Читать книгу Mörderglück am Ku‘damm: Krimi Paket 5 Berlin 1968 Krimis - A. F. Morland - Страница 17
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Bernd vertiefte sich in Namen und Fakten. Er machte sich Notizen und suchte einen Faden, den er aufzwirbeln konnte, fand ihn aber nicht.
Er nahm sich vor, mit Gerbers Zellengenossen zu sprechen. Ihm hatte der Inhaftierte am ehesten seine Zukunftspläne anvertraut. Für den Mann bestand kein Grund zu schweigen, weil Gerber nicht mehr lebte. Es könnte höchstens sein, dass er sich selbst Chancen auf die Million ausrechnete, wenn er entlassen wurde.
Bernd rief zuvor Horst Südermann an, um sich zu erkundigen, ob der Inspektor inzwischen etwas von Bedeutung herausgefunden hatte.
Von ihm erfuhr er, dass er sich den Weg zum Gefängnis sparen konnte.
„Wir haben schon mit dem Burschen geredet“, verriet Horst und war sichtlich stolz, wie schnell seine Männer gearbeitet hatten. „Karsten Gerber verbrachte fast drei Jahre mit einem gewissen Siegfried Kern in der gleichen Zelle. Kern hat noch fast zehn Jahre vor sich, also keine Aussichten, jemals an das Geld heranzukommen. Die Nachricht von Gerbers Ermordung hat ihn nicht sonderlich aufgeregt. Gerber soll ziemlich verschlossen gewesen sein. Von dem Bankraub und allem, was damit zusammenhing, hatte er nie reden wollen. Er war bei den anderen Gefangenen zum Teil unbeliebt. Seine verätzten Fingerkuppen hatte er einem Unfall zu verdanken. Er arbeitete in der Metallätzerei. Kern behauptet allerdings, dass es kein Unfall war, sondern dass sich ein paar Gefangene wegen seiner Arroganz an ihm rächen wollten.“
„Na schön, also Fehlanzeige.“ Bernd war aber nicht entmutigt. „Aber die Gefängnisleitung wird wohl wissen, ob er bei seiner Entlassung abgeholt wurde, ob er Besuche erhielt, an wen er Briefe schickte und was dergleichen Hinweise mehr sind.“
„Alles gecheckt“, bestätigte der Inspektor. „Gerber schrieb nur im ersten Jahr Briefe und erhielt einen einzigen Besuch von seinem Mädchen. Danach ging die Freundschaft auseinander, wie das so oft in solchen Fällen ist. In den letzten Jahren hatte Gerber keinen Kontakt mehr zur Außenwelt. Er fuhr nach seiner Entlassung mit einem Taxi in seine alte Wohnung. Dort haben wir nachgeforscht, seine Spur aber nicht weiter verfolgen können. Sie verliert sich im Nichts.“
„Du hast nichts dagegen, wenn ich trotzdem ebenfalls mein Glück versuche, Horst.“
„Im Gegenteil, Bernd. Ich fürchte aber, es ist schade um die Zeit.“
„Davon habe ich mehr als ihr. Ist die Wohnung versiegelt?“
„Dafür bestand kein Anlass. Den Schlüssel hat der Hausmeister. Mürrischer Mann. Der redet nur, wenn du mit zehn Mark winkst.“
„Danke für den Tipp, Horst. Die Adresse von Gerbers Mädchen würde mich noch interessieren.“
Der Inspektor gab sie ihm bereitwillig und nannte auch den Namen.
Bernd bedankte sich und legte auf. Er hatte jetzt einiges zu tun, und darüber hinaus wollte er auch noch eine weitere Spur aufnehmen, die er am leichtesten zu finden hoffte. Karsten Gerber hatte einen Revolver besessen. Jemand musste ihm den besorgt haben. Einer seiner früheren Bekannten.
Er würde also die Kneipen aufsuchen müssen, in denen Gerber vor seiner Verhaftung verkehrte. In der Zwischenzeit würde Franziska auch ihre Liste komplett haben.
Er entschied sich, zuerst Gerbers Wohnung in Augenschein zu nehmen.
Es handelte sich um ein Zweizimmer-Apartment, das er zusammen mit seiner Freundin bewohnt hatte. Die war in der Wohnung geblieben, bis sie sich von Karsten losgesagt hatte.
Der Hausmeister besaß tatsächlich ein mürrisches Gesicht und eine recht offene Hand. Bernd beschloss, ihn nicht gleich zu Beginn zu verärgern, und rückte fünf Mark heraus.
„Dafür erwarte ich aber Informationen, dass ich heute Abend einen Kopf wie ein Kürbis habe“, sagte er.
„Für fünf Mark?“ Das Gesicht des Hausmeisters wurde schon wieder mürrisch. „Ich glaube nicht, dass mir dafür sehr viel einfällt.“ Er griff aber trotzdem gierig nach der Banknote.
Bernd zog sie rasch zurück. „Wie Sie meinen“, sagte er. „Dann lohnt es sich für mich wohl wirklich nicht, dass ich gutes Geld zum Fenster hinauswerfe. Ich brauche Sie nicht mehr.“ Er wandte sich der offenen Wohnungstür zu, und musste heimlich grinsen, als ihn der Hausmeister an der Schulter zurückhielt.
„He! Wer wird denn gleich beleidigt sein? Man wird doch wohl noch handeln dürfen.“
„Aber sicher. Nur gehöre ich nicht zu denen, die überhöhte Preise für eine Ware bezahlen, deren Wert sie noch nicht kennen. Wenn Sie also etwas zu sagen haben, dann spucken Sie es aus. Wenn nicht, dann lassen Sie mich in Ruhe. Mich und mein Geld.“
Der Hausmeister räusperte sich umständlich. „Wissen Sie, das ist nämlich so. Normalerweise hätte ich die leerstehende Wohnung längst einem der vielen anderen Interessenten geben sollen, aber die Miete wurde regelmäßig bezahlt.“
„Von wem?“
„Zuerst von Fräulein Wellner. Die hat hier auch gewohnt. Nachdem sie ausgezogen war, übernahm ein Freund von Herrn Gerber die pünktliche Zahlung. Er übernachtete auch manchmal hier. Ich glaube, er war Vertreter und viel unterwegs.“
„Wie heißt der Mann?“ Von ihm hatte Horst Südermann offenbar nichts gewusst. „Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?“
„Das war zwei Tage, bevor Herr Gerber zurückkam. Er wirkte auf mich ein bisschen nervös. Als ich Herrn Gerber fragte, ob er damit einverstanden gewesen sei, dass sein Freund hier gewohnt habe, da wusste er gar nichts davon. Er sagte, ein Silvio Hübner sei ihm unbekannt. Der habe sich mit diesem Trick wohl nur eine billige Bleibe verschaffen wollen.“
Bernd notierte sich den Namen. „Wie sah dieser Hübner denn aus?“, wollte er danach wissen.
Der Hausmeister kratzte sich am Kopf. „Komisch! Das hat Herr Gerber auch gleich gefragt. Und als ich ihn beschrieb, wurde er richtig wütend und stieß Flüche gegen den Mann aus. Er hatte ungefähr meine Figur, aber furchtbar lange Haare. Wie ’ne Frau. Ich schätze ihn auf achtundzwanzig bis dreißig Jahre. Zumindest die Unterarme hatte er tätowiert. Mehr konnte ich ja nicht sehen.“
„Was für Tätowierungen?“, hakte Bernd sofort ein.
Der Hausmeister zuckte mit den Schultern. „Mein Gott! Darauf habe ich nun wirklich nicht geachtet. Was sich diese Spinner ebenso eingravieren lassen. Ich finde das ja bescheuert, und die meisten bereuen das auch schon bald wieder. Aber dieser Hübner war direkt stolz darauf. Auf der einen Seite, glaube ich, hatte er ein nacktes Mädchen, und auf der anderen ein Krokodil. Aber da war noch eine Menge anderes Zeug drauf. Grässlich, kann ich Ihnen sagen. Aber er hat immer die Miete bezahlt, und ich wusste ja nicht, dass Herr Gerber ihn nicht in der Wohnung haben wollte.“
„Hatte Hübner irgendwelche Besuche, haben sich Leute nach ihm oder nach Gerber erkundigt?“
Der Mann überlegte sehr lange, und Bernd fand, dass er fünf weitere Mark drauflegen konnte, um das erlahmende Gedächtnis des Mannes zu aktivieren.
Das brachte aber nur einen mäßigen Erfolg. Der Hausmeister erinnerte sich, dass in der Anfangszeit verschiedene Leute mit unbezahlten Rechnungen aufgekreuzt waren. Ob die von Fräulein Wellner beglichen wurden, konnte er nur vermuten. Hübner hatte nie Besuch, und es fragte während seiner Abwesenheit auch keiner nach ihm.
Aber wenigstens wusste er Fräulein Wellners damalige Adresse, nachdem sie die gemeinsame Wohnung aufgegeben hatte. Sie war nicht mit der Anschrift identisch, die Bernd von Horst Südermann erfahren hatte. Das Mädchen war also in der Zwischenzeit schon wieder umgezogen.
Bernd hatte nichts dagegen, dass der Hausmeister ihn in die Wohnung begleitete. Vielleicht ergaben sich noch weitere Fragen.
Er hielt sich zwei Stunden dort auf und suchte sehr sorgfältig nach Hinweisen, aber das Gleiche hatte vor ihm bereits die Polizei getan und ebenfalls nichts gefunden.
„Ich werde die Wohnung anderweitig vermieten“, erklärte der Hausmeister. „Das ist doch in Ordnung, oder?“
„Wenn Ihnen die Polizei keine anderen Auflagen gemacht hat, spricht nichts dagegen.“
Bernd verabschiedete sich mit einem weiteren Zehn-Mark-Schein. Soviel waren ihm die Informationen wert.
Dann suchte er Doris Wellner auf.