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Wir bogen von der Lexington Avenue in die 91. Straße ein. Hier, inmitten der Villen des New Yorker Geldadels, bewohnten die Vanhouvens ein prachtvolles Jugendstilhaus, das man über eine mit weißem Kies bestreute Zufahrt erreichte.

»Wenn man hier lebt, sollte man besser auf seine Frau aufpassen«, sagte Milo, bevor er aus dem Wagen stieg.

Der dunkelhäutige kleine Mann, der uns die Tür öffnete, schien mir der Butler oder der Chauffeur zu sein.

Er führte uns durch eine weitläufige, bis in die zweite Etage offene Halle, die mich spontan an das Foyer eines Museums erinnerte. Porträts in wuchtigen Rahmen säumten den Treppenaufgang. Die Ahnengalerie der Vanhouvens, schätzte ich.

Während wir dem Butler zu einer zweiflügeligen, mit rotem Leder gepolsterten Tür folgten, stieß mich Milo mit dem Ellenbogen an, um mich auf einige Ölgemälde aufmerksam zu machen ausnahmslos Motive aus der Seefahrt.

Hinter der Tür lag ein in dunklem Rot gehaltener Raum eine Mischung aus Bibliothek und Büro. Überall Mahagoni und Leder.

Zwischen einem Bücherregal, das bis zur Decke reichte, und einem schweren Schreibtisch Mahagoni saß ein massiger Mann in feinem pflaumenblauen Zwirn. Auf seinem Kopf wucherte eine dunkelgraue Haarmähne, wie ich sie zuletzt bei diesem ungarischen Dirigenten gesehen hatte, als mich meine vorletzte Verflossene zu einem Sinfoniekonzert in die Avery Fisher Hall abgeschleppt hatte.

Der Mann ich schätzte ihn Anfang 50 erhob sich und reichte uns die Hand. »William Vanhouven.«

Ich stellte uns beide vor. »Tut uns sehr Leid, Mr. Vanhouven. Bitte berichten Sie.«

Das Wenige, was er zu berichten hatte, erzählte er mit einer monotonen Bassstimme: Seine Frau war gestern zu einer Reise nach Amsterdam aufgebrochen. Entgegen ihrer Gewohnheit hatte sie sich nach ihrer Ankunft nicht telefonisch bei ihm gemeldet. Dafür hatte ihn heute Morgen ein Anrufer aus dem Bett geklingelt, um ihm mitzuteilen, dass seine Frau entführt worden sei.

»Er will sich im Lauf des Tages wieder melden«, sagte Vanhouven und hörte nicht auf, den geschliffenen Rosenquarz anzustarren, der vor ihm auf dem Schreibtisch einen Stapel Papier beschwerte.

Wir befragten ihn nach Details. Umstände der Abreise, Kleidung seiner Frau, Anlass des Fluges, Flugnummer, Hotel in Amsterdam und so weiter.

»Hat der angebliche Entführer aus Europa angerufen?«, wollte ich wissen.

»Ich hatte den Eindruck«, sagte Vanhouven, ohne den Rosenquarz aus den Augen zu lassen. »Er sprach mit niederländischem Akzent.«

Dummerweise konnten sich weder er noch sein Butler an die Nummer des Taxis erinnern.

Wir ließen unseren guten Prewitt kommen, und während die Techniker Vanhouvens Telefon mit Fangschaltung und Aufnahmeelektronik präparierten, zauberte der Zeichner ein Phantombild des Taxifahrers auf den Monitor seines Notebooks.

Aus der Zentrale forderten wir einen weiteren Agenten an, der in der Vanhouven-Villa das Telefon überwachen sollte.

Wir sahen uns im Haus um und ließen uns Fotos von Theresa Vanhouven geben.

Vanhouven schärften wir ein, von dem Anrufer unter allen Umständen ein Lebenszeichen zu verlangen.

Der Mann brachte uns anschließend persönlich zur Tür. »Wie stehen die Chancen für meine Frau?«, fragte er leise.

»Schwer zu sagen im Moment, Mr. Vanhouven.«

Hinter ihm auf der Treppe sah ich zwei Jugendliche sitzen. Einer in Blazer und mit Schlips, der andere in T-Shirt, kunstvoll aufgeschnittenen Jeans und mit Baseballmütze - doch sonst glichen Sie sich wie ein Ei dem anderen.

»Wir werden tun, was wir können.«

Solche Phrasen bringe ich immer nur mit einem Kloß im Hals über die Lippen. Über die Hälfte der Kidnappingfälle, in denen ich bisher ermittelt hatte, waren tödlich ausgegangen. Grob geschätzt.

»Ihre Söhne?« Milo deutete mit dem Kopf zu den Jungen auf der Treppe. Sie mussten beide so etwa 18, 19 Jahre alt sein.

Vanhouven nickte.

Wir gingen die Treppe hinunter auf den Wagenpulk zu, der sich mittlerweile auf dem runden Kiesplatz vor dem Haus gebildet hatte. Aus einem der Fahrzeuge stieg eben eine Frau.

»Kate!«, rief Milo. »Ich denke, du hast frei?«

»Ich hatte frei.« Sie schloss ihr Fahrzeug ab. »Bis Mr. McKee anrief und mir erklärte, dass ihr noch jemanden braucht.«

»Ich hoffe, mein Anblick versöhnt dich mit diesem Schicksalsschlag.«

Ich war gespannt, was sie antworten würde, aber sie lächelte nur viel sagend. »Erzählt mir lieber, was hier los ist.«

Milo holte Luft, doch ich kam ihm zuvor und warf Kate die nötigsten Stichworte hin. Es lag einfach zu viel Arbeit vor uns.

»Eigentlich wollte ich ein bisschen länger mit ihr plaudern«, sagte Milo später, als wir wieder in die Lexington Ave einbogen.

»Was glaubst du, warum ich dir ins Wort gefallen bin?«

»Okay, okay.« Er grinste. »Ich werde gelegentlich ein Dankgebet sprechen für meinen so fürsorglichen Partner. Was steht zuerst auf der Tagesordnung soziales Umfeld, Flughafen, Taxiunternehmen?«

»Mach einen Vorschlag.«

Milo überlegte nicht lange. »Es sind verdammt viele Leute, die von der geplanten Amsterdamreise wussten. Das wird uns ein Weilchen beschäftigen.«

»Und irgendwann wird der Entführer anrufen und uns eine weitere Nuss zu knacken geben.«

»Darum schlage ich vor, den Flughafen und die Taxizentralen an die Kollegen von der City Police abzutreten. Wir können das Phantombild und die Fotos einscannen und über E-Mail durchgeben.«

Ich war einverstanden.

Die Cops vom 112. Revier in Queens arbeiteten schnell. Schon gegen Mittag schickten sie uns das Protokoll zweier Zeugenaussagen, die Theresa Vanhouven etwa 24 Stunden zuvor in der Flughalle des Kennedy Airports gesehen haben wollten. Alles sprach also dafür, dass sie ihren Flug nach Amsterdam angetreten hatte.

Der Anruf, der dann am frühen Morgen des nächsten Tages bei ihrem Mann einging, räumte den letzten Zweifel aus - unsere Ingenieure konnten zumindest herausfinden, dass er vom anderen Ufer des großen Teiches kam.

Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket

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