Читать книгу Gefährlicher Einsatz auf Sylt: Kripow & Kripow Herr Doktor und die Polizei - A. F. Morland - Страница 12
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Das ‚Alberto‘ war ein exklusives Restaurant mit ausgefallenen Gerichten und hohen Preisen. Trotz der nüchternen Einrichtung verströmte es eine gemütliche Atmosphäre. Florian Stührenberg hatte telefonisch einen Tisch bestellt. Das war die einzige Möglichkeit, um überhaupt einen Platz zu bekommen. Alle Tische waren besetzt. Gleich beim Betreten des Lokals entdeckte Tanja Drewitz einige lokale Berühmtheiten.
„Früher sagte man, das Lokal ist ‚in‘“, meinte Florian schmunzelnd. „Heute sagt man, es ist ‚hip‘.“
Er hatte sich in Schale geworfen, sah elegant aus. In seinem dunklen Haar glänzte Gel. Er ahnte noch nicht, was ihm bevorstand und Tanja wollte die Sache ruhig angehen. Sie erzählte ihm von den Streitereien, die ihre Cousine zurzeit mit der Lebensgefährtin ihres Bruders hatte.
„Wenn ich an Pascals Stelle wäre, würde ich ein Machtwort sprechen“, entgegnete Florian. „Die beiden sind schließlich keine kleinen Kinder. Es muss doch möglich sein, dass Manuela und Ulrike sich vertragen. Keiner verlangt, dass sie sich heiß und innig lieben. Sie brauchen bloß einigermaßen miteinander auszukommen. Wenn beide den häuslichen Frieden wollen, ist der auch zu erreichen.“
„Ich werde Manuela bei mir aufnehmen“, erklärte Tanja.
„Sie lässt sich von Ulrike aus dem Haus drängen?“, fragte Florian staunend.
„Nur so lange, wie sie für ihre Diplomarbeit braucht. Danach geht sie wieder heim.“
„Ob dort noch Platz für sie ist? Ich könnte mir vorstellen, dass sich Ulrike während ihrer Abwesenheit genüsslich ausbreitet.“
„Sie kann sich nicht nehmen, was ihr nicht gehört.“
„Wer sollte sie daran hindern? Pascal? Der will sich doch nirgendwo einmischen.“ Abrupt wechselte er das Thema. „Hast du noch Appetit auf Nachtisch? Das Mousse au Chocolat ist hier vorzüglich.“
„Nein danke, das Hauptgericht war schon sehr reichhaltig. Ich kriege nichts mehr runter.“
„Noch Rotwein?“, fragte Florian.
„Ja, gerne.“
Florian wandte sich an den Kellner und bat ihn, eine weitere Flasche zu bringen. Nachdem sie das Glas halb geleert hatte, sah sie ihren Begleiter ernst an. „Wir müssen reden.“
„Tun wir das nicht schon die ganze Zeit?“
Tanja spürte, wie ihr der Rotwein allmählich in den Kopf stieg. „Wir müssen über etwas Bestimmtes reden.“
„Und das wäre?“
„Über uns. Über unsere Beziehung. Darüber, dass ich für uns keine gemeinsame Zukunft sehe ...“
Die Worte kamen stockend über Tanjas Lippen. Eigentlich hatte sie vorgehabt, erst nach einer langen Einleitung auf den Punkt zu kommen, doch nun war die Wahrheit ausgesprochen. Nun konnte sie das Gesagte nicht mehr zurücknehmen. Vermutlich lag es daran, dass sie schon zu viel Wein getrunken hatte. Sie schob das Glas von sich. Ein unangenehmes Gefühl beschlich sie, als sie Florians betroffene Miene sah.
„Es ... es tut mir leid“, sagte sie bedrückt. „Ich wollte das ... na ja, ich wollte es mit mehr Takt sagen, verstehst du? Nicht so direkt ... Du bist ein netter Kerl, Florian, aber ... Es tut mir wirklich furchtbar leid, dass ich nicht so für dich empfinde wie du für mich. Das lässt sich bedauerlicherweise nicht erzwingen. Entweder, es ist so, oder nicht. Die Chemie ... entweder sie stimmt ...“ Tanja schüttelte verlegen den Kopf. „Meine Güte, wie ich hier herumstottere ... Ich bringe keinen vernünftigen Satz heraus!“ Sie zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. „Sieh mal, du und ich ...“ Sie räusperte sich. „Das mit uns, das war ein Irrtum ... Als mir das klar wurde, war‘s schon passiert. Aber ich habe von Woche zu Woche deutlicher gespürt, dass wir nicht zusammenpassen, und mir wurde immer klarer, dass ich mich von dir trennen sollte, aber ich brachte es einfach nicht übers Herz, dir zu sagen ...“
„Und heute bringst du es übers Herz“, fiel Florian ihr ins Wort.
„Weil es sein muss, Florian“, erklärte sie mit Nachdruck. Nun gab es kein zurück mehr. „Weil ich wieder frei sein möchte.“
„Frei für wen?“, wollte Florian wissen.
„Für niemanden. Einfach nur frei.“
„Gibt es einen anderen?“
Tanja schüttelte den Kopf. „Nein.“ Sie griff nach seiner Hand und drückte sie leicht. „Das ist die Wahrheit.“
„Was ist so schön daran, frei zu sein?“, fragte Florian. „Allein zu sein?“
„Wir müssen uns beide öffnen – für die richtige Liebe.“
„Du bist für mich die richtige Liebe.“
„Mach dir doch nichts vor. Eine einseitige Liebe kann niemals richtig sein. Wer weiß, vielleicht begegnet sie dir schon morgen.“
„Oder dir“, erwiderte Florian mit dunkler Stimme.
„Oder mir“, gab sie ihm recht. Tanja sah ihm in die Augen. „Wir hatten ausreichend Zeit, unsere Beziehung zu prüfen. Hör mal ganz tief in dich hinein, dann wirst du mit Sicherheit erkennen, dass ich recht habe, wenn ich sage, dass wir zwar gute Freunde sein können, aber keinesfalls mehr.“
Seine Mundwinkel zuckten. „Gute Freunde ...“
„Das ist eine ganze Menge, Florian. Lass uns in Freundschaft auseinandergehen, ich bitte dich. Damit wir einander erhalten bleiben.“
„Damit ich bei deinem Anblick immer wieder an meine größte Niederlage erinnert werde“, murmelte er bitter.
„Das ist doch keine Niederlage“, widersprach Tanja. „Du hast mit niemandem im Wettstreit gestanden. Es sollte einfach nicht sein.“
„Und das führte zur größten Enttäuschung meines Lebens.“
„Wer weiß, wie viele Enttäuschungen ich noch vor mir habe. Du darfst mit dem Schicksal nicht hadern. Ich denke, es meint es gut mit uns, auch wenn es im Moment nicht danach aussieht. Aber es bewahrt uns davor, etwas, das nicht von Bestand sein kann, noch eine Weile fortzusetzen und dabei unglücklich zu werden.“
Florian bemühte sich um Haltung. Tanja hatte ihn sehr verletzt, aber das wollte er sich nicht anmerken lassen. Wenn man liebt, und von dem Menschen, den man wie keinen anderen in sein Herz geschlossen hat, zurückgewiesen wird, lässt sich das nur schwer verkraften.
„Du verlangst also von mir, dass ich dich aus meinem Herzen reiße?“, fragte er mit gebrochener Stimme. Er presste die Lippen zusammen, schwieg eine Weile und fuhr dann fort: „Das wird sehr, sehr lange bluten. Und es wird eine hässliche Narbe hinterlassen.“
Tanja hob die Schultern und sagte mit Tränen in den Augen: „Es tut mir so furchtbar leid, Florian.“