Читать книгу Schade, tot - AeNNiE Rupp - Страница 13

Kapitel 8

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Es war Montagmorgen im Büro, als ich Maria wiedersah. Sie wirkte frischer und ausgeruhter als sonst. Sie war immer eine hübsche Frau gewesen – zumindest in meinen Augen. Ich fand die Tatsache, dass sie kaum Oberweite besaß und auch sonst eher eine burschikose Figur hatte, nie abstoßend an ihr. Im Gegenteil. Sie war eine der Frauen, die essen konnte wie ein Kerl, ohne auch nur ein Gramm zuzunehmen. Vielleicht wurde sie deshalb von den weiblichen Kollegen kaum gemocht. Zudem hatte Maria wunderschöne schwarze Locken, die sie fast immer wild und offen trug. Sie machte sich nicht viel daraus, ob jede Strähne so saß wie sie sollte. Und auch Make – up hatte sie nicht nötig. Sie war eine natürliche Schönheit, ohne jeden Anflug von diesen furchtbaren Tussen – Allüren. Sie trug keine kleinen Hunde in Handtaschen spazieren oder nutzte jeden Spiegel, um ihre aufgemalten Augenbrauen nachzuschwärzen. Stattdessen rülpste sie, wenn sie rülpsen musste und fluchte, wenn es angebracht war und auch dann, wenn man es sich besser hätte verkneifen sollen. Deswegen sahen die meisten Männer in ihr auch eher den Kumpel, nicht die Traumfrau. Für mich hatte Maria noch einen ganz anderen Stellenwert. Sie war nicht nur meine beste Freundin, sie war mein Vorbild, in gewisser Weise. Ich hätte gerne auch nur eine kleine Portion ihres Selbstbewusstseins und ihrer Unbekümmertheit abbekommen und die Tatsache, dass sie nichts darauf gab, was andere über sie oder irgendwen sonst dachten, machte sie nur noch sympathischer.

An jenem Morgen jedoch machte es ganz den Anschein, als wolle sie mir aus dem Weg gehen. Sie grüßte jeden, strahlte über das ganze Gesicht und sorgte mit ihrer überschwänglichen Freude für so manchen überraschten Blick, doch als sie mich sah, erstarrte ihre Mimik plötzlich. Ich war mir anfangs nicht sicher, was nicht stimmte und obwohl ich eigentlich keinen Grund dazu hatte, verspürte ich ein starkes Schuldgefühl in mir aufsteigen.

Mit gesenktem Kopf ging Maria schließlich an mir vorbei und nuschelte nur ein unverständliches „Guten Morgen” vor sich her, zumindest glaube ich, dass es ´guten Morgen´ heißen sollte. Fast automatisch wanderte mein Blick ebenfalls auf den Boden. Sie trug Beckys Schuhe! Also war SIE es, die ein schlechtes Gewissen mit sich herum trug! Und zwar an ihren eigenen Füßen. Mit einem Mal verflog jede Schuld in mir und ich sah sie forsch an. „Warte mal!”, rief ich hinter Maria her, die mit schnellen Schritten die Flucht vor mir an ihren rettenden Schreibtisch versucht hatte. Nach meinem Ausruf drehte sie sich reumütig um und sah mich mit großen Kulleraugen an. „Was sind denn das für Schuhe?”, fragte ich und erschrak innerlich über meinen väterlich urteilenden Tonfall. Sie hielt die Hände hinter den Rücken und blickte herab. „Ja, ich weiß … Ich gebe sie ja wieder zurück. Ich habe es dir ja versprochen. Aber ich dachte, bis dahin könnte ich sie noch eine Weile tragen. Fällt doch keinem auf.”

Ich war überrascht, dass Maria es wirklich für nötig gehalten hatte, mir gegenüber Rechenschaft abzulegen. Immerhin war sie ehrlich und ihre kindliche Art amüsierte mich. Ich war schon drauf und dran zu sagen, dass ich Mama nichts davon sagen und nochmal ein Auge zudrücken würde, bevor ich ihr viel Spaß beim Spielen wünschte. Doch das war albern. Also schmunzelte ich darüber hinweg und sah Maria hinterher, die mit herunter hängenden Schultern an ihrem Schreibtisch verschwand.

Auch ich setzte mich vor den PC und schaltete ihn lustlos ein. Viel lieber würde ich jetzt zu Hause sitzen, gemütlich einen Tee trinken und in Ruhe auf Nachricht von Ava warten, die noch immer nichts von sich hören ließ. Der Computer fuhr hoch und ich runzelte die Stirn. Warum eigentlich nicht? Es war Montag. An diesem Tag war keiner im Büro sonderlich arbeitsam. Die meisten bearbeiteten lieber die Berge von Papierkram, die sie von Freitag bis zum Feierabend vor sich hergeschoben hatten. Mein Stapel war bereits abgearbeitet, warum also nicht hin und wieder einen Blick riskieren, ob Ava mir geschrieben hatte?

Ich sah mich um. Eigentlich durfte man sich während der Arbeit nicht auf anderen Webseiten herum treiben als auf denen, die der Arbeit dienlich waren. Aber in gewisser Weise wäre Ava genau dieser nützlich, denn sie würde mit ihren Nachrichten dafür sorgen, dass ich produktiver arbeiten könnte. Außerdem war ich bestimmt nicht der Einzige, der heimlich chattete.

Ich öffnete die Internetseite des Chatportals und sah nach, ob Ava sich bereits gemeldet hatte. Und als habe sie mein Vorhaben erahnt, ertönte im selben Moment wieder das verheißungsvolle ´Pling´. Ich las wie gebannt ihre Mitteilung, wenn sie auch nur kurz war. Sie schrieb von dem schönen Wochenende, das sie verbracht hatte und wie viel Spaß es ihr bereitete. Wo sie überall gewesen ist, schrieb sie, wem sie alles begegnet war und was sie wo erlebte. Es klang wirklich abenteuerlich und so mancher würde wohl vermuten, Ava würde die Wahrheit unermesslich schön reden und maßlos übertreiben. Doch das konnte ich mir nach all den Nachrichten, die wir uns bislang hin und her schrieben, nicht vorstellen. Sie war wirklich eine kleine Abenteurerin, die gern von alten Wegen abging, nur um zu sehen, was sich dahinter alles verbarg.

Ich prüfte, von wann ihre Nachricht stammte, weil ich nicht wollte, dass sie allzu lange auf eine Antwort meinerseits warten musste, aber dann war ich überrascht. Sie hatte die Mitteilung vor wenigen Minuten erst verfasst! Deshalb schrieb ich sofort zurück, weil ich davon ausgehen musste, dass sie auch gerade heimlich von der Arbeit aus schrieb. Auf die Frage hin, wie mein Wochenende war, antwortete ich lediglich kurz. Es gab ja auch nicht viel darüber zu berichten. Außerdem hatte ich ihr das meiste ja bereits ausführlich beschrieben. Dass direkt die erste Frau, die sich mit mir treffen wollte, ohne Schuhe bei Nacht und Nebel vor mir Reißaus genommen hatte, behielt ich lieber für mich. Ava sollte nicht denken, ich sei ein derartig abschreckendes Ungetüm. Aber ich konnte es einfach nicht für mich behalten und schrieb ihr auch dieses kleine Detail mit der beunruhigenden Gewissheit, sie würde sicherlich in tobendes Gelächter verfallen oder sich ernsthaft darüber Gedanken machen, was ich wohl für eine Art von Kerl sein musste.

Es dauerte nicht lange, bis Ava zurück schrieb. Wie erwartet, musste sie über meinen Bericht wohl unheimlich gelacht haben, zumindest textete sie, wie sehr ihr Bauch vor Lachen schmerze. Dann fragte sie, was ich denn getan hätte, um dieses arme Mädel derart in die Flucht zu schlagen, dass sie sogar ihre Schuhe liegen ließ.

Ich saß vor dem Bildschirm und zuckte fragend mit den Schultern, bevor ich wieder zu tippen begann. Ava erzählte ich von der Sauforgie meiner Begleiterin und dass sie wohl nachts panisch in einer fremden Wohnung – nämlich meiner – aufwachte, nicht wusste, wo sie war und dann einfach nur schnell weg wollte. Das hätte doch sicherlich jedem passieren können, nicht nur mir. Das hoffte ich zumindest.

Ava stimmte mir zu. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie es sein musste, die Augen nach einer durchsoffenen Nacht zu öffnen und sich in einem Schlafzimmer wiederzufinden, das definitiv nicht das eigene war. Sie sagte, an Beckys Stelle hätte sie wohl kaum anders reagiert. Aus genau diesem Grund würde sie sich niemals so abfüllen, schrieb sie, was mich sehr erleichterte. Wenn es jemals zu einem Treffen zwischen uns kommen sollte, könnte ich sicher sein, dass sie nicht torkelnd neben mir her liefe, sondern ich das Date mit ihr nüchtern und in vollen Zügen genießen könne. Aber was dachte ich da! Ein Date mit Ava! So weit war ich noch gar nicht. So weit waren wir noch nicht. Wir kannten uns ja nicht einmal wirklich. Aber falls wir uns eines Tages treffen sollten, würde alles mit ihr vernünftig verlaufen. Was aber noch viel wichtiger war, es würde so ablaufen, dass sowohl sie als auch ich uns am nächsten Tag noch an das Date erinnern könnten und zwar gern.

Noch ehe ich weiter spinnen konnte, wie unser Zusammentreffen wohl von Statten gehen würde, erhielt ich ihre nächste Nachricht, die mir ein kalter Schauer bescherte.


´Pling`

„Hast du schon die Nachrichten gehört? Man hat eine junge Frau tot unter einer Brücke gefunden. Ist das nicht schrecklich?”


Ich zögerte. Dieses Thema passte so gar nicht in meinen Gedankengang und holte mich rasch in die Realität zurück. Langsam tippte ich, unsicher, ob ich die passenden Worte finden würde.


`Pling`

„Was für eine Brücke und wann hat man sie gefunden?”


Ava antwortete:

„Du willst mich wohl auf den Arm nehmen! Die Nachrichten sind voll davon! Man hat eine Frauenleiche an der Brohltalbrücke gefunden. Genau an der Brücke, über die du doch regelmäßig zur Arbeit fährst oder? Von dem oder den Tätern fehlt aber jede Spur und die Identität der Frau war bis vor Kurzem auch noch nicht bekannt, weil man ihr das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit eingeschlagen hat. Was für Monster sind zu sowas im Stande?”


Ich schauderte. Der erste Name, der mir durch den Kopf schoss war Becky. Aber das war Unsinn. Nur weil sie vor mir weggelaufen war, oder nicht mal das. Sie war einfach so weggelaufen, das hatte mit mir rein gar nichts zu tun. Dennoch war das noch lange kein Grund, dass sie die Leiche war. Nein. Was wäre das für ein Zufall? Wie sollte Maria ihr dann die Schuhe am Wochenende wieder zurückgeben?


Vorsichtig fragte ich nach:

„Weiß man denn ihren Namen?”


`Pling`

„Nein, die Polizei will ihn auf Rücksicht auf die Angehörigen nicht Preis geben, was ich mehr als verständlich finde. Über den genauen Hergang ist auch nicht viel bekannt. Man hat keinerlei Anhaltspunkte, wie die Frau dort hingekommen ist, aber man vermutet, es muss irgendwann in den frühen Morgenstunden passiert sein. Eine Spaziergängerin hat sie wenige Stunden nach ihrem Tod gefunden und sofort die Polizei alarmiert. Schrecklich, nicht wahr?”


Ich schüttelte den Kopf. Warum wollte mich der Gedanke an Becky nicht mehr loslassen? Ständig hatte ich ihr Gesicht vor Augen, wie sie mehr tot als lebendig in meinem Bett lag. Sofort recherchierte ich im Netz nach weiteren Informationen, doch dort fand ich auch nicht viel mehr Wissenswertes als das, was Ava mir schrieb. Bis auf ein weiteres, für mich nicht unwesentliches Merkmal: Das Opfer hatte hellblond gefärbte, schulterlange Locken.

Mein Körper zitterte erneut. Geistesabwesend drehte ich mich zu Maria um und wusste nicht, was ich denken sollte. Sie trug Beckys Schuhe, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben.

Als hätte sie meinen Blick bemerkt, erwiderte sie ihn mit geröteten Wangen. Ich zögerte nicht lange und ging auf sie zu. Hastig klickte sie mit ihrer Maus herum. Kaum hatte ich ihren Schreibtisch erreicht, legte sie die Hände auf den Schoß und blickte zu mir auf. „Was gibts?”, fragte sie mit aufgesetztem Lächeln. „Hast du das von der Frau gehört?”, stellte ich leise die Gegenfrage. Ich wollte nicht, dass irgendjemand dieses Gespräch mitbekam und womöglich noch falsche Schlüsse zog.

Maria legte die Stirn in Falten: „Welcher Frau?” Ich ging zu ihrem Rechner und öffnete ein neues Fenster mit der Nachricht über den Leichenfund. Sofort wurde Maria blass und ihr Mund stand offen. Fassungslos beugte sie sich nach vorn, las jede Zeile aufmerksam und ihre zittrige Hand bewegte sich allmählich in Richtung Gesicht. „Oh mein Gott!”, hauchte sie und sah mich schließlich mit weit aufgerissenen Augen an. „Meinst du, das ist sie?” Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass ihr etwas Schreckliches passiert ist in der Nacht, in der sie abgehauen ist.” Dann verzog sich Marias Gesicht zu einer Fratze und sie streifte panisch die Schuhe von ihren Füßen und kreischte dabei laut auf. Ihr ganzer Körper begann zu zittern und sie schrie. Es gelang mir nur mühsam, sie festzuhalten und beruhigend auf sie einzureden, damit sie wenigstens aufhörte zu schreien.

Die anderen Büroangestellten ließen die Telefonhörer fallen und sprangen erschrocken auf um zu sehen, was mit Maria los war. Sofort kam Susi mir zu Hilfe und brachte Maria in den Kaffeeraum. Wir versorgten sie erst einmal mit kaltem Wasser und ich hatte Mühe, Susi schnell wieder aus dem Raum zu kriegen, um ungestört mit Maria über Becky reden zu können.

Maria war völlig apathisch und schnappte nach Luft. Ich dankte Susi für ihre Hilfe und drückte sie unsanft und mit wenig Geduld in Richtung Tür. Meine sonst so höfliche Art war weg. Jetzt gab es einfach Wichtigeres als auf meine Ausdrucksweise zu achten. Sie ging zum Chef und berichtete dort, dass Maria wohl gerade einen Schock erlitten habe.

Maria saß da und sah mich mit angsterfüllten Augen an. „Und wenn sie es doch war? Wenn Becky ermordet wurde und wir nur unsere Späße darüber machten, dass sie ohne ihre Schuhe abgehauen ist? Wir hätten ihr Verschwinden nicht so leichtfertig auf die Schulter nehmen und stattdessen nach ihr suchen sollen! „Das ist alles unsere Schuld!”, schluchzte Maria. Die ersten Tränen liefen ihr über das Gesicht. Ich streichelte ihr über die Locken und hielt ihre kalte Hand. Zugegeben, mir war auch schlecht bei dem Gedanken, Becky sei vor mir weg und geradewegs in ihren Tod gelaufen, doch Maria war mir in diesem Augenblick einfach wichtiger. Sie musste ruhig werden. „Becky war meine Freundin. Natürlich gab es auch hin und wieder Zoff, weil sie auf Eric stand, ihn aber nie bekam. Aber wenn sie jetzt wirklich tot ist … Nein, das glaube ich nicht.” Ich setzte mich neben Maria. „Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Becky die Tote ist. Das geht doch gar nicht. Wie soll sie denn dahin gekommen sein? Das ist doch völlig unlogisch.“ Ich hörte meine Worte, doch sie schienen nichts zu bewirken, weder bei ihr noch bei mir. Wir wussten beide, dass bloße Mutmaßungen und haltlose Erklärungen unser Gewissen keinesfalls beruhigen würden und alles, was wir in der Situation tun konnten war abzuwarten, welche Informationen die Polizei als nächstes öffentlich bekannt machen würde.

Was aber noch beunruhigender war als die Möglichkeit, dass Becky die Leiche sein könnte war die Vorstellung, wenn sie es wirklich gewesen ist, dann bin ich der Letzte gewesen, der sie lebend gesehen hat. Der Letzte, bei dem sie sich aufgehalten hat.

Noch bevor ich etwas darüber sagen konnte, kam unser Chef und orderte an, dass ich Maria umgehend nach Hause bringen solle. Ich holte die Schuhe aus dem Büroraum, legte sie in meine Tasche und stützte Maria, während wir zu meinem Auto gingen.

Und als hätte Maria meine Gedanken lesen können, schreckte sie plötzlich hoch. Ihre gläsernen Augen blickten mich ängstlich an. „Nach dir hat sie niemand mehr lebend gesehen!”, sagte sie erschrocken. Ich nickte. „Aber du kannst bezeugen, dass ich zur Tatzeit zu Hause war. Mal ganz abgesehen davon ist sie nicht tot. Bestimmt nicht.”, sagte ich und versuchte mich gleichzeitig selbst damit zu beruhigen. „Ich habe keinen Tropfen Alkohol getrunken in der Nacht. Und wir haben doch telefoniert an dem Tag.” Maria sah stur geradeaus und dachte nach. „Ja, das haben wir, aber erst gegen Mittag.” Das sollte wohl heißen, dass ich mehr als genug Zeit gehabt hätte, Becky erst zu Tode zu prügeln, um dann mittags bei Maria anzurufen und auf unschuldig und unwissend zu machen. Aber das war schwachsinnig. Das wusste auch Maria. Ich bin kein Mörder und ein so skrupelloser erst recht nicht! „Wir sagen einfach keinem, dass Becky noch mit dir um die Häuser gezogen ist. Immerhin habt ihr ja auch niemanden getroffen, den einer von euch kannte oder? Hat dich jemand dabei gesehen, wie du mit ihr ins Taxi gestiegen bist?” Ich überlegte kurz und schüttelte dann gewissenhaft den Kopf. Es war stockdunkel an der Ecke an der wir standen. Und das Taxi hatte sofort gehalten, wir mussten nicht lange auf eins warten. Aber was nützten jetzt all die Spekulationen? Wir wussten nicht, ob es Becky war, deren Schädel zertrümmert wurde. Warum also weiterhin verrückt machen deswegen? „Ich fahr dich jetzt erst mal nach Hause und du ruhst dich aus. Wenn du dich morgen noch nicht besser fühlst, geh zum Arzt und ruf mich an, wann immer du willst. Verstanden?” Maria nickte, ich fuhr los.

Die Fahrt dauerte nicht allzu lange, wenige Minuten und wir waren da, denn um diese Uhrzeit war der Verkehr stets gering. Ich fuhr auch extra eine andere Strecke als sonst, um nicht über die Brücke zu müssen wo man Becky fand, wenn es denn Becky war. Doch Maria und ich schwiegen uns an und blickten beide stur aus den Fenstern.

Als wir vor ihrer Wohnung hielten, fragte ich, ob ich noch mit rauf kommen solle. Aber Maria schüttelte den Kopf. „Nein”, sagte sie. „Aber du kannst mir die Schuhe geben. Ich nehme sie am Samstag mit, falls Becky wieder in der Bar auftaucht und danach fragt. Soll ich ihr sagen, dass sie bei dir war?” Ich verzog das Gesicht: „Nein, lieber nicht. Mir reicht die Tatsache, dass sie vor mir abgehauen ist, da brauche ich nicht noch Entschuldigungen von ihr als Wiedergutmachung. Das ist irgendwie noch demütigender, finde ich.” Maria sah mich verständnisvoll an und schloss die Autotür. Sie winkte mir noch einmal zu, bevor sie im Haus verschwand und ich fuhr zu meiner Wohnung. Immerhin hatten wir uns stumm darauf geeinigt davon überzeugt zu sein, dass Becky noch lebte und all die Aufregung völlig umsonst war. Das war schon mal ein Anfang.

Schade, tot

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