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Als ich aus einer tiefen Ohnmacht erwachte, fand ich mich zu meiner grenzenlosen Verblüffung zu Hause in meinem Bett. Ich trug meinen Pyjama, die Daunendecke reichte mir bis an die Magengrube.

Susan und Charles lächelten mich freundlich an. Ich setzte mich mit einem Ruck auf. Das hätte ich lieber bleibenlassen sollen, denn sofort rumorte es in meinem Schädel wie in einer Müllverbrennungsanlage.

Ich musste die Augen eine Weile fest schließen. Als ich sie dann wieder öffnete, waren Susan und Charles immer noch da. Also waren sie mir nicht bloß im Traum erschienen.

Ihr Lächeln ging mir allmählich auf die Nerven „Was guckt ihr so doof?“, fragte ich. „Habt ihr noch nie einen Mann im Pyjama gesehen?"

Susan atmete auf. „Es geht ihm schon wieder gut“, sagte sie zu Charles.

„Wer behauptet das?“, protestierte ich. „Ich fühle mich hundeelend.“

„Sie waren ja auch blau wie ein Leichtmatrose nach dem ersten Landurlaub“, grinste Charles.

„Mein Bier“, knurrte ich.

„Junge, ich hätte nicht gedacht, dass Sie heimlich so bechern würden, Biff.“

Ich ging auf seinen blanken Hohn nicht ein. „Kann mir jemand verraten, wie ich hierherkomme?“, fragte ich statt dessen und berichtete von dem Zwangsgelage mit den beiden Killern.

Susan Tucker erzählte es mir. „Als ich von der City Police nach Hause kam, sagte mir Charles, dass du zu Astor gefahren bist. Ich fuhr sogleich hinterher, fand dich im Mustang — vollkommen hinüber — und Astor in der Badewanne.“

„Auch vollkommen hinüber“, nickte ich gallbitter. Allmählich dämmerte es wieder in meiner Erinnerung.

„Susan rief mich an“, erzählte Charles Lenoire. „Nachdem der Rummel mit der Mordkommission bei Astor vorbei war, brachten wir Sie nach Hause. Der Arzt drückte Ihnen zwei Spritzen in die Venen, den Rest konnte dann nur Ihre eiserne Natur schaffen.“

Ich leckte mir benommen die trockenen Lippen. „Kann ich Kaffee haben?“, fragte ich flehend.

Susan machte mir welchen in meiner Küche. Als sie damit wiederkam, wusste sie mir noch etwas zu erzählen. „Tom Harris hat angerufen, während du... weg warst, Biff.“

„Er wollte mich doch nicht etwa auf einen Drink einladen?“, fragte ich entsetzt. Ich konnte mir nichts Grauenvolleres vorstellen.

„Der FBI hat herausgefunden, dass Ronnie Love zur Ross-Gang gehört hat.“

Ich horchte auf. Während ich den dampfenden Kaffee inhalierte, überlegte ich. Zur Zeit machten zwei Banden in Chicago von sich reden: die Ross-Gang und die Tyrrell-Gang.

Susan klärte mich auf, dass die Toten in der Villa — also jene Männer, die mit Gasmasken vor den Visagen die kleine Privatbank um neunhundertfünfzigtausend Dollar erleichtert hatten — der Tyrrell-Gang angehört hatten.

Es sah so aus, als hätte die Ross-Gang der Konkurrenz die Beute abgejagt.

„Warum aber musste Brian Astor sterben?“, fragte ich. „Die Kerle waren ja ganz versessen darauf, ihn fertigzumachen.“

Charles zuckte die Achseln. „Vielleicht hat er der Tyrrell-Gang einen Tipp gegeben, wann das meiste Geld im Safe ist“

„Oder er hatte versucht, mit der Ross-Gang gemeinsame Sache zu machen“, meinte Susan.

„Doppeltes Spiel, meinst du“, sagte ich nachdenklich. „Den einen sagte er, wann das meiste Geld zu greifen wäre, und den anderen erzählte er, wie sie es den Räubern abnehmen könnten. Das nahm man ihm krumm.“

„Doppeltes Spiel ist eben nirgends beliebt“, sagte Charles weise.

„Seltsam ist, dass niemand den Sitz der Ross-Gang kennt“, meinte Susan Tucker und nahm mir die leere Kaffeetasse aus der Hand. „Die Polizei weiß bloß, dass es diese Gang gibt."

„Muss ein toller Schlupfwinkel sein“, sagte Charles.

Ich lehnte mich müde in die Kissen zurück. „Sagt mal, Kollegen, glaubt ihr an Halluzinationen?“

„Bei der Menge Alkohol, die Sie in den Adern rollen hatten, muss man Ihnen so was schon zugestehen, Biff“, schmunzelte Charles. „Der Arzt sagte, Sie hätten nur noch Blut im Alkohol und nicht umgekehrt.“

„Was hast du gesehen, Biff?“, fragte Susan neugierig.

„Einen Chinesen.“ Ich erzählte ihnen, wie mich der Unbekannte mit seinem Wagen abgefangen und so vor dem sicheren Tod gerettet hatte. Ich hoffte, dass ich alles so wiedergab, wie es tatsächlich gewesen war. Beschwören hätte ich es aber nicht mögen. Schließlich war die Grenze zwischen Wirklichkeit und Phantasie zu stark verwischt gewesen.

Susan jedoch zuckte hoch, als hätte ich sie fest in den Po gekniffen. Ihre Augen leuchteten wie bei einer Liebeserklärung, und sie sagte furchtbar aufgeregt: „Das war keine Halluzination, Biff. Den Chinesen gibt es wirklich. Ich hab’ ihn auch schon gesehen.“

„Du warst auch mal blau?“, grinste ich. „Davon weiß ich gar nichts.“

„Er hatte unten an der Ecke gestanden. Unserem Wolkenkratzer gegenüber“, sagte Susan schnell.

„Wann?“, erkundigte ich mich.

„Als man Brian Astor zum erstenmal beseitigen wollte.“ Susan erzählte aufgeregt, dass sie dem Mann nachgelaufen war, um ihn als Tatzeugen festzunageln, doch der Kerl hatte sich von einer Sekunde zur anderen in Luft aufgelöst.

Manchmal war er aber haargenau im richtigen Moment da. Dafür hatte ich ihm zu danken.

Doch wer war der seltsame Chinese? Was hatte er mit all den verrückten Ereignissen zu tun?

Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket

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