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Wo wollen wir sie aufstellen?«

Das Abendessen war vorüber. Lady Coote war noch einmal eingespannt worden. Sir Oswald hatte ungewollt die Situation dadurch gerettet, dass er vorgeschlagen hatte, Bridge zu spielen – nicht, dass »vorschlagen« das richtige Wort wäre. Sir Oswald hatte – wie es einem Industriekapitän zustand – nur seine Vorliebe für dieses Spiel geäußert, und alle um ihn herum beeilten sich, den Wünschen des großen Mannes gerecht zu werden.

Rupert Bateman und Sir Oswald spielten gegen Lady Coote und Gerald Wade, was ein sehr glückliches Arrangement war. Sir Oswald spielte ausgezeichnet und schätzte gleichwertige Partner. Bateman war ein ebenso hervorragender Bridgespieler wie Sekretär. Beide beschränkten sich auf gelegentliche kurze Bemerkungen wie »zwei ohne«, »verdoppelt« oder »gestochen«. Lady Coote und Gerald Wade waren sehr liebenswürdig und unsachlich, und der junge Mann versäumte es nicht, nach jedem Spiel zu sagen: »Sie waren einfach großartig, Partner«, mit einer Bewunderung, die Lady Coote sowohl als überraschend wie auch als schmeichelhaft empfand. Sie hatten gute Karten.

Von den anderen nahm man an, dass sie im großen Ballsaal zur Radiomusik tanzten. In Wirklichkeit standen sie vor der Tür zu Gerald Wades Zimmer, und die Luft war erfüllt von ihrem unterdrückten Gekicher und dem Ticken der Wecker.

»In einer Reihe unter das Bett«, schlug Jimmy auf Bills Frage hin vor.

»Und auf welche Zeit wollen wir sie einstellen? Sollen sie alle auf einmal klingeln oder in Abständen?«

Dieser Punkt wurde heftig diskutiert. Schließlich wurden die Wecker so gestellt, dass sie ab sechs Uhr dreißig einer nach dem anderen klingelten.

»Und ich hoffe«, sagte Bill mit erhobenem Zeigefinger, »dass ihm das eine gute Lehre sein wird.«

»Hört, hört!«, meinte Socks.

Sie fingen gerade an, die Wecker zu verstecken, als sie plötzlich gestört wurden.

»Pst!« zischte Jimmy. »Da kommt jemand die Treppe herauf!«

Panik brach aus.

»Ist schon gut«, entwarnte Jimmy. »Es ist nur Pongo.«

Mr Bateman war unterwegs zu seinem Zimmer, um sich ein Taschentuch zu holen. Er blieb stehen und überflog mit einem Blick die Szene. Dann gab er einen kurzen und sinnvollen Kommentar ab. »Er wird sie ticken hören!«

Die Verschwörer sahen sich an.

»Was sage ich euch?«, rief Jimmy ehrfürchtig. »Pongo hat schon immer was auf dem Kasten gehabt!«

Pongo ging weiter.

»Das stimmt«, gab Ronny Devereux mit seitlich geneigtem Kopf zu. »Acht tickende Wecker machen einen Heidenlärm. Selbst der alte Gerry kann das nicht überhören, und wenn er noch so ein Esel ist! Er wird vermuten, dass da was nicht in Ordnung ist.«

»Ich möchte wissen, ob es wirklich stimmt«, sagte Jimmy Thesiger.

»Was?«

»Dass er so ein Esel ist, wie wir alle denken!«

Ronny starrte ihn an. »Wir kennen Gerry!«

»Wirklich?«, fragte Jimmy. »Ich habe schon manchmal gedacht … nun, dass es nicht jeder fertigbringt, so ein Esel zu sein, wie Gerry tut.«

Jetzt sahen ihn alle an. Auf Ronnys Gesicht erschien ein ernsthafter Ausdruck. »Jimmy«, sagte er ehrfürchtig, »du hast ja Hirn!«

»Ein zweiter Pongo«, meinte Bill ermutigend.

»Hört doch auf, so subtil zu sein!«, rief Socks. »Was sollen wir jetzt mit den Weckern machen?«

»Da kommt Pongo wieder, am besten, wir fragen ihn«, schlug Jimmy vor.

Pongo, gedrängt, seinen großen Geist auf dieses Problem anzusetzen, entschied: Wartet, bis er eingeschlafen ist! Dann schleicht in sein Zimmer und stellt sie auf den Boden!«

»Der kleine Pongo hat schon wieder recht«, sagte Jimmy bewundernd. »Wir verstauen sie lieber und gehen wieder nach unten, damit man keinen Verdacht schöpft.«

Das Bridgespiel dauerte immer noch an – mit einer kleinen Umbesetzung. Sir Oswald spielte jetzt mit seiner Frau zusammen und erklärte ihr nach jedem Spiel gewissenhaft ihre Fehler.

In Abständen sagte Gerald Wade zu Pongo: »Gut gespielt, wirklich gut gespielt!«

Bill Eversleigh stellte zusammen mit Ronny Devereux Überlegungen an: »Sagen wir, er geht gegen zwölf Uhr ins Bett – wie viel Zeit glaubst du, sollten wir ihm geben? Eine Stunde?« Er gähnte. »Merkwürdig – sonst bleibe ich bis drei Uhr auf, aber heute, weil ich noch warten muss, würde ich viel darum geben, auf der Stelle ins Bett gehen zu können.«

Jeder bestätigte, dass es ihm genauso erginge.

»Meine liebe Maria«, erhob sich die Stimme von Sir Oswald in milder Verwirrung, »ich habe dir doch wieder und wieder gesagt, du darfst nicht zögern, einen Irrpass zu machen, wenn du das vorhast! Damit verrätst du dich.«

Darauf hätte Lady Coote eine sehr gute Antwort gewusst – nämlich, dass es sehr töricht von Sir Oswald sei, ein laufendes Spiel zu kommentieren, wenn es »auf dem Tisch lag«. Aber sie lächelte nur freundlich, lehnte sich mit ihrem üppigem Busen weit über den Tisch und starrte intensiv in Gerald Wades Karten.

Als sie die Königin in seinem Blatt entdeckte, war sie beruhigt und spielte den Buben aus. Sie machte einen Such und legte die Karten hin. »Vier Stiche und den Rubber«, verkündete sie. »Habe ich Glück, was?«

»Glück«, murmelte Gerald Wade, als er seinen Stuhl zurückstieß und sich zu den anderen am Kamin gesellte. »Glück nennt sie das! Die Frau spickt unglaublich!«

Lady Coote sammelte Scheine und Münzen ein. »Ich sehe ein, dass ich keine gute Spielerin bin«, verkündete sie mit melancholischer Stimme, in der unterschwelliges Vergnügen mitschwang, »aber ich habe wirklich Glück im Spiel.«

»Du wirst nie eine Bridgespielerin werden, Maria«, prophezeite Sir Oswald.

»Das sagst du ständig. Dabei gebe ich mir solche Mühe!«

»Das tut sie tatsächlich«, sagte Gerald Wade halblaut. »Sie würde einem sogar den Kopf an die Brust legen, wenn sie anders nicht in die Karten sehen könnte.«

»Ich weiß, dass du dir Mühe gibst«, sagte Sir Oswald. »Es ist nur so, dass du eben keinen Sinn für Karten hast.«

»Ja, mein Lieber«, stimmte Lady Coote ihm zu. »Übrigens schuldest du mir noch zehn Shilling.«

»Wirklich?« Sir Oswald tat erstaunt.

»Ja. Acht Pfund zehn. Du hast mir erst acht Pfund gegeben.«

»Tatsächlich! Entschuldige, das war mein Fehler.«

Lady Coote lächelte ihn verhangen an und nahm die Zehnshillingnote. Sie liebte ihren Mann sehr, aber sie konnte nicht zulassen, dass er sie um zehn Shilling betrog.

Sir Oswald ging zu einem Beistelltischchen und genehmigte sich einen Whisky mit Soda. Es war halb eins, als man sich allgemein gute Nacht wünschte.

Ronny Devereux, der das Zimmer neben Gerald Wade bewohnte, sollte Wache halten. Um Viertel vor zwei schlich er herum und klopfte an die Türen. Die Verschwörer, in Pyjamas und Morgenröcken, versammelten sich leise.

»Vor zwanzig Minuten hat er das Licht ausgemacht«, berichtete Ronny. »Eben habe ich seine Tür geöffnet und gehorcht, er scheint zu schlafen. Fangen wir an?« Da trat eine neue Schwierigkeit auf. »Wir können nicht alle reinmarschieren. Einer soll sich hineinschleichen, und die anderen reichen ihm die Wecker hinein!«, sagte jemand.

Heiße Dispute entbrannten darüber, wer dazu bestimmt werden sollte.

Die Mädchen schieden aus, weil sie kichern würden. Bill Eversleigh wurde wegen seiner Größe und seiner allgemeinen Tollpatschigkeit abgelehnt, wobei er Letztere heftig bestritt. Jimmy und Ronny waren mögliche Kandidaten, aber schließlich entschieden sie sich für Bateman.

»Pongo ist unser Mann«, erklärte Jimmy. »In jeder Beziehung! Erstens schleicht er wie eine Katze – hat er immer schon getan! Und zweitens, falls Gerry aufwachen sollte, wird Pongo bestimmt eine gute Ausrede einfallen!«

Pongo erfüllte seinen Job gewissenhaft. Vorsichtig öffnete er die Tür und verschwand mit den beiden größten Weckern in der Dunkelheit. Kurz darauf erschien er wieder auf der Schwelle, und zwei weitere Wecker wurden ihm übergeben, dann noch zwei und dann die beiden letzten. Schließlich tauchte er wieder auf. Alle hielten die Luft an und lauschten. Gerald Wades gleichmäßiges Atmen war immer noch zu hören, überlagert von dem fröhlichen Ticken der acht Wecker.

Der letzte Joker

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