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Es ist eine wohl bekannte Tatsache: Wenn einmal ein besonders ausgefallenes Wort erwähnt wurde, hören wir es bestimmt im Laufe von vierundzwanzig Stunden zum zweiten Mal. Diese Erfahrung machte ich auch am folgenden Vormittag.

Mein Telefon klingelte, und ich meldete mich.

Ein Keuchen war zu hören, dann klang eine atemlose Stimme wie eine Herausforderung: »Ich habe darüber nachgedacht, und ich werde kommen.«

Hastig überlegte ich, was das bedeuten könnte.

»Das ist ja sehr schön«, antwortete ich, um Zeit zu gewinnen.

»Es … hm … es betrifft also …«

»Schließlich schlägt der Blitz nicht zweimal ein.«

»Äh – sind Sie sicher, dass Sie die richtige Nummer gewählt haben?«

»Aber natürlich! Sie sind doch Mark Easterbrook, oder?«

»Ich hab’s!«, rief ich plötzlich erleuchtet. »Mrs Oliver!«

»Oh«, kam es erstaunt zurück. »Wußten Sie das denn nicht? Es handelt sich um dieses Fest von Rhoda. Ich werde also kommen und meine Bücher signieren, wenn ihr so viel daran liegt.«

»Das ist wirklich riesig nett von Ihnen. Sie werden natürlich die große Attraktion sein.«

»Aber es ist doch keine Gesellschaft, oder?«, erkundigte sich Mrs Oliver misstrauisch. »Sie wissen, wie das ist. Die Leute kommen und fragen mich aus, was ich gerade schreibe – obwohl sie doch sehen, dass ich gerade Tomatensaft trinke. Und Sie sind sicher, dass man mich nicht etwa zum ›Roten Pferd‹ schleppt und verlangt, dass ich Bier trinke?«

»Zum roten Pferd?«

»Nun, meinetwegen auch zum fahlen Pferd. Kneipen meine ich. Dort passe ich einfach nicht hin; ich kann höchstens ein einziges Glas trinken.«

»Wie kommen Sie gerade auf den Namen ›Zum fahlen Pferd‹?«

»Es gibt doch dort herum ein Lokal, das so heißt, oder nicht? Kann aber auch sein, dass es ein schwarzes Pferd ist … oder ganz woanders liegt. Vielleicht habe ich es mir auch bloß eingebildet. Ich bilde mir immer die unmöglichsten Dinge ein.«

»Wie sind Sie mit dem Kakadu weitergekommen?«, fragte ich.

»Der Kakadu?« Mrs Oliver schien absolut nicht zu verstehen.

»Und mit dem Kricketball?«

»Wirklich«, bemerkte Mrs Oliver empört. »Sie müssen entweder verrückt sein oder einen Kater haben. Rote Pferde und Kakadus und Kricketbälle! Hat man so etwas schon gehört!«

Ich hörte ein Krachen, als sie den Hörer auflegte.

Während ich immer noch über diese zweite Erwähnung eines fahlen Pferdes nachgrübelte, läutete das Telefon wieder.

Diesmal war es Mr Soames White, der ausgezeichnete Rechtsanwalt meiner verstorbenen Patin, Lady Hesketh-Dubois. Er erinnerte mich daran, dass mir laut Testament das Recht zustünde, drei Bilder aus dem Nachlass auszuwählen.

»Die Sachen sind natürlich nicht besonders wertvoll«, erklärte der Anwalt in seinem melancholischen Ton. »Aber ich habe gehört, dass Ihnen einige Bilder der Verstorbenen besonders gut gefielen.«

»Ja, sie besaß ein paar sehr hübsche Aquarelle von indischen Szenen«, gab ich zu. »Ich glaube, Sie haben mir bereits darüber geschrieben – aber ich muss gestehen, dass ich es völlig vergessen hatte.«

»Sehr richtig. Die gerichtliche Bestätigung des Testaments ist jetzt eingetroffen und die Bevollmächtigten – zu denen ich selbst gehöre – werden einen Totalverkauf aller verbleibenden Effekten organisieren. Es wäre also wünschenswert, wenn Sie sich möglichst bald zum Ellesmere Square aufmachten und …«

»Ich gehe sofort«, versprach ich.

Es schien ein ausgesprochen schlechter Tag für meine Arbeit zu sein.

Das fahle Pferd

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