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Eine Stunde später tauchten Emerson Surtees und Marty Barrimore beim Michigan Hospital auf. Sie kauften am Blumenstand jeder einen riesigen Strauß Nelken. Damit wirkten sie nicht nur harmlos, sie konnten den Strauß auch, wenn es nötig war, so vor die Visagen halten, dass niemand sie erkennen konnte.

Astors Zimmer befand sich in der vierten Etage. Die beiden Killer hüpften in den langsam hochzuckelnden Paternoster, lehnten sich lässig an die Wand und warteten die vierte Etage geduldig ab.

Während sie noch in der Paternosterkabine standen, verließ Brian Astor, zwar schon wieder über den Berg, aber immer noch stark geschwächt, sein Krankenzimmer, um die Toilette aufzusuchen. Er wankte leicht, musste sich matt mit den Händen vorwärts tasten und ab und zu stehenbleiben, um neue Kräfte zu sammeln.

Astor war kaum auf der Toilette, da eilten Surtees und Barrimore den Korridor entlang. Sie hielten vor Astors Zimmer.

„Du wartest hier“, sagte Surtees. „Bin gleich wieder da.“

„Soll ich nicht doch lieber mitkommen, Em?“, fragte Marty.

„Und wer steht Schmiere, du verrückte Frucht?“, zischte Emerson ärgerlich. „Denkst du, ich schaff's nicht allein, ihm sechs Kugeln in den Pelz zu brennen?“

Surtees hob den Blumenstrauß hoch, drückte die Tür auf und schob als erstes die Nelken in den Raum. Dann folgte er schnell. Er ließ sich nicht lange Zeit, blieb gleich bei der Tür stehen, riss den Ballermann mit aufgeschraubtem Schalldämpfer aus dem Jackett und knallte sechsmal nach der aufgebauschten Daunendecke. Dann warf er grinsend die Blumen aufs Bett und verließ den Raum schnell wieder.

„Erledigt“, flüsterte er zufrieden und schob blitzschnell die Kanone an ihren Platz zurück. „Sechs Bleihummeln übersteht keiner.“

Surtees hatte das Jackett noch nicht über seinem Revolver zugeknöpft, da öffnete Brian Astor ahnungslos die Tür zu den Toiletten.

Als erstes sah Astor den Revolver. Und dann die Gesichter der beiden Killer. Der Schreck fuhr ihm bis ins Knochenmark. Er zuckte zurück und schlug blitzschnell die Tür zu.

Doch so, wie Astor die beiden gesehen hatte, hatten die Killer auch ihn sofort bemerkt und erkannt.

„Verdammt!“, fauchte Surtees, außer sich vor Zorn.

„Erledigt, wie?“, höhnte sein Komplice ärgerlich. „Denkst wohl, ich schaff’s nicht; ihm sechs Kugeln in den Pelz zu brennen?“, zischte Marty verächtlich. „Mann, du bist ja sogar zu blöd für den Job eines Fensterputzers.“

„Ach, halt doch die Klappe“, schnaubte Surtees zurück. Er schnellte vorwärts, erreichte die Toilettentür, warf sich mit voller Wucht dagegen und preschte mit hochrotem Gesicht in den Raum.

Astor hatte sich in seiner Todesangst inzwischen in eine der Toiletten eingeschlossen. Zitternd stand er auf der Sitzmuschel, hörte die Killer herankeuchen und wusste sich keinen Rat.

„Mit dem machen wir kurzen Prozess", knurrte Surtees. Er fasste in die Tasche, lud seinen Revolver nach und richtete die Waffe dann blitzschnell auf die versperrte Tür.

Als der erste Schuss aufploppte, dachte Astor, ihn würde der Schlag treffen. Der Kerl knallte einfach durch das Holz der Tür. Früher oder später musste ihn eine der Kugeln treffen.

Schwach, aber in seiner grenzenlosen Furcht zu allem entschlossen, warf Astor den Kopf herum. Schon ploppte der nächste Schuss auf. Diesmal fegte die Kugel nur wenige Millimeter an seiner linken Schläfe vorbei.

Das Fenster!

Astor riss es mit zitternder Hand auf. Er kletterte durch die schmale Öffnung. Zwei Meter unter dem Toilettenfenster war ein breites Flachdach. Astor hatte keine andere Wahl. Er musste sich fallen lassen.

Flatternd wehte das weiße Spitalhemd um seine Beine. Er kam hart auf dem Dach auf, kippte kraftlos zur Seite und blieb erschöpft und schwer keuchend auf dem staubigen Blech liegen.

Noch war er aber nicht gerettet. Er musste weiter. Schnell fort von hier. Er rappelte sich unter Aufbietung all seiner Kräfte auf.

Oben hatten die beiden Killer inzwischen die Tür der Toilette aufgeschossen und steckten nun den Kopf aus dem schmalen Rechteck.

Surtees hielt seine Kanone nun mit beiden Händen, um besser zielen zu können. Astor hatte eben den Rand des Daches erreicht Sein Ziel war die Eisenleiter, die von hier nach unten in den Spitalgarten führte. Da drückte Surtees ab.

Fast lautlos verließ die heiße Kugel den Lauf der Waffe. Astor strauchelte. Das rettete ihm das Leben, denn die Kugel hatte die richtige Richtung. Sie wäre Astor haargenau in den Hinterkopf gedrungen und hätte ihn vom Dach geschleudert.

Astors Schutzengel schien auf dem Posten zu sein.

Surtees stieß einen ellenlangen Fluch aus. Er drängte Marty zur Seite und kletterte nun ebenfalls aus dem Fenster, um Astor zu verfolgen.

Brian Astor klapperte inzwischen in seiner grenzenlosen Verzweiflung die Leiter hinunter. Er wagte sich nicht mehr umzusehen. Er erreichte das samtweiche Gras und begann wankend zu laufen. Die Todesangst hatte ihm übermenschliche Kräfte verliehen. Sie hatte die letzten in seinem Körper schlummernden Kräfte mobilisiert. Doch nun war er beinahe am Ende seiner Leistungsfähigkeit angelangt. Die Beine waren so schwer, als hätte er Bleisohlen an den Pantoffeln. Die Glieder brannten wie Feuer und wollten sich nicht mehr so recht bewegen.

Einen Moment lang dachte er, er sollte einfach stehenbleiben und auf seine Verfolger warten. Sie würden mit ihm sicher kurzen Prozess machen. Er würde bestimmt nicht lange zu leiden haben.

Doch dann trieb ihn wieder der Lebenswille vorwärts. Weiter! Weiter!, hämmerte es heiß in seinem Innern.

Weiter! Aber wohin?

Nun hatte auch Emerson Surtees den Rand des Flachdaches erreicht. Er schwang sich mit einem schnellen Ruck auf die Leiter...

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