Читать книгу Für Kunst kann wird auch gemordet Berlin 1968 Kriminalroman Band 29 - A. F. Morland - Страница 5

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26. Juni 1963.

Bernd Schuster war gerade erst von Frankfurt nach Berlin übergesiedelt, zusammen mit Tochter Lucy. Die Wohnung, die beide in Berlin-Frohnau bezogen, genügte den ersten Ansprüchen, aber Bernd war eifrig dabei, in jeder freien Minute die Zeitungsanzeigen durchzulesen, um für sie eine schönere, größere und modern geschnittene Wohnung zu finden. Möglichst in der Innenstadt.

Aber der heutige Tag sah Vater und Tochter vergnügt dem Rathaus Schöneberg zustreben, zusammen mit vielen anderen Schaulustigen. Der amerikanische Präsident John F. Kennedy war in die geteilte Stadt gekommen, und nun wollten die Berliner diesen charismatischen und sehr beliebten Präsidenten möglichst hautnah erleben.

Sie stimmten beide ausgelassen in den Jubel ein, als Kennedy die Worte aussprach, die zur Legende werden sollten: „Ich bin ein Berliner!“

„Das Erlebnis feiern wir gemeinsam, Lucy. Auf was hast du jetzt Lust?“, erkundigte sich Bernd, als beide wieder unterwegs waren, um zum weit entfernt geparkten Wagen zu gehen.

„In’s Kino, Papa!“

„Heute? Kino?“

„Ja, es gibt doch den ersten Teil von Winnetou! Bitte, Papa, sag ja!“, bettelte die Zwölfjährige, und Bernd Schuster konnte nicht lange widerstehen. Gemeinsam gingen sie in die Nachmittagsvorstellung, so dass Lucy rechtzeitig nach Hause kam und früh ins Bett ging, um am nächsten Tag pünktlich aus den Federn zu kommen.

„Das war ein schöner Tag, Paps!“, sagte sie glücklich, als er sich an ihrem Bett verabschiedete. „Und ja, ich weiß, dass du noch einmal losmusst. Ich bin ein großes Mädchen und kann schon mal allein bleiben! Also – gute Nacht!“

Noch eine Weile lauschte Bernd im benachbarten Wohnzimmer.

Er hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber seiner Lucy, aber es nutzte alles nichts.

Heute würde die Falle zuschnappen, und ein gefährlicher Verbrecher von den Straßen Berlins verschwinden.

Bernd überprüfte seine Beretta, schob sie in das Schulterhalfter und startete.

*


Er war einer von denen, die wussten, wann eine Sache verloren war. Bernd Schusters Beretta wies auf seine breite Brust, und er wäre verrückt gewesen, zu glauben, noch eine Chance zu haben. Mit einem überheblichen Grinsen, wie nur er es zustande brachte, ließ er die Beute fallen. Sie befand sich in einem schwarzen Stoffsack: zwanzigtausend Mark und noch ein paar Kleinigkeiten aus dem Safe der gegenüberliegenden Bar, der Chris Grothe einen nächtlichen Besuch abgestattet hatte.

Seit einem Monat war Bernd Schuster hinter diesem raffinierten Kriminellen her. Endlich war es ihm gelungen, Chris Grothe auf frischer Tat zu ertappen.

Über ihnen rollte ratternd eine S-Bahn über die Hochstrecke. Grothe hob langsam die Hände.

„Mein Wagen steht dort drüben, Chris.“

Grothe bedachte ihn mit einem frostigen Blick. „Wohin fahren wir?“

„Keithstraße 30.“

„Okay. Gehen wir.“

Schuster winkte den gefährlichen Burschen mit dem Lauf seiner Beretta nach links. „Drei Schritte, Chris.“ Der Gangster zählte sie grinsend ab: „Eins, zwei, drei. Recht so?“

„Ich bin zufrieden“, gab Bernd zurück. Er hob den Sack mit der Beute auf. Mit einem neuerlichen Wink veranlasste er Grothe, zu gehen. Sie erreichten den Mercedes. Bevor der Verbrecher einstieg, schenkte er Bernd Schuster ein mitleidiges Lächeln. Seine Augen sagten: Du armes Würstchen, was hast du denn schon Großartiges erreicht?

Und sein Mund formte die Frage: „Meinen Sie, dass sich die Mühe wirklich gelohnt hat?“

Bernd grinste breit. „Ich denke schon.“

„Was werde ich kriegen? Sieben Jahre. Wenn ich mich gut führe, bin ich in fünf Jahren wieder frei. Fünf Jahre, Schuster. Was ist das schon? Die sitz‘ ich doch auf einer Backe ab.“

Fünf Jahre. Die Rechnung sollte für ihn tatsächlich aufgehen.

Nach genau fünf Jahren – und keinem Tag länger – öffneten sich für Chris Grothe die Gefängnistore wieder. Er war jetzt siebenundzwanzig ... und voller neuer Pläne.

Für Kunst kann wird auch gemordet Berlin 1968 Kriminalroman Band 29

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