Читать книгу Gefährlicher Einsatz auf Sylt: Kripow & Kripow Herr Doktor und die Polizei - A. F. Morland - Страница 5
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Die Möwen schrien.
Mit nachlässig ruhigem Flügelschlag schwangen sie im silbrigen Dunst, der die blaue Wasserfläche unter schiefergrauem Himmel ins Nichts zerrinnen ließ. Wie Ausrufezeichen standen die schwarzen Pricken im Sand. Durch die knappe, grüne Grasnarbe, die am Nordrand von Sylt wuchs, strich ein regenfeuchter Wind. Hinter der gleichmäßig grauen Wolkendecke ahnte man die Sonne. Hier und da erhellte sie das eintönige Grau mit einem durchsichtigen, opalen Schimmer, der die Fenster der Häuser aufblinken ließ. Es roch nach Salzwasser, Tang, Muscheln und Schlick.
Der achtundsiebzigjährige ehemalige Seemann Hillrich Kuper hatte die Hände tief in den Taschen seiner langen, dicken Friesjoppe. Klein, stämmig und lebhaft war er, und seine blaugrauen Augen unter der dunkelblauen Schiffermütze musterten nach Seemannsart immer wieder Himmel und Meer. Sein rotbäckiges kluges Gesicht verzog sich zu einem freundlichen Lächeln, das all die kleinen Runzeln und Fältchen aufspringen ließ, die der Salzwind und das Ausschauen über blinkende Wasserflächen hinein gruben.
„Liegt Nebel in der Luft“, murmelte er und schnupperte mit erhobener Nase in den Wind. Durch nasses Gras stapfte er und hielt Umschau. Sein Blick schweifte den Sandstrand entlang, der bei gutem Wetter bunt gekleideten Badegästen als Tummelplatz diente. Und da entdeckte er ihn. Der Gegenstand war nicht sehr groß, aber aufgrund seiner dunklen Farbe hob er sich deutlich vom hellen Sand ab.
Langsam ging Hillrich darauf zu. Im ersten Moment hielt er es für ein Tier, einen toten Seehund, den die Flut hier angespült hatte, doch als er nur noch zwei Meter von seinem Fund entfernt war, erkannte er, dass es sich um einen Rucksack handelte. Vermutlich war er aus einem Boot gefallen oder ein Tourist hatte ihn hier vergessen. Der Alte bückte sich und hob ihn auf. Ziemlich schwer, stellte er fest. Hillrich, der früher auf vielen Fahrten und bei jedem Wetter draußen gewesen war, blickte sich nach allen Seiten um, in der Hoffnung, dass sich der Besitzer noch irgendwo in der Nähe befand.
Aber weit und breit war Hillrich der Einzige hier am Strand. Nachdenklich wiegte er den Kopf hin und her. Dann öffnete er den Rucksack. Vielleicht fand er darin einen Hinweis auf den Eigentümer. Hillrich klappte den Deckel zurück und blickte hinein. Erstaunen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Der Inhalt bestand aus mehreren, rechteckigen Päckchen, die mit Klebeband umwickelt waren. Hillrich Kuper beschloss, seinen ungewöhnlichen Fund zur Polizei zu bringen.