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Bernd Schuster hatte an diesem Tag kein Glück. Sechsmal musste er das Viereck umrunden, ehe er eine Lücke entdeckte, in die er den Mercedes hineindrücken konnte.

Vor dem Eingang des Elektronikgeschäftes stand Portier und rauchte. Ihn fragte Bernd nach dem Büro von Dieter Meisel.

„Gleich in der zweiten Etage, am Ende des Flures. Sie müssen sich dort noch in seinem Vorzimmer melden.“

Bernd wartete nicht, bis der Fahrstuhl aus dem fünften Stock nach unten kam, sondern eilte schwungvoll die Treppen in den zweiten Stock hinauf. Hier herrschte gediegene Vornehmheit. Irgendwo tickerte ein Fernschreiber. Licht flutete durch riesige Fenster in den großen Flur, den Schuster betrat. An einem meterlangen, gläsernen Schreibtisch saß eine kühle Blondine, deren Make-up so perfekt war, dass man sie für eine Puppe halten konnte.

Soeben legte sie den Telefonhörer auf den Apparat. Dann sprach sie in das Mikro eines Diktaphons. Eine tüchtige Kraft. Gewiss trank sie täglich ihren Karottensaft, ihre Orangenmixtur, mied Alkohol und Nikotin. Und vermutlich aß sie nur kleine Steaks ohne Beilage. Sonst hätte sie keine so gertenschlanke Figur behalten.

Ihre grünen Augen musterten Schuster eindringlich. Dieser Prüfung musste sich jedermann unterziehen, der zu ihrem Chef vorgelassen werden wollte. Die tüchtige Blondine traf hier zuerst die erforderliche Auslese.

Bernd erreichte ihren Schreibtisch.

„Sie wünschen?“ Es klang unnahbar und unpersönlich.

„Mein Name ist Schuster. Ich habe mit Herrn Meisel einen Termin vereinbart.“

„Diese Tür, Herr Schuster. Herr Meisel erwartet Sie seit zehn Minuten.“ Das war ganz klar eine Rüge.

Bernd gab ärgerlich zurück: „Ich konnte keinen Parkplatz finden!“

Blondie ließ sich auf keine Debatte ein. Sie benahm sich, als wäre Bernd schon weg, kümmerte sich wieder um ihre Arbeit, blätterte die Geschäftspost durch.

Meisels Büro war viel zu groß für den einen Mann, der hier irgendwie verloren wirkte. Meisel hatte eng am Kopf anliegende Ohren, dünne Lippen und eine schlanke Nase. Sein schwarzer Nadelstreifenanzug machte aus ihm eine elegante Erscheinung. Auf kurzen Beinen kam er um den gewaltigen Schreibtisch herum, um Bernd freundlich zu begrüßen.

„Ich bin zehn Minuten zu spät dran“, sagte Bernd entschuldigend.

„Ich bitte Sie, das macht doch nichts.“

„Ihre Sekretärin ist anderer Meinung.“

„Sie ist eine krankhaft penible Person. Bitte nehmen Sie Platz, Herr Schuster.“

Die braune Ledersitzgruppe war glatt, wirkte kalt, aber man saß fantastisch in den Sesseln.

„Was zu trinken, Herr Schuster? Eine Zigarre?“

„Wenn Sie erlauben, möchte ich gleich mit der Tür ins Haus fallen.“

„Ganz mein Stil“, nickte Meisel. „Ganz mein Stil.“

„Zeit ist Geld.“

„Und Geld ist kostbar, deshalb soll man keine Zeit vergeuden.“

„Wir verstehen uns“, grinste Schuster. Er hatte bereits am Telefon angedeutet, was er von Meisel haben wollte. Nun rankte er um dieses Gerüst die weiteren Details. Um Meisel die Situation anschaulicher erklären zu können, holte er die Fotokopien der Pläne, die er von Regina Schwartz bekommen hatte, aus der Brusttasche seiner Jacke. Er breitete sie auf dem Tisch aus und erläuterte anhand der Zeichnung, wie er sich die Sicherung von Haus und Bildern vorstellte. Danach war Meisel am Zug. Bernd forderte ihn auf, ihm seine Offerte zu unterbreiten.

Zuerst warf Meisel mit guten Slogans herum. Nachdem er alles das heruntergerasselt hatte, was sich die cleveren Jungs aus der Werbeabteilung für die Firma hatten einfallen lassen, tönte er mit großen Augen und zum Schwur erhobener Hand: „Wenn erst mal unsere Alarmanlagen installiert sind, Herr Schuster, können Sie alle Ihre Sorgen vergessen.“

Bernd grinste. „Das will ich. Deshalb bin ich hier. Wenn Sie mir jetzt zeigen wollen, was Sie alles anzubieten haben ...“

Meisel brachte die Unterlagen. Er zeigte dem Privatdetektiv einige raffinierte Systeme. Elektronische Spielereien, die sogar Alarm schlugen, wenn eine Maus hustete. Bernd hörte sich die Vorträge über Fotozellen, Laserbündel und dergleichen aufmerksam an. Meisel machte ihn mit Alarmsystemen bekannt, die auf Schallwellen reagierten. Andere waren allergisch gegen Erschütterungen. Und dann gab es sogar – neben den Sensoren, die auf Wärme reagierten – Schnüffelanlagen, die auf Geruchsbasis arbeiteten. Nach dem trockenen, theoretischen Teil folgte der praktische Teil. In einem Nebenraum konnte Bernd Schuster die Anlagen persönlich testen.

Als er mit Meisel dann wieder in dessen Büro war, traf er seine Entscheidung.

Der kleine Direktor des großen Elektronikkonzerns nickte lächelnd. Wohlwollend und anerkennend sagte er: „Sie haben die beste Wahl getroffen, Herr Schuster.“

Von Geld kaum ein Wort. Gutes hat nun mal seinen Preis. Und Bernd war sich sicher, dass Mark Schwartz anstandslos bezahlen würde, was er für ihn hier aushandelte.

„Jetzt gibt es nur noch ein Problem“, sagte Bernd.

„Und das wäre?“, fragte Meisel. Er legte die Handflächen aneinander, als wollte er einen Heiligen imitieren.

„Ich brauche die Anlagen sofort.“

„Sie sind prompt lieferbar.“

Bernd grinste. „Vom Liefern allein habe ich nichts. Mir geht es ums Installieren. In drei Tagen muss alles fix und fertig sein.“

Meisel japste nach Luft. Bernd wusste, dass die Techniker es in drei Tagen nicht schaffen konnten. Und Meisel sagte es ihm mit belegter Stimme: „Unmöglich! Bei einem Gebäude von dieser Größe sind sechs Tage das Minimum!“

„Vier Tage“, sagte Bernd.

„Fünf.“

„Vier!“ Das war Bernds letztes Wort.

Meisel fuhr sich nervös über die Augen. „Meine Leute müssten mit Hochdruck Tag und Nacht arbeiten ...“

Bernd fiel dem kleinen Direktor grinsend ins Wort: „Ich bin davon überzeugt, dass Sie sie dafür fürstlich bezahlen werden.“

Schuster unterschrieb die erforderlichen Verträge. „Ich verlasse mich darauf, dass Sie den mir zugesagten Termin einhalten.“

Meisel seufzte. „Wir werden unser Möglichstes tun, Herr Schuster.“

„Das wird nicht genug sein. Sie werden ausnahmsweise das Unmögliche möglich machen müssen.“

Für Kunst kann wird auch gemordet Berlin 1968 Kriminalroman Band 29

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