Читать книгу Tödliche Lektüre Berlin 1968 Kriminalroman Band 41 - A. F. Morland - Страница 7

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Sie sah sich im spiegelnden Glas des Fensters - und diesen Mann, der sich ihr völlig lautlos genähert hatte. Jetzt weiteten sich ihre Augen, und der Schock wollte sie lähmen, aber sie kämpfte dagegen an.

Blitzschnell drehte sie sich um. Damit hatte der Mann nicht gerechnet. Er hatte nicht einmal selbst gehört, dass er sich bewegte.

Ehe er sich auf die neue Situation einstellen konnte, stieß ihn Lydia mit beiden Händen kraftvoll zurück und wollte an ihm vorbeistürmen. Er taumelte gegen die Vitrine aus weißen Schleiflack, stieß mit dem Ellenbogen gegen die Glastür und zerbrach sie. Gleichzeitig aber stellte er ihr ein Bein.

Sie schrie auf, als sie das Gleichgewicht verlor, ruderte mit den Armen, konnte den Sturz aber nicht verhindern. Hart schlug sie neben dem Teppich auf. Schmerzen durchglühten sie, Tränen schossen ihr in die Augen, aber sie blieb nicht liegen, sondern kämpfte sich, von Angst getrieben, hoch.

Klaus Berger flog wie vom Katapult geschleudert auf sie zu. Seine Hände landeten auf ihren Schultern. Sie schüttelte sie ab, packte eine Gipsfigur, wirbelte herum und wollte sie dem Fremden an den Kopf schlagen, doch Berger duckte sich. Und dann bearbeitete er Lydia mit den Fäusten, als sei sie ein Mann. Er schenkte ihr nichts, er musste sie überwältigen - oder er blieb ein Versager. Lydia traf ihn mit der Gipsfigur zwar an der Schulter, aber das spürte er kaum.

Sie wankte, schrie heiser um Hilfe, aber diese Schreie waren zu leise, die Nachbarn hörten sie bestimmt nicht. In ihrer Verzweiflung schlug Lydia zurück, doch das kostete sie nur Kraft.

Berger riss sie an sich. Er presste sie so fest gegen seinen Körper, dass sie keine Luft mehr kriegte. Panik stieg in ihr hoch. Sie trat dem Mann gegen das Schienbein, er fluchte unfein, und sie war wieder frei. Taumelnd lief sie durch das Zimmer, und gleich darauf schloss sie sich in der Küche ein, aber sehr viel Sinn hatte das nicht, weil die obere Hälfte der Tür verglast war.

Doch wer kann in einer solchen Situation klar und nüchtern denken?

Berger wurde wütend, weil ihm dieses Mädchen solche Schwierigkeiten bereitete.

Verflucht noch mal, sie war wirklich Lucky Genthins Tochter. Der setzte auch bestimmten Leuten erheblich zu. Berger trat an die Tür, wickelte sein Taschentuch über die Faust und schlug das Glas ein. Als er aufschloss, stürzte das Mädchen zum Fenster. Sie wollte es aufreißen und ihre Angst so laut hinausschreien, dass es die ganze Nachbarschaft hörte.

Doch das verhinderte Berger. Er riss sie vom Fenster zurück und würgte sie von hinten. Wenn sie nicht anders kleinzukriegen war, dann eben so.

Von Todesangst gepeinigt, bemühte sich Lydia, sich von diesem harten Würgegriff zu befreien, doch Bergers Hände lagen wie Stahlklammern um ihren Hals.

Grausam war die Angst, die durch ihr Gehirn hämmerte. Sie wehrte sich mit dem Mut der Verzweiflung, doch jetzt ließ Klaus Berger nicht mehr von ihr ab. Ihre Knie wurden weich. Sie sank gegen die Arbeitsplatte, über der die Messer hingen.

Die Messer!

In verschiedenen Größen, mit schmaler und breiter Klinge, glatt oder mit Wellenschliff. Wahllos riss Lydia eines vom Haken und stach zu. Der Mann stöhnte auf, ließ von ihr ab, fiel um und regte sich nicht mehr. Gierig pumpte Lydia Luft in ihre Lungen. Verstört starrte sie auf das Messer, an dem Blut klebte.

Sie ließ es angewidert fallen und drehte sich zitternd um. Ein glühender Schmerz durchtobte ihren Hals. Doch noch schlimmer war für sie, einen Menschen getötet zu haben.

Tödliche Lektüre Berlin 1968 Kriminalroman Band 41

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