Читать книгу Akrons Crowley Tarot Führer - Akron Frey - Страница 59
Weiterführende Bemerkungen
Оглавление1 Im Pentagramm auf der Brust des Hierophanten kündigt sich das neue Zeitalter (XX – Der Æon) in Form des Horuskindes an, das im Mittelpunkt verschiedener ineinander gelegter Fünfecke und Fünfsterne, Symbole der Quintessenz und der Sinnfindung, steht. Es ist ein Symbol der psychischen Verwandlung im Inneren des mächtigen Mannes. In dieser kindlichen Rolle erfüllt der Geist jetzt seine psychische Aufgabe als Vermittler zwischen Gegenwart und Zukunft, durch das (zukünftige) Aussöhnen von Konflikten und das Vereinen von Gegensätzen. Das Kind ist schon deswegen ein schönes Symbol, weil es dem Menschen suggeriert, dass sich das Leben verwandeln lässt, ohne deshalb zu sterben oder seine körperliche Gestalt verlieren zu müssen, ganz nach dem Motto: Das Gute überträgt sich auf das Kind und kommt in der Zukunft zum tragen – kurz:Das Kind soll es einmal besser haben! Ein Irrtum, wie wir wissen, wenn auch ein bisweilen notwendiger Hoffnungsträger.
2 Crowley schreibt: Auch in den Strahlen des Auges (XVI – Der Turm) befindet sich eine Taube, die einen Olivenzweig trägt. Die Schlange ist in Form der Löwen-Schlange Xnoubis oder Abraxas dargestellt. Durch diese werden die zwei Formen des Verlangens repräsentiert, was Schopenhauer als den »Willen zum Leben« und den »Willen zum Sterben« bezeichnet hätte. Dies ist möglicherweise der Grund, warum beständig verkündet wurde, dass der Verzicht auf die Liebe in allen gewöhnlichen Bedeutungen des Wortes der erste Schritt in Richtung Einweihung ist. Dies stellt eine unnotwendig strenge Einstellung dar, denn der »Wille zu Leben« und der »Wille zu Sterben« sind miteinander nicht unvereinbar. Das wird in dem Moment ersichtlich, wenn Leben und Tod als Phasen einer einzigen Energiemanifestation verstanden werden.6
Damit nähern wir uns dem Geheimnis der Jod-Caph-Regel. Die Taube wurde seit Urzeiten der Liebesgöttin und damit der Karte XI – Lust zugeordnet, denn die Huren wurden schon im alten Babylon Täubchen genannt. Sie wurde direkt mit der Sinnlichkeit assoziiert, aber nicht eine Sinnlichkeit zum Zwecke der Zeugung, sondern reine Lust um der Lust willen. Da Lust und Liebe im menschlichen Inventar auf einer ähnlichen Frequenz liegen, hat sich das lüsterne Symbol in der Lust verdrängenden Kultur des Christentums allmählich zu einem Archetyp des Friedens transformiert. Ihr Gegenpart ist die Löwenschlange. Xnoubis oder Abraxas entspricht einem gnostisch-manichäischen Symbol, das den dunklen und den lichten Aspekt im Gottesbild vereint. Vor allem die Manichäer glaubten, dass die Schöpfung aus einer Vermischung Gottes mit dem Teufel entstanden wäre (Gott gab die Seele, der Teufel den Leib) und die Erlösung nur stattfinden könnte, wenn sich der Mensch dieser Anteile in sich bewusst werden würde. Während die Taube auch oft die Vagina symbolisiert, repräsentiert die Löwenschlange das Sperma. Turm und Hohepriester sind »Feinde«, denn der Turm bedroht den Hierophanten. Während letzterer (korrespondierend mit dem Buchstaben Vau) das erigierte, aktive Glied symbolisiert, steht der Turm für den »Sturz« des Phallus nach dem Orgasmus. Die Gestik des Hierophanten deutet auf sexualmagische Masturbationstechniken hin, die offene linke Hand erinnert an die Formel Jod-Caph hin (Jod = Sperma, Caph = offene Hand).
3 Für Crowley stellt die mit einem Schwert bewaffnete und dunkelblau gewandete Gestalt die Hüterin des Neuen Æons dar. Er prophezeit: Lasst die Frau mit einem Schwert gegürtet vor mich treten.7 Die mit dem Schwert gegürtete Frau ist aber nicht – wie viele glauben – die Frau, die ihren Intellekt entwickelt (= Königin der Schwerter), sondern die Priesterin, die ihren Vorgänger besiegt und ihre spirituelle Herrschaft mit einem lähmenden Schwertstoß in das Tabernakel seines Sterbenden Gottes beginnt.8 Nun muss er ihr vor dem Altar der Göttin ministrieren, denn ohne ihren Geist kann er den Kern des Mysteriums nicht begreifen (ist es doch die Natur des alles kontrollieren wollenden Erkenntnisvorgangs selbst, die eine vollständige Erkenntnis des Erkannten ausschließt, solange die Welt als Bild der eigenen Vorstellung erfahren wird). Die Bewaffnung mit dem Schwert kann auch bedeuten, dass sie sich einen Mann zur magischen Arbeit nimmt, um der Göttin zum Gefallen ihr eigenes Verzücken zu opfern. Es ist dies im Grunde eine Umkehrung der Prinzipien aktiv und passiv in der magischen Operation.