Читать книгу Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015 - A. F. Morland - Страница 17
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Ernie und Eddie glotzten mich ehrfürchtig an.
„Mach dich nicht unglücklich, Calder!“, stöhnte Eddie beeindruckt.
„Tu die Knarre weg! Das Ganze war ein glattes Missverständnis, Calder“, sagte Eddie Harvey beschwörend.
„Wir wollten dir absolut nichts tun“, bestätigte Ernie Walker.
„Macht euren Knicks und verschwindet!“, knurrte ich die beiden an.
„Unser Boss hat Sehnsucht nach dir“, sagte Eddie kleinlaut. Er wagte nicht einmal zu husten, solchen Respekt hatte er vor meinem Schießeisen.
„Das hat nichts zu bedeuten“, sagte Ernie schnell. „Er will dir nichts anhaben, unser Boss, Calder!“
„Wer ist euer Boss?“, fragte ich schneidend.
„Pino Calva", erwiderten die beiden wie aus einem Mund.
Ich nickte.
„Der schrägste aller Galgenvögel! Was will der Bauer von einem anständigen Menschen?“
Eddie versuchte sein harmlosestes Lächeln hervorzukehren. Wenn er damit einer alten Frau in der Nacht begegnete, brachte er sie dazu, auf eine zehn Meter hohe Fahnenstange zu klettern.
„Er will mit dir reden.“
„Nichts weiter?“, fragte ich misstrauisch.
„Nichts weiter.“
„Ehrlich?“
„Ehrlich!“
Mir war Pino Calva kein Unbekannter. Ich kannte zwar nicht sein ganzes Sündenregister, doch was ich von ihm wusste, genügte, um mir den guten Rat zu geben, vor ihm auf der Hut zu sein.
„Der Boss hat nichts gegen dich, Calder“, beteuerte Eddie.
„Das wäre das erste Mal, dass er nichts gegen einen Privatdetektiv hätte“, grinste ich höhnisch.
Ich glaubte diesen beiden Ganoven nicht. Es war gut, wenn man ihnen mit einer gesunden Portion Misstrauen begegnete, denn dann konnten sie einen nicht enttäuschen.
„Seine Absichten sind ganz bestimmt sauber, Calder“, versicherte Ernie Walker.
„Wenn du es sagst, muss es wohl stimmen“, grinste ich.
„Es ist so, Calder. Tu doch endlich die Knarre weg!“
„Worum geht es?“
„Worum geht was?“
„Was will Pino Calva, der dämliche Bolzen, von mir?“, schnarrte ich.
„Er will dich was fragen.“
„Worüber?“
„Über Akim Kellys Tod, glaube ich“, sagte Eddie Harvey.
In mir begann die Haussirene zu heulen. Ich sah die beiden Ganoven zum ersten Mal erstaunt an. Was sie mir bis her zu sagen gehabt hatten, war bloß belangloses Zeug gewesen. Nun hatten sie mich aber doch einigermaßen verblüfft. Was hatte Calva mit dem ermordeten Jazzmusiker zu tun?
„Woher weiß er ...?“, fragte ich beeindruckt.
Eddie Harvey zuckte die Achseln.
„Pino Calva hört eben das Gras wachsen.“
„Bei seinem schwarzen Lebenswandel wird es bald über ihm wachsen“, sagte ich frostig. „Dann wird er es aber nicht mehr wachsen hören können.“
„Immer zu Scherzen aufgelegt, Calder, wie?“, grinste Ernie Walker versöhnlich.
„Was ist nun?“, fragte Eddie Harvey ungeduldig. „Kommst du mit uns zu Calva, oder sollen wir ihm sagen, dass du keine Lust hast, mit ihm zu reden?“
„Ich wüsste nicht, was ich bei einem faulen Ei wie Calva soll“, sagte ich ablehnend.
Ich wusste es wirklich nicht. Natürlich hätte mich interessiert, weshalb er sich um Akim Kellys Ableben kümmerte. Es starben täglich viele Leute. Es wurden auch mehrmals in der Woche Leute ermordet. Warum interessierte sich Calva ausgerechnet für diesen Toten? Ein Gangster wie Pino Calva!
Eddie und Ernie ließen nicht locker. Anscheinend hatte ihnen Calva gesagt, wenn sie ohne mich angetanzt kämen, würde er ihnen die Hölle heiß machen. Sie wendeten all ihren schmierigen Charme an, um mich zum Mitkommen zu überreden.
„Der Boss lässt auch bestimmt was springen“, sagte Eddie verlockend.
„Ja. Sein Messer auf“, sagte ich zynisch.
„Blödsinn! Er hat friedliche Absichten, Calder. Wie oft sollen wir dir das noch sagen?“
Ich dachte an die miese Alte, die noch auf mich wartete. Wenn es stimmte, was Susan mir erzählt hatte — und ich hatte eigentlich keinen Grund, an den Worten meiner Partnerin zu zweifeln —, dann erwartete mich bei Mrs. Mary Scott weder eine Sensation noch irgendein angenehmes Erlebnis. Ich würde mich mit der Alten sicher genauso zu ärgern haben wie Susan. Vielleicht begann ich mich deshalb mehr und mehr auf Pino Calva einzupendeln.
Ich bin von Geburt an stets neugierig gewesen. Ein Detektiv, der nicht neugierig ist, hat seinen Beruf verfehlt.
„Was geht Akim Kelly euren Boss an?“, fragte ich.
Ernie Walker meinte: „Wir wollen nicht vorgreifen, Calder. Das wird er dir selbst sagen.“
„Vorausgesetzt, dass ich mit euch komme“, grinste ich.
„Du kommst doch mit, oder?“
„Angenommen, ich würde mit euch nicht zu Calva, sondern zur nächsten Police Station fahren ...“
Die beiden verloren vor Schreck das Gesicht. Sämtliche Gesichtszüge entgleisten.
„Mach keinen Quatsch, Calder!“, stieß Eddie Harvey entsetzt hervor. „Das würde dir Calva sehr übelnehmen!“
Ich rempelte ihn mit einem harten Blick an.
„Soll das vielleicht eine Drohung sein?“
Eddie lenkte sofort wieder ein. Er bekam Flecken im Gesicht. Er ärgerte sich, das merkte ich ihm an. Er hätte mir gern eins auf den Scheitel gegeben, weil ich mich so zierte, mitzukommen, aber da war immer noch mein Ballermann, der ihn strammstehen ließ.
„Mensch, Calder, was soll das ganze Gerede? Tu endlich den Pustemann weg!“
„Das, was ihr vorhin mit mir steigen lassen wolltet, hat verdammt stark nach Kidnapping gestunken, Freunde. Oder was meint ihr als Laien dazu?“
Ernie gab sich leutselig. Er wiegte den Kopf wie Oliver Hardy und spielte mit seiner schrecklichen Krawatte.
„Wir waren vielleicht etwas schroff zu dir, Calder, aber das war nicht so böse gemeint, wie es ausgesehen hat. Es sollte eine Einladung auf freiwilliger Basis sein.“
Ich nickte.
„Okay. Ihr habt mich neugierig gemacht.“
„Verdammt, du kommst mit uns, Calder?“, freute sich Eddie Harvey, als hätte ich ihm das Playboygirl des Monats zum Geschenk gemacht.
„Darf ich etwa nicht?“, grinste ich.
„Doch, doch, doch!“, beeilten sie sich zu sagen.
„Wer von euch hat ’nen Führerschein?
„Beide“, sagte Eddie.
„Wohl beim Wettangeln gewonnen?“
Sie waren glücklich wie kleine Kinder und freuten sich mächtig darüber, dass ich nun wider Erwarten doch noch mit ihnen kam. Deshalb machte es ihnen nichts aus, dass ich sie am laufenden Band aufzog. Ihnen war die Hauptsache, dass sie den von Pino Calva erhaltenen Auftrag zu einem guten Ende bringen konnten.
„Du fährst!“, sagte ich zu Ernie. „Du setzt dich neben ihn“, sagte ich zu Eddie. „Ich sitze hinten allein — sonst kriege ich die Krätze, wenn ihr mir zu nahe kommt.“
Sie machten alles, was ich wollte. Ich nahm den Revolver auf, der das Seitenfenster des Wagens durchschlagen hatte, Ernie putzte die Glasscherben für mich vom Sitz, stach sich einmal und lehrte mich einen Fluch, der inhaltlich und in der Länge alles übertraf, was ich je zu hören bekommen hatte.
Wir setzten uns in den Thunderbird — und ab ging die Post.
Mary Scott konnte warten.
Das dachte ich zumindest noch zu diesem Zeitpunkt. Ich konnte schließlich nicht wissen, was sich inzwischen in ihrem Haus abspielte ...