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Bernd Schuster schloss die Tür hinter sich und folgte ihm.

Das Zimmer, in das sie traten, war nur spartanisch eingerichtet. Ein niedriger Tisch, drei Sessel, die noch aus der Nachkriegszeit stammten, ein schwarz lackierter Schrank, der dem Ganzen einen düsteren Anstrich gab, und ein Fernsehgerät im Metallicgehäuse. Grauenhaft!

Auf dem Tisch stand eine Whiskyflasche. Daneben ein Glas.

‚Einen Drink lehne ich auf alle Fälle ab‘, dachte Bernd Schuster. Es war durchaus denkbar, dass Meier das Gift mit einem Whisky zu sich genommen hatte.

Herbert Schwandner wandte sich um und starrte Bernd Schuster feindselig an. „Wer sind Sie?“, wollte er wissen, obwohl er ziemlich sicher war, das zu wissen.

„Mein Name ist Schuster. Bernd Schuster. Ich bin überzeugt, Sie haben schon von mir gehört.“

„Das habe ich allerdings, du Schwein!“, brüllte Schwandner. Seine Faust schoss vor und raste auf das Kinn seines Widersachers zu. „Ich bringe dich um.“

Bernd Schuster war sich bewusst, wahrscheinlich einem Mörder gegenüberzustehen. Aus diesem Grund hatte er mit etwaigen Feindseligkeiten gerechnet. Sein Körper schwang reaktionsschnell zurück, und der andere drosch ins Leere.

Das steigerte seine Wut weiter. Er sah rot und marschierte wie ein Panzer gegen Bernd Schuster vor.

‚Und dieser Mann benutzt Gift?‘, dachte Bernd zweifelnd.

Er nahm die Deckung hoch und suchte selbst eine Lücke, zog es aber zunächst vor, den wild prasselnden Schlägen des Rasenden auszuweichen.

Herbert Schwandner packte kurzerhand einen der Sessel und schleuderte ihn gegen den Mann, der ihm seine Braut ausspannen wollte.

Bernd Schuster duckte sich. Hinter ihm zersplitterte das Wurfgeschoss an der Wand und riss die Tapete in Fetzen.

Schwandner entsann sich seines Messers und riss es heraus. Die Klinge zuckte vor.

„Machen Sie die Sache nicht noch schlimmer, als sie ohnehin ist, Schwandner“, warnte Bernd Schuster.

Schwandner stürmte vorwärts und drängte sein Opfer in eine Ecke. Er stach blitzschnell zu, und Bernd Schuster sah, dass er es mit keinem gewöhnlichen Messer zu tun hatte.

Er versuchte, dem Bulligen die Waffe aus der Hand zu schlagen, doch Schwandner passte auf. Das Messer wechselte in die linke Hand, und in der nächsten Sekunde spürte Bernd einen beißenden Schmerz an der rechten Schulter.

Bernd Schuster wurde klar, dass er bei diesem Killer zur Sache gehen musste, sonst blieb ihm nicht einmal mehr Zeit, seinen Nachlass zu regeln.

Bernd verbiss den Schmerz und stach mit seiner Linken vor. Gleichzeitig winkelte er das linke Knie an und traf Schwandner gleich zweimal.

Der Mann mit dem Messer konnte allerhand einstecken. Aber auch er verzog das Gesicht zu einer schmerzverzerrten Grimasse. Die Treffer steigerten seinen Zorn. Wieder blitzte die Klinge auf.

Diesmal erwischte sie Bernd nicht. Er schlug mit aller Kraft zu und traf das Handgelenk seines Gegners.

Herbert Schwandner schrie auf. Krampfhaft hielt er das Messer fest, aber seine Hand war wie gelähmt.

Bernd Schuster ließ ihn nicht zur Besinnung kommen. Auch sein rechter Arm war nicht mehr voll funktionsfähig. Er musste die Entscheidung schnell herbeiführen.

Sein nächster Hieb beförderte das Messer in hohem Bogen außer Reichweite. Es blieb in einem der Sessel stecken.

Schwandner stöhnte auf.

Bernd Schuster riss ihn herum und verpasste ihm noch ein Ding auf den Punkt, bevor er von seinem Gegner abließ. Er hatte sich restlos verausgabt und musste erst neue Kräfte sammeln. Damit Schwandner aber nicht wieder auf dumme Gedanken verfiel, zog er die Pistole und richtete sie drohend auf den Koloss.

„Damit keine Missverständnisse entstehen, Schwandner“, warnte er. „Das hier ist kein Feuerzeug, und meine Zuneigung zu Ihnen ist nicht besonders groß. Ich würde also abdrücken, wenn Sie mich dazu zwingen.“

Herbert Schwandner schnaufte wie ein Walross. Mit stierem Blick versuchte er zu begreifen, warum Schuster nicht blutend auf dem Boden lag.

„Du Lump hast Rena gezwungen, mit dir ins Bett zu gehen, nicht wahr?“, sagte er mühsam. „Gib es zu, dass sie mich nicht freiwillig betrogen hat.“

Bernd Schuster sah keinen Sinn in dieser Beschuldigung.

„Rena? Wer soll das sein? Ich bin wegen Meier hier, oder wie der Mann auch immer heißen mag, den Sie vergiftet haben. Es sieht nicht gut für Sie aus, aber ein schnelles Geständnis würde Ihnen den einen oder anderen Pluspunkt einbringen. Vor allem aber hat es keinen Zweck, wenn Sie Reinhold Lange, Ihren Auftraggeber, decken.“

Der Gesichtsausdruck von Herbert Schwandner wurde nicht intelligenter. Was faselte der Kerl von einem Mord? Der war doch nicht ganz dicht. Und mit so einem ließ sich Rena ein? Nicht zu fassen.

Wieder geriet sein Blut in Wallung, aber die vorgehaltene Pistole zwang ihn zur Vorsicht. Er gab lediglich unverständliche Grunztöne von sich.

Bernd Schuster wurde deutlicher. Er holte das Foto des Ermordeten aus der Tasche, ohne dabei die Waffe zu bewegen, und zeigte es dem Überwältigten.

„Na, setzt Ihr Erinnerungsvermögen wieder ein? Wie viel hat Ihnen Lange dafür gezahlt? Sie hatten Pech. Meier nannte Sie als seinen Mörder, bevor er starb. In seinem Fall wäre Ihr Messer zweifellos schnell gewesen, obwohl ich Sie auch dann erwischt hätte.“

Herbert Schwandner bewegte seine Hände ganz vorsichtig zum Kopf und drosch darauf herum.

„Ich glaube, ich spinne“, erwiderte er. „Wovon quatschst du überhaupt? Willst du mich mit Reden besoffen machen? Ich weiß genau, dass du eigentlich zu Rena wolltest, aber die gehört mir. Und wenn du mich abknallst, bist du geliefert. Irgend- jemand weiß nämlich genau Bescheid über Rena und dich. Wenn du mich umbringst, wird er wissen, dass nur du es gewesen sein kannst. Dann holen dich die Bullen.“

Bernd Schuster stutzte.

„Und wer ist dieser Jemand?“, wollte er wissen.

„Weiß ich nicht. Ist mir auch egal. Aber dass du Rena vernascht hast, ist mir nicht egal.“

„Jetzt hören Sie mal zu, Schwandner“, sagte Bernd Schuster. „Da hat Ihnen ein zweifelhafter Freund einen gewaltigen Bären aufgebunden. Ich kenne Ihre Rena überhaupt nicht. Wenn Sie mir das nicht glauben, dann fragen Sie sie selbst. Ich pflege nicht in fremden Weidegründen zu jagen.“

„Aber er nannte deinen Namen, und er kannte auch den Wagen, den du fährst.“

„Mag sein. Vor allem aber kannte er Ihren Jähzorn und die Vorliebe für ein schnelles Messer, und er freut sich jetzt wahrscheinlich diebisch, dass er uns aufeinandergehetzt hat.“

„Dieser Lange, von dem du gesprochen hast?“, fragte Herbert Schwandner misstrauisch.

„Ihr kennt euch doch, oder?“

„Flüchtig“, gab der andere zu. „Habe ihn aber schon ein paar Monate nicht mehr gesehen, und mit einem Mord habe ich gar nichts zu tun. Den Typ auf dem Foto kenne ich nicht. Das ist die Wahrheit.“

„Die findet die Polizei ohnehin heraus.“

„Nimm endlich die Kanone weg“, sagte Schwandner. „Das Ding macht mich ganz nervös. Du blutest am Arm. Da habe ich dich erwischt. Ich hole Verbandszeug. Du kannst Herbert zu mir sagen.“

Bernd war weit davon entfernt, dem Messerkünstler bedingungslos Vertrauen zu schenken. Ein zweites Mal wollte er sich nicht hereinlegen lassen.

Immerhin senkte er die Pistole, und Herbert Schwandner atmete auf.

Sie gingen gemeinsam in die Küche, und Schwandner entpuppte sich als geschickter Sanitäter.

„Was hat Lange gegen dich?“, fragte er. „Bist du auf seine Gitte scharf?“

Bernd schüttelte den Kopf. „Kannst du an überhaupt nichts anderes denken, Herbert? Mich interessiert weder deine Rena noch Langes Gitte. Versuche, das zu begreifen, und sag mir lieber, was du seit heute früh getrieben hast.“

„Brauche ich ein Alibi?“

„Genauso sieht es aus.“

Herbert Schwandner musste überlegen. „Ich war mit Rena zusammen“, behauptete er schließlich. „Bis ungefähr zehn Uhr. Dann ist sie zu ihrer Mutter raus nach Frohnau gefahren. Die hat dort ein Häuschen.“

„Und Rena kann das natürlich bestätigen“, meinte Bernd spöttisch. „Ein feines Alibi.“

„Nicht nur Rena“, wehrte sich das Schwergewicht. „Wir waren in der Schwarzen Katze, eine Bar in Wedding. Da ist immer ’ne Menge los.“

„Und Meier war auch dort?“, fragte Bernd schnell.

Herbert Schwandner grinste. „Wer bist du eigentlich, dass du so misstrauisch bist? Etwa ’n Bulle? Ich habe nichts ausgefressen. Bei mir bist du an der falschen Adresse. Frage doch in der Katze, ob dort jemand deinen toten Freund kennt.“

„Du wirst lachen, Herbert. Genau das werde ich tun. Vorher interessiert mich aber noch, was du getrieben hast, nachdem Rena zu ihrer Mutter gefahren war.“

Schwandner nannte einen Boxverein, in dem er Mitglied war und bei dem er anschließend ein zweistündiges Training absolviert hatte. „Danach bin ich nach Hause gefahren. Ach ja, vorher habe ich noch unterwegs drei Steaks verdrückt. Die waren aber höllisch zäh. Anschließend habe ich mich nicht mehr weggerührt. Dann kam der Anruf und bald darauf du. Das war mein Tagesablauf. Und jetzt brauche ich erst mal einen großen Schnaps. Trinkst du einen mit, Bernd?“

Bernd lehnte ab. Nicht nur wegen der Möglichkeit, vergiftet zu werden. Er hatte keine Zeit. Er musste Schwandners Angaben schleunigst überprüfen.

Das tat er dann auch, nachdem er sich verabschiedet hatte. Er sprach mit vielen Leuten, stellte hinterlistige Fragen und versuchte, seine Gesprächspartner in Widersprüche zu verwickeln. Zum Schluss stand für ihn fest, dass Herbert Schwandner die Wahrheit gesagt und mit dem Mord an Meier nicht das Geringste zu tun hatte.

Wieso Lange darauf gekommen war, ihn ausgerechnet auf den eifersüchtigen Schwandner zu hetzen, wurde ihm auch schnell klar. Er hatte Gitte gegenüber den Namen Herbert erwähnt. Die Rothaarige musste schnell geschaltet und ihren Geliebten informiert haben. Der Anruf Herberts war nur eine Komödie für ihn, Bernd Schuster, gewesen, auf die er prompt hereingefallen war. Lange verstand sein Geschäft wirklich. Er war trickreich und gerissen. Und nun war Bernd mehr als vorher davon überzeugt, dass er bei der Ermordung von Meier seine schmutzigen Finger im Spiel gehabt hatte.

Mörderglück am Ku‘damm: Krimi Paket 5 Berlin 1968 Krimis

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