Читать книгу 11 fantastische Horror-Romane zum Fest - A. F. Morland - Страница 99

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»Die Hexen hassen das ganze Dorf!«, behauptete Professor Edgar Davies. »So viel ist gewiss. Doch noch viel mehr hassen die Hexen Sie, Inspektor Ballard.«

Tony erschrak ein wenig.

»Mich?«

Vicky fuhr sich erschrocken an die Lippen und griff dann schnell nach Tonys Hand, als wollte sie ihm dadurch Mut machen.

Der große, drahtige Mann ging in seinem Wohnzimmer auf und ab. An den Wänden standen reichlich voll gestopfte Bücherregale. Auf Tischen standen oder lagen Bücher und Zeitschriften. Reproduktionen alter Meister hingen da an den Wänden, wo noch Platz dafür war.

Davies strich sich über den weißen Bart.

»Ich sage das nicht, um Ihnen Angst zu machen, Inspektor.«

»Sondern?«

»Um Sie zu warnen!«

»Ist denn wirklich etwas dran?«, fragte Tony Ballard zweifelnd.

»Ich kann es Ihnen anhand von Büchern beweisen.«

Tony schüttelte den Kopf.

»Das würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen, Professor. Ich will Ihnen gern auch ohne einen historischen Beleg glauben, was Sie mir erzählen. Immerhin gelten Sie als seriöser Wissenschaftler.«

»Ist Tony in Gefahr, Professor Davies?«, fragte Vicky mit bleichen Wangen.

Edgar Davies schaute sie unschlüssig an. Sollte er mit der ganzen Wahrheit herausrücken? Schonungslos? Würde das Mädchen die Wahrheit vertragen? Es hatte wohl keinen Sinn, die Zukunft allzu rosig zu malen.

Deshalb sagte Davies: »Ich glaube, Sie sollten sich auf harte Zeiten gefasst machen, Inspektor Ballard.«

»Wie hart?«

»Sehr hart.«

»Wegen der Hexen?«

»Ja.«

»Haben Sie etwa eine Ahnung, was geschehen wird, Professor?«

»Das kann natürlich niemand voraussagen«, meinte Edgar Davies verlegen lächelnd. »Diese verfluchten Bestien sind unberechenbar. Doch auf eines können wir uns – glaube ich – verlassen.«

»Auf was?«, fragte Tony gespannt.

»Sie sind ein direkter Nachfahre des legendären Henkers Anthony Ballard. Also jenes Mannes, der die sieben Hexen damals gehenkt hat. Die sieben Hexen sind alle hundert Jahre in dieses Dorf gekommen, haben hier gebrandschatzt und gemordet. Willkürlich – so schien es. Doch ein Name war stets unter ihren bedauernswerten Opfern zu finden. Der Name Ballard.«

»Nein!«, schrie Vicky bestürzt auf.

»Nein! Das darf nicht passieren!«

»Vicky!«, sagte Tony Ballard eindringlich. »Vicky, bitte!«

Er drückte ihre Hand, um sie zu beruhigen. Dabei war er selbst bis in die Knochen erschrocken, als ihm der Professor diese Überlegung eröffnete.

»Ich kann es Ihnen beweisen!«, sagte Davies ernst.

»Ich will es nicht bewiesen haben«, sagte Tony, und er ärgerte sich darüber, dass seine Stimme heiser geworden war. Aufregung schwang in seinen Worten mit.

Der Professor fuhr fort: »Den Henker haben die Hexen noch im selben Monat gevierteilt. Hundert Jahre später wurde Horace Ballard von ihnen mit glühenden Steinen gepeinigt. Weitere hundert Jahre später zerfleischten sie in der Gestalt von riesigen Ratten Paul Ballard.«

Davies sprach nicht weiter.

Er ging ruhelos auf und ab. Die Hände hatte er auf dem Rücken verschränkt.

Unvermittelt blieb er vor Tony Ballard stehen.

»Wieder sind hundert Jahre um, Inspektor. Verstehen Sie, was ich sagen will? Was immer die Hexen anderen Menschen in unserem Dorf antun werden, sie werden vermutlich über all diesen bösen Taten nicht vergessen, sich an einem direkten Nachfahren des von ihnen zutiefst gehassten Anthony Ballard zu rächen. Und zwar mit aller Grausamkeit und Boshaftigkeit, deren sie fähig sind. Deshalb kann ich Ihnen nur den dringenden Rat geben, sich vorzusehen. Ich bin sicher, dass die Hexen es vor allem auf Sie abgesehen haben. Was sie sonst noch alles im Dorf anstellen, ist nur Beiwerk.«

Vicky Bonney starrte den Professor fassungslos an.

»Ist das wirklich wahr, Professor?«

»Ich beziehe dieses Wissen aus alten Büchern, Miss Bonney.«

»Alle Nachfahren des Henkers haben den Besuch dieser unheimlichen Bestien nicht überlebt, nicht wahr?«

»So ist es«

»Dann ist doch auch Tony verloren.«

»Das weiß ich nicht.«

»Was nützt es, wenn Sie ihm raten, sich vorzusehen?«, ereiferte sich das entsetzte Mädchen. »Was nützt es, zu sagen: Pass auf, die Hexen haben es auf dich abgesehen? Sagen Sie ihm lieber, wie er sich gegen diese Ungeheuer schützen kann. Das ist viel wichtiger, als eine Warnung, mit der Sie Tony nur erschrecken.«

Professor Davies zuckte die Achseln.

»Ich wollte, ich könnte ihm einen Rat geben, wie er sich wirkungsvoll vor den Hexen schützen kann. Aber ich weiß keinen solchen Rat. Ich habe in all den Büchern keine Lösung gefunden.«

»Dann soll Tony unser Dorf verlassen!«, sagte Vicky Bonney hastig.

Edgar Davies nahm ihr jegliche Hoffnung, als er den Kopf schüttelte.

»Zu spät, Miss Bonney. Die Hexen sind bereits da. Wenn sie merken, dass Inspektor Ballard vor ihnen fliehen will, werden sie das verhindern.« Der Professor wandte sich an Tony. »Tut mir Leid, Ihnen nichts Erfreulicheres sagen zu können. Vielleicht wird es auch gar nicht so schlimm, wie ich es sehe. Vielleicht verschonen Sie die Hexen.«

Tony Ballard lächelte benommen.

»Geben Sie sich keine Mühe, Professor Davies. Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie mir die Augen geöffnet haben. Jetzt weiß ich wenigstens, woran ich bin.«

Davies hob die Hand.

»Noch dürfen Sie nicht alle Hoffnung fahren lassen, Inspektor. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es eine Möglichkeit gibt, die Hexen zu vernichten. Ich bin immer noch beim Auswerten alter Schriften. Vielleicht finde ich die verwundbare Stelle dieser Bestien...«

Tony nickte.

»Wenn Sie sie gefunden haben, lassen Sie es mich wissen, ja?«

»Selbstverständlich.«

»Hoffentlich kommen Sie früher darauf, als die Hexen dahinter kommen, wo ich wohne.«

Davies strich sich wieder einmal über den weißen Bart.

»Das, Inspektor Ballard, wissen diese Teufelsbräute längst!«

11 fantastische Horror-Romane zum Fest

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