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Rene kam mit Lea Händchen haltend ins Kommissariat. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und kümmerte sich erst einmal um die alltägliche Arbeit, und die lautete seit einigen Tagen, die Berichte zum letzten abgeschlossenen Fall zu schreiben. Nach einer Weile warf er einen sehnsüchtigen Blick auf Leas Schreibtisch, der bedeutend leerer war als sein eigener.

„Hey, macht’s Spaß?“, wollte er wissen.

Erst nach einer Weile schaute Lea auf und fragte: „Was ist los?“

„Ach, dieser Bürokram ist einfach nichts für mich.“

„Er ist Teil des Jobs.“

„Vielleicht für dich.“

„Was soll das denn heißen?“

„Entschuldige, ich wollte dich damit nicht beleidigen, sondern einfach ausdrücken, dass dies eher was für Frauen ist.“

„Warum?“

„Euch liegt das Schreiben einfach mehr, uns Männern eher die härtere Arbeit. Gut, manch anderem auch nicht.“

„Du spielst da nicht auf jemanden bestimmten an?“

„Nein“, erwiderte Rene.

„Und was meinst du mit härterer Arbeit?“

„Ermittlungsarbeit, Mörder jagen. Es wird Zeit, dass mal wieder jemand umgebracht wird.“

Kurze Zeit später klingelte das Telefon. Rene schnappte sich sofort den Hörer, da er hoffte, dass es jetzt endlich etwas anderes als Berichteschreiben zu tun gab. „Mordkommissariat, Rene Kettler am Apparat.“

Nach einer Weile legte er auf und sagte zu Lea: „Wir müssen los.“

„Ist etwas passiert?“

„Ja, ich drehe von dem ganzen Berichteschreiben bald durch.“ Rene sah, wie Lea den Mund aufklappte, und fügte hinzu: „Und es wurde eine Leiche gefunden.“

Letzteres gab er bereits halb an der Tür von sich.

Am Auto angekommen, fragte Lea ihn: „Verrätst du mir auch ein paar mehr Details als ‚Es wurde eine Leiche gefunden‘?“

„Eine Frauenleiche, um die 30, sie wurde in einem Waldstück drei Kilometer von hier gefunden.“

„Wer hat die Leiche entdeckt?“

„Eine Joggerin.“

„Na dann wollen wir mal wieder zu unserer eigentlichen Arbeit übergehen“, meinte sie neckisch.

Als sie am Fundort der Leiche, einem dichten, dunklen Waldstück, angekommen und aus dem Wagen gestiegen waren, zogen sie sich erst einmal weiße Plastikanzüge an und stülpten die Kapuzen über den Kopf. Rene fühlte sich darin immer ein wenig wie der Marshmallow Man, aber die Anzüge erfüllten ihren Zweck, keine eigenen Spuren zu hinterlassen. Sie nickten den beiden Polizisten zu, die am Rand des Waldstückes standen, und duckten sich unter das Absperrband.

Rene wies Lea an: „Geh du zu der Joggerin und befrage sie, ich werde mir in der Zwischenzeit die Leiche ansehen.“

Rene ging zu dem Team, das gerade dabei war, die Leiche zu untersuchen. Die Kleidung wurde auf Fremdspuren geprüft und eingetütet. Zudem wurde kontrolliert, ob das Opfer nach dem Tod noch bewegt worden war und ob es Spuren für einen Kampf gab. Der Rechtsmediziner Frank Gunter war gerade dabei, die Fingernägel auf Spuren zu untersuchen. Gunter war bereits ergraut und guckte immer leicht mürrisch.

Rene begrüßte ihn: „Hey, Frank, hast du schon etwas für uns?“

Der Rechtsmediziner nahm seine Brille ab und erwiderte: „Hallo. Uns? Wo ist denn Lea?“

„Sie befragt die Joggerin. Und jetzt erzähl mir, was du zu dem Fall beitragen kannst.“

„Okay. Also die Frau ist circa 30 Jahre alt.“

„Haben wir irgendwelche Papiere von ihr?“

„Nein, entweder sie hat keine bei sich getragen oder der Täter hat sie mitgenommen.“

„Wie ist sie gestorben?“

„Sie wurde mit etwa 15 Messerstichen getötet. Der Täter scheint eine ziemliche Wut auf die Frau gehabt zu haben. Tödlich war letztendlich ein Stich ins Herz.“

„Wurde sie hier umgebracht?“

„Wahrscheinlich nicht. An ihrem Rücken sind Schleifspuren zu erkennen, und die Spurensicherung hat wohl auch Reifenspuren entdeckt.“

„Danke dir erst mal.“

Rene ging zu Lea, die gerade von der Besprechung mit Michael von der Spurensicherung kam.

Er erkundigte sich: „Hat er in diesem Fall wenigstens mal irgendwelche Spuren entdeckt?“

„Erst einmal: Papiere und die Tatwaffe haben sie nicht gefunden. Aber Michael schickt nachher noch ein Team los, das den Wald durchkämmen soll.“

„Sag ich doch, bei dem kommt sowieso nichts raus.“

„Nun lass mich doch mal ausreden. Sie haben dafür Reifenspuren entdeckt.“

„Oh, ein Hinweis.“

„Ich weiß, dass du was gegen ihn hast, aber er macht auch nur seine Arbeit, Michael kann doch keine Tatwaffe hervorzaubern.“

„Ich habe nichts gegen ihn, er sollte bloß langsam mal kapieren, dass du meine Freundin bist. Ach, ich will nicht mehr über ihn reden. Erzähl mir lieber, was die Joggerin gesagt hat.“

„Sie war auf ihrer normalen Strecke, als sie den Berg Laub gesehen hat. Sie sah etwas herausgucken und schaute nach. Da entdeckte sie die Hand und hat die Polizei gerufen. Sie hat niemanden gesehen und nichts angefasst.“

„Also nicht wirklich etwas Brauchbares. Gut, machen wir uns an die Arbeit. Schnappen wir uns den Scheißkerl.“

Schuldig

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