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Gleich nach dem Mittagessen trafen wir uns zur Krisenkonferenz im Büro unseres Chefs. Auf der Tagesordnung standen die Sondierung der bisherigen Ermittlungsergebnisse und die Strategie für die Lösegeldübergabe.

Der Fernsehapparat lief, als wir eintraten. Der Chef nickte nur grüßend und wandte sich gleich wieder dem Fernseher in seinem Bücherregal zu.

Eine der vielen Nachrichtenmagazine, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, die New Yorker den ganzen Tag über mit den Abgründen des Big Tipplee zu schockieren, flimmerte über den Bildschirm.

»Wir flehen Sie an, geben Sie uns Theresa zurück«, jammerte eine Frau. »Sie hat nie jemandem irgendetwas Böses getan.«

»Das Presbyterium der Kirche, in der Mrs. Vanhouven Mitglied ist«, klärte uns der Chef auf.

Wir verfolgten die Sendung. Das Haus der Vanhouvens wurde gezeigt ihr Mann, ihre Söhne, ihre Puppen. Danach appellierte der Reverend der Kirche an die Entführer. Er berichtete von dem sozialen Engagement der Vanhouven und zitierte ein paar Stellen aus der Bibel.

Dann wurden Szenen aus einem Bittgottesdienst für die Entführte übertragen.

Mr. McKee griff zur Fernbedienung und schaltete den Apparat aus. »Tja, Gentlemen...« Er seufzte tief, was eine für ihn ziemlich deutliche Gefühlsäußerung war. Der Fall schien ihm mächtig unter die Haut zu gehen, und mir ging es nicht anders. »Wir sollten alles tun, um das Leben dieser Frau zu retten.«

Wir schwiegen. Niemand wollte so recht anfangen. Der Chef stützte seine Ellenbogen auf den Schreibtisch und legte seine Fingerspitzen zusammen. Das tat er immer, wenn er sich sammelte.

Seine Miene nahm den gewohnten sachlichen Ausdruck an. »Ich höre.«

Wir gaben unseren Bericht ab. Es war nicht viel, aber immerhin stand in der kommenden Nacht die Lösegeldübergabe bevor. Das schien mir unsere Chance zu sein.

»Unsere Leute in Amsterdam kommen nicht weiter. Das Telefonat wurde wahrscheinlich von einem Auto aus geführt«, berichtete Milo. »Der einzige Hinweis, den wir haben, ist das merkwürdige Lebenszeichen - antiquarische Puppe aus Irland namens Prinzessin.«

»Das Stichwort Irland verwirrt mich«, sagte der Chef. »Wenn sie nach Amsterdam geflogen ist, was sollte dann der irische Taxifahrer mit der Entführung zu tun haben?«

Er wartete auf unsere Theorien. Aber keiner hatte eine. »Wenn Mrs.Vanhouven uns damit einen Hinweis geben wollte«, meldete sich Kate schließlich zu Wort, »dann kann sich das Stichwort Irland nur dann auf den Fahrer beziehen, wenn er etwas mit der Entführung zu tun hat.«

»Sie muss den Fahrer gemeint haben«, sagte Milo. »Ein Code macht doch nur dann Sinn, wenn der Empfänger einen Schlüssel hat, um ihn zu knacken, und die Frau weiß, dass mindestens drei Personen den Iren gesehen haben.«

»Das hieße aber, dass sie nicht in Amsterdam, sondern in der Stadt entführt wurde«, wandte Leslie ein, »und dagegen sprechen die Zeugenaussagen des Flughafenpersonals.«

Ich war anderer Meinung. »Nicht unbedingt. Die Lösegeldübergabe soll ja auch in New York stattfinden. Also gibt es hier Leute, die mit der Entführung zu tun haben. Egal wo die Kidnapper die Frau gefangen halten.«

»Haben Sie bei den Taxizentralen nachgefragt?«, wollte der Chef wissen.

»Wird gerade erledigt«, sagte Jay.

»Und die Antiquitätenläden?« Wir gingen davon aus, dass die Entführte uns mit dem Stichwort antiquarisch einen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort geben wollte.

»Die Kollegen in Amsterdam klappern seit heute Morgen sämtliche Geschäfte ihrer Stadt ab, die irgendwelchen alten Kram verkaufen«, berichtete Kate. »Sogar Second Hand Shops werden unter die Lupe genommen. Bis jetzt null Ergebnis.«

»Reaktionen auf das Phantombild?«

»Hunderte. Aber noch keine heiße Spur«, antwortete Clive.

»Wir haben mal die Personen aufgelistet, die von Mrs. Vanhouvens Reiseplänen wussten.« Ich zog ein Papier aus meiner Mappe. »Das sind eine ganze Menge. Außer den Angehörigen zunächst mal Freunde und Bekannte aus der Upper East Aristokratie.Theresa Vanhouven besucht regelmäßig die obligatorischen Dinners und Partys dieser Kreise. Das gehört dort zum guten Ton. Aber diese Leute haben es in der Regel nicht nötig, ihr Geld durch Menschenraub zu vermehren.«

»Schauen Sie sich bitte dennoch dort um.« Mr. McKee stand auf und begann mit auf dem Rücken verschränkten Armen im Büro auf und ab zu laufen. Das tat er meistens dann, wenn er angestrengt nachdachte.

»Selbstverständlich, Sir.« Ich fuhr fort. »Das Hausmädchen und der Chauffeur sind ehrlich erschüttert über die Entführung ihrer Brötchengeberin. Unsere Vernehmungsspezialisten beschäftigen sich trotzdem mit ihnen.«

»Geschäftspartner des Mannes?«

»Alles seriöse Leute. Jedenfalls die Firmen in Europa. Häufig weitläufige Verwandte. Die Vorfahren von Vanhouven und seiner Frau stammen aus Holland. Ihre Familie kam erst während des Krieges in die Staaten. Über seine Partner in Uruguay und Chile wissen wir noch nichts.«

»Versuchen Sie bitte bei den Banken und den Finanzbehörden etwas über die wirtschaftliche Situation seines Unternehmens herauszufinden.« Mr. McKee blieb am Fenster stehen und sah nachdenklich in den Spätsommerhimmel. »Was halten Sie von der Höhe der Lösegeldforderung, Gentlemen?« Er fragte das, ohne sich umzudrehen.

»Wir hatten schon höhere«, sagte Milo. »Besonders wenn die Entführungsopfer aus Industriellenkreisen oder aus dem Geldadel stammten.«

»Das ist wahr«, stimmte ich zu. »Wir scheinen es mit recht bescheidenen Tätern zu tun zu haben.«

»Nicht unbedingt eine typische Tugend unserer Kundschaft«, grinste Medina.

Der Chef drehte sich um und musterte ihn aufmerksam. Er sagte aber nichts, sondern ging zur Wand mit dem Stadtplan. »Dann lassen Sie uns mal nach denken, ob uns die Lösegeldübergabe eine Chance bietet.«

Wir diskutierten lange über den Einsatzplan. Mr. McKee maß alle Vorschläge an dem, was für ihn Priorität hatte: Leben und Gesundheit von Theresa Vanhouven durften auf gar keinen Fall gefährdet werden. Übermäßige Polizeipräsenz schied also aus. Und wir mussten uns besonders raffiniert tarnen.

Kate schlug vor, einen Helikopter unweit der Brooklyn Bridge auf einem Frachter zu stationieren und mit einer Plane abzudecken. Mr. McKee lächelte ihr anerkennend zu und traf eine entsprechende Anordnung.

»Was macht eigentlich der Fall Kent?«, wandte sich der Chef am Ende der Konferenz an Clive und Medina.

»Klapperschlangen treten in Long Island eigentlich nicht in Herden auf«, begann Clive. »Um es genau zu sagen: Es hat sich in den letzten hundert Jahren kein einziger Zwischenfall mit so einer Schlange ereignet. Sie muss also irgendwo ausgebrochen sein, oder jemand hat sie dem Mann ins Haus gesetzt.«

»Und dafür sprechen Fußspuren im Garten«, ergänzte Medina. »Wir haben gegen Abend ein Treffen mit den Detektiven und den Juristen der Versicherungsgesellschaft. Angeblich haben sie Hinweise darauf, dass Unglücksfälle im Geldadel der Stadt in den vergangenen drei Jahren überdurchschnittlich häufig aufgetreten sind.«

Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket

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