Читать книгу Sieben Krimis auf einen Streich: Kriminalroman-Paket - A. F. Morland - Страница 32

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Sue - das Aufregendste, was die Natur je erschaffen hat - schüttelte lächelnd das blonde Haar mit dem eigenwilligen Bronzeton. „Nein, vielen Dank, Ina“, sagte sie zu ihrer rundlichen Freundin, in deren Haus sie sich seit nunmehr drei Tagen aufhielt. „Keinen weiteren Drink mehr.“

Ina Mortimer stand hinter dem spanischen Tresen der Bar. „Bist du sicher, Liebes?“

„Ein Manhattan, ein Whisky Pour, ein Highball und ein Gin Fizz sollten reichen“, sagte Sue. „Es genügt mir, wenn du mich hier bei dir wohnen lässt. Du brauchst dir nicht die Mühe zu machen, mich zur Alkoholikerin zu erziehen, Ina. Das würdest du nicht schaffen.“

Ina zuckte die Achseln. Das sollte heißen: Ganz wie du willst. Sie nahm sich einen Campari, gab einen Schuss Wodka dazu, spritzte das Ganze mit Sodawasser auf und kam zu dem Sofa, auf dem Sue saß. Ina hatte brandrotes Haar. Sie trug es so kurz wie John Lennon, nachdem ihn Yoko Ono verlassen hatte. Ihre Figur vertrug Prädikate wie mollig und üppig. Die neue Mode - Wadenlänge - kam ihr wegen ihrer etwas zu dick geratenen Beine sehr zustatten.

Ina war in der Werbebranche tätig. Sie verdiente ausgezeichnet. Auf ihrem Long Island Haus lastete keine Hypothek wie auf vielen anderen in dieser Gegend. Ina setzte sich mit ihrem Campari-Wodka-Soda neben Sue. Eine jahrelange Freundschaft verband die Mädchen. Sie bedauerten beide, einander so selten zu sehen.

Doch nun hatte sich ihnen die Chance geboten, einiges vom Versäumten nachzuholen. Sowohl Sue als auch Ina Mortimer hatten sofort zugegriffen.

Folgende Umstände hatten dazu geführt: Sid - Sues Mann - hatte sich mit einigen Kerlen herumgeschlagen, die glaubten, mit ihm noch eine alte Rechnung begleichen zu müssen. Da Sid an seiner Sue sehr hing, hatte er sie beizeiten aus dem Schussfeld abgeschoben. Zuerst hatte Sue nicht von Sids Seite weichen wollen, doch dann hatte sie sich an Ina Mortimer erinnert.

Ein Anruf hatte genügt. Und nun wohnte Sue seit drei Tagen in Inas Haus am Long Island Sound, machte sich Sorgen um Sid und wartete täglich auf seinen Anruf, mit dem er ihr verkünden würde, dass er noch unversehrt und bester Dinge war.

„Eigentlich schade, dass du nicht ganz hier bist, Sue“, sagte Ina schmunzelnd.

Sues veilchenblaue Augen richteten sich auf die Rothaarige. „Wie meinst du das?“

„Na ja, deine Gedanken weilen ja pausenlos bei diesem Göttergatten ...“, sagte Ina Mortimer bedauernd.

„Du hast recht. Ich mache mir Sorgen um Sid.“

„Sid ist ein ausgeschlafener Knabe. Der weiß, was er tut und wie er sich gegen die Leute schützen kann, die ihn aus Leder wollen.“ Ina nippte an ihrem Drink. Hinterher leckte sie sich genießerisch die feuchten Lippen. „Warum wendet er sich mit seinem Problem eigentlich nicht an die Polizei?“

„Die könnte ihm nicht helfen“, sagte Sue.

„Verstehe ich nicht.“ Ina schüttelte den Kopf.

„Es kommen täglich Hunderte Leute zur Polizei, Ina. Sie behaupten die verrücktesten Sachen. Die Cops müssen sie alle nach Hause schicken. Auch dann, wenn sie die Wahrheit sagen. Die Polizei kann kaum mal vorbeugende Maßnahmen treffen. Sie hat genug mit den Dingen zu tun, die bereits passiert sind, verstehst du? Deshalb muss Sid versuchen, mit seinem Problem allein fertigzuwerden.“

„Er schafft es“, sagte Ina Mortimer zuversichtlich. Sie sagte es nicht bloß, um Sue moralisch aufzurichten. Es war ihre ehrliche Meinung. „Du solltest dich damit nicht so sehr quälen, Sue. Du wirst sehen. Morgen oder spätestens übermorgen ruft Sid hier an und sagt, du sollst wieder nach Hause kommen. Wir sollten die kurze Zeit, die uns bleibt, nicht mit Trübsal blasen verbringen. Was hältst du von einer Angelpartie auf dem Sound?“

„Jetzt?“, fragte Sue erstaunt. „Morgen früh. Im Morgengrauen.“

„Wir beide?“

„Wer sagt, dass der Angelsport nur Männern vorbehalten ist?“, lachte Ina.

„Hast du alles, was man dazu benötigt?“, erkundigte sich Sue.

Ina nickte eifrig. „In mehrfacher Ausführung sogar. Ist’s abgemacht, Sue?“

„Okay.“

Ina stellte ihr Glas weg und klatschte begeistert in die Hände. „Du bist ein Schatz, Sue. Du wirst sehen, Angeln ist das Aufregendste und zugleich Beruhigendste, was du tun kannst. Es wird dich auf andere Gedanken bringen. Es wird dir gefallen.“ Ina sprang auf. Dann werde ich gleich mal mein Motorboot klarmachen. Und anschließend legen wir uns in die Falle, damit wir morgen früh keine Streichhölzer brauchen, um unsere Augen offen zu halten.“

Sues Freundin eilte aus dem Haus. Sue folgte ihr. Ein Lächeln spielte um ihre vollen Lippen. Ina war wirklich ein nettes Mädchen. Sie gab sich die größte Mühe, um ihr, Sue, den Aufenthalt in diesem Haus so angenehm wie möglich zu gestalten. Ina war der Übermut in Person. Vor sich hinträllernd rannte sie die Natursteinstufen zum Anlegesteg hinunter.

Sue trat auf die Terrasse. Sie trug ein blutrotes Kleid mit Spaghettiträgern. Eine sanfte Brise umspielte sie und bewegte den Stoff ihres Kleides. Nach knapp fünf Minuten war Ina Mortimer wieder zurück. Sue lachte über ihren kindlichen Eifer. „Alles erledigt?“, erkundigte sie sich.

„Das Boot ist einsatzbereit“, nickte Ina. „Und nun kommandieren wir uns selbst zum Matratzenhorchdienst ab!“

Sue nickte.

Durch Zufall blickte sie an Ina Mortimer vorbei. Plötzlich stockte ihr der Atem. Ina schaute sie erschrocken an. „Um Himmels willen, Sue, was ist mit dir?“

Sue wies auf das Nachbarhaus. Es war dreihundert Meter von ihnen entfernt. Flammen schlugen aus den Fenstern. „Dort brennt es!“, stieß Sue aufgeregt hervor.

Ina zuckte herum. Ihre Augen wurden doppelt so groß. „Tatsächlich. Das ist Paul Peppards Haus. Es steht in Flammen!“

Sieben Krimis auf einen Streich: Kriminalroman-Paket

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