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Der Satansbraten


von Alfred Bekker

––––––––


ALS DER SCHUSS LOSKRACHTE, griff Mike instinktiv unter die Jacke, wo sich seine Hand um den Revolvergriff schloss.

"So ein Satansbraten!", schimpfte eine weibliche Stimme. Eine Frau, so um die dreißig und brünett, kam hinter der baufälligen Scheune der kleinen Farm hervor und sah Mike erstaunt an. Dann ging ein mattes Lächeln über ihr Gesicht. "Ich meinte natürlich nicht Sie", erklärte sie überzeugend.

Den Lauf ihres doppelläufigen Schrotgewehrs hielt sie gesenkt.

Mike atmete tief durch.

"Wen denn?", fragte er.

"Den verdammten Marder, der sich hier irgendwo verkrochen hat. Er hat mir schon fünf Hühner umgebracht! Aber ich kriege ihn einfach nicht."

Sie kam näher und musterte Mike eingehend.

Dieser schlug die Jacke nach vorne und schloss den mittleren Knopf, damit sie den Revolver nicht bemerkte.

"Wollen Sie was von Onkel Ed?"

"Nein, ich suche ein Zimmer und wollte mal fragen, wo hier das nächste Hotel ist?"

Sie lachte. "Ein Hotel? Hier, in dieser gottverlassenen Gegend? Sie machen Witze..."

"Das heißt, es gibt keins?"

"Tja, scheint so. Aber Onkel Ed vermietet Zimmer. Stellen Sie Ihren Wagen auf den Hof und kommen Sie rein. Die Farm gehört nunmal meinem Onkel. Er hat mich aufgenommen, nachdem meine Eltern gestorben sind. Da war ich noch ein Kind."

Sie ist ziemlich redselig, dachte Mike. Aber im Moment störte ihn das nicht. "Ich komme sofort", sagte er, ging zum Wagen und setzte ihn auf den Hof. Sein Blick ging auf den Rücksitz, wo die unscheinbare Sporttasche mit den hunderttausend lag, die er bei dem Bankraub vor drei Tagen erbeutet hatte. Aber hunderttausend waren ziemlich wenig, wenn einen das ganze Land suchte...

Aber hier würde er eine Weile untertauchen können. Kaum Fremde und vermutlich musste er sich auch nicht ausweisen, wie im Hotel.

Mike fragte sich, ob er die Tasche im Wagen lassen sollte und entschied sich dann dafür, obwohl er ein mulmiges Gefühl dabei hatte. Ich muss einen möglichst normalen Eindruck machen, sagte er sich.

Onkel Ed saß in der großen Wohnküche vor dem Fernseher und sah sich die Lokalnachrichten an.

Mike sah gespannt auf den Schirm. Sie brachten etwas über den Bankraub, aber es schien, als wäre die Polizei noch keinen Schritt weiter. "Aus fahndungstaktischen Gründen wollte der Polizeisprecher keine weiteren Angaben machen", hieß es da. Gut so, dachte Mike. Das bedeutete, dass sie nichts wissen, es aber nicht zugeben wollten.

"Das ist...."

"Mein Name ist McGregor", sagte Mike. Es war der erste Name, der ihm eingefallen war. Onkel Ed drehte sich um und knurrte etwas Unverständliches vor sich hin. Er schien nicht sehr gesprächig zu sein.

"Mister McGregor möchte das Zimmer mieten", sagte die junge Frau.

"Gut, Sally", knurrte Onkel Ed. "Er kann's zum üblichen Preis haben, aber nur gegen Vorkasse und in bar! Kreditkarten nehme ich nicht, auch wenn's altmodisch ist!"

"Kein Problem", erklärte Mike. Bargeld hatte er nun wirklich genug.

"Ich zeige Ihnen das Zimmer", kündigte Sally an.

Mike folgte ihr. Während er ihr die Treppe hinauf ins Obergeschoss folgte, fragte sie: "Wie lange wollen Sie bleiben?"

"Mal sehen. Ein paar Tage, vielleicht auch länger."

Das Zimmer war bescheiden, aber gemütlich. Mike gab ihr einen Schein, den kleinsten, den er hatte.

"Ihr Onkel wollte doch Vorkasse!"

"Ich weiß nicht, ob ich das wechseln kann."

"Lassen Sie sich Zeit damit. Ein paar Tage bin ich ja auf jeden Fall hier..."

*


MIKE VERFOLGTE AN DEN nächsten Tagen angestrengt die Nachrichten, aber es gab keinen Hinweis darauf, dass man ihm schon auf den Fersen war. Gut so, dachte er.

Eines Abends kam Sally an seine Tür und klopfte.

Mike öffnete und ließ sie herein. "Was wollen Sie?"

"Ich muss etwas mit Ihnen besprechen!"

"Was?"

"Sehen Sie, solange ich zurückdenken kann, sehne ich mich danach, aus dieser Einöde fortzukommen."

Mikes Gesicht unbewegt. "Was hindert Sie?"

"Das Geld." Sie atmete tief durch und sah ihn an. "Ich mache Ihnen ein Vorschlag: Sie nehmen mich mit. Was auch immer Sie für Pläne haben, ob Sie nach Rio wollen oder auf die Cayman-Inseln, ich werde Sie begleiten. Und damit tarne ich Sie, denn man sucht doch nach einem einzelnen Mann, nicht nach einem Paar. Irgendwann werden sich unsere Wege dann trennen..."

"Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen!"

"Ich habe Ihre Sachen durchsucht, als Sie nicht im Raum waren", erklärte sie. Mike griff seitwärts nach seiner Sporttasche und riss sie auf. Er sah auf den ersten Blick, dass ein Teil des Geldes fehlte.

"Wie ich sehe, haben Sie sich Ihren Anteil bereits genommen", knurrte Mike.

"Ich war bescheiden", sagte sie spitz. "Ich hätte mir auch alles nehmen können, aber ich brauche Sie noch..."

"Gut", sagte Mike. "Ich muss Ihren Vorschlag wohl akzeptieren. Wenn's los geht, sage ich Ihnen Bescheid. Aber bedenken Sie: Wenn man mich kriegt, wird man Ihnen Ihr Geld auch abnehmen."

"Ich weiß", murmelte sie säuerlich.

*


ES GING DANN VIEL SCHNELLER los, als erwartet.

Mitten in der Nacht klopfte es an Mikes Tür.

"Wir müssen weg!"

"Wieso?"

"In den Spätnachrichten kam eine Fahndungsmeldung mit Ihrem Foto! Onkel Ed hat die Polizei angerufen, aber die wird eine Ewigkeit brauchen, bis sie hier ist. Sie können es schaffen."

Mike grinste. "Sie wollen nicht mehr mit?"

"Nein."

Mike brauchte nicht lange, um sich fertigzumachen. Ein paar Minuten nur und er saß hinter dem Steuer seines Wagens und fuhr die Schlaglochpiste entlang, die zum Highway führte.

Es roch auf einmal verbrannt.

Und dann gab der Wagen plötzlich seinen Geist auf. Nichts ging mehr. Mike fluchte nahm eine Taschenlampe , stieg aus und öffnete die Motorhaube. Eine Qualmwolke kam ihm entgegen, während er in der Ferne bereits die Polizeisirenen hörte.

Mike fluchte innerlich. Ich hätte es schaffen können, wenn der Wagen nicht verrückt gespielt hätte!, ging es ihm durch den Kopf. Und dann fiel der Lampenschein auf etwas Dunkles, Verkohltes...

Später, als er bereits in Haft saß, konnte er in der Zeitung nachlesen, weswegen sein Wagen versagt hatte. In den Tagen, die er bei Sally und ihrem Onkel verbracht hatte, schien ein Marder den Motorraum des Wagens als Vorratskammer benutzt zu haben. Während der Fahrt war die Beute - Mäuse zumeist - dann regelrecht gegrillt worden und hatte Kabel und Schläuche durchschmoren lassen.

ENDE

Sieben Krimis auf einen Streich: Kriminalroman-Paket

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