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Heinz Gienke stammte ursprünglich aus Hamburg. Vor einem Monat waren er und seine Frau Annemarie nach Hannover gezogen, um hier ihren Lebensabend zu verbringen. Ihnen gefiel es in Hamburg nicht mehr. Der Lärm und der Anblick der großen Betonklötze hatten ihre Lebensqualität dermaßen gemindert, dass sie sich dazu entschlossen, nach Hannover zu ziehen.

„Man erkennt Hamburg überhaupt nicht wieder“, sagte Heinz schwermütig. „Ich habe mich da nicht mehr wohlgefühlt. Überall Kräne, Bagger, Baumaschinen. Kaum dreht man sich für einen Moment um, schon steht da ein Neubau. Die Stadt verändert ihr Gesicht in einem Tempo, sage ich Ihnen, da kommt ein alter Mann wie ich nicht mehr mit. Das geht alles im Sauseschritt.“

„So ist es doch mittlerweile in den meisten Großstädten“, meinte Schwester Tanja Drewitz. „Alles wird kräftig umgekrempelt. Und die vertraute Atmosphäre geht dabei verloren.“

Heinz winkte seufzend ab. „Die ist doch schon längst hinüber. Von der merkt man nichts mehr. Trotzdem fiel es mir nicht ganz leicht, mein geliebtes Hamburg zu verlassen.“

Die Krankenschwester lächelte. „Einen alten Baum soll man doch nicht verpflanzen, nicht wahr?“

„So ist es. Ich habe das Opfer vor allem für meine Schwester gebracht. Nach dem Tod ihres Mannes wohnt sie jetzt ganz allein in der großen Villa. Sie ist einsam, alt und gebrechlich. Sie braucht mich. Also haben ich und meine Frau uns entschlossen, ihr zu helfen.“ Er lächelte. „Na, vielleicht lade ich Sie mal zum Kaffee ein. Dann können wir uns ausführlicher unterhalten. Ich muss mich jetzt leider auf den Weg machen.“

Heinz verabschiedete sich und verließ den Raum. Er hatte sich von Doktor Alexander Kripow, dem Chefarzt der Falkenberg-Klinik, Herztropfen verschreiben lassen. Schwester Tanja betrat das Wartezimmer und rief den nächsten Patienten auf. „Herr Borchert, bitte.“

Viktor Borchert, mit dreißig Jahren schon ein erfolgreicher Immobilienmakler, legte die Illustrierte beiseite und erhob sich. Er war ein großer, stattlicher Mann, schlank, elegant, attraktiv und blond. Er schenkte der jungen Schwester ein warmes Lächeln, ging an ihr vorbei und betrat das Behandlungszimmer.

„Guten Tag, Herr Doktor.“

„Herr Borchert“, erwiderte der Chefarzt und streckte dem Makler seine Hand entgegen. „Bitte, kommen Sie weiter. Nehmen Sie Platz.“

Der Patient setzte sich.

„Was führt Sie zu mir?“, erkundigte sich Doktor Kripow.

„Ich fühle mich seit einigen Tagen nicht mehr wohl in meiner Haut.“

„Aus welchem Grund? Haben Sie Schmerzen?“

„Nicht direkt Schmerzen, aber ein unangenehmes Brennen in der Speiseröhre. Und dann beunruhigt mich plötzlich Herzrasen oder ein unverhoffter Druck auf der Brust. Manchmal fühle ich mich morgens schon so müde und abgeschlagen ...“

„Haben Sie viel Stress?“

„Zurzeit ja. Ich stehe vor der Realisierung eines großen Projekts. Wenn es mir gelingt, dass durchzuziehen, setze ich mir selbst ein imposantes Denkmal. Selbstverständlich ist das mit sehr viel Arbeit verbunden. Aus nichts wird nichts.“

„Machen Sie bitte Ihren Oberkörper frei“, bat Doktor Kripow. Er nahm das Stethoskop, horchte den Patienten ab, betastete dessen Lymphdrüsen, maß Puls und Blutdruck. „Danke“, sagte er, nachdem die Untersuchung abgeschlossen war. „Sie können sich wieder anziehen. So weit scheint alles in Ordnung zu sein. Wenn Sie es zeitlich einrichten können, möchte ich Ihnen aber noch zu einem medizinischen Check-up hier in der Klinik raten, damit wir ganz sicher sein können. Wären Sie damit einverstanden?“

„Wenn Sie mir zu dem Check-up raten, werde ich ihn durchführen lassen“, entgegnete Viktor. „Ich muss in den kommenden Monaten fit sein. Da kommt nämlich noch einiges auf mich zu.“

„Versuchen Sie auf jeden Fall etwas kürzerzutreten. Erledigen Sie nicht alles alleine. Man kann viele Dinge delegieren. Überlegen Sie sich auch, wie Sie Ihr Arbeitspensum so straffen können, dass unterm Strich mehr Freizeit für Sie herausspringt.“

Der Immobilienmakler nickte. „Ich werde darüber nachdenken.“

„Das sollten Sie. Und zwar ernsthaft.“

„Ich verspreche es“, erwiderte Viktor lächelnd.

„Gut, dann sehen wir uns in den nächsten Tagen wieder.“

Gefährlicher Einsatz auf Sylt: Kripow & Kripow Herr Doktor und die Polizei

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