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Mrs Gerahty öffnete die Tür zur Pfarrei mit dem üblichen harten Ruck. Das wirkte nicht wie die Antwort auf ein Klingeln, sondern eher, als ob sie sagen wollte: ›Na, hab ich dich endlich erwischt!‹

»Nun? Was gibt’s?«, fragte sie angriffslustig.

Ein unscheinbarer Junge stand auf der Schwelle – ein Junge wie tausend andere. Er schnüffelte.

»Wohnt hier der Pfarrer?«

»Suchst du Pater Gorman?«

»Ja, er wird verlangt«, gab der Junge zurück.

»Wer wünscht ihn … und wo … und warum?«

»Benthall Street dreiundzwanzig. Eine Frau, die im Sterben liegt. Mrs Coppins schickt mich. Hier wohnt doch der Pfarrer, nicht wahr? Die Frau sagt, der Vikar genüge nicht.«

Mrs Gerahty befahl ihm, auf der Treppe zu warten, und zog sich zurück. Ein paar Minuten später erschien ein großer, älterer Priester mit einer kleinen Ledertasche in der Hand.

»Ich bin Pater Gorman«, sagte er. »Benthall Street? Das ist doch drüben beim Güterbahnhof, nicht wahr?«

»Stimmt. Ist ganz nah.«

Mit leichtem, frischem Schritt ging der Priester neben dem Knaben her.

»Mrs – Coppins, sagtest du doch, nicht wahr?«

»So heißt die Frau, der das Haus gehört. Sie vermietet Zimmer. Eine der Mieterinnen verlangt nach Ihnen, Pater. Glaube, sie heißt Davis.«

Der Priester nickte. In kürzester Zeit waren sie in der Benthall Street angelangt. Der Junge zeigte auf ein hohes, schmales Haus in einer Reihe anderer schmaler, hoher Häuser.

»Hier ist es.«

»Kommst du nicht mit hinein?«

»Wohne nicht da, Mrs Coppins gab mir einen Shilling, um die Bestellung auszurichten.«

»Ah, ich verstehe. Wie heißt du?«

»Mike Potter.«

»Danke schön, Mike.«

»Gern geschehen«, gab Mike höflich zurück und ging pfeifend davon. Das Sterben eines anderen Menschen machte nicht den geringsten Eindruck auf ihn.

Die Tür von Nummer 23 öffnete sich, und Mrs Coppins, eine dickliche Frau mit rotem Gesicht, stand auf der Schwelle. Begeistert begrüßte sie den Priester.

»Kommen Sie, kommen Sie, Pater. Es geht ihr sehr schlecht, glaube ich. Sie sollte in einem Krankenhaus sein und nicht hier. Ich habe schon längst im Spital angerufen, aber Gott weiß, wann die jemanden schicken. Sechs Stunden musste mein Schwager warten, als er sich den Fuß gebrochen hatte. Es ist eine Schande. Unser Geld steckt die Krankenkasse ein, aber wenn man die Leute braucht, sind sie nie zur Stelle.«

Während sie so schwatzte, ging sie vor dem Priester die Treppe empor.

»Was fehlt der Frau?«

»Sie hatte eine Grippe, und es schien ihr bereits wieder besser zu gehen. Aber ich behaupte, sie ist zu früh aufgestanden. Jedenfalls kam sie gestern Abend nach Hause und sah aus wie eine Tote. Ich habe sie zu Bett gebracht; essen konnte sie nichts. Wollte auch keinen Arzt haben. Aber heute früh sah ich, dass sie hohes Fieber haben musste. Die Krankheit hat sich auf die Lunge gelegt.«

»Lungenentzündung?«

Mrs Coppins war zu sehr außer Atem, um antworten zu können; sie schnaubte wie eine Dampflokomotive und nickte mit dem Kopf. Dann stieß sie eine Tür auf, trat beiseite, um Pater Gorman einzulassen, und rief über seine Schulter hinweg: »Hier ist der Priester für Sie. Nun wird es Ihnen gleich viel besser gehen.« Ihre fröhliche Zuversicht klang unecht. Die Tür schloss sich – Mrs Coppins hatte sich zurückgezogen.

Der Priester näherte sich der Kranken. Das Zimmer war altmodisch möbliert, doch sauber und freundlich. Im Bett nahe dem Fenster lag eine Frau und wandte mühsam den Kopf. Der Priester sah sofort, dass sie wirklich sehr schwer krank war.

»Oh, Sie sind gekommen … Ich habe nicht mehr viel Zeit …« Zwischen schweren, keuchenden Atemzügen stieß sie die Worte hervor. »Eine Schlechtigkeit … solche Schlechtigkeit … Ich muss … ich kann nicht … so sterben. – Bekennen … bekennen … meine Sünde … Oh, so schrecklich …« Die gequälten Augen schlossen sich halb.

Unzusammenhängende Worte lösten sich von ihren Lippen. Pater Gorman trat näher. Er sprach leise, tröstend, wie er es schon so oft getan hatte. Worte der Zuversicht, der Hoffnung – die üblichen Worte seines Glaubens, seiner Berufung. Langsam breitete sich Friede über die verängstigten Züge der Frau, die Atemzüge wurden ruhiger.

Als der Priester seine Rede beendet hatte, sprach die Sterbende wieder.

»Aufhören … das muss aufhören … Sie werden …«

Pater Gorman antwortete zuversichtlich. »Ich werde bestimmt das Nötige veranlassen. Sie können mir vertrauen …«

Ein Arzt und eine Ambulanz erschienen ein paar Minuten später. Mrs Coppins empfing sie mit düsterem Triumph.

»Zu spät – wie üblich«, erklärte sie. »Sie ist tot.«

Das fahle Pferd

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