Читать книгу Mörderglück am Ku‘damm: Krimi Paket 5 Berlin 1968 Krimis - A. F. Morland - Страница 18
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Natürlich war ihm auch hier die Polizei schon zuvorgekommen, und das braunhaarige, blasse Mädchen mit den etwas vorstehenden Zähnen war nicht geneigt, schon wieder dieselben Fragen zu beantworten.
„Okay“, sagte Bernd. „Ich verzichte auf Fragen, und Sie erzählen mir alles, was ich wissen muss, um Karstens Mörder zu erwischen. Ist das ein Vorschlag? Oder ist es Ihnen egal, wenn dieser Lump frei herumläuft?“
Doris Wellner schüttelte traurig den Kopf. Sie hatte große, dunkle Augen, in denen aber keine Fröhlichkeit wohnte.
„Ich fühle mich schuldig an seinem Tod“, hauchte sie. „Ich hätte ihn damals nicht verlassen dürfen. Dann wäre alles anders gekommen. So aber war er allein, als er herauskam. Da bildete er sich ein, jemand eine Rechnung präsentieren zu müssen.“
„Wem?“
„Das weiß ich nicht. Dem jedenfalls, von dem er sich damals betrogen glaubte. Er war nicht der große Macher bei dem Raub. Er hatte nur das Technische organisiert. Den Profit hat ein anderer einkassiert, einer, der nicht vor Gericht gestellt wurde und der keinen Finger krümmte, als Karsten verknackt wurde. Ich schätze, dass Karsten das ungerecht fand.“
„Haben Sie früher nie miteinander darüber gesprochen, Fräulein Wellner?“
„Selbstverständlich. Aber Karsten tappte selbst im Dunkeln. Er hatte seine Anweisungen telefonisch erhalten. Genau, wie er vor Gericht ausgesagt hat. Die Beute hat er damals in einem Schließfach hinterlegt, nachdem er den Anteil für sich und seine Leute abgezogen hatte. Dieses Geld tauchte nie wieder auf.“
„Hatte er keinen Verdacht, wer der Drahtzieher gewesen sein könnte?“
„Keinen konkreten. Er nannte zwar ein paar Namen, aber ich habe diese Männer später beobachtet. Sie sind alle arm geblieben und auch nicht ins Ausland gegangen. Von denen hat keiner eine Million.“
Bernd erzählte dem Mädchen von dem Überfall in seinem Büro. „Er muss angenommen haben, dass meine Ermittlungen jemanden belasten, an den er noch nicht gedacht hat. Aber zuvor war er offensichtlich bei diesem Mann, ohne zu ahnen, mit wem er es zu tun hatte. Er hat mit ihm über seine Pläne gesprochen und dafür eine Portion Gift eingetrichtert bekommen. Der Unbekannte wollte kein Risiko eingehen.“
„Es muss jemand sein“, meinte Doris Wellner nachdenklich, „der damals schon reich war oder es erst anschließend geworden ist. Diese Leute sollten Sie sich vornehmen, Herr Schuster.“
Genau das hatte Bernd Schuster ohnehin vor. Er wartete nur noch auf Franziska Jahns Liste mit den entsprechenden Angaben.
„Es gab auch Leute, die glaubten, Karsten selbst habe die Million versteckt. Nicht nur der Richter. Sie kamen zu mir, um mich auszuhorchen oder sogar unter Druck zu setzen. Ich konnte das nicht länger ertragen. Deshalb trennte ich mich von Karsten. Außerdem war da einer, von dem ich glaubte, er würde es ehrlich meinen. Aber auch er war nur hinter der Beute her. Als er einsah, dass ich ihm nicht weiterhelfen konnte, gab er mir einen Tritt.“
„Kennen Sie Silvio Hübner?“
Doris Wellner lief rot an. „Das ist der Mann, von dem ich gerade sprach. Anfangs war er sehr nett und zärtlich. Er bezahlte mir sogar meine Wohnung und machte mir Geschenke. Aber später forderte er alles zurück. Er hatte erfolglos in mich investiert. Ich wusste ja nichts.“
„Gehörte er zu Karstens Freunden?“
„Mit Sicherheit nicht. Heute glaube ich eher, dass er einer anderen Bande angehörte, die sich für die Million interessiert. Er hat Karstens Wohnung gründlich durchsucht, aber keinen Pfennig gefunden.“
„Und Sie haben Karsten nicht gesehen, nachdem er entlassen worden war?“
Das Mädchen lachte freudlos. „Ich wäre die Letzte gewesen, die er hätte sehen wollen. Ich habe ihn enttäuscht.“ Sie verlor ihre mühsam aufrechterhaltene Fassung und brach in Tränen aus.
Bernd ließ sie weinen und wartete geduldig, bis sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Dann gab er ihr ein Taschentuch und zündete ihr eine Roth Händle an, die sie dankbar entgegennahm.
„Sie halten mich sicher für verrückt oder überspannt“, sagte sie, noch immer schluchzend. „Aber es ist nun mal so, dass ich inzwischen begriffen habe, dass Karsten noch längst nicht der schlechteste Mensch war. Nun gut, er war ein Bankräuber, aber ein Mensch hat bei ihm immer etwas gezählt.“
„Und doch war so ziemlich seine letzte Anschaffung, als er aus dem Gefängnis kam, ein Revolver“, sagte Bernd mit Nachdruck. „Er wollte ihn nicht unbedingt nur für seine Verteidigung benutzen. Er war entschlossen, einen Menschen zu töten. Ich muss wissen, woher die Waffe stammte. Wohin kann Karsten gegangen sein, um sich einen Revolver zu beschaffen? Sie kennen doch sicher ein paar seiner früheren Verbindungen.“
Doris Wellner blickte den Detektiv aus tränenverhangenen Augen an. „Sie verlangen eine Menge von mir“, sagte sie leise. „Sobald ich rede, kriege ich Ärger, und von dem habe ich in den letzten Jahren genug gehabt. Ich will endlich meine Ruhe. Können Sie das nicht begreifen?“
„Sehr gut sogar, Doris, und deshalb verspreche ich Ihnen auch, dass niemand erfährt, von wem ich die Information habe. Sehen Sie, ich bin Privatdetektiv. Es gibt einige Jungs, die mich hin und wieder mit einem Tipp versorgen. Sie alle verlassen sich auf meine Verschwiegenheit. Keiner hat das bisher bereuen müssen. Wer weiß, vielleicht kann ich Ihnen auch einmal behilflich sein. Ich lasse Ihnen vorsorglich meine Karte hier.“
Doris Wellner nahm die Karte, ohne einen Blick darauf zu werfen. „Gehen Sie in die ‚Säge‘ in Kreuzberg“, empfahl sie. „Fragen Sie dort nach Robby. Den vollständigen Namen kenne ich nicht. Ich bin zwar nicht sicher, ob die Waffe von ihm stammt, aber ich halte es für wahrscheinlich. Robby gehörte damals zu Karstens Bande, war zur Zeit des Banküberfalls aber gerade im Krankenhaus. Das war sein Glück. Ich an Karstens Stelle wäre zu Robby gegangen, wenn ich einen Revolver gebraucht hätte.“
Bernd bedankte sich für den Tipp und versprach noch einmal, Doris‘ Namen aus dem Spiel zu lassen.
Er verabschiedete sich und verschob seinen Besuch in der ‚Säge‘ auf die späten Abendstunden. Jetzt wollte er erst einmal wissen, was Franziska herausgefunden hatte.