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Vorwort

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Als mich Adrienne Träger fragte, ob ich zum vorliegenden Buch ein Vorwort schreiben könnte, kamen mir – statt eines einleitenden Textes – auf einmal ganz viele Fragen in den Sinn. Ich hatte gerade zur Vorbereitung auf mein Schöffenamt alle deutschen Gesetze samt Kommentaren bekommen, ein ganzer Leinenbeutel randvoll mit kleingedruckten Abkürzungen, die sich auf hauchdünnem Papier befinden. Die rechtliche Grundlage für ein friedliches Miteinander in Deutschland. Recht, ein hohes Gut. Und dennoch – die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist eben kein Gesetz im formellen Sinne. Was hat es dann mit diesem besonderen Text auf sich? Muss er überhaupt erklärt werden und dann auch noch bildhaft?

Vor über zweieinhalbtausend Jahren, genau genommen im Jahr 538 vor Christus, gab es den Kyros-Zylinder. Die Inhalte der Proklamation des altpersischen Königs Kyros des Großen gelten heute als erste Anfänge der Menschenrechte; Erwähnung findet die große Tonrolle unter anderem in der Bibel in Esra 1:1-4 und Esra 6:3-5. Es mussten jedoch noch schlimme Verbrechen an dem Menschen geschehen, bevor die Vereinten Nationen nach dem Ende des zweiten Weltkrieges am 10. Dezember 1948 unter Vorsitz von Eleanor Roosevelt, Witwe des ehemaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, die Universal Declaration of Human Rights (UDHR), die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR), in der Resolution 217/A-(III) verabschiedeten. Die dreißig Artikel sind kein Gesetz im formellen Sinne und dennoch kommt ihnen eine beinahe noch größere Bedeutung im Alltag zu, denn schließlich sollen sie Menschen den größtmöglichen Schutz gewährleisten.

Es lohnt sich also, die Rechte des Menschen einmal näher zu betrachten. Im vorliegenden Werk ist es der Autorin hervorragend gelungen, sowohl einen Einblick in die Deklaration der UN, als auch mehr oder weniger gelungene Umsetzungen derselben zu geben. Macht man sich bewusst, dass die skizzierten Geschichten entweder auf Tatsachen beruhen oder zumindest sich so im Jahr 2019 im aufgeklärten Europa, ja sogar in Deutschland, zutragen können, lässt es einem gelegentlich den Hals eng werden und man verspürt Beklemmungen wie in dem allzu bekannten Albtraum, in welchem man fällt und fällt und einfach nicht aufzuwachen scheint. Zwar gelten die Menschenrechte für einen jeden ausdrücklich per Verfassung zu den einklagbaren Rechten und zwar unabhängig davon, ob man Staatsbürger des Landes ist, in dem man sich befindet, oder nicht. Allerdings handelt es sich bei den dreißig Artikeln samt Präambel eben nicht um ein formelles Gesetz, was einfach einen anderen Handlungs- und Umsetzungsspielraum ermöglicht.

Neben ernsten Skizzen scheint doch immer wieder Humor und Lebensfreude durch. Jede Überlegung regt zum Nachdenken an. Und egal, ob man hinterher Tränen vor Ohnmacht oder vor lauter Lachen in den Augen hat – es lohnt sich, sich dieselben nicht achtlos aus dem Gesicht zu wischen und das Buch nicht frühzeitig zur Seite zu legen. Menschenrechte spiegeln sich in den kleinsten Begebenheiten, den unbedachtesten Worten unseres Alltags wieder. Siebzig Jahre nach der offiziellen Einführung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, in einem Zeitalter, in dem Integration und Inklusion keine Fremdwörter mehr sein sollten, liegt es an uns, ob wir den Mut haben, manchmal noch stets vorherrschende Diskrepanzen zwischen Theorie und Praxis zu überbrücken und im Kleinen nicht nur Menschenrechte, sondern vielmehr Menschenwürde zu leben.

Marijke Seidlitz

Köln, im August 2019

Eine illustrierte Erklärung der Menschenrechte in 30 Skizzen

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