogen. Die meisten der Zeugen litten an Amnesie und konnten sich nicht mehr so recht erinnern. Da aber nun einmal mit Schmutz geworfen wurde, blieb er auch hängen. Crassus sagte die Fama Ambitionen auf die Diktatur nach, Caesar auf die Rolle des Gehilfen. Daran wollten aber wirklich nur eingefleischte Gegner glauben.27 Beleg war ihnen Caesars Eintreten für Catilina, und daran braucht nicht gezweifelt zu werden. Die Unterstützung beschränkte sich auch nicht auf das Revolutionsjahr 63. Schon bei seiner Bewerbung für das Konsulat im Jahre 64 hatte er ihn zusammen mit Crassus unterstützt. Jedenfalls behauptet das Cicero.28

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