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Deutungen

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Auf der Willensebene versinnbildlicht der Kaiser das kraftvolle, lebensbejahende Prinzip der Macht und der strukturierenden Kontrolle, mit einem Wort: die Herrschaft des Geistes über die Natur. Wünsche und Pläne verdichten und kristallisieren sich in realisierbaren Modellen mit guten Chancen, verwirklicht zu werden. Er verkörpert Disziplin, Entschlossenheit und den unerschütterlichen Willen, Verantwortung zu übernehmen, auch wenn ihm dafür (beinahe) jedes Mittel recht ist. Das verspricht einen ungeheuren Strom potenter Ausdruckskraft. Vor allem in geschäftlichen Dingen zeigt sich seine dirigierende, die kreativen Kräfte bündelnde und alle Fäden in der Hand haltende Natur. Damit gelingt es uns leicht, unsere Vorstellungen in den Köpfen unserer Mitmenschen zu entzünden, und im Grunde sehen wir uns als weise Patriarchen oder edle Königinnen, die, beim Mahl am Kopf einer großen Tafel sitzend, wohlwollend auf die zahlreichen Häupter ihrer Lieben blicken, um sich von ihnen ihre Loyalität immer wieder unter Beweis stellen zu lassen. Im Klartext: Wir erblicken vor uns einen echten Don Vito Corleone oder eine Lady Löwenherz, wie sie im Buche stehen und die mit ihrer rücksichtslosen Selbstverwirklichung manchmal auch ein bisschen an unbeugsame Betonköpfe erinnern, die störende Elemente unnachgiebig aus ihren schöpferischen Feldern hinauskomplimentieren. Bei Frauen ist es das Vaterbild der Mutter, das der schwule Herrscher, der seine Männlichkeit nicht annehmen kann, über die männliche Seite der Frau in sich auslebt (introjizierter Mutteranimus). Denn die Schattenseite ist nicht ohne: Der Kaiser kann genauso auf Übertreibungen in Form von Starrheit, Perfektionismus, Herrschsucht und eiserner Machtentfaltung hindeuten, wenn er sein Ego auf dem Rücken seiner Umwelt rücksichtslos auszuleben versucht und dadurch vieles, was er erstrebt, mit tyrannischer Arroganz schon im Vorfeld zerstört.

Im emotionalen Bereich erscheint uns der Kaiser nach außen manchmal etwas eng und zugeknöpft, denn hier zeigt sich ein Streben nach Sicherheit, das die Gefühle oft »stranguliert«. Im tiefen Inneren versteckt sich zwar bei ihm kein schlechtes Herz, auch wenn er das nach außen nicht gerne zeigt und in den Augen seiner Umwelt lieber distanziert und kühl auftritt. Das heißt, dass wir mit dieser Karte aufgrund unserer Schwäche, uns der Umwelt zu öffnen, die Suche nach Harmonie lieber unter dem Deckmantel der Kontrolle absolvieren. Dabei geht es uns eigentlich nur um den Wunsch, Klarheit zu gewinnen und zu verlässlichen Absprachen zu kommen. Vielleicht ist es aber das Verlangen des Herrschers, sich darüber klar zu werden, was sich hinter seiner rationalen Einstellung zu Herzensdingen in der von uns befragten Situation versteckt: möglicherweise die Angst vor den Gefühlen, die ihn und uns damit zwingt, im Austausch mit anderen unser Empfinden zu strukturieren, als scheinbare Garantie für echte Liebe. Die Unsicherheit möglicherweise, dass uns das Zeigen von Emotionen vor den Augen der anderen verletzlich macht. Oder gar die Angst des Kaisers vor dem natürlichen Leben, dessen Sinn und Ziele nicht zu kontrollieren sind. Irgendwie ist es die Furcht, von den Gefühlen überrannt zu werden, die ihn zwingt, alles, was ihn emotional öffnet, zu katalogisieren, und das kann zu stark verkrusteten Umgangsformen führen. Trotzdem können wir unserer Umgebung das starke Gefühl von Zugehörigkeit und Sicherheit vermitteln, denn die Karte zeigt auch die Möglichkeit, Träume und Wünsche auf den Boden zu bringen und aus den abgespeckten Illusionen schlichtere, aber machbare »Herzensprojekte« zu realisieren.

Akrons Crowley Tarot Führer

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