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Susan Tucker trat um fünf Uhr nachmittags in unser gemeinsames Büro. Ich hatte eben die Absicht gehabt, mit Charles Lenoire, einem unserer Mitarbeiter, etwas Scharfes zu heben. Als meine Partnerin eintrat, stellte ich schweigend ein drittes Glas auf den Tisch und goss ohne Geiz ein.

„Bedient euch, Komplicen!“, sagte ich und griff als erster zu.

Während ich trank, musterte ich Susan über den Rand meines Glases. Irgend etwas schien mit ihren Haaren passiert zu sein. Ich hatte nur noch nicht genau 'raus, was es war. Die Locken spielten alle Farben. Meine Partnerin trug tatsächlich sämtliche Farben, die ein tüchtiger Friseur hervorzubringen imstande ist, auf einem einzigen Kopf. Das war selbst einem abgebrühten Hasen wie mir, der von Susans Seite Überraschungen dieser Art ja schon seit Jahren gewöhnt ist, zuviel.

Auch Charles konnte an diesem Naturereignis nicht ohne Reaktion vorübergehen: Er verschluckte sich, bekam das scharfe Getränk in die falsche Röhre und begann mit hochrotem Kopf laut zu bellen.

Susan war die einzige, die verhältnismäßig normal blieb. Kein Wunder. Sie war wahrscheinlich noch an keinem Spiegel vorbeigekommen.

Am besten, nicht beachten. Mit keiner Silbe bereden, dachte ich. Sonst kränkt sie sich.

Susan nippte von dem Drink, stellte das Glas ab und holte aus ihrer Handtasche, die sicher nicht älter als zwei Stunden war, eine Extraausgabe der „Chicago News“.

Verglich man die Handtasche mit Susans neuer Frisur, musste man dem abenteuerlichen Gebilde bescheinigen, dass es richtiggehend harmlos wirkte.

„Ist was passiert?“, erkundigte sich Charles und tupfte den Schweiß mit seinem weißen Taschentuch von der Stirn.

„Hatte Mao Tsetung eine Fehlgeburt?“, wollte ich wissen.

Ohne ein Wort zu sagen, klatschte Susan die auseinandergefaltete Zeitung auf den Tisch.

Neunhundertfünfzigtausend Dollar bei Bankeinbruch erbeutet. Von den Tätern fehlt jede Spur.

Charles und ich überflogen den fettgedruckten Reißer mit sichtlichem Interesse. Als ich die Stelle erreichte, wo erwähnt wurde, dass man eine Prämie in der Höhe von zehn Prozent für die Wiederbeschaffung der neunhundertfünfzig Riesen ausgesetzt hatte, wusste ich, warum Susan uns das Extrablatt gebracht hatte.

„Ich nehme an, du kommst nicht mehr so recht mit deinem Taschengeld klar“, lächelte ich meine Partnerin an.

„Zehn Prozent von neunhundertfünfzigtausend Dollar sind ..."

„Ein Vermögen“, grinste ich.

„Ein richtiges Vermögen“, tönte Charles Lenoire beeindruckt. „Ich glaube, wir sollten uns darum kümmern.“

Ich zuckte die Achseln. „Wenn Charles meint“, sagte ich zu Susan. „Hast du schon einen Plan, Partnerin?“

Susan schüttelte den Kopf. Dadurch wurde ich wieder auf die Farbenpalette aufmerksam. Ich hätte den Friseur verdroschen, wenn er das mit meinem Haar gemacht hätte.

„Es wäre vielleicht ganz gut, wenn Charles sich mal in der Bank umsehen würde“, schlug Susan vor.

„Ganz offiziell?“, wollte Lenoire wissen. Schließlich war das mit unserer Privatdetektei so eine Sache. Susan und ich arbeiteten nämlich hauptsächlich für den Special Government Service, kurz SGS genannt. Unsere Aufgabe bestand darin, Fälle zu lösen, die weder in den Zuständigkeitsbereich des FBI, noch in den des CIA oder CIC fallen. Die Privatdetektei war eigentlich nur unser Tarnungsschild, hinter dem wir operierten. Da eine Privatdetektei jedoch auch hin und wieder ihrer Bestimmung entsprechend zu funktionieren hat, hatten wir Charles Lenoire und Julia Hickson angestellt. Die beiden lösten für uns die privaten Fälle, und wir gingen ihnen manchmal an die Hand oder übernahmen aus Tarnungsgründen auch mal selbst einen privaten Fall, um nach außen hin den Schein zu wahren.

„Warum eigentlich nicht ganz offiziell?“, fragte Susan Tucker zurück. „Unsere Detektei ist an den zehn Prozent interessiert. Darüber wird sich bestimmt niemand wundern.“

„Dann werde ich mal die Fühler zum FBI ausstrecken“, meinte ich und ging ans Telefon. „Gute Beziehungen sind schließlich dazu da, um ausgenützt zu werden.“

„Was hast du vor, Biff?“, fragte Susan.

„Ich werde unseren lieben Freund Tom Harris anrufen und ihn von dem soeben gefassten Entschluss in Kenntnis setzen. Sollten wir das unverschämte Glück haben, dass sich der FBI mit dem Bankraub befassen muss, könnte Tom uns doch einen heißen Tipp zukommen lassen. Schließlich kann es dem Distriktchef Mr. Small und seinen Leuten nur recht sein, wenn wir uns ebenfalls um die Sache kümmern. Ihnen wie uns geht es doch in erster Linie darum, dass das Verbrechen gesühnt wird.“

„Ich dachte, uns geht es um die zehn Prozent, Biff“, warf Lenoire erstaunt ein.

„Das eine schließt doch das andere nicht aus, Charles“, erwiderte ich grinsend.

Dann wählte ich die mir bestens geläufige Nummer der FBI-Zentrale.

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