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Bernd ließ die Roth Händle-Packung im Kreis gehen. Franziska Jahn schüttelte den Kopf. Sie mochte nur gelegentlich eine leichte Zigarette. Dafür langte Knut, der Mechaniker und gelegentliche Helfer doppelt zu. Eine Zigarette schob er sich hinters Ohr und sagte: „Die rauche ich später.“

Sie saßen in Schusters Büro. Bernd hatte sich Pläne von der Villa in Charlottenburg und vom Grundstück beschafft. Darüber brüteten sie nun schon eine ganze Weile. Knut, der zweiundzwanzigjährige Mechaniker, war wieder einmal vorbeigekommen, weil in seiner Schrauberbude, wie er die Werkstatt nannte, Flaute herrschte. Knut war nicht nur ein begabter Schrauber und Spezialist für amerikanische Motorräder, sondern auch einer der besten Gitarristen Berlins. Seine öffentlichen Auftritte hatten hin und wieder Festivalcharakter, und wenn mal in einem der zahlreichen Berliner Tonstudios eine besonders heiße Scheibe produziert werden sollte, dachte man zuerst daran, Knut zu fragen, ob er nicht Zeit und Lust hätte, mitzumachen.

Bernd blies langsam den Rauch aus: „Drei Sicherungen müssten reichen. Was meint ihr?“

„Kommt ganz auf die Sicherungen an“, sagte Knut. Er war zwar schmal wie ein Handtuch, aber nicht zu unterschätzen, wenn‘s drauf ankam. Außerdem hatte er einen Schlag am Leib, der garantiert nicht von schlechten Eltern stammte.

„Ich dachte an folgende Kombination“, erklärte Schuster. „Erst einmal decken wir die Villa mit einer der besten Alarmanlagen, die wir kriegen können, zu. Das heißt, wir lassen sämtliche Türen und Fenster in den Sicherheitskreis mit einbeziehen. Dann verbinden wir jedes einzelne der Kunstwerke mit dem Draht einer gesondert installierten Alarmanlage.“

„Und was wäre Nummer drei?“, erkundigte sich Franziska.

„Das dritte Überwachungssystem besteht aus Fleisch und Blut.“

„Hunde?“, fragte Knut.

„Menschen“, erwiderte Bernd. „Genauer gesagt: Männer, die einer privaten Sicherheitstruppe angehören. Man kann sie mieten. Als Leibwächter, Bewachung von Tresoren, Begleitpersonal für Geldtransporte ... Sie übernehmen jeden Auftrag. Die besten Männer hat Sven Prüfer in seiner schlagkräftigen Crew. Seine Leute stechen so manchen Polizeibeamten in sämtlichen Disziplinen aus. Also: Von Prüfer kriegen wir die Männer, und von Dieter Meisel – er ist Direktor des größten Berliner Elektronikkonzerns – bekommen wir die Alarmanlagen.“

Knut rieb sich feixend die Hände. „Bleibt für uns also nichts mehr zu tun.“

„Irrtum“, erwiderte Bernd. „Gewissenhaft, wie ich nun mal von Natur aus bin, habe ich bereits alle Spitzel, die ich kenne, wissen lassen, dass sie für mich die Ohren offenhalten sollen. Wenn sie hören, dass sich jemand für die Kunstsammlung von Mark Schwartz anders interessiert, als es erwünscht ist, werden sich mich unverzüglich anrufen.“

„Schwartz’ Bilder werden in Berlin so sicher sein wie in Abrahams Schoß“, tönte Knut.

„Und damit deine Worte auch wirklich wahr werden, wirst du dich nach Wilmersdorf begeben und da deine Sensoren auslegen.“

„Wozu soll das denn gut sein?“, fragte Knut.

„Wilmersdorf ist nun einmal das Künstlerviertel.“

„Wem sagst du das?“

„Ich will hören, was die Künstler so über die Wanderausstellung reden“, sagte Bernd.

Knut blickte Franziska an, verzog das Gesicht, wies mit dem Daumen auf Schuster und meinte: „Er lässt wirklich nichts aus, solange andere für ihn die Arbeit machen.“

„Es steht immerhin eine Million Mark und natürlich auch mein guter Ruf auf dem Spiel“, erwiderte Bernd. Knut erhob sich.

„Noch etwas?“, fragte der schlaksige Bursche.

„Das wäre vorläufig alles. Du meldest dich zumindest alle zwölf Stunden ...“

„Persönlich?“

„Persönlich. Telefonisch. Das bleibt dir überlassen. Ich will nur alle zwölf Stunden hören, dass du noch nicht unter die Räder gekommen bist.“

„Okay. Dann mache ich mich jetzt auf die Socken“, erwiderte Knut. Er salutierte schlampig und verließ dann Schusters Büro. Franziska begab sich in die kleine Küche, um Kaffee zu kochen. Inzwischen studierte Bernd Schuster jede Einzelheit der Pläne. Er versetzte sich in die Lage etwaiger Bilderräuber und fragte sich, wie er die Sache anpacken würde. Wie konnte man die erste Hürde – die private Schutztruppe – nehmen? Am einfachsten mit Gewalt, vielleicht sogar einer Schießerei. Aber das war zu laut. Oder mit Messern. Damit konnte man drei, vier Männer ausschalten, aber nicht zehn. Und Bernd dachte an zehn Leute. Aber gesetzt den Fall, das Bewachungspersonal war ausgeschaltet. Dann hatten die Verbrecher noch eine Nuss zu knacken: Jede Ritze würde von einer zuverlässigen Alarmanlage überwacht werden. Und sollten die Verbrecher das Wunder zustande bringen, auch diese Hürde zu nehmen, würden sie immer noch nicht im Besitz der Gemälde sein, denn jedes einzelne löste Alarm aus, wenn jemand sich unerlaubterweise daran zu schaffen machte.

Bernd hob den Kopf.

Er war der Meinung, die Aufgabe bereits bestens gelöst zu haben.

Franziska brachte den Kaffee. Ihr Blick gefiel Bernd nicht. ,,Is‘ was?“, fragte er, während er die Zigarette im Aschenbecher ausdrückte.

Franziska schüttelte verlegen den Kopf. „Nein.“

„Ich seh‘ doch, dass dich ein Problem beschäftigt“, sagte Bernd eindringlich. „Was ist es?“

„Regina“, sagte Franziska kleinlaut. Jetzt schaute sie intensiv an Bernd vorbei.

„Was ist mit Regina?“, fragte Schuster amüsiert.

Sie wollte nicht darüber reden, tat es aber trotzdem. Sie wollte es wissen, damit sie die Sache hinterher vergessen konnte. Sie zwang sich, Bernd ins Gesicht zu schauen. „Regina“, sagte sie leise. „Bernd ... war da mal was zwischen dir und ihr?“

Schuster lachte. Er warf den Kopf zurück und lachte herzlich. „Liebe Güte, Franziska. Regina ist einige Jährchen älter als ich.“

„Sie sieht immer noch verdammt gut aus!“, sagte Franziska. Sie fand wirklich nicht, dass es etwas zu lachen gab. „Ich könnte mir vorstellen ...“

„Zügle deine ungestüme Fantasie“, lächelte Bernd. „Es war nie etwas zwischen Regina und mir. Ich kann sie gut leiden, das ist alles.“ Er wurde ernst, nachdenklich. Seine Augen schweiften in die Vergangenheit ab. „Die Gelegenheit war zwar einmal da, aber ich habe sie nicht genützt.“

Franziska atmete hörbar erleichtert auf.

Für Kunst kann wird auch gemordet Berlin 1968 Kriminalroman Band 29

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