Читать книгу Sonnenwarm und Regensanft - Band 2 - Agnes M. Holdborg - Страница 9

Er­war­tun­gen

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»Vik­tor!«

An­na klam­mer­te sich an ihm fest wie ei­ne Er­trin­ken­de und schau­te ihm da­bei tief in die Au­gen, be­vor ihr Blick ver­schwamm und sie ret­tungs­los ver­lo­ren von ei­ner Wel­le der Lust fort­ge­spült wur­de.

Vik­tor folg­te ihr in den Stru­del. Un­fä­hig, sie zu ru­fen. Un­fä­hig, je­mals wie­der ein Wort zu spre­chen.

»An­na, An­na, An­na!« Das war al­les, was er dach­te.

Dann brach er über ihr zu­sam­men, zit­ternd von den Nach­be­ben, die ihn schüt­tel­ten. Auch An­nas Kör­per zuck­te noch un­ter sei­ner glü­hen­den Haut.

Selbst als sich ih­re Atem­zü­ge wie­der ei­nem, wie es schien, le­bens­fä­hi­gen Rhyth­mus nä­her­ten, blie­ben sie noch ei­ne Wei­le un­be­weg­lich lie­gen. Vik­tor, in ihr, das Ge­sicht in ih­rem Haar ver­gra­ben. An­na, die ihn nicht frei­ge­ben woll­te, die Bei­ne um ihn ge­schlun­gen, die Fin­ger wei­ter­hin in sei­nem Rü­cken ver­krallt.

Dann stütz­te Vik­tor die Hän­de rechts und links ne­ben An­nas Kopf ab und ver­sank in ih­ren Au­gen. Er küss­te sie süß und zärt­lich, strich mit der Zun­ge sanft über ih­re Lip­pen, den Hals hin­un­ter und wie­der hin­auf bis hin­ter ihr Ohr. Sie sog zi­schend Luft ein, als er ihr zart ins Ohr­läpp­chen biss.

»Hhmm, du schmeckst so gut, An­na.« Sein Blick folg­te sei­ner Hand, die sich auf ei­ne ih­rer fes­ten klei­nen Brüs­te leg­te. »Und du bist so schön.«

»Oh Gott!«

Ein lei­ses Schmun­zeln husch­te über sein Ge­sicht.

»Du weißt, dass ich nach Hau­se muss, Vik­tor. Mor­gen ist letz­ter Schul­tag. Ich hab noch ein paar Haus­a­r­bei­ten zu er­le­di­gen, al­so …«

Er ver­schloss ih­ren Mund mit sei­nem.

»Einen klei­nen Mo­ment noch«, dach­te er.

»Ach du je! Wahn­sinn! – Okay, einen win­zi­gen Mo­ment noch!«

***

Et­wa ei­ne Stun­de spä­ter saß An­na zu Hau­se in der Kü­che beim ge­mein­sa­men Abend­brot.

Ihr Va­ter kau­te reich­lich mür­risch an ei­nem sei­ner Stan­dard­toasts und spül­te ihn mit ei­nem Schluck Pfef­fer­minz­tee hin­un­ter. »War­um ist Vik­tor nicht mit­ge­kom­men?«, grum­mel­te er. »Hab ihn schon ein paar Ta­ge nicht mehr ge­se­hen und mor­gen früh fah­ren Ma­ma und ich weg.«

»Ja, er lässt sich ent­schul­di­gen. Er wä­re gern noch mit­ge­kom­men, aber Vi­tus ist zu Be­such. Du weißt ja, Pa­pa, Vik­tor und sei­ne Schwes­ter freu­en sich im­mer sehr, wenn er da ist. Viel­leicht ha­ben sie dem­nächst ja et­was mehr Zeit. Ich glau­be, Vi­tus hat vor, sein Un­ter­neh­men in Ame­ri­ka zu ver­kau­fen, um mehr in ih­rer Nä­he zu sein.«

»Das hät­te er ma­chen sol­len, als sei­ne Kin­der noch klein wa­ren«, brumm­te Jo­han­nes.

»Klar, das wä­re be­stimmt schön ge­we­sen, wenn er frü­her schon häu­fi­ger Zeit für sie ge­habt hät­te. Aber da­mals war die Fir­ma noch klein und die muss­te er erst ein­mal zum Lau­fen brin­gen. Der­zeit lohnt es sich wohl, sie ab­zu­sto­ßen. Je­den­falls ha­be ich es so ver­stan­den. Ist ja auch egal. So­was in­ter­es­siert mich nicht. Ich freu mich je­den­falls, dass die bei­den ih­ren Va­ter end­lich mehr zu Ge­sicht be­kom­men.«

An­na war dank­bar, als The­resa den Ge­sprächs­fa­den auf­griff und wäh­rend­des­sen ih­ren Mann ge­konnt an­blitz­te.

»Al­so, ich fin­de das auch schön, An­na. Die zwei sind üb­ri­gens sehr gut ge­ra­ten, mei­ne ich. Be­son­ders da­für, dass sie oh­ne Mut­ter auf­ge­wach­sen sind und den Va­ter so sel­ten ge­se­hen ha­ben. Ihr On­kel und ih­re Tan­te ha­ben gu­te Ar­beit ge­leis­tet und ih­nen of­fen­bar sehr viel Lie­be ge­ge­ben.«

Nun schau­te sie zu An­na. »Wenn Vik­tors Schwes­ter das nächs­te Mal mit her­kommt, könn­ten die bei­den ja auch gleich ih­ren Va­ter mit­brin­gen. Sag ihm doch bit­te Be­scheid, dass wir ihn ger­ne ken­nen­ler­nen möch­ten.«

An­na trank einen Schluck Tee. »Ja, mach ich. Soll ich dir noch beim Pa­cken hel­fen?«

»Nein, lass nur. Ich hab al­les bei­sam­men.«

An­na wand­te sich an ih­re Schwes­ter. »Sag mal, Le­na, ich muss noch Haus­a­r­bei­ten ma­chen. Ist das okay?«

»Ja, mach ru­hig. Ich tref­fe mich so­wie­so mit Stef­fi. Wir wol­len noch ir­gend­wo was trin­ken ge­hen.«

Amü­siert fing An­na den Blick­wech­sel zwi­schen Le­na und Jo­han­nes auf. Kin­der blie­ben in den Au­gen der El­tern eben im­mer Kin­der, über­leg­te sie.

»Nur ’ne Co­la, oder so. Und auch nicht lan­ge. Schließ­lich muss ich mor­gen wie­der ar­bei­ten, Pa­pa«, setz­te Le­na des­halb auch nach.

Jo­han­nes’ Mie­ne hell­te sich deut­lich auf. »Schon gut, Lie­bes. Du bist er­wach­sen. Grüß Stef­fi bit­te von uns.«

Wäh­rend des ge­sam­ten Abend­es­sens hat­te Jens kein Wort ge­sagt. In letz­ter Zeit er­schien ihr der gro­ße Bru­der über­haupt ziem­lich still.

»Al­les okay mit dir? Wo ist Sil­vi?«

Jens schluck­te schwer und schüt­tel­te kaum merk­lich den Kopf.

»Na gut, lass uns gleich drü­ber spre­chen, ja? Komm ein­fach zu mir ins Zim­mer.«

Jens sah An­na mit ru­hi­gen grau­en Au­gen an. Sein Mund­win­kel zuck­te mi­ni­mal, nur für den Bruch­teil ei­ner Se­kun­de. Das soll­te wohl ein Ja be­deu­ten. Ei­gent­lich konn­te An­na ih­ren Bru­der men­tal ge­nau­so gut ver­ste­hen wie er sie, aber in den letz­ten Ta­gen hat­te er sich selt­sam ver­hal­ten und in sich selbst ver­schanzt.

***

Spä­ter stand er mit ver­schränk­ten Ar­men in ih­rem Zim­mer.

»Was ist los, Jens? Du bist so ko­misch.«

Wäh­rend An­na ih­re Hän­de in die Hüf­ten stemm­te, sah sie ih­rem Bru­der di­rekt in die Au­gen.


… Seit die bei­den sich per Ge­dan­ken ver­stän­di­gen konn­ten, hat­ten sie ein äu­ßerst in­ni­ges Ver­hält­nis zu­ein­an­der ent­wi­ckelt.

Frü­her war das kom­plett an­ders ge­we­sen. Jens hat­te sich im­mer einen Hei­den­spaß dar­aus ge­macht, An­na zu är­gern, zu hän­seln und zu gän­geln, wo und wann er nur konn­te. Aber das war Ver­gan­gen­heit. …


Jens senk­te die Li­der und be­trach­te­te aus­gie­big sei­ne So­cken. Ein untrüg­li­ches Zei­chen da­für, dass er sich un­wohl in sei­ner Haut fühl­te.

»Jetzt komm schon. Spuck es aus!«, dräng­te sie wei­ter.

Kräf­tig schnau­fend hob er den Blick. Die Un­si­cher­heit dar­in wan­del­te An­nas Neu­gier­de in Be­sorg­nis.

»Al­so gut. Es ist so, äh. Sil­vi ist, äh …«, er gab sich einen Ruck, »… schwan­ger. Sie ist schwan­ger. Fast sieb­te Wo­che.« Es folg­te mehr­ma­li­ges Räus­pern. An­na aber schwieg. »Sag doch was«, flüs­ter­te er hin­ter­her, weil sie ihn wei­ter­hin sprach­los an­sah.

Sie brauch­te einen Au­gen­blick, um den ers­ten Schock zu ver­dau­en, woll­te sie doch auf kei­nen Fall et­was Falsches sa­gen. Nur war das nicht so ein­fach.

»Ist das denn so schlimm?«, frag­te sie ihn. »Ich mei­ne, klar, ihr hat­tet das be­stimmt nicht ge­plant. Aber so schlimm kann es doch trotz­dem nicht sein. Sil­vi ist zwan­zig, ge­nau wie du. Au­ßer­dem ist sie mit ih­rer Leh­re fer­tig, hat einen fes­ten Ar­beits­platz. Du hast dei­ne Aus­bil­dung auch so gut wie be­en­det und wirst über­nom­men. Ihr liebt euch, wollt zu­sam­men­blei­ben, es sei denn, in den letz­ten paar Ta­gen hät­te sich dar­an was ge­än­dert. Es ist ein biss­chen früh, okay, aber an­sons­ten wärt ihr in der La­ge, euch um ein Kind zu küm­mern. Oder wollt ihr es nicht?«

»Doch, doch, wir wol­len es. Ganz am An­fang, ja, da war es an­ders. Da ha­ben wir schon drü­ber nach­ge­dacht, es, na ja, es weg­ma­chen zu las­sen. Ganz kurz nur. Das war wirk­lich nur ein kur­z­er, ver­lo­cken­der Ge­dan­ke. Ganz nach dem Mot­to: Wir tun mal so, als wä­re nix pas­siert. Dann ha­ben wir al­ler­dings fest­ge­stellt, dass wir das bei­de nie­mals tun könn­ten.«

Er schüt­tel­te den Kopf. »Nur, es kommt halt so un­ver­mit­telt und viel zu früh. Wir woll­ten noch so viel un­ter­neh­men: Rei­sen, die ers­te ge­mein­sa­me Woh­nung und sol­che Din­ge. Ge­ra­de jetzt, wo ich mit mei­ner Aus­bil­dung auch fast fer­tig bin.« Jens sah An­na wie­der an. »Ach, An­na.«

Sie nahm ih­ren Bru­der in den Arm. »Man­no­mann, Jens, du fühlst dich besch…ei­den, was? Aber denk noch mal nach. Wie ich schon sag­te, willst du ja wei­ter­hin mit dei­ner Sil­vi zu­sam­men­blei­ben, oder?« Er nick­te stumm. »Da habt ihr doch noch ein gan­zes Le­ben, um al­les Mög­li­che zu un­ter­neh­men. Sieh dir mal Ma­ma und Pa­pa an. Die sind glü­ck­lich, ob­wohl du schon so früh un­ter­wegs warst.«

»Bit­te, Jens, sei nicht so trau­rig! Das ist was echt Schö­nes! Viel­leicht kann ›Klein-Jens‹ oder ›Klein-Sil­vi‹ so­gar Ge­dan­ken le­sen. Das ist to­tal span­nend! Fin­dest du nicht auch?«

Jens drück­te sei­ne Schwes­ter an sich und ver­grub sein Ge­sicht in ihr Haar. »Stimmt schon, Schwes­ter­herz. Es ist span­nend. Und wir soll­ten uns freu­en.«

»Du musst es Ma­ma und Pa­pa sa­gen.«

Er seufz­te. »Ja, das muss ich wohl. Aber erst nach ih­rem Ur­laub. Ich will ih­nen den Spaß nicht ver­der­ben. Schließ­lich ha­ben sie uns im­mer ge­pre­digt, wir soll­ten mit dem Kin­der­krie­gen nicht zu früh an­fan­gen. Sie ha­ben sich nach Ma­mas Krank­heit wirk­lich ein paar schö­ne, sorg­lo­se Ta­ge auf der In­sel ver­dient. Da­nach ist es im­mer noch früh ge­nug.«

»Ja, das ist gut. – Habt ihr schon ein Fo­to?«

Jens strahl­te. »Ja, ich hab ’ne Ko­pie ge­macht. Schau her.« Er zog sein Por­te­mon­naie aus der Ho­sen­ta­sche, dar­aus das Ul­tra­schall­bild und prä­sen­tier­te es vol­ler Stolz.

An­na be­trach­te­te das Bild mit ge­run­zel­ter Stirn. »Ähm«, mach­te sie rat­los.

Jens lach­te und kreis­te mit dem Fin­ger ziel­si­cher einen klei­nen Fleck in­mit­ten der Schat­ten, Punk­te, Li­ni­en und Wel­len ein.

»Oh, Jens, das ist ein­fach über­wäl­ti­gend. Ein Ba­by. So was Ver­rück­tes.« Sie lä­chel­te, wur­de dann aber wie­der ernst. »Wie­so ist es ei­gent­lich pas­siert? Ihr habt doch si­cher ver­hü­tet.«

»Das wis­sen wir auch nicht so ge­nau. Sil­vi meint, sie hät­te die Pil­le re­gel­mä­ßig ge­nom­men und das glaub ich ihr na­tür­lich. Sie hat al­ler­dings einen über­emp­find­li­chen Ma­gen und Darm. Kriegt schnell Durch­fall, wenn sie was Falsches isst oder sich auf­regt. Manch­mal über­gibt sie sich so­gar. Wir den­ken, dass es dar­an lie­gen muss. War blöd von uns, nicht vor­her dar­über nach­zu­den­ken.«

»Hm.«


… An­na er­in­ner­te sich an die In­sel-Ur­laubs­wo­che mit Jens im ver­gan­ge­nen Som­mer. Dar­an, wie sehr Sil­vi sich spä­ter auf­ge­regt hat­te, weil Jens und An­na spon­tan ein ih­nen sei­ner­zeit völ­lig un­be­kann­tes Mäd­chen na­mens Vi­o­la ins Fe­ri­en­haus auf­ge­nom­men hat­ten. Da­mals wuss­ten sie ja noch nicht, dass es Vik­to­ria war. Nach dem Ur­laub hat­te An­na ver­sucht, Sil­vi zu be­ru­hi­gen, weil die fürch­ter­lich ei­fer­süch­tig war. Nun ka­men ihr ar­ge Zwei­fel, ob es ihr wirk­lich so gut ge­lun­gen war, wie sie an­ge­nom­men hat­te. Was, wenn aus­ge­rech­net die­se Sa­che Sil­vi der­art auf den Ma­gen ge­schla­gen war? …


Au­gen­blick­lich muss­te An­na an Vik­tors »Vor­sichts­maß­nah­men« den­ken. Nach wie vor be­stand er auf die Ver­wen­dung von Kon­do­men, ob­wohl sie schon lang ge­nug die Pil­le nahm. Ei­gent­lich woll­te sie dar­auf drän­gen, die­se Din­ger end­gül­tig weg­zu­las­sen. Sie woll­te wis­sen, wie es sich oh­ne an­fühl­te. Jetzt hat­te sie al­ler­dings Be­den­ken.

»Das pas­siert nicht bei je­dem, An­na«, er­klär­te Jens, der ih­re Ge­dan­ken of­fen­sicht­lich er­kannt hat­te. »Nor­ma­le­r­wei­se ist die Pil­le ei­ne si­che­re Sa­che, sonst wür­de man sich hier in Deut­sch­land nicht dau­ernd über zu ge­rin­ge Ge­bur­ten­ra­ten be­kla­gen.« Er grins­te und sie grins­te zu­rück. »Ich fah­re jetzt zu Sil­vi. Dan­ke fürs Zu­hö­ren und dein Ver­ständ­nis. Das hat mir echt gut­ge­tan.«

»Kein Pro­blem. Grüß Sil­vi lieb von mir.«

Sie ga­ben sich ge­gen­sei­tig einen Kuss auf die Wan­ge und er ver­ließ das Zim­mer.

»Hei­li­ges Ka­no­nen­rohr!«

Sie hör­te Jens vor der Tür laut auf­la­chen, weil er sie na­tür­lich men­tal wahr­ge­nom­men hat­te.

Nach der über­ra­schen­den Of­fen­ba­rung ih­res Bru­ders fiel es An­na aus­ge­spro­chen schwer, sich noch mit so et­was Ba­na­lem wie Schul­a­r­bei­ten zu be­schäf­ti­gen. Trotz­dem setz­te sie sich an den Schreib­tisch, brauch­te al­ler­dings enorm lan­ge, um die Auf­ga­ben zu er­le­di­gen. Weit­aus mehr Zeit be­nö­tig­te sie da­zu, end­lich ein­zu­schla­fen.

***

»Mist! War­um muss Bio im­mer in der ers­ten Stun­de sein? Mist, Mist, Mist!«

Zö­gernd klopf­te An­na an die Klas­sen­tür und hör­te schon kurz dar­auf, wie der Schlüs­sel sich im Schloss dreh­te.

»Ah, Fräu­lein Nell, wie schön, Sie zu se­hen«, säu­sel­te Herr Zitt. »Kom­men Sie doch her­ein.« Für einen win­zi­gen Mo­ment glom­men Fünk­chen in sei­nen Au­gen. Of­fen­sicht­lich war er ziem­lich sau­er. »Ha­ben Sie viel­leicht ir­gend­ein Pro­blem mit Ih­rem We­cker?«

»Wow! Wie ist der denn drauf? So schlimm ist das ja auch wie­der nicht! Die paar Mi­nu­ten!«

Den­noch war sie ver­le­gen. Au­ßer­dem är­ger­te sie sich maß­los, weil sich wie­der ein­mal die­se däm­li­che Rö­te an ihr hoch­sch­lich. »Nein, ei­gent­lich nicht. Ich hab nur Pro­ble­me mit dem Auf­ste­hen. Ent­schul­di­gen Sie bit­te.«

Räus­pernd schau­te sie ihn an und frag­te sich re­si­gniert, was er wohl mit ihr vor­hät­te. Doch sei­ne Mie­ne war nun wie­der freund­lich.

»Set­zen Sie sich, An­na. Sie ha­ben Glück. Ich hat­te noch gar nicht mit dem Un­ter­richt an­ge­fan­gen.«

Herr Zitt wand­te sich der Klas­se zu. »Al­so, kom­men wir zu­rück auf un­ser ak­tu­el­les The­ma …«

Mit ei­nem ton­lo­sen Seuf­zer der Er­leich­te­rung nahm sie Platz, zog Buch und Un­ter­la­gen aus der Ta­sche und ver­such­te, mög­lichst kon­zen­triert dem Un­ter­richt zu fol­gen. Sorg­sam no­tier­te sie mit, kau­te zwi­schen­durch nach­denk­lich am Stift.

Dann er­tön­te der Gong. An­na pack­te ge­ra­de zu­sam­men, als sie Herrn Zitt ih­ren Na­men ru­fen hör­te: »Fräu­lein Nell, wür­den Sie bit­te zu mir kom­men? Ich hät­te Ih­nen da noch ei­ne Klei­nig­keit zu sa­gen.«

In­ner­lich stöh­nend folg­te sie sei­ner Auf­for­de­rung. Die grin­sen­den Bli­cke ih­rer Mit­schü­ler kleb­ten ihr förm­lich im Nacken, so un­an­ge­nehm krib­bel­te es dort. Aber Herr Zitt mein­te nur knapp: »Die an­de­ren kön­nen durch­aus schon ge­hen. Hopp, hopp!«

»Oh – Gott sei Dank!«

»Fräu­lein Nell«, be­gann er, als al­le an­de­ren den Klas­sen­raum ver­las­sen hat­ten. »Ih­re Un­pünkt­lich­keit ist nicht län­ger hin­nehm­bar. Es muss Ih­nen doch mög­lich sein, ein paar Mi­nu­ten frü­her auf­zu­ste­hen. Oder ha­ben Sie gar ganz an­de­re Pro­ble­me?« Er schau­te sie be­sorgt aus sei­nen dun­kel­brau­nen Au­gen an.

»Nein, nein, kei­ne Pro­ble­me«, er­wi­der­te An­na has­tig. »Ich kom­me halt mor­gens ein­fach nur schlecht raus, das ist al­les. Aber ich wer­de mich bes­sern, ver­spro­chen, Herr Zitt. Es tut mir leid.«

»Das will ich hof­fen, An­na. Ich ha­be mich näm­lich sehr über Ihr letz­tes Re­fe­rat ge­freut. Ei­ne wirk­lich gu­te Leis­tung.« Er be­dach­te sie mit ei­nem an­er­ken­nen­den Blick. »So kon­se­quent durch­über­legt und sprach­lich äu­ßerst aus­ge­feilt. Trotz­dem, ich le­ge gro­ßen Wert dar­auf, dass Sie mir, Ih­ren Mit­schü­lern und dem Un­ter­richt Re­spekt zol­len. Und da­zu ge­hört eben auch pünkt­li­ches Er­schei­nen, klar?«

»Äh, klar.«

Sei­ne Mund­win­kel zuck­ten be­lus­tigt. »Nun ja, wir wer­den se­hen. Es wä­re schön, denn ich könn­te mir vor­stel­len, dass Sie Ih­re Leis­tun­gen so­gar noch stei­gern.«

Er zö­ger­te. Dann griff er zu sei­ner Ak­ten­ta­sche und zog einen di­cken Hef­ter her­aus. Freund­lich lä­chelnd hielt er ihr das Schrift­bün­del hin.

»Das ist ei­ne Aus­a­r­bei­tung zum The­ma Pho­to­syn­the­se. Ich hät­te gern, dass Sie es in den Fe­ri­en durch­a­r­bei­ten. Hhm, sa­gen wir mal so: Es ist ei­ne Art Straf­a­r­b­eit we­gen Ih­rer Un­pünkt­lich­keit. Al­ler­dings ist es ein wirk­lich in­ter­es­san­tes Ex­em­plar zum Lern­stoff und könn­te Ih­nen durch­aus hilf­reich sein. Al­so, wes­halb zei­gen Sie mir nicht, dass Sie ers­tens pünkt­lich und zwei­tens flei­ßig sein kön­nen? Ich er­war­te von Ih­nen, dass Sie sich die­sen Stoff wäh­rend der Herbst­fe­ri­en ver­in­ner­li­chen.«

»Wann soll ich das denn al­les le­sen – und ver­in­ner­li­chen? Aus­ge­rech­net in den Fe­ri­en, du Blöd­mann!«

An­nas Är­ger er­hitz­te ih­re Wan­gen. Den­noch nahm sie die Un­ter­la­gen wort­los in Emp­fang. Sie blick­te den Leh­rer an und wuss­te, dass ihr die­ser Blick nicht so höf­lich ge­lun­gen war, wie ei­gent­lich be­ab­sich­tigt.

»Ist das so schlimm, Fräu­lein Nell? Sie wir­ken ein we­nig ge­reizt.«

»Nein, nein, schon gut. Auf Wie­der­se­hen, Herr Zitt.«

Mit dem Hef­ter und ih­rer Schul­ta­sche un­term Arm mach­te sie auf dem Ab­satz kehrt und ver­ließ flucht­ar­tig den Klas­sen­raum.

»Schnell weg, be­vor dem noch ir­gend so’n Scheiß ein­fällt. Ver­dammt, An­na Nell, wie­so musst du mor­gens im­mer so tran­su­se­lig sein? Mist, Mist, Mist!«

»Sie kom­men zu spät!«

»Och nä! Nicht der auch noch!«

»Ja, ent­schul­di­gen Sie bit­te, aber Herr Zitt woll­te nach dem Un­ter­richt noch kurz mit mir spre­chen.«

Herr Bion­da zog ei­ne Braue hoch. »So, hhm, woll­te er? Nun gut, wie dem auch sei. Jetzt, da Sie uns mit Ih­rer Ge­gen­wart be­eh­ren, kön­nen wir ja end­lich mit dem Un­ter­richt be­gin­nen.«

Er wand­te sich zur Ta­fel. An­na ver­dreh­te de­mon­s­tra­tiv die Au­gen.

»Gott, ich hal­te das nicht aus. Die­ser ar­ro­gan­te Fatz­ke!«


End­lich gong­te es.

»Blei­ben Sie bit­te noch hier, Fräu­lein Nell!«

»Ogot­to­gott! Wo­mit hab ich das nur ver­dient?«

»Schau­en Sie nicht so ent­rüs­tet«, be­gann Herr Bion­da. »Ich woll­te Ih­nen schließ­lich nur ei­ne klei­ne Fra­ge stel­len.«

An­na blieb stumm und schau­te dem Leh­rer er­war­tungs­voll in sei­ne wäss­rig-grü­nen Au­gen, wohl ver­sucht, mög­lichst nicht ge­nervt, son­dern in­ter­es­siert aus­zu­se­hen.

Herr Bion­da at­me­te tief durch, ehe er wei­ter­sprach: »Sa­gen Sie, Fräu­lein Nell, was miss­fällt Ih­nen ei­gent­lich so sehr an mei­nem Un­ter­richt, dass ich es je­des Mal deut­lich spü­ren kann? Bis­lang dach­te ich, ihn recht ab­wechs­lungs­reich zu ge­stal­ten. Ih­nen al­ler­dings scheint nicht dar­an ge­le­gen zu sein, ihm kon­zen­triert zu fol­gen, oder ir­re ich mich da?«

»Was will der denn von mir?«

An­na schluck­te. »Ich ver­ste­he nicht, wie Sie das mei­nen, Herr Bion­da. Na­tür­lich pas­se ich in Ih­rer Stun­de auf. Geo ist ein tol­les Fach und ich …«

»Mir geht es nicht ums Fach selbst, son­dern um mei­nen Un­ter­richt, Fräu­lein Nell!«, un­ter­brach er sie un­wirsch und wirk­te un­ge­dul­dig. »Ich möch­te wis­sen, was Ih­nen dar­an nicht passt.«

»Nein, Herr Bion­da, Ihr Un­ter­richt ist wirk­lich sehr in­ter­es­sant«, log sie be­herzt. Und weil sie schon so be­herzt war, ging sie so­gar in die Of­fen­si­ve: »Aber ich glau­be, Sie kön­nen mich nicht lei­den. Des­halb bin ich im­mer et­was ner­vös und ir­ri­tiert. Na ja …«

Stirn­run­zelnd schürz­te er die Lip­pen. »Ich bin in letz­ter Zeit wohl ein klein we­nig rü­de mit Ih­nen um­ge­sprun­gen.« Als ei­ne Er­wi­de­rung aus­blieb, fuhr er fort: »Nun, das tut mir leid. Viel­leicht fühl­te ich mich hin und wie­der von Ih­nen pro­vo­ziert. An­schei­nend ein Miss­ver­ständ­nis. Aber ich er­war­te von Ih­nen mehr Re­spekt und Auf­merk­sam­keit, ver­stan­den? Ich wür­de vor­schla­gen, sie den­ken wäh­rend der Herbst­fe­ri­en in­ten­siv über die Sa­che nach und wir spre­chen uns dann noch ein­mal.« Er räus­per­te sich und fiel in sein ge­wohnt selbst­ge­fäl­li­ges Grin­sen zu­rück. »Al­so denn, Sie kön­nen ge­hen. Schö­ne Fe­ri­en.«

»Äh, ja, klar, mach ich. Und dan­ke, Ih­nen auch. Auf Wie­der­se­hen.« An­na frag­te sich, was der Leh­rer nun ei­gent­lich von ihr ge­wollt hat­te, leg­te die­se Fra­ge aber wie­der bei­sei­te, weil sie spür­te, wie er je­den ein­zel­nen ih­rer Schrit­te bis hin zur Tür ver­folg­te, und des­halb ein­fach nur heil­froh war, eben die­se Tür end­lich hin­ter sich schlie­ßen zu dür­fen.

»Na, die ha­ben ja heu­te re­ges In­ter­es­se an dir.« Paul Kie­ner lä­chel­te sie wie im­mer freund­lich an.

»Ja, nicht wahr?« Sie sah nur knapp zu ihm rü­ber. »Ich muss wei­ter, Paul. Sonst kom­me ich zur nächs­ten Stun­de auch noch zu spät.«

»Ma­the, Deutsch, Kunst – hof­fent­lich hal­te ich das durch. – Ob Ma­ma und Pa­pa wohl schon an der Fäh­re sind? Ich ver­mis­se die In­sel, be­son­ders, wenn ich in der Schu­le bin!«

Schnell wa­rf sie einen Blick aufs Han­dy und freu­te sich über die SMS ih­res Va­ters:

Gut an­ge­kom­men. Fäh­re schon in Sicht. Wir lie­ben dich! Gruß an Vik­tor.

Kuss – Ma­ma und Pa­pa!

Zu ih­rer gro­ßen Freu­de ver­lief der Rest des Un­ter­richts oh­ne wei­te­ren Är­ger. Am Deutsch­un­ter­richt hat­te sie ja oh­ne­hin gro­ßen Spaß und in Kunst ver­such­te sie sich zur­zeit an ei­nem Aqua­rell. Die Fa­r­ben hat­te sie nach el­fi­schem Vor­bild ge­wählt.

»Na ja, Vik­to­ria ist die Ma­le­rin. Aber es ist trotz­dem ganz hübsch.« Sie war sorg­sam dar­auf be­dacht, ih­ren Plan zu ver­ber­gen. »Viel­leicht könn­te ich es Vik­tor zum Ge­burts­tag schen­ken. Lang ist es nicht mehr bis da­hin.«

Kurz vor Stun­de­n­en­de wusch sie ei­lig die Pin­sel aus, stell­te sie in ein aus­ge­spül­tes, mit ih­rem Na­men ver­se­he­nes Nu­tel­la-Glas und pack­te ihr halb­fer­ti­ges Bild zu­sam­men mit den Maluten­si­li­en auf de­ren Platz ins Re­gal.

Beim Klang des Schul­gongs ju­bel­te sie in­ner­lich.

»Juchuh! – Jetzt ist Vik­tor-Zeit!«

***

Wie­der stand Vik­tor über­ra­schend vor der Schu­le an sei­nem Au­to und war­te­te auf sie. Er lä­chel­te warm, als sie nä­her kam, und griff nach ihr, um sie fest an sich zu drü­cken und aus­gie­big zu küs­sen. Da­nach schob er sie ein Stü­ck­chen von sich fort, mus­ter­te sie und leg­te den Kopf schräg. »Du hast da was im Ge­sicht.« Er strich mit dem Dau­men über ih­re Wan­ge. »Fa­r­be?«

»Ach, ver­flixt, ich hab nicht in den Spie­gel ge­guckt. Ich hab nur ge­dacht …«

»Juchuh! – Vik­tor-Zeit. Ich weiß.« Er lach­te fröh­lich, wäh­rend er sie wie­der in sei­ne Ar­me zog, und flüs­ter­te ihr ins Ohr: »Juchuh! – An­na-Zeit.«

Sie stell­te sich auf die Ze­hen­spit­zen und er­wi­der­te sei­nen Kuss. Zu­erst zu­rück­hal­tend, doch bald schon sehr viel in­ten­si­ver.

»Bring mich schnell zu dir nach Hau­se, Vik­tor. Ganz schnell!«

Vik­tors Brau­en schos­sen in die Hö­he. »Das las­se ich mir nicht zwei­mal sa­gen.«

»Oh, mit schnell ha­be ich aber nicht ra­sen ge­meint.«

»Zu spät, Sü­ße.« Er blieb un­ver­än­dert fröh­lich, schick­te je­doch rasch ein »Ich ra­se nie, schon gar nicht mit so kost­ba­rer Fracht« hin­ter­her.

Er hielt ihr die Bei­fahrer­tür auf und sie hauch­te ihm ei­ne Kuss­hand zu, als er zur Fahrer­tür ging.

»Him­mel noch mal, du hast völ­lig recht«, dach­te er, als sein Blick zum Schul­tor schweif­te und er sie dort er­neut al­le ste­hen und wie­der glot­zen sah, je­doch dies­mal deut­lich ver­hal­te­ner. »Die sind echt sch…«

»Vik­tor!«

Er grins­te frech, stieg ein und fuhr los.

»Scha­de, dass du bald zur Uni musst. Ich könn­te mich glatt dar­an ge­wöh­nen, von dir ab­ge­holt zu wer­den.«

»Ich war so­gar heu­te schon bei der Uni, hab mir kurz an­ge­schaut, was für Pflicht­fä­cher ich be­le­gen muss, und bin gleich wie­der ab­ge­hau­en.«

»Das kannst du nicht ma­chen!«, ent­rüs­te­te sie sich. »Du musst da­hin! So fängt man kein Stu­di­um an!«

»Kei­ne Ban­ge, Klei­nes, ich krieg das schon hin. Ich wer­de das re­geln. Aber auf kei­nen Fall las­se ich mir von der Uni Düs­sel­dorf mei­ne An­na-Zeit neh­men, nie und nim­mer. So lan­ge müs­sen die eben auf mei­ne An­we­sen­heit ver­zich­ten. Und ich er­war­te von dir, dass du das ver­stehst und mich nicht an­me­ckerst, hörst du? Das Rum­ge­me­cke­re hat näm­lich Vik­to­ria schon zur Ge­nü­ge er­le­digt.«

Zu­erst wur­de An­na still, ver­fiel aber rasch in al­ber­nes Ge­läch­ter. »Weißt du was?«, ki­cher­te sie hei­ter, als Vik­tor sie fra­gend an­sah. »Du kannst dich bei mei­nen sau­be­ren Her­ren Leh­rern Zitt und Bion­da hin­te­n­an­stel­len. Die ha­ben näm­lich auch gro­ße Er­war­tun­gen an mich.« Als Vik­tor im­mer noch nicht ver­stand, er­zähl­te sie ihm von der so­ge­nann­ten Straf­a­r­b­eit und den Re­spek­ter­war­tun­gen.

»Die sind ja ganz schön durch­ge­knallt, was? Aber ich stell mich nicht bei de­nen hin­te­n­an, An­na. Klar so­weit?«

Sei­ne Lip­pen deu­te­ten ein Schmun­zeln an. »Beim We­cken könn­te ich dir ge­dank­lich hel­fen, wenn du magst. Du bist mor­gens wirk­lich zu süß. Es wür­de mir Spaß ma­chen, dich wach­zu­den­ken. Und die­se blö­de Aus­a­r­bei­tung ge­hen wir die Ta­ge zu­sam­men durch. Pho­to­syn­the­se war ei­nes von Isi­nis’ Spe­zi­al­ge­bie­ten. Sie fand es un­ge­mein fas­zi­nie­rend und woll­te von dem The­ma gar nicht mehr ab­las­sen.« Er re­gis­trier­te, wie An­na auf ein­mal ernst wur­de. »Was ist los?«

»Da gibt es noch ei­ne Sa­che zum The­ma Er­war­tun­gen. Ich woll­te es dir nicht per Ge­dan­ken sa­gen. Das war mir ein­fach zu wich­tig. Sil­vi er­war­tet näm­lich ein Ba­by.«

Vik­tor schluck­te. »Wow!«

»Ja. Wow trifft es ganz gut.«

»Wie geht es ihr und Jens?«

»Mit Sil­vi hab ich noch nicht ge­spro­chen. Und Jens ist to­tal durch den Wind. Sie wol­len das Ba­by, sind aber noch zu über­rascht, um sich so rich­tig drauf ein­zu­las­sen und zu freu­en.«

»Hm, wis­sen dei­ne El­tern es schon?«

»Nein, Jens will es ih­nen erst nach dem Ur­laub sa­gen. Und das fin­de ich auch gut so.«

»Ja, das scheint mir das Rich­ti­ge zu sein.«

»Und? Was hältst du da­von?«

Vik­tor zuck­te mit den Ach­seln. »Ich weiß nicht, An­na. Das ist de­ren Sa­che, oder?« Er sah zu ihr hin­über und ver­stand. »Oh, du meinst, wenn uns das pas­sie­ren wür­de?« Er dach­te nach. »Uns pas­siert das nicht.« So­fort spür­te er, dass sei­ne Ant­wort nicht die von An­na er­war­te­te war. »Glaubst du al­len Erns­tes, ich wür­de dich nicht mehr wol­len, wenn du ein Kind von mir krie­gen wür­dest? Oder ich wür­de dich gar da­zu zwin­gen, es weg­ma­chen zu las­sen? Schau mich an, An­na. Glaubst du das?«

»Nein«, ant­wor­te­te sie schlicht, aber be­stimmt. »Und guck um Him­mels­wil­len auf die Stra­ße.«

Vik­tor freu­te sich über ihr Ver­trau­en und grins­te breit. »Du woll­test ei­gent­lich auf die Kon­do­me ver­zich­ten und jetzt hast du Angst da­vor, stimmt’s?« Ein Hauch Ro­sa leg­te sich auf ih­re Wan­gen. Sie nick­te stumm. »Oh, An­na, ich lie­be dich so sehr. Hör zu, mir ma­chen die Din­ger echt nichts aus. Haupt­sa­che wir kön­nen zu­sam­men sein. Ob mit oder oh­ne, das ist mir egal. Ist das denn so wich­tig für dich?«

Sie schüt­tel­te den Kopf und sag­te wie­der nichts.

»Nur weil es Sil­vi und Jens pas­siert ist, muss das uns nicht auch pas­sie­ren, An­na. Wenn du die Din­ger leid bist, dann las­sen wir sie ab heu­te weg.«

Sie run­zel­te die Stirn. »Ab heu­te?«

»Na, wer woll­te denn so schnell zu mir nach Hau­se?«

An­na nick­te. »Ja, ich«, gab sie klein­laut zu.

Kopf­schüt­telnd lä­chel­te er. »Wir kön­nen auch was an­de­res ma­chen, ich …«

»Nein«, fiel sie ihm ins Wort, »das ist ei­ne her­vor­ra­gen­de Idee. Ich bin nur et­was durch­ein­an­der.« Sie klim­per­te ko­kett mit den Wim­pern. »Ehr­lich ge­sagt, kann ich es kaum ab­war­ten.«

Sonnenwarm und Regensanft - Band 2

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