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Kapitel 2

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Mein Name ist Amanda. Amanda Meier. Meier mit „i“, nicht mit „y“. Eine Tatsache, die viele gern vertauschen. Aber das nur nebenbei bemerkt. Ich bin 39 Jahre alt und von Beruf Polizistin. Ich weiß, was Ihnen jetzt durch den Kopf geht ´nicht wieder eine dieser Ordnungshüterinnen, die auf wichtig macht` und ich kann versichern, so eine bin ich nicht. Nicht mehr.

Am Anfang meiner Laufbahn war natürlich die große Euphorie an erster Stelle. Den Zettel in der Hand zu halten, der schwarz auf weiß belegte, dass ich wirklich an der Polizeischule angenommen wurde, war MEIN großes Ziel. Ich war damals so motiviert, wie man es frisch mit Abi in der Tasche nur sein konnte, wenn es darum ging, seinen Traumberuf bald endlich erlernen zu können. Ja, ich wollte schon immer zur Polizei, Mordfälle lösen, Verbrecher jagen, Drogenkartelle hochnehmen, Überfälle verhindern. Für mich war das einer der Berufe, die wenig mit mädchenhaftem Getue zu tun hatten, denn wirklich tussig war ich wohl nie. Zumindest gehörte ich nicht zu der Sorte Frauen, die weinten, wenn ihnen einer ihrer Plastiknägel abbrach, stets geschminkt aus dem Haus ging oder für Schuhe sterben würde.

Ich ging lieber logisch an Probleme heran und versuchte eine Lösung zu finden, anstatt sie wegzuschminken, als sei nichts gewesen. Fortan würde ich also in einer Liga spielen, in der das Aussehen wirklich keine Rolle zugeteilt bekam, sondern es auf taktisches Kalkül und beherrschte Vorangehensweisen ankam. So glaubte ich zumindest. Doch der erste Tag an der Polizeischule belehrte mich eindeutig eines Besseren.

Alles, was ich bis dahin über den Beruf glaubte zu wissen, war falsch, wie ich schnell feststellen musste. Um mit den anderen mithalten, ja überhaupt wahrgenommen werden zu können, zählten keine Erfolge. Es kam auch nicht darauf an, wie geschickt, klug oder beherrscht man war. Aussehen, es war einzig und allein das Äußere, auf das jeder achtete. Meine Niederlage stand also fest lange bevor ich überhaupt eine Chance hatte zu beweisen, was ich an wirklichen Qualitäten vorweisen konnte, die mehr mit dem Job zu tun hatten als eine tödliche Schusswaffe in besonders gepflegten Händen zu halten. Doch das interessierte hier niemanden. Stattdessen spalteten sich alle angehenden Polizisten meines Jahrgangs in zwei Lager.

Auf der einen Seite gab es die Jungs, allesamt schlank und mehr oder weniger durchtrainiert, aber dafür fit und auf ihre eigene Weise durchaus attraktiv. Auf der anderen Seite waren die Mädels, ihre perfekten Haare zum lockeren Pferdeschwanz gebunden, Sonnenstudio gebräunt mit glänzend weiß gebleechten Zähnen, dem richtigen Make – up und dem, was sie wohl alle auszeichnete, als sei es eine geheime Frauenuniform – Perlenohrringe. Keine echten natürlich, sondern diese Billigdinger aus dem Billigladen für Accessoires, wo sie sicherlich auch ihre schmucken Halstücher her hatten, die sie sich nach getaner Arbeit umlegten als seien sie das Erkennungszeichen „Ich gehöre zur Polizei“.

Ich stand irgendwo dazwischen mit meiner damaligen Kurzhaarfrisur, meinem nach Geschlecht nicht definierbaren, einfach nur dünnen Körper und der unsicheren Art, die mir schon immer im Weg stand. Ich glaube, mir war bereits am ersten Tag mehr als bewusst, dass die Polizeischule für mich alles andere als ein Spaziergang werden würde. Und genau diese Befürchtung wurde mir dann auch rasch bestätigt, als es darum ging zu beweisen, was man auf dem Kasten hatte. Ich stöhnte nicht vor Anstrengung, wenn es hieß, die eigene Fitness unter Beweis zu stellen. Nein, ich biss meine Zähne zusammen und powerte mich aus. Ich rannte, als hinge mein Leben davon ab, ich kletterte, als wäre der Teufel persönlich hinter mir her und schwitzte wie ein Schwein.

Gut, mein Ehrgeiz wurde von den richtigen Leuten belohnt, ich bestand diese Schule mit Bravour und konnte direkt loslegen mit den Kriminalfällen. Aber bis dahin musste ich die Häme der anderen irgendwie überstehen. Es ist nicht schön, wenn man von allen Seiten gedemütigt und schikaniert wird. Wenn man in Duschen gezogen wird, sie einem die Klamotten vom Leib reißen, um zu sehen, ob man wirklich zu den Frauen gehörte und nicht einfach nur ein Spanner war. Ebenso wenig toll fand ich es, von allen Kerlen begrapscht zu werden mit den Worten wie geil es doch sei, eine Frau anzupacken, die wie ein Kerl aussähe und sich auch so anfühle, auf diese Weise kämen sie sich wenigstens nicht schwul vor. Schön, dass immerhin IHR Gewissen damit beruhigt gewesen ist, nicht wahr?

Ich hasste sie alle, träumte immer wieder davon, sie „versehentlich“ bei einem Einsatz abzuknallen, aber ich verdrängte es so gut ich konnte. Es war mein Ziel vor Augen, das mich davor bewahrte, in Selbstmitleid zu zerfließen und mich für sie und mich gleichermaßen zu schämen oder eine Dummheit zu begehen. Ich wollte die beste Ermittlerin sein, die es gab. Ich wollte zu denen gehören, die über Leipzig hinaus bekannt dafür war, eine wirklich gute Polizistin zu sein, deren Ratschlag überall auf der Welt gefragt war. Davon konnte mich niemand abhalten, auch nicht diese dämlichen Affen, die sich später meine Kollegen schimpften.

Deutschland war dabei ehrlich gesagt nie das Land meiner Wahl gewesen, denn hier passierte so gut wie nie etwas Spannendes, zumindest nichts, das mein Interesse geweckt hätte. Und falls es mal zu einem wirklich interessanten Fall kam, wurde ich nicht dazu geholt, ich war ja „Die Neue“ und noch zu unerfahren. Der Papierkram sei aber eine gute Vorbereitung auf die bald folgende reale Polizeiarbeit auf der Straße, hieß es. So musste ich mich damit auseinander setzten, wie viele und welche Gartenzwerge in Nachbars Garten stehen durften, welche Brunnen und Häuschen den Rasen zieren konnten, ohne dabei als belästigend oder störend empfunden zu werden.

Es war lästig, öde, eintönig und langweilig. Kurz gesagt, ich hasste meine Arbeit. All die Jahre, die ich mich in der Schule angestrengt hatte, um Polizistin werden zu können, mir die Nächte um die Ohren schlug, um in der nächsten Mathearbeit eine Eins zu schreiben, all das, damit ich hin und wieder Streife fahren und einschreiten durfte, wenn einer nach 22 Uhr seine Musik einen Tacken zu laut gedreht hatte und sich die Alte aus dem Erdgeschoss wieder beschwerte. Weniger wegen des Lärms, die Dame war ohne ihr Hörgerät nahezu taub, sondern einfach nur, um sich beschweren zu können. Sie hasste den Nachbarn aus der zweiten Etage, diesen jungen Kerl mit den bunten Haaren, diesen Studenten, der sich die Wohnung sicher nur mit dem Verkauf von Drogen leisten konnte. So zumindest lauteten ihre Anschuldigungen. Und ich vermutete, sie war einsam, da ist es natürlich schnell überlegt, die 110 zu wählen, denn da kann man sich sicher sein, dass einer ans Telefon geht, sich ihre Sorgen anhört und im Ernstfall sogar einen Besuch abstattet. Trauriges Leben. Ich habe mir geschworen, niemals so zu enden, aber dann musste ich mir doch eines Tages eingestehen, dass ich längst ein ebenso tristes Leben mein eigen nannte.

An den Wochenenden übernahm ich immer wieder die Schichten der anderen, denn im Gegensatz zu ihnen hatte ich weder eine Beziehung, geschweige denn eine Familie oder irgendwelche nennenswerten Hobbys, die mich samstags oder sonntags vereinnahmten. Dass ich kein wirkliches Partytier bin, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.

Trotz alledem hoffte ich, in Leipzig, meiner Heimat, die ersten schweren Verbrechen meiner Karriere knacken zu können. Ja, ich wollte mehr Action. Aber man gab sie mir nicht. Nur noch mehr Blankopapier zum Ausfüllen der Polizeiberichte. So fasste ich einen Entschluss und bewarb mich beim örtlichen Gefängnis. Vielleicht würden mich die Inhaftierten auf die richtige Fährte bringen, endlich einen wirklich interessanten und vor allem WICHTIGEN Fall zu lösen.

Gleich am ersten Arbeitstag im Knast begegnete ich Joe. Wie er wirklich hieß, wusste ich nicht. Ich glaube, niemand wusste seinen richtigen Namen. Er saß wegen allen möglichen Sachen, ich vermute, das Harmloseste waren Zwangsprostitution und Drogenhandel und natürlich schwere Körperverletzung. Oder war es sogar ein Mord? Ich weiß es nicht mehr und es ist auch nicht so wichtig. Er war natürlich ein unheimlich angsteinflößender Kerl, der gern Respekt ihm gegenüber mit blanker Angst vor ihm verwechselte. Sein durchtrainiertes Kreuz war beinahe so groß wie ich lang war, er hatte perfekte weiße Zähne, eine Glatze und eine wunderschöne hellbraune Haut. Er sah in diesem kargen Gefängnis immer aus, als habe er als Einziger den Sonnenplatz erhalten und könne sich tagein tagaus bräunen.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie alle Wärter sich vor ihm fürchteten. Die einen ganz offensichtlich, die anderen still in aller Heimlichkeit. Und sicherlich gab es auch allein beim Blick in seine Polizeiakte genug Grund, um sich in seiner Gegenwart in die Hose zu machen, aber, warum auch immer, ich gehörte nicht zu den Angsthasen. Vielmehr erinnerte er mich an meinen Lieblingsteddy, den ich als kleines Mädchen besaß. Er hatte die gleiche Fellfarbe wie Joes´ Haut und einen ebenso grimmigen Blick. Aber er war lieb und kuschelig und brachte mich durch so manche unheimliche und unruhige Nacht, wenn ich von Albträumen geplagt ängstlich erwachte.

Wann immer ich Joe ansah, musste ich an meinen Teddy denken und war automatisch beruhigt. Ja, ich musste manchmal sogar lächeln, wenn Joe in Handschellen an mir vorbei geführt wurde. Ich dachte dann immer, wenn er da war, würden mich alle anderen auf jeden Fall in Ruhe lassen und wenn mir etwas passierte, dann auch nur, weil Joe es getan hatte und ich war überzeugt davon, das würde ich in dem Fall gewiss nicht überleben.

Natürlich blieb meine Sympathie für diesen Schwerverbrecher nicht unbemerkt. Es kam häufiger vor, dass Joe mich anlächelte, wenn er an mir vorbei ging oder mich mit einem leichten Kopfnicken grüßte.

Eines Abends machte ich meine Runde, um zu sehen, dass in den einzelnen Zellen alles in Ordnung war. Zugegeben, als ich mich seiner Zelle näherte, wurde ich mit jedem Schritt nervöser. Aber es war nicht eine von Angst erfüllte Nervosität, die sich in mir aufbäumte wie eine undurchdringliche Mauer, ich war gespannt, was mich erwarten würde, war neugierig und konnte es eigentlich kaum erwarten, endlich bei ihm angelangt zu sein. So machte ich zügig meine Runde und wurde erst wieder langsamer, als ich vor seiner Tür stand. Mein Herz raste wie wild. Wie ein kleines Mädchen fühlte ich mich, das vor ihrem großen Schwarm stand und nun etwas sagen musste, damit die Situation nicht peinlich wurde. So klopfte ich gegen die harte Tür. „Alles in Ordnung da drinnen?“, fragte ich und war wirklich bemüht, weniger nervös, dafür aber umso bestimmter zu klingen. Dann lauschte ich, was als nächstes passierte. Ich hörte Schritte in der Zelle. Sie kamen näher. Dann blieb er stehen. Für den Bruchteil einer Sekunde passierte nichts, bis ich schließlich ein leichtes Klopfen von der anderen Seite der Tür vernahm. „Alles Bestens, Amanda!“, erklang Joes´ Stimme. Sie war unheimlich beruhigend und trotzdem stark. Bis zu jenem Abend hatte ich ihn kein einziges Wort reden hören, was mich in diesem Moment nur noch mehr ins Schwärmen brachte. Und er wusste meinen Namen! Er gehörte wohl zu einem der wenigen Männer, die mich nicht als kleinen Kumpel ansahen, sondern als eine Frau. Eine richtige Frau. Und er wusste, wie ich heiße, was bedeutete, dass ich ihm gewiss nicht gleichgültig war.

Ich kann kaum abstreiten, dass mich dieser Joe, dieser Verbrecher, auf eine Wolke gehoben hatte, die mich höher schweben ließ als irgendjemanden sonst. Ich fühlte mich, als stünde ich über allen anderen. Ein verdammt gutes Gefühl! Dieser eine Satz aus seinem Mund bewegte mich sogar dazu, mich weiblicher zu fühlen und dementsprechend auch weiblicher zu geben. Meine Haare waren ohnehin länger geworden seit Beginn der Polizeischule, aber zum ersten Mal nach Jahren besuchte ich wieder einen Friseur, ließ mich auf waghalsige Farbexperimente und Frisuren ein, ganz zu schweigen von einer ausgiebigen Make – up Beratung, in der man mir klar machen wollte, ich hätte ein unheimlich schönes und zartes Frauengesicht, aus dem man viel machen könne. Sogar meine Kleidung wechselte ich. Die schlabberigen Hosen tauschte ich gegen eng anliegende Jeans in meiner Freizeit und für die Arbeit griff ich zu Wonderbras und Tangas, damit meine Figur auch in dem damals noch unansehnlichen Grün und Ocker etwas her machte. Es zeigte sogar Wirkung, zumindest hinter den Knastmauern.

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie wir uns tief in die Augen sahen, wenn wir uns begegneten und wie aus einem anfänglichen „Alles Bestens, Amanda!“ immer längere Gespräche wurden, vorausgesetzt, die Zeit ließ es zu.

Eines Tages stand eine routinemäßige Zellendurchsuchung an und man fand bei Joe einen zugeklebten Briefumschlag ohne die Angabe eines Empfängers. Man öffnete den Umschlag kurzerhand und überreichte ihn mir mit errötetem Gesicht und einem breiten Grinsen. „Der ist wohl für dich, kleine Süße!“, lachte Marko hämisch. Ich begriff nicht, was das sollte und nahm das Papier wütend an mich. Erst im Kaffeeraum faltete ich es auseinander und las die ersten Zeilen. Dieser Brief richtete sich tatsächlich an mich, an „die kleine süße Amanda!“. Welche Emotionen ein paar geschriebene Zeilen auslösen konnten, es war faszinierend. Bis zu jenem Abend hatte ich außer Rechnungen und Grußkarten meiner Oma nie schöne Briefe erhalten. Erst Recht keine Liebesbriefe. Aber dieser war einer. Ganz sicher.

Zu Hause las ich ihn immer und immer wieder. Ich konnte ihn bald auswendig und vermochte es nicht, ihn auch nur einen Augenblick aus den Händen zu legen. Ich war überzeugt, Joe hatte ihn extra im Zimmer gelassen, damit ich ihn bei der nächsten Zellendurchsuchung erhalten würde und es aussah, als solle er nie in meine Finger gelangen. Ein Insasse heimlich verliebt in eine Wärterin. DAS war doch mal ein Krimi!

Es folgten weitere Briefe von ihm, einer liebvoller und schöner als der andere und auch ich bemühte mich im Schreiben. Aber es war mir zu peinlich, meine Gefühle für ihn in Worte zu fassen. So fasste ich mir zumindest bei jedem meiner Rundgänge ein Herz und stellte mich ganz nah an seine Zellentür. „Danke für den Brief!“, sagte ich jedes Mal, wenn ich mir sicher war, dass er direkt an der Tür stand und außer uns niemand meine Worte hörte. Dann erzählte ich ihm, wie schön ich seine Schreiben fand und welche Empfindungen sie in mir weckten. Ich erzählte ihm schließlich sogar von meinen Sehnsüchten.

Ich glaube, er wusste wie leicht ich zu manipulieren war, warum sonst sollte er ausgerechnet mich auserwählt haben, mir eine Liebelei vorzuheucheln? Aber ich war dumm und naiv genug, ihm alles zu glauben. Im Nachhinein frage ich mich auch, ob es wirklich so offensichtlich gewesen ist, wie sexuell frustriert ich war. Ich meine, ich war Mitte zwanzig und mein bis dahin erotischstes und intimstes Abenteuer waren vermeintliche Liebesbriefe eines Knackis. Eines gefährlichen Knackis. Aber damals pfiff ich drauf und ging sogar noch weiter.

Es war kurz vor Weihnachten, als er mir offenbarte, dass er einen großen Wunsch hatte. Ich bohrte ordentlich nach, was es denn sein könnte und hoffte inständig, dass es etwas mit mir oder zumindest meinem Körper zu tun haben würde und ich sollte Recht behalten. Aber anstatt ganz plump daher zu kommen mit den Worten „Ich will dich ficken“ umschrieb er es auf so bezaubernde und romantische Art und Weise, dass ich gar keine andere Wahl hatte als das Wagnis einzugehen, mich eines Abends in einem unbeobachteten Moment in seine Zelle zu schleichen. Ich war bereits Tage zuvor nervös deswegen gewesen, habe mir immer wieder den Kopf darüber zerbrochen, welches Make – up ich auflegen sollte und vor allem, welche Unterwäsche die Passendste wäre. Keine Frage, ich wollte nicht nur ihm gefallen, sondern vor allem auch mir selbst, denn wir reden hier nicht von irgendeiner sexuellen Erfahrung, sondern von meiner ersten.

In seiner Zelle schloss ich die Tür hinter uns und umklammerte den Schlüsselbund ganz fest. Joe stand mir gegenüber und lächelte. Er sah fast schon etwas verschämt aus und ehrlich gesagt war ich alles andere als selbstsicher in diesem Augenblick. Glücklicherweise machte er den ersten Schritt, ging auf mich zu, umarmte mich mit seinen großen Muskeln ganz leicht und sah mir dann tief in die Augen. Er erzählte mir, wie schön ich sei und wie lange er auf diesen Moment gewartet habe, dann küsste er mich mit seinen weichen Lippen! Ich schmolz dahin wie Butter und ließ ihn einfach machen, unfähig, auch nur noch einen klaren Gedanken fassen zu können. Er öffnete meine Bluse, küsste meine gesamte Haut, es war so toll …

Ja, ich gerate auch heute noch ins Schwärmen…

Und dann wendete sich das Blatt – natürlich, wie sollte man es auch anders erwarten. Während ich mich völlig unbeherrscht darauf einstellte, mich ihm willenlos hinzugeben, nutzte er die Gunst der Stunde um sich meinen Schlüsselbund zu greifen und so schnell er konnte Reißaus zu nehmen. So lag ich da. Halbnackt. Noch nicht wirklich ganz bei der Sache, als er im Flur auch schon wieder geschnappt wurde. Gedemütigt wie es keiner jemals zuvor geschafft hatte. Benutzt. Ich ekelte mich so entsetzlich vor mir selbst und das Lachen meiner Kollegen machte es keinesfalls besser. Eiligst griff ich nach meinen Habseligkeiten, zog mich so schnell ich konnte wieder an und beendete ordnungsgemäß die Schicht, als sei nichts gewesen. Natürlich wurde ich tags drauf zum Chef gerufen, der mich prompt beurlaubte, bis man eine neue Stelle für mich gefunden hatte, denn immerhin stellte man trotz diesen Mallörs außer Frage, dass ich eine gute Polizistin war.

So hieß es dann bei meiner Versetzung, der Inhaftierte habe mich unter noch ungeklärten Umständen in seine Zelle bekommen und versucht zu vergewaltigen, weshalb es mir nicht möglich sei, weiterhin dort zu arbeiten. Man suchte mir eine Dienststelle, die weniger gefährlich war. Und so musste ich mich schon mal mit dem Gedanken anfreunden, wohl nicht in Zukunft auf den Straßen New Yorks auf Verbrecherjagd zu gehen, sondern mich wieder zornigen Gartenzwergbesitzern zu widmen.

Wo mich das Schicksal dann allerdings hinführte konnte nur ein schlechter Scherz sein. Sackeifel! Was auch immer genau oder welche Orte präzise damit gemeint sein soll, ist mir bis heute ein Rätsel, aber scheinbar bin ich mittendrin oder so weit davon entfernt, dass es für all die Wissenden um mich herum einfach amüsant ist zu sehen, wie ich mich in meiner sicheren Unwissenheit wiege.

Schade, tot

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