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Als Dr. Yvonne Wismath in der Seeberg-Klinik ihren Dienst antrat, lernte sie die Patientin Petra Praetorius kennen und hörte deren seltsame Geschichte.

Verrückt, dass eine Frau, die ein Kind haben wollte, erst ihren Vater mit einem klinischen Attest überzeugen musste, dass sie dazu auch imstande war.

Yvonne verstand sich mit Petra Praetorius auf Anhieb sehr gut. Die beiden Frauen hatte sofort den besten Kontakt zueinander, so dass Dr. Wismath die Patientin aufsuchte, wann immer sie Zeit dazu hatte.

Drei Tage waren für die gründliche Untersuchung anberaumt. In dieser Zeit tauchte auch Dr. Sven Kayser bei Petra auf und fragte: „Ist alles in Ordnung? Sind Sie gut untergebracht? Haben Sie irgendwelche Wünsche?“

Petra schüttelte den Kopf. „Nein, Herr Doktor. Ich bin ...“ Sie lächelte. „Beinahe hätte ich gesagt: Ich bin wunschlos glücklich. Aber das werde ich erst sein, wenn Sie mir bestätigt haben, dass ich schwanger bin.“

„Das wird nun wohl nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.“

„Man ist hier sehr nett zu mir“, berichtete Petra Praetorius. „Wer in der Seeberg-Klinik was zu meckern hat, kann selber nicht ganz dicht sein. Schwester, Pfleger und Ärzte sind um ein angenehmes Klima bemüht, das Essen ist sehr gut. Ich muss sagen, die Seeberg-Klinik wird geradezu mustergültig geführt, da gibt es einfach nichts zu bemängeln.“

„Das wird meinen Freund Ulrich aber sehr freuen, wenn ich ihm Ihr Lob übermittle. Sie haben doch nichts dagegen, dass ich das tue?“

„Selbstverständlich nicht“, erwiderte die Patientin. „Wer mir besonders ans Herz gewachsen ist, ist die neue Internistin.“

„Frau Dr. Wismath?“

Petra Praetorius nickte. „Genau die.“

„Mit der habe ich zusammen studiert“, sagte Sven Kayser.

„Sie strahlt so viel Güte und Herzenswärme aus, ist eine so verständnisvolle Frau – man hat sofort Vertrauen zu ihr, und man muss sie einfach mögen.“

Sven lächelte. „Auch da bin ich ganz Ihrer Meinung, Frau Praetorius.“ Er verabschiedete sich von der Patientin. Auf dem Flur traf er gleich darauf Dr. Yvonne Wismath. „Hallo, schöne Kollegin“, begrüßte er sie lächelnd. „Wie geht’s? Hast du dich hier schon ein bisschen eingelebt?“

„Alle im Haus machen es mir so leicht wie möglich. Ich bin von meinen Kollegen restlos begeistert.“

„Und Frau Praetorius schwärmt von dir in den höchsten Tönen“, sagte Sven.

„Warst du bei ihr?“

Sven Kayser nickte und meinte schmunzelnd: „Verwöhnt die Frau nicht zu sehr, sonst will sie nach der Untersuchung nicht mehr nach Hause gehen.“

„Es gibt Menschen, bei denen hat man gleich in der ersten Minute das Gefühl, sie schon ewig zu kennen. Auf Petra Praetorius trifft das zu. Vielleicht meinst du, ich übertreibe, aber ich habe den Eindruck, dass wir auf dem besten Wege sind, Freundinnen zu werden. Ihr Problem berührt bei mir einen ganz bestimmten Nerv. Wie kann ihr Vater sich anmaßen, so sehr über ihr Leben zu bestimmen? Okay, er meint es nicht schlecht mit ihr, aber ich finde, dass er es mit seiner Sorge um seine Tochter doch ziemlich übertreibt.“

„Hast du Zeit, mit mir einen Kaffee zu trinken?“, erkundigte sich Sven Kayser.

„Du, nein, aber ich muss mich um zwei Neuzugänge kümmern“, erwiderte Yvonne bedauernd.

„Dann vielleicht ein andermal“, sagte Sven.

Yvonne lächelte. „Ich habe meinem Freund von unserer zufälligen Begegnung erzählt.“

Sven hob die linke Augenbraue. „Und?“

Yvonne wiegte den Kopf. „Er war zunächst nicht sonderlich begeistert, aber nun brennt er darauf, deine Bekanntschaft zu machen.“

„Ich werde mal bei Solveig nachfragen, wann sie Zeit hat.“

„Tu das, und lass es mich wissen“, sagte Yvonne.

„Liebt dein Freund gute klassische Musik?“, erkundigte sich Sven.

„Sehr sogar.“

„Ich könnte Karten für ein Konzert der Warschauer Symphoniker in vierzehn Tagen besorgen. Sie spielen unter der Leitung von Justus Frantz.“

„Großartig“, sagte Yvonne Wismath begeistert.

„Wenn Solveig verfügbar ist ...“

„Steht einem gemeinsamen Abend nichts im Wege“, nickte die Internistin.

Sven hob lächelnd die Hand. „Vorausgesetzt, dein Freund muss nicht wieder ganz dringend nach Bremen oder sonst wohin.“

Yvonne seufzte. „Oder ich werde in der Klinik gebraucht, was ja auch nie völlig auszuschließen ist.“

„Oder ich werde ganz dringend zu einem Patienten gerufen“, sagte Sven Kayser.

„Es ist immer riskant, sich mit einem Arzt zu verabreden“, lachte Yvonne. Sie schaute auf ihre Armbanduhr. „Ich will nicht unhöflich sein, aber ich kann nun wirklich nicht länger bleiben.“

„Du hörst von mir.“

„Würde mich freuen, wenn es mit dem Abend zu viert klappen würde“, sagte die schöne Kollegin.

„Also – ich rechne bereits fix damit.“ Yvonne setzte ein bezauberndes Lächeln auf. „Ja, warum eigentlich nicht? Dem Optimisten gehört die Welt.“

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