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Weiterführende Bemerkungen

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1 Denn ich bin geteilt um der Liebe willen, für die Möglichkeit der Vereinigung (Liber Legis I/​29). Ich bin das Nicht-Eine, denn alles, was ich bin, ist das unvollkommene Abbild des Vollkommenen; jede besondere Erscheinung muss in der Umarmung ihres Gegenstückes verschwinden, jede Form sich erfüllen, indem sie ihren ausgeglichenen Gegensatz findet und ihr Bedürfnis, das Absolute zu sein, dadurch befriedigt, dass sie zur Vernichtung kommt.

Liber V vel Reguli

2 Auf der Schattenebene kann das manchmal zu einer Abhängigkeit von unseren inneren Projektionen führen, wenn sie uns im Spiegel äußerer Personen im Leben begegnen. Oft stürzen wir uns Hals über Kopf in die Gewässer der Sehnsucht nach der sexuellen Vereinigung und landen im unbefriedigenden Seelenfeuer, wenn wir das verlorene Gefühl der Einheit durch die Verschmelzung mit dem Partner zu erzwingen suchen. Das Gefühl der Liebe kann aber auch auf geistiger Ebene stattfinden. Wenn die beiden Liebenden die Weisheit im Höheren suchen, um den essenziellen Gehalt ihrer Liebe zu finden, versuchen sie sich an die Frequenz ihrer geistigen Sehnsucht heranzuziehen und in die Sphäre des anderen einzudringen, um beide Polaritäten, Geist und Liebe, miteinander zu verbinden.

Somit können wir Crowley, wenn er schreibt Um die Arme des Eremiten liegt eine Rolle, die das Wort, den Logos oder die Gesetze darstellt, die die geistige Welt zusammenhalten, die wir uns selbst geschaffen haben6, erwidern,

dass die Liebe auch eine Energie darstellt, die in die eigene Triebstruktur eingerollt ist und gleichzeitig in die Sphäre des anderen eingreift, indem sie das Bild der Anziehung im Pol des Angezogenen zu verankern sucht.


3 Der Priester, der die beiden traut, ist niemand anderer als der Eremit. C. G. Jung würde sagen, er verkörpert das Selbst. Seine segnenden Hände liegen auf den Positionen der göttlichen Eltern: Chokmah und Binah. Er steht für die unbewussten, höheren Teile in ihnen selbst – er stellt sozusagen eine innere Erfahrung dar, die jeder kennt, denn die meisten Menschen kennen das Gefühl, dass etwas Größeres sie führt, auf sie einwirkt und sie durchfließt, und trotzdem auch nur ein Teil in ihnen selbst ist. Die Gesetzesrolle, die sich um seine Arme schlängelt, ist ein Hinweis dafür, dass das, was die beiden mental wahrnehmen, das wiedergibt, was dem Sinn seiner höheren Botschaft entspricht. Es ist die Hochzeitsurkunde, als Zeichen der Ewigkeit zu einer Möbius-Schleife verdreht.

Er hat aber auch noch eine andere Seite. Crowley schreibt: Er selbst ist eine Form des Gottes Merkur, der im Atu I beschrieben wurde; er ist vollständig unter seinem Gewand verborgen, als ob er andeuten wollte, dass der Urgrund aller Dinge in einem Bereich jenseits der Manifestation und des Intellekts liegt7, was für eine gewisse Unsicherheit sorgt, da der zwitterhafte Merkur nicht nur als Weiser, göttliches Kind oder Hermaphrodit erscheint, der Erneuerung und Verjüngung manifestiert, sondern in kalkulierender Weise genauso für das Sharholder-value-Denken oder in seiner ambivalenten Art auch für gegensätzliche Persönlichkeitsteile in der Psyche steht.


4 Das ganze Ensemble ist kontrapunktisch miteinander verknüpft und trotzdem sind alle Figuren auch selbstständig: Der weiße Junge vor dem schwarzen König hält mit der weißen Königin zusammen den goldenen Kelch (Öffnung und Hingabe), und der schwarze Knabe vor der weißen Königin hält zusammen mit dem König den silbernen Speer (Durchsetzung und Zeugungskraft). Dies ist vielleicht deshalb so, weil es ein wesentliches Merkmal der heiligen Hochzeit ist, dass der Mann sich nicht einfach nur mit seiner Anima verbindet oder umgekehrt, sondern sie gleichzeitig auch als ein Wesen sieht, das in höherem Maße von seinem bewussten Ich verschieden ist, als er je zuvor erkannt hat.


5 Über der ganzen Szene richtet Cupido oder Eros am oberen Bildrand mit verbundenen Augen seinen Pfeil ins Leere. Trotzdem hat dieser Akt eine tiefere Bedeutung. Der abwärtsgerichtete Pfeil8 wird vom höchsten Punkt des Jod im JHVH geschossen und der Winkel der Schussrichtung entspricht Pfad 11 = Aleph. Das Geschoss aus Amors Köcher (wir sehen ganz fein darin das Wort Thelema eingeritzt, Sinnbild des höheren Willens) verwandelt sich in ein Zeichen der Liebe unter Willen, denn er fliegt direkt von Kether nach Chokmah und aktiviert damit die göttliche Liebe oder das menschliche Bild der Liebe Gottes (Jod in Chokmah). Das zeigt, dass die Kraft, die die Menschen sexuell stimuliert, mit der Sehnsucht nach dem Paradies identisch ist.

Akrons Crowley Tarot Führer

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