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Wären sie nicht so gelaufen, wäre ich vielleicht gar nicht auf sie aufmerksam geworden.

Sie waren aus einer Baracke gekommen. Er trug eine Tasche in der Rechten und schleppte das Mädchen an der Linken.

„Da sind sie!“, triumphierte ich und trat kräftig auf die Bremse.

„Wer?“, fragte Charles Lenoire.

„Montague Ross und Mei Chen.“ Ich wies mit dem Zeigefinger nach den beiden. Lucky March war meiner Meinung nach das größte Zeichentalent, das Mutter Erde je beherbergt hatte. Ich hatte Ross und seine Freundin sofort wiedererkannt.

„Was tun wir jetzt, Biff?“, erkundigte sich Charles.

Ich wies auf den in einiger Entfernung hochsteigenden Rußpilz und sagte: „Nachdem wir uns allem Anschein nach die Tankstelle bereits sparen können, werden wir uns an die beiden halten. Mal sehen, wohin die Vögel fliegen.“

„Warum kassieren wir sie nicht sofort?“, fragte Charles ungeduldig.

„Weil sie das Geld nicht bei sich haben“, klärte ihn Susan ruhig auf.

Ich drehte mich zu Charles um und grinste. „Geht es uns denn nicht mehr um die zehn Prozent von der Neunhundertfünfzigtausend-Dollar-Beute?“

Nun grinste auch Charles. „Doch, doch, Biff. Natürlich. Die hab’ ich nicht vergessen.“

„Wir bekommen die zehn Prozent aber doch nur, wenn...?“

„... wenn wir die Banknotenbündel zurückbringen“, vervollständigte Charles meinen absichtlich abgebrochenen Satz.

„Eben“, nickte ich. „Deshalb werden wir uns an die Fersen der beiden heften. Vielleicht führen sie uns zu ihrem versteckten Sparstrumpf.“

Der kleine Ross riss hektisch die Tür eines Wagens auf. Es war ein dunkelgrauer Thunderbird. Ross schleuderte die Tasche auf die hintere Sitzbank, machte dann der Chinesin ein Zeichen, sie solle sich beeilen, rutschte hinter das Volant und startete den Motor hastig.

Wenige Augenblicke später flitzte der Thunderbird an meinem hinter einem riesigen Laster versteckten Mustang vorbei.

„Dann haltet mal schön die Däumchen“, sagte ich und ließ die Kupplung kommen.

Ross fuhr nicht schneller, als er durfte. Er wollte nicht riskieren, dass ihn eine Verkehrsstreife wegen Schnellfahrens festnagelte.

Von Mei Chen war nur noch ein kleines Haarbüschel zu sehen. Sie war tief in die Polsterung gerutscht und wäre wahrscheinlich am liebsten noch viel tiefer untergetaucht.

Ross wählte vorwiegend verkehrsarme Straßen. Er wechselte oft die Richtung, um etwaige Verfolger abzuschütteln, doch er rechnete nicht mit meiner Hartnäckigkeit. Wenn ein Privatdetektiv das Beschatten nicht beherrscht, dann sollte er besser auf Milchmann umsatteln.

Trotz der zahlreichen Kursänderungen war deutlich zu erkennen, dass Montague Ross dem Norden der Stadt zustrebte.

Allmählich säumten flache Vorstadthäuser die breiter werdende Straße. Es sah ganz so aus, als wollte Ross Chicago verlassen.

„Wo fährt der Kerl denn hin?“, fragte Charles ungeduldig.

„Momentchen, ich fahr gleich mal vor und frage ihn“, grinste ich.

„Was ist, wenn der eine Rundreise durch die Staaten macht, Biff?“

„Dann machen wir die Rundreise eben mit“, lachte ich.

„Was haben Sie gegen die Staaten, Charles?“, fragte Susan amüsiert. „Ich wette, Sie kennen die meisten Sehenswürdigkeiten noch gar nicht.“

„Die Wette haben Sie bereits gewonnen“, knurrte Lenoire. Ich konnte ihn gut verstehen. Mir ging es ähnlich wie ihm. Ich wollte auch endlich zupacken. Doch ich wusste aus Erfahrung, dass es besser war, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten. Selbst wenn dabei manchmal die Nerven beinahe schon in Fransen gingen.

Ross hielt an einer Tankstelle.

Ich steuerte meinen Mustang sofort rechts ’ran, ließ ihn bis zu einem Berg von Ölfässern, die vor einem langgezogenen Blechschuppen aufgestapelt waren, rollen und wartete ab.

Susan steckte mir eine Zigarette an. Ich rauchte mit tiefen Zügen und gewann viel von meiner verlorengegangenen Ruhe wieder.

„Bist du auch seiner Meinung, Susan?“, fragte ich meine Partnerin und wies mit dem Daumen auf Lenoire. „Sollen wir uns Ross jetzt schon schnappen?“

„Ich bin überzeugt, die Polizei würde es aus ihm herausbekommen, wo er das Geld versteckt hat“, warf Charles noch in die Waagschale.

Ich war da nicht so sicher. „Ross soll ein ganz unangenehmer Bruder sein“, sagte ich. „Wenn das Bild stimmt, dass ich mir von ihm gemacht habe, wird er das Versteck niemals preisgeben.“

„Dann wird es seine Freundin verraten.“

„Wer weiß, ob sie überhaupt davon Kenntnis hat.“

„Ich schlage vor, wir geben ihm noch eine halbe Stunde. Wenn er uns bis dahin nicht zum Geld geführt hat, versuchen wir es andersrum“, meinte Susan Tucker.

Eben wollte der Tankwart die Scheiben des Thunderbird reinigen, doch Ross winkte kopfschüttelnd ab. Er hatte im Moment andere Sorgen als die um eine reine Windschutzscheibe.

Er setzte sich hastig in seinen Wagen und brauste mit aufheulendem Motor davon.

Das war ein Zeichen für mich, ebenfalls wieder ein bisschen auf die Tube zu drücken.

Nach einer Fahrt von zehn Minuten glomm plötzlich das rechte Blinklicht von Ross’ Wagen in kurzen Abständen auf.

Gleich darauf bog er in eine schmale Straße ein, die direkt zum Lake Michigan hinunterführte.

„Was sagt man?“, grinste ich. „Scheint keine lange Rundreise zu werden. Soviel ich weiß, endet die Straße am See.“

„Das würde heißen, dass wir unser Abendbrot schon wieder zu Hause verzehren können“, sagte Susan.

„Das trifft sich gut“, knurrte Charles Lenoire hinter uns. „Hab’ nämlich meine Zahnbürste nicht bei mir. Außerdem schlafe ich nur ungern in fremden Betten.“

Ich hielt genügend Distanz, um Ross nicht noch im allerletzten Moment kopfscheu zu machen, und meine Vorsicht wurde damit belohnt, dass uns Montague Ross geradewegs zu seinem abseits gelegenen Strandhaus führte.

Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket

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