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Sven ist nicht begeistert, als ich ihm von meinem Plan am Telefon erzähle. Während des Telefonats betrachte ich die geöffneten Internetseiten. Ich habe bereits einige Stunden mit Recherche verbracht, was unsere Familiengeschichte und die Umstände angeht.

„Sie fährt also jetzt nach Berlin und wir sollen nach Tallinn und vor dem Haus der Familie von der Polizei eingesackt werden? Alter, das ist siebzig Jahre her! Da leben vielleicht schon die Nach-Nach-Nachmieter. Glaubst du, dass ein Klavier nicht wegbewegt wurde? Da war der Sozialismus zwischen und ... meine Fresse, Max, dein Plan ist scheiße!“ Er seufzt. „Okay, bei aller geschwisterlichen Liebe ... dein Plan ist zumindest sehr, sehr dünn.“

„Warte, warte“, sage ich und halte meine Hand in einer beruhigenden Geste vor mir in die Luft, auch wenn er die Geste gar nicht sehen kann. „Ich weiß. Aber hast du eine bessere Idee? Es ist mehr als gar nichts und ich weiß, wo es von Tallinn aus hin ist.“

„Was?“ Sven klingt ungläubig.

„Ich habe recherchiert und etwas rumtelefoniert. Ich habe herausgefunden, dass ein bekannter Lokalpolitiker das Haus bekommen hat. Nachdem die Sowjets da aber angefangen hatten aufzuräumen und ein System nach ihren Gedanken einzurichten, floh der Mann mit der ganzen Familie nach Helsinki und war dort noch viele Jahre politisch aktiv. Es gibt sogar noch Familienangehörige. Einer ist auch in der Lokalpolitik.“

„Du verarscht mich auch nicht?“

„Nein, ich schwöre, Sven. Die Familie von Tuomas Jaak lebt noch in Helsinki und ich hab auch ein Interview gefunden, wo er über seinen Großvater spricht und all die Dinge, die sie mitbrachten aus Tallinn.“

„Das ist noch immer sch... dünn“, sagt Sven, doch ich weiß, dass ich gewonnen habe. Ich kenne ihn einfach zu gut.

„Sven ... Svenny ... wir fliegen nach Helsinki und entweder ist da noch eine Spur oder nicht. Wenn nicht, okay. Dann muss Isabella sehen, ob sie über die Botschaft was bewegt oder eben in Deutschland Asyl beantragen.“

„Scheiße“, sagt Sven und schweigt eine Weile. Ich weiß, dass er am Nachdenken ist, ich kann die Zahnräder beinahe knacken hören, während sie ineinandergreifen.

„Ihr startet mit ‘ner ganz schönen Hypothek auf eure Beziehung“, sagt er schließlich. „Unter anderem, dass ich meinen Urlaub nehme. Besorg uns Flüge für Ende der Woche. Ich bekomme vor Freitag nicht frei und ich lasse mich nicht feuern für dich. Blut ist dicker als Wasser, aber nicht als ein Arbeitsvertrag.“

„Du bist der Beste“, sage ich.

„Hmm“, brummt Sven und legt auf.

Ich gehe hinüber in Isabellas Zimmer. Sie packt gerade einige Sachen zusammen.

„Wird er dir helfen?“, fragt sie und hält inne.

Ich nicke. „Er findet die Idee auch nicht gut, aber er ist mit dem, was ich schon rausgefunden habe, zufrieden und wird mich begleiten“, erkläre ich.

Sie tritt zu mir, legt ihre Arme um mich und sieht mir tief in die Augen. „Du bist ein guter Mann“, sagt sie nach einigen Sekunden. „Egal, ob das klappt oder nicht. Ich ... Danke.“

Sie lächelt und in ihren Augenwinkeln kann ich eine Träne sehen.

„Ist okay. Egal, wie es weitergeht, wir bekommen das hin. Zusammen. Verstanden?“, spreche ich ihr Mut zu. Sie nickt, blinzelt die Träne weg und küsst mich.

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