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Andere Verbindungen

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– Tiefenpsychologische Zusammenhänge –

Die Eltern


Die Nähe der Trümpfe III und IV ist nicht zufällig, denn sie sind das durch eine ähnliche, sich ergänzende Körpersprache in ein Netzwerk von gegenseitigen Beziehungen eingebundene Elternpaar. Bei der Mutter sind es die sanften Pastelltöne in weichem Licht, die die fließenden Formen des Lebens zum Ausdruck bringen, während beim Vater die breite Sitzhaltung und der dominante Körperausdruck in brennenden Orange-Rot-Farben dominieren. Die Bienen, die bei der Urmutter noch Fruchtbarkeit symbolisieren, verwandeln sich auf dem Gewand des Regenten eher zu einem Zeichen für die Struktur der Waben im Bienenstock. Umgekehrt sind die kristallisierenden, sechzehnzackigen Sonnensterne des Kaisers der Gegenpart zu den beiden sichelförmigen Monden der Kaiserin. Auch die beiden Widderköpfe, von denen der eine im Schatten steht und der andere in dem von oben einfallenden Licht, korrespondieren mit dem Doppelmotiv der Mondgöttin zwischen ihrer hellen (Luna, Selene) und dunklen Seite (Hekate), das aus ältester Zeit überliefert ist. Die gleiche Idee finden wir bei der Kaiserin, die zwischen der zunehmenden (oben) und der abnehmenden Mondsichel (unten) sitzt. Die weiße Taube in ihrem Blickfeld hält sich im Lichtkreis des Mondes auf, während der Sperling in ihrem Rücken etwas in den Schatten eingetaucht ist. Bleibt noch die ausgeklügelte Symmetrie der beiden Wappentiere. Während der weiße Doppeladler auf der linken Seite mit dem silbernen Mond korrespondiert und damit Ausdruck der inneren Quellen des Weiblichen ist, steht dieser auf der rechten Seite des Kaisers und damit für die bewusste Beherrschung der Materie. Er zeigt unser Streben nach Unabhängigkeit von den Bedingtheiten der Natur, das der Hingabe an die fließenden Abläufe der Schöpfung entgegensteht.6


Das (die Eltern erschaffende) Kind

Die Verbindung dieser beiden Karten krönt sich im Kind. Die beiden Elternteile sind völlig aufeinander abgestimmt und der Narr schiebt sich (spirituell) ergänzend dazwischen. Doch Vorsicht, so einfach kann die Lösung nicht sein – wäre die Reise schon zu Ende, wofür bräuchte man dann noch die anderen Trümpfe und Kartensätze?

Normalerweise geht man davon aus, dass der Narr das Kind des Herrscherpaares Kaiserin – Kaiser ist. Energetisch ist es ein bisschen komplizierter. In Wirklichkeit ist das Unbewusste der Architekt der Realität, denn der Verstand des Menschen holt sich seine Impulse maßgeblich aus den Eingebungen seines Unbewussten. Simpel gesprochen erklärt sich das so: Der duale Verstand ist sich nicht bewusst genug, die Impulse, die er ständig empfängt, auf seine Ursprünge hin abklopfen zu können. Da er aber die Kontrolle nicht abgeben will, schlägt ihm das Unbewusste einen Deal vor: Es gibt ihm das Gefühl, das ihn glauben lässt, seine Realität selbst erschaffen zu können, wenn er dafür die Ermittlungen einstellt, herausfinden zu wollen, warum das so ist. Man könnte auch sagen, das Unbewusste bedient sich im Narren eines Tricks: Es gibt dem Ego des Herrschers in der Inszenierung »Das Ich ist der Erschaffer seines Selbst« das Gefühl, sich als Darsteller in dem von ihm selbst gestalteten Stück zu profilieren und das Ganze als »Realität« wahrzunehmen. Deshalb ist alles, was wir empfinden, eine Schein-Kontrolle. Im Grunde spielen die Eltern in unserem Exempel die Hauptrolle in einem Stück, das ihnen vom Narren (= Unbewussten) kreiert worden ist.

Die Lösung vom inneren Vaterbild

Nach dem, was wir gesagt haben, tönt es ein wenig absurd, wenn wir nun zu erklären versuchen, dass sich der Narr auf seiner spirituellen Reise nach der Mutter auch vom Vater emanzipieren muss. Der Held muss nicht nur den Kaiser (in sich) besiegen und töten, um frei zu werden, er muss sich auch von allem trennen, was sie repräsentieren. Um sich an seine spirituelle Quelle herantasten zu können, muss er ein Loch in das ihm von den Eltern anerzogene Weltbild sprengen, damit die Erkenntnisse aus tieferen Ebenen, die er für seinen spirituellen Weg benötigt, auf seine gereinigte und unverstellte Bewusstseinsbühne gelangen können.

Psychologisch betrachtet können wir in den Akt der Zerstörung auch einen Akt der Liebe unter einem verkehrten Stern interpretieren, eine Art Verzweiflung, um die zu bestrafen, die einem die Liebe verweigerten, nach der man sich sehnte. Pointiert formuliert mag es sich dabei um den Schock der Bewusstwerdung, also der schmerzlichen Ablösung von der Natur, handeln. Dieser innere Schmerz wirkt in den Minderwertigkeitsgefühlen des unerlösten Kind-Helden im Vater fort, der das Leben dafür bestrafen will, dass ihn die Mutter von sich stieß.

Der pubertierende Held verkörpert auch die Rebellion gegen patriarchalische Gewalt, den aktiven Animus, der den alten Herrscher stürzt und mit der Mutter schläft, die pubertäre Phase der Suche und der Selbstfindung oder die Vater-Sohn-Beziehung als Konfliktpotenzial der männlich-aggressiven Triebnatur. In einer auf solchen Grundlagen wurzelnden Kultur unterliegt jede Lebenssphäre der strukturellen Gewalt der Selbsterhaltungsmuster des Kaisers, der das Leben, indem er vorgibt, es zu schützen, im Grunde erstickt, und deshalb unbewusst auch seine eigene Zerstörung inszeniert.

Fassen wir zusammen: Nicht der Narr, sondern die Eltern sind das »Kind«, denen die Lernerfahrungen in Form von Reizen und Informationen übermittelt werden, die sie mit ihren körperlichen Sinnen erfahren können. In dem Verstandesfokus, den sie bewusst ausfüllen, können sie natürlich nicht merken, dass die anderen Teile von ihnen unbemerkt ständig mit den Signalen aus dem Unbewussten versorgt werden und ihre Kontrolle nichts anderes als eine närrische Lüge ist. Zynisch gesprochen ist der einzige Wert, den es im Leben gibt, die Bedeutung, die wir uns selbst zuordnen. Es ist die Notwendigkeit, das, was wir erleben, gegenüber dem, was wir auch erleben können, nach den Kriterien unseres gesellschaftlichen Verstandes zu beurteilen und in einen Werteindex einzuordnen, auf dem wir ablesen können, wo und wie das Leben für uns Sinn hat. Deshalb liegt es auf der Hand: Der Held, der seine äußeren Elternbilder überwunden hat, hat sich damit gleichzeitig auch von diesen ihm aufoktroyierten Sinnbildern befreit.

Akrons Crowley Tarot Führer

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