Читать книгу Ferien Sommer Bibliothek Juni 2021: Alfred Bekker präsentiert 19 Romane und Kurzgeschichten großer Autoren - A. F. Morland - Страница 48
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ОглавлениеWir verbringen den Großteil des nächsten Tages damit, Helsinki etwas zu erkunden. Erst abends soll unser Flieger gehen. Es war der günstigste, den wir auf die Schnelle bekommen konnten. Der Hauptbahnhof Helsinkis wird mir lange in Erinnerung bleiben mit seinen fackeltragenden Figuren und der wundervollen Halle. Dann geht es auch schon wieder zum Flughafen. Wir fliegen in den Abendstunden los und irgendwann döse ich ein.
Als wir endlich in Barcelona ankommen und aus dem Bus vom Flughafen steigen, ist es früher Morgen.
Ich bin erschöpft, müde und ausgelaugt. Auf dem Hinweg habe ich schon einige Dinge in meinem Gepäck entdeckt, die ich besser zu Hause gelassen hätte, und andere nicht, die ich besser mitgenommen hätte, Sachen, die nun fehlen.
Wir erreichen Barcelona in der frühen Dämmerung. Die Stadt ist quicklebendig, wenn es dunkel wird. Menschen sind unterwegs und feiern. Auch jetzt noch, wo das Schwarz des Himmels zu Blau wird, ist noch Leben auf den Straßen.
Unterwegs im Flugzeug haben wir uns über das Bord-WLAN etwas zum Übernachten gesucht, das nicht weit von der vermuteten Bar liegt.
Inzwischen weiß ich auch, wie die Statue heißt: Monumento to Frederic Soler i Hubert, habe ich herausgefunden. Auf den Fotos der Umgebung, die ich finden konnte, ist die Bar zu erkennen. Allerdings ist das Foto von 2007. Das ist genug Zeit dafür, dass alles weg sein könnte.
Wir wandern mit unseren Rucksäcken durch die abenteuerlichen kleinen Gassen des gotischen Viertels von Barcelona auf der Suche nach der Adresse. Einige dieser Häuser sehen richtig herrschaftlich aus, andere wurden so oft umgebaut, dass ich nicht mehr sagen könnte, als dass sie alt sind. Der Mensch schuf dieses Viertel und lebte so lange darin, er passte es immer wieder neu seinen Bedürfnissen an.
Die Klubs, Bars und Restaurants, an denen wir vorbeikommen, sind verwinkelt und wie in die Gebäude hineingewachsen. Nichts scheint einfach nur einem symmetrischen Grundraster zu folgen.
Neben einem Supermarkt finden wir eine vergitterte Tür. Am Klingelschild finden wir den Namen unserer Pension. Wir klingeln. Das Treppenhaus war einmal ein Innenhof, den man irgendwann überdacht hat, sodass nun lauter Wohnungsfenster zu ihm hinausgehen.
Im dritten Stock ist an der Tür das Schild unserer Pension. Wir klingeln und eine ältere Dame öffnet uns. Sie begrüßt uns auf Spanisch und bittet uns herein. Anstelle eines Hausflures gibt es nur einen kleinen Raum, der mehr wie ein Wohnzimmer aussieht. Ein dicklicher Mann mit Glatze im Alter der Frau sitzt auf einem Sofa und schaut auf einem Fernseher, der ungefähr eineinhalb Meter groß ist und damit einen Großteil der Wand einnimmt, Fußball. Er ignoriert uns vollkommen, während uns die alte Dame unser Zimmer zeigt. Es ist klein. Außer den zwei schmalen Betten ist nur noch ein Hocker mit im Raum, aber es ist sauber und vollkommen ausreichend für die paar Tage, die wir hier verbringen wollen. Sie redet noch immer auf Spanisch mit mir. Sie spricht kein Englisch, ich dafür kein Katalanisch, also ist das nur fair. Leider spricht sie schnell und mit einem katalanischen Dialekt, der viele mir fremde Worte enthält. Als sie merkt, dass ich nicht mitkomme, redet sie langsamer, was es nur minimal besser macht. Dennoch verstehe ich nicht viel, einige Grundsachen sind aber weltweit gleich: Hier ist das Bad, sí, hier die Küche, sí, und hier unser Hausschlüssel.
Als wir unsere Sachen im Zimmer ein wenig auspacken, wirft sich Sven auf das Bett und seufzt.
„Ich hoffe, das ist es wert“, sagt er mit ins Kissen gedrücktem Gesicht.
„Sven, wenn uns Videospiele eins gelehrt haben, dann doch das: Wenn du nicht weißt, wohin, geh den Gegnern entgegen. Da geht’s weiter, da bist du richtig.“
Er lacht dumpf in sein Kissen hinein.
„Der Philosoph der Familie“, brummt er, aber er grinst dabei, als er sich wieder hinsetzt und zu mir sieht.
Ich stelle meine Tasche ab und hole mein Handy heraus. Am Flughafen am offenen WLAN habe ich mir bereits einige Offline-Karten herausgesucht.
„Okay“, sage ich langsam. „Ich habe unsere Position und denke, ich weiß, wo der Pelikan am Meer sein müsste.“
„Dann los.“