Читать книгу ALTERAS - Agnes Maxsein - Страница 8
ОглавлениеKAPITEL 1
Die Einschulung
Morgensonne fiel auf die großen Fensterscheiben und hob unzählige Schlieren und fettige Fingerabdrücke hervor. Es war noch nicht einmal halb zehn und bereits jetzt war es hier unerträglich heiß.
Hier – das war die Mensa der Gesamtschule Schöneburg. Warum der kleine Ort am Rhein ausgerechnet Schöneburg hieß, wusste niemand. Es gab weit und breit keine Burgen, weder schöne noch hässliche. Was es gab, war ein großes Schulgelände mit vielen länglichen Betonklötzen. Und in dem neuesten Klotz befand sich eben jene heiße und verschmierte Mensa. Genau genommen war es allerdings eher ein Klötzchen: Für eine Schule von über tausend Schülern wäre der Raum nämlich nur dann annähernd groß genug, wenn sich alle Mensabesucher wie Stapelchips übereinanderlegten.
Irgendwie war es trotzdem gelungen, an die hundert Kinder mit ihren Eltern hinein zu quetschen. Manche Familien rutschten schwer atmend auf den verschwitzten Stühlen hin und her. Andere benutzten zerknitterte Liedzettel als Fächer. Aus der Küche heraus brummte ein Generator, mal leiser, dann wieder lauter und zwischendurch kreischend. Es klang nach einer überforderten Klimaanlage am Ende ihrer Kräfte. Ihr gequältes Arbeitslied vermischte sich mit den Begrüßungsworten des Schulleiters zu einem unverständlichen Geräuschmischmasch.
Herzlich willkommen an der Gesamtschule Schöneburg
…stand handgeschrieben auf einem Banner, das schief an der vorderen Wand pappte. Es war der einzige Farbklecks in dem ansonsten grauen Raum; selbst Tische und Stühle waren aus grauem Plastik.
Der Schulleiter hatte offenbar seine Rede beendet, denn er trat vom Rednerpult zurück. Er musste auf einem Podest gestanden haben, denn jetzt war der kleine, untersetzte Mann von den hinteren Reihen aus nicht mehr zu sehen. Stattdessen schlurften ältere Schüler nach vorn und hielten Schilder mit den Buchstaben A bis F in die Höhe.
Daniel streckte sich. Sitzen, warten, zuhören, warten, so war bislang der gesamte Morgen verlaufen, erst in der Kirche und jetzt hier. Er gähnte ungeniert. Rings herum begann ein allgemeines Stühlerücken und Übereinanderklettern. Jeder wollte so schnell wie möglich dem stickigen Treibhaus entkommen. An der Tür staute sich eine Traube von Menschen, die alle durcheinanderriefen, sich anrempelten und sämtliche Ordnungsversuche der anwesenden Lehrer übertönten. Großartig. Wenn die Schüler so ähnlich drauf waren wie ihre Eltern… Nur allmählich fanden sich die Gruppen, die zusammengehörten. Schließlich folgte die neue 5a ihrem Schild auf den Hof hinaus, während ihre Eltern sich zum Parkplatz aufmachten. Daniel legte den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. Ein paar Kabel ragten aus dem Metallgitter, durch das man die Lüftungsschächte und Rohre sehen konnte. Hässlicher gings nicht. Wie war er bloß hier gelandet?
Vorne sammelte sich inzwischen die neue 5b und verließ die Mensa ebenfalls. Daniel sah sich genauer um: Roher Beton wohin man schaute, und Fenster, an denen noch Fetzen der blauen Schutzfolie klebten. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, sie sauber abzuziehen.
„Wie lange denn noch?!“
Neben Daniel saß Didi. Sie kannten sich aus der Grundschule und wohnten nur zwei Straßen auseinander. Didi war klein und ein wenig pummelig, und mit seinen blonden Locken sah er für Daniel immer ein bisschen aus wie ein Hobbit. Sein Gesicht war knallrot, und er hing völlig lustlos und etwas weinerlich auf seinem Stuhl. Seine Mutter zog ihn unzufrieden am Kragen. „Setz dich doch mal richtig hin.“
Didi sackte ganz auf den Boden und stöhnte.
Die dritte Klasse marschierte im Gänsemarsch hinaus.
„Komm, wir sind dran“, sagte Daniel mit einem Anflug von Aufregung. Didi rappelte sich vom Boden auf. Sie winkten ihren Eltern und folgten endlich dem Schüler mit dem Schild „5d“ nach draußen.
Daniel atmete tief ein. Die frische Luft war eine Wohltat.
Der Schulhof war es nicht: Sie überquerten einen harten Acker, der nicht einmal mehr einen Gedanken an Grün zuließ. Dahinter sperrte ein Bauzaun einen ganzen Gebäudeteil ab. Sie hielten sich rechts davon und betraten eine Pausenhalle. Etliche gesplitterte Fensterscheiben sprangen Daniel ins Auge, Stockflecken wucherten auf den Wänden wie eine fortschreitende Krankheit. Die Mensa schien das einzig neue Stück auf dem gesamten Schulgelände zu sein. Vielleicht hatte man sie so roh und unfertig gelassen, damit sie äußerlich besser zum verfallenden Rest der Schule passte…
Daniel sah sich unter seinen neuen Mitschülern um. Besonders glücklich wirkte niemand. Vor allem von den Mädchen blickten einige eingeschüchtert auf ältere Schüler oder auf obszöne Graffitis voller Beleidigungen. Ich will hier nicht hin, dachte Daniel. Warum war es ein Naturgesetz, dass Schulen meist nicht viel ansprechender waren als der nächstbeste Knast? Der Militärstacheldraht auf dem Fahrradkäfig wirkte da schon wie die passende Deko. Auf dem Vordach der Pausenhalle ragten 15 Zentimeter lange Metallspitzen in die Höhe. Sollten damit Menschen oder Tiere abgehalten werden? So etwas gehörte doch nicht in eine Schule. Fehlte ja nur noch das Blut daran…
Daniel riss seinen Blick los. Immerhin hatte er eine neue Klasse, 26 potenzielle Freunde. Oder Feinde. Er unterschied beim ersten Scannen der Gesichter zwei Typen: Diejenigen, die enttäuscht waren, weil sie, wie Didi neben ihm, bis zuletzt gehofft hatten, doch einen Brief aus Hogwarts zu erhalten. Und dann all jene, die gleichgültig hinnahmen, was sie sahen, weil sie nie etwas anderes erwartet hatten.
Und er selbst? Daniel schob seine langen blonden Haarsträhnen hinters Ohr. Zwar hatte sein Bruder, der in die siebte Klasse ging, schon dafür gesorgt, dass er ohne große Erwartungen hier antrat. Aber abfinden konnte er sich nicht so einfach damit. Am liebsten hätte er an Ort und Stelle einen Vorschlaghammer genommen und die maroden Mauern eigenhändig eingerissen. Zu einem dramatischen Soundtrack wie „Duel of the Fates“ aus Star Wars würde er durch die Türe treten und erst aufhören, auf die heruntergekommene Einrichtung einzudreschen, wenn kein Stein mehr auf dem anderen stand.
Er grinste in sich hinein.
„Was ist so lustig?“, fragte Didi.
„Gar nichts.“
Sie erreichten ihren Klassenraum und verteilten sich auf die Plätze. Daniel saß wieder neben Didi. Mit dem besten Freund an der Seite waren die vielen neuen Gesichter und die öde Umgebung etwas besser zu verkraften. Er war wirklich froh, nicht völlig allein zu sein. Viele seiner neuen Mitschüler liefen suchend durch die Klasse, stritten sich um Sitzplätze oder beäugten einander misstrauisch. Es dauerte eine ganze Weile, bis Ruhe einkehrte. Schließlich aber hatten alle einen Stuhl und sahen erwartungsvoll zur Lehrerin.
„Herzlich willkommen. Ich bin Frau Strick, eure neue Klassenlehrerin…“
Frau Strick war groß und trug die Haare seltsam asymmetrisch: links Dauerwelle, rechts modischer Kurzhaarschnitt. „Ich bin neu an der Schule, genau wie ihr, also gucken wir jetzt mal gemeinsam, was so auf uns zukommt. Ich freu mich jedenfalls, dass wir hier zusammen starten in unser, ähm, Abenteuer Lernen…“
Sie sprach nicht unfreundlich, aber mit einer hohen, nervigen Mädchenstimme. Und sie war irgendwie farblos; wenn er woanders hinschaute, hatte er sofort vergessen, wie sie aussah. Bis auf die Frisur, die schwebte dann in seiner Vorstellung auf einem gesichtslosen Kopf durch die Luft…
„Vielleicht fangen wir mit ein paar Spielen an, damit wir die Namen lernen…“
Daniel kannte außer Didi noch zwei Leute aus der Grundschule, ein Mädchen namens Jeanette und einen Jungen namens Rocko. Von beiden hatte er sehr gehofft, dass sich ihre Wege trennen würden. Jeanette hatte regelmäßig ihre Mitschüler beklaut und beschimpft, Rocko hatte am liebsten in der Pause die Erstklässler verprügelt.
„Hi, ich bin Didi“, begann Didi die Vorstellungsrunde.
Frau Strick runzelte die Stirn und überflog eine Liste. „Du stehst hier gar nicht…“
„Versuchen Sie’s mit Dietrich“, sagte Didi, der sich immer nur mit seinem Spitznamen vorstellte und auf seinen vollständigen Namen so gut wie nicht reagierte.
„Ah ja…“ Frau Strick winkte zum Zeichen, dass sie fortfahren sollten.
Ein blasser Junge mit braunen, ungekämmten Haaren war als Nächstes dran. „Hallo, ich bin Matte…“, er verschluckte sich und setzte erneut an „Matteo…“, doch es war bereits zu spät.
„Matte!“, rief Rocko feixend. „Matte mit ner Matte auf dem Kopf!“ Ein paar lachten. Daniel runzelte die Stirn. Der Junge sah schon ein wenig ungepflegt aus, und seine Haare waren auf ihre Weise sehr viel schlimmer als die von Frau Strick. Trotzdem…
Matteo lief knallrot an und öffnete den Mund, doch seine Erwiderung ging unter in dem kreischenden Alarm, der unversehens aus den Durchsagelautsprechern schepperte.
„Feuer!“, grölte Jeanette, packte ihre Tasche und rannte nach draußen.
Der Rest der Klasse schaltete nicht so schnell wie sie. Daniel sah nur Didi an, der sich die Ohren zuhielt. Plötzlich, wie auf Befehl, sprangen sie alle gleichzeitig auf und folgten Jeanette in völligem Durcheinander. Frau Strick schrie gegen die lärmenden Schüler und die plärrende Alarmsirene an, aber niemand hörte auf sie. An den Ausgängen gab es einiges Gerangel, Kanten von Schultornistern wurden versehentlich in ängstliche Gesichter gerammt und mehrere Leute stolperten über fremde Füße. Irgendwie gelang es trotzdem, dass sie alle unter demselben vertrockneten Baum auf dem Hof ankamen.
Frau Strick hielt ihre Liste umklammert und versuchte immer wieder, die Klasse zu zählen.
„Zwölf, nein dreizehn, bleibt doch mal stehen, jetzt muss ich von vorne anfangen!“
„Wo brennt es denn jetzt?“, fragten einige, während andere die Hälse reckten, um Rauch oder Flammen zu entdecken.
„Vermutlich hat jemand die Schule angezündet“, sagte Daniel und konnte die Hoffnung in seiner Stimme nicht unterdrücken.
„Vielleicht ist auch die Klimaanlage in der Mensa durchgeschmort“, vermutete Didi.
„Oder dieses komische Glasdach in der Aula ist zum Brennglas geworden. Ihr wisst schon, dieses gewölbte Dach, was aussieht wie ein Treibhaus“, überlegte ein Junge, der neben ihnen am Baum lehnte. „Hi, ich bin übrigens Milan.“
Milan hatte fast so lange Haare wie Daniel und einen durchdringenden Blick. Wie der Sohn eines genialen, aber irren Wissenschaftlers, dachte Daniel.
„Wenn alles abfackelt, müssen sie erstmal eine neue Schule bauen, und wir haben frei…“
„Quatsch, dann müssen wir monatelang in Turnhallen Unterricht machen und auf dem Boden sitzen.“
„Ey, das ist so typisch, ich schwör, das war so klar…“
Daniel, Didi und Milan drehten sich um. Ein großes, blondes Mädchen hatte gesprochen. Sie verschränkte die Arme und funkelte wütend in Richtung Schulgebäude.
„…war so klar. Ey hundert pro sind das Terroristen, die haben hier letztens schon was angezündet und letztes Jahr sind hier Schüler verschwunden und so…“
Milan tippte dem Mädchen auf die Schulter. Sie sah ihn an, als sei er persönlich für alles verantwortlich und auf jeden Fall ein Terrorist.
„Was?!“, fauchte sie.
„Wie heißt du?“, wollte Milan wissen.
„Jule.“
„Hi. Äh, redest du immer so einen Haufen Scheiße?“
Daniel fühlte eine plötzliche Sympathie für Milan in sich aufsteigen.
„Hä, was willst du?“
„Das stimmt wirklich“, mischte sich ein dickes Mädchen mit Brille ein. „Das mit den Schülern. Hier sind letztes Jahr welche verschwunden.“
Daniel erinnerte sich dunkel, dass sein Bruder etwas in der Richtung erzählt hatte, die Einzelheiten waren ihm aber entfallen. Außerdem verhinderte Jule, dass er richtig nachdenken konnte:
„Ich hab keinen Bock zu verbrennen oder explodiert zu werden, ich wollte eh nicht auf diese Scheißschule…“ Jule sprach so laut, dass die gesamte Klasse mittlerweile zuhörte.
„Ooh, war da jemand nicht schlau genug fürs Gymnasium?“, fragte Milan mit gespieltem Mitleid.
„Aber du!“, schnappte Jule.
„Klar“, sagte Milan und lehnte sich betont lässig gegen den Baum. „Aber wozu sich da anstrengen, wenn ich hier neben `nem Haufen von Idioten alles ganz easy kriege?“
Daniels Sympathie für Milan schwand wieder. Das klang etwas zu arrogant, um lustig zu sein.
In diesem Moment verstummte der Feueralarm und die Pausenglocke setzte ein. Frau Strick atmete erleichtert auf und die Klassen bewegten sich zurück in ihre Räume.
„War bestimmt nur falscher Alarm…“
„Vielleicht auch ein Streich…“
Wieder in ihrem Klassenzimmer, setzten sie ihre begonnene Vorstellungsrunde fort. Es folgten unendlich viele Organisationshäppchen: Bücher, Hausaufgabenplaner, Regeln, Stundenplan, Dienste, und all das zog sich quälend in die Länge, weil bei jeder Gelegenheit irgendjemand dazwischenrief, aufstand, etwas fallen ließ, zerbrach oder einen Streit anfing.
Am Ende des Tages wusste Daniel zwei Dinge mit völliger Gewissheit: Seine Klasse war der absolute Inbegriff von Chaos. Und Frau Strick war nicht im Geringsten in der Lage, daran irgendetwas zu ändern.
Didi und er schoben ihre Räder auf dem Heimweg. Sie unterhielten sich wenig, beide hingen müden Gedanken nach. Vor Didis Haus wollte Daniel sich verabschieden.
„Ach warte mal“, sagte Didi. „Ich wollte da noch was nachgucken. Komm mal mit.“
In seinem Zimmer angekommen, zog Didi eine große Kiste aus dem Schrank hervor. Sie war vollgestopft mit Zeitungen.
„Machst du das immer noch?“, fragte Daniel. Ihm hatte noch nie eingeleuchtet, weshalb Didi einen Haufen Altpapier in seinem Schrank aufbewahrte.
„Klar, meine Sammlung wächst.“
„Aber warum? Ist doch alles online.“
„Ja, aber so behalt ich den Überblick.“
„Mhm“, machte Daniel und beobachtete seinen Freund, wie er sich durch zerfledderte Zeitungsseiten wühlte. Didi war ein schlauer Kopf, wenn auch oft etwas träge und weinerlich, passend zu seiner näselnden Sprechweise. Egal wie unsinnig Didis Verhalten also wirken mochte, Daniel vertraute darauf, dass er einen guten Grund dafür hatte.
„Was suchst du überhaupt?“, fragte er dennoch nach ein paar Minuten.
Didi antwortete nicht, sein Lockenkopf war halb in der Kiste verschwunden.
„Da, wusste ich doch“, rief er und ließ sich auf den Rücken fallen, einen Artikel zwischen den Fingern.
Daniel schnappte ihn sich und las:
Mysteriöses Verschwinden an der Gesamtschule
Am Dienstagmorgen gegen 10: 15 verschwanden drei Teenager bislang ohne jede Spur. Sie besuchten die Gesamtschule Schöneburg, in deren Räumlichkeiten sie sich zur genannten Zeit aufhielten. Mitschüler berichten, die drei Schüler der Oberstufe um kurz nach 10 Uhr noch gesehen zu haben. Eine Augenzeugin schildert ein helles Licht, das aus dem Raum gekommen sein soll. Die Spurensicherung konnte später allerdings keinerlei Hinweise auf einen besonderen Vorfall sicherstellen. Eine Lehrkraft meldete anschließend die Abwesenheit der Schüler. Mittlerweile liegt der Polizei eine Vermisstenmeldung vor. Die Beamten schließen sowohl einen Unfall als auch ein Verbrechen nicht aus. Denn nicht nur der Verbleib der Schüler, auch das Wie und Warum sind noch völlig unklar. Einzige Konsequenz der Schule ist die einstweilige Schließung des betroffenen Gebäudetrakts. Die Raumnot der baufälligen Schule wird dadurch noch vergrößert. (Siehe Reportage S. 12).
Daniel kamen der Bauzaun und der geschlossene Gebäudetrakt dahinter wieder in den Sinn. Sie waren heute Morgen daran vorbeigelaufen. Er hatte nichts Ungewöhnliches bemerkt. Was konnte dort geschehen sein? Ein helles Licht, das die Schülerin gesehen hatte…
„Denkst du, es war eine Art Explosion?“, fragte er Didi.
„Keine Ahnung. Dann hätten die doch was gefunden. Die Spurensicherung, meine ich.“ Didi lag noch immer auf dem Rücken, alle Viere von sich gestreckt.
„Also was dann? Aliens, oder was?“
„Würde auf jeden Fall erklären, wieso die Schüler spurlos verschwunden sind.“
Daniel las den Artikel erneut. Ein helles Licht, drei Teenager verschwinden und keiner konnte sagen, wie und wohin…
„Dann waren es vielleicht irgendwelche Geräte, die das Licht verursacht haben? Die Schüler haben sie benutzt und hinterher wurden sie gestohlen… oder so?“
Daniel fand seine eigenen Überlegungen nicht sehr wahrscheinlich. Das Rätsel gab aber auch zu wenig Anhaltspunkte. Vielleicht waren die Schüler bloß abgehauen und das Licht…das Licht hatte es womöglich nie gegeben? Die Schülerin hatte sich bestimmt nur etwas eingebildet oder ausgedacht. Das war doch meistens so, dass eine ganz einfache Erklärung hinter den Dingen steckte. Aber nicht IMMER, beharrte eine Stimme in ihm. Manchmal gab es seltsame Vorkommnisse, verrückte Geschichten, die nie geklärt werden konnten.
„Ich glaub nicht, dass in dieser Schule irgendwas rumstand, was irgendjemand stehlen würde“, überlegte Didi und rollte sich auf die Seite. „Mein Opa sagt außerdem immer, wenn die Hälfte von dem stimmt, was in den Medien steht, dann ist das viel. Wahrscheinlich stimmt nur das mit den zu wenigen Räumen.“
Daniel lachte. Damit hatte Didi vermutlich recht. Stacheldraht hin oder her, die ganze Schule machte nicht den Eindruck, als gäbe es auch nur ein einziges Teil, das irgendwie wertvoll war, geschweige denn eine lohnende Beute, egal für wen …
Das Rätsel jedoch nagte weiter an ihm: Verbarg sich in seiner neuen Schule am Ende mehr, als der bröckelnde Putz und die obszönen Graffitis vermuten ließen?