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Kapitel 12


Jutta saß im Wohnzimmer und sah den Schatten zu, die durch den Garten auf das Haus zukrochen. Sie hatte das Radio abgeschaltet und war nicht ans Telefon gegangen.

Es war ihr gelungen, das Geld zu verstecken, bevor die beiden Beamten vom Erkennungsdienst gekommen waren und das Innere des Escort mit ihren Staubsaugern und Chemikalien nach Spuren abgesucht hatten.

Sie stand schwerfällig auf, als sie Wagengeräusche hörte, dann schlugen Autotüren. Augenblicke später wurde ein Schlüssel ins Schloss der Haustür gesteckt, und Herbert kam herein, gefolgt von Voss, der sie abwartend ansah.

Dachte er etwa, sie würde Herbert um den Hals fallen?

»Gut, dass du da bist«, sagte sie. Ihre Stimme klang belegt. »Soll ich Kaffee machen?«

Herbert schüttelte den Kopf, und auch Voss lehnte ab. Herbert ging ins Wohnzimmer und bot Voss Platz an.

»Der eine, Junghein ist sein Name, ist tot«, berichtete Voss. »Ein Wunder, dass die MEK-Schützen die Nerven behalten und nicht geschossen haben, als der eine Schuss fiel.« Er sah Jutta an. »Sie können sich nicht vorstellen, unter welcher Nervenbelastung diese Männer stehen.«

Jutta nickte. Sie hatte das Gefühl, als würde Voss direkt in ihren Gedanken lesen können.

Voss zog einen Umschlag aus der Tasche, dem er zwei Polaroidfotos entnahm. Bevor er sie Jutta zuschob, sagte er warnend: »Es ist kein schöner Anblick, aber Sie waren so mutig . . .«

Der Anblick von Probeks verzerrtem Gesicht mit den weit aufgerissenen, erloschenen Augen traf sie wie ein Fausthieb in den Magen, obwohl sie ahnte, was geschehen war. Wie aus weiter Entfernung hörte sie Voss' Stimme.

»Ist Ihnen dieser Mann irgendwann in der letzten Zeit einmal aufgefallen? Er hat Sie vielleicht beobachtet.«

Jutta schüttelte den Kopf. »Ich ... ich weiß nicht.«

Sie wich Herberts blassen Augen aus.

»Er war im Hotel, hat den ganzen Überfall und alles weitere von dort aus gesteuert. Es hätte sogar klappen können . . .«

Jutta sah Voss an, und der Kriminalbeamte sah sich zu einer Erklärung genötigt.

»Ein anonymer Anruf in letzter Sekunde«, sagte er.

»Eine Frau?«, fragte Jutta, die an die blonde Sabine dachte.

»Eine Männerstimme«, sagte Voss. »Vielleicht ein Komplize dieser Frau, die Sie beschrieben haben, Frau Ehser. Er kannte sogar den Namen des Mannes. Probek.«

Juttas Augen zuckten und hefteten sich dann kurz auf Herberts teigiges Gesicht.

»Da gab es vermutlich noch einen Mann im Hintergrund«, fuhr Voss fort. »Er und diese Frau haben das Geld. Der Faden zu ihnen ist vorerst gerissen.« Voss steckte die Bilder wieder ein und stand auf. »Sie haben zwei Millionen. Zuviel für solche Verbrecher, um damit ohne Streit auszukommen. Wir werden sie kriegen«, meinte er zuversichtlich. »Ich muss wieder gehen. Sie haben sich vorbildlich verhalten, beide. Auf Wiedersehen.«

Herbert hatte sein Zimmer im Obergeschoss nicht abgeschlossen wie sonst. Sie stieß die Tür auf.

Er saß vor seinem Computer und schwang auf dem Drehsessel herum. Sein Gesicht glänzte immer noch, aber jetzt war es der Triumph, der aus seinen Augen leuchtete.

»Du hast es gewusst«, sagte sie. »Woher?«

Herbert drückte eine Taste. Aus einem Lautsprecher, der irgendwo in ein Paneel eingebaut war, ertönte das Rufzeichen eines Telefons, und dann hörte sie ihre eigene Stimme, als sie sich meldete, und dann Probek, der ihr sagte, wie gern er zwischen ihren Beinen liegen würde, und sie hörte ihre Atemzüge, die schneller und lauter wurden. »Schalt das aus!«, sagte sie.

»Warum, meine Liebe? Du hättest eben früher an die Möglichkeit denken müssen, die mir mein Hobby gibt. Nachdem ich das wusste, war alles weitere nicht mehr schwer. Nur noch eine Frage der Geduld.« Sein Gesicht schien sich zusammenzuziehen. »Hast du dich jemals gefragt, was ich mitgemacht habe an Demütigungen?«

»Was willst du jetzt tun?«

»Nichts, solange du bei mir bleibst.« Er drehte sich um und legte einen Schalter um. Der Bildschirm über dem Terminal leuchtete auf. Herberts Finger fuhren über die Tasten. Zahlen erschienen auf dem Schirm.

2 000 000. 8 %. 160 000. - 12. 13. 333,33.

»Dreizehntausend pro Monat. Was hältst du davon, wenn wir in die Schweiz ziehen? In vier oder fünf Jahren?«, fragte er.

»Gib mir den Garagenschlüssel«, sagte sie.

»Nein. Wo hast du es versteckt? Hast du es in die Winterreifen gestopft? Nein? Lass mich überlegen. In die beiden Farbeimer? Mir ist aufgefallen, dass du sie letzten Sonntag gesäubert hast, als ich weg war. Ich habe es trotzdem gemerkt.«

»Du willst das Geld also behalten?«

»Wir werden es behalten, falls die Polizei dir nicht doch noch auf die Schliche kommt. Dieser Voss ist ein kluger Kopf. Pass auf, dass er deine Fingerabdrücke nicht irgendwie erwischt.«

In der Wohnung in Leverkusen und im Hotelzimmer im City-Hotel musste es davon wimmeln. Aber solange kein Verdacht auf sie fiel, gab es für die Polizei keinen Anlass, ihre Abdrücke mit denen aus Probeks Umgebung zu vergleichen.

»Ich möchte nur eins wissen«, sagte er. »Auf wen wollte er wirklich schießen? Auf Junghein? Oder auf mich?«

Jutta lächelte rätselhaft. Sie war Herberts Geisel, wenn sie nicht auf das Geld verzichtete. Aber sie wusste immer noch genau, wie sie ihn zu ihrem Gefangenen machen konnte. Das leise Summen des Telefons hätte sie beinahe überhört. Herbert nahm ab und meldete sich, dann hielt er den Hörer in ihre Richtung.

»Für dich.«

Sie wollte nicht rangehen.

»Sie sagt, sie sei eine gute Bekannte. Sabine.«

Jutta nahm den Hörer.

»Ja?«, sagte sie.

»Du weißt, wer ich bin«, sagte Sabine. »Hör mir jetzt gut zu, Schatz. Du konntest vielleicht einen Hengst wie diesen Probek aufs Kreuz legen . . .«

»Aber nicht ein so ausgeschlafenes Mädchen wie du eins bist. Meinst du das? Süße, such dir einen anderen Zuhälter.« Sie legte auf. Probek hatte sie immer mit einer Katze verglichen.

Eine Katze hat sieben Leben, heißt es.

Wie viele hatte sie noch?

ENDE

Sieben Krimis auf einen Streich: Kriminalroman-Paket

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