Читать книгу Geld schützt vor dem Tod Berlin 1968 Kriminalroman Band 44 - A. F. Morland - Страница 9
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Manfred Anger war Zeit seines Lebens vom Schicksal getreten worden. Er hatte gerackert wie ein Tier, hatte zweimal geglaubt, es geschafft zu haben, war aber zweimal brutal an den Start zurückgeboxt worden. Zweimal war er um seine ganzen Ersparnisse gekommen. Einmal, weil er einem „guten Freund“ zu sehr vertraut hatte, und beim zweiten Mal hatte die unheilbare Krankheit seiner Frau das ganze Geld verschlungen.
Aber Anger war zäh wie Leder.
Er hatte nicht aufgegeben, und der Erfolg hatte ihm schließlich bewiesen, dass er damit recht getan hatte. Beim dritten Anlauf hatte er es geschafft.
Heute war Anger fünfzig Jahre alt, grauhaarig, hager und stolzer Besitzer einer Bar in der Nähe vom Johannisthal in Treptow. Er hatte sich mit einigen Reisebüros arrangiert, die ihm Tag für Tag eine Menge Touristen schickten. Angers Bar konnte ohne Übertreibung als wahre Goldgrube bezeichnet werden. Dazu kam die nette Lage, die auch bei schönem Wetter den Betrieb eines Biergartens zuließ.
Es war später Nachmittag.
Anger küsste Beate auf beide Wangen. Sie trug einen hellgrünen Rollkragenpulli, das brünette Haar war hochgesteckt, ihre schwellenden Hüften von strapazierfähigen Jeans umschlossen, und das Ganze war in eine mit bunten Blumen bedruckte Schürze verpackt.
„Pass auf unser Haus auf, während ich weg bin“, sagte Manfred Anger lächelnd.
Beate blieb ernst. Eine große Sorge schimmerte in ihren blauen Augen.
„Wie kannst du bloß so unbekümmert sein?“
„Warum sollte ich nicht ...“
„Ich versteh‘s einfach nicht.“
„Nun lass dir mal keine grauen Haare wachsen. Die würden dir absolut nicht stehen – ich meine mit zweiundzwanzig Jahren. Mit grauen Haaren und dem Gesicht kriege ich dich ganz bestimmt nicht unter die Haube.“
„Paps!“
„Nein wirklich, im Ernst, Beate, du musst lächeln.“
„Paps, du darfst die Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen!“, sagte Beate eindringlich.
„Tu ich doch gar nicht.“
„Tust du ja!“
Anger legte seiner Tochter den Arm um die Schultern. „Es ist nichts geschehen und es wird nichts geschehen, Beate. Du kannst unbesorgt sein.“
„Warum gehst du nicht zur Polizei, Paps?“
Anger lachte. „Was soll ich denn da?“
„Die würden dir zumindest sagen, wie du dich verhalten sollst.“
„Ich weiß selbst recht gut, wie ich mich zu verhalten habe, mein Kind. Dazu brauche ich die Polizei nicht.“
„Hast du Angst, zur Polizei zu gehen?“
Anger stemmte seine Tochter mit beiden Armen von sich und schaute sie streng an.
„Hattest du jemals den Eindruck, dass sich dein Vater vor etwas fürchtet?“
„Warum willst du dir dann nicht helfen lassen, Paps?“
„Ich kann mir sehr gut selbst helfen, Beate. Ich will nicht, dass man mir ein paar Männer in die Bar setzt, denen man auf hundert Meter schon den Polizisten ansieht. Das ist nicht gut fürs Geschäft, da kommt doch keine Stimmung auf.“
Das Mädchen leckte sich aufgeregt die Lippen.
„Vater, wenn du nicht zur Polizei gehst, dann tu ich es.“
Angers Blick wurde hart.
„Das wirst du nicht tun!“, sagte er scharf. „Ich will nicht, dass die Angelegenheit an die große Glocke gehängt wird. Und ich erwarte von dir, dass du meinen Wunsch respektierst.“
Anger wandte sich abrupt um und holte seinen Mercedes aus der Garage. Er drückte ziemlich forsch aufs Gaspedal. Kies von der Einfahrt zum Biergarten spritzte hinten weg und hüpfte prasselnd über das Pflaster.
Beate blieb vor dem Haus stehen, bis der Wagen ihres Vaters ihren Blicken entschwand. Dann kehrte sie mit sorgenvoller Miene in die Küche zurück, wo ein Berg Geschirr darauf wartete, in die Spülmaschine geschichtet zu werden.