Читать книгу "Und ihr wollt das Land besitzen?" (Ez 33,25) - Alban Rüttenauer - Страница 19

b) Sehen als Folge

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Im Kapitel 16 sind es die Liebhaber der abtrünnigen Braut Jerusalem, denen Gott die Blöße derselben aufdeckt, so daß es dann in V. 37 heißen kann: - „da sehen sie deine ganze Blöße.“ Man darf auch hier vermuten, daß mit dem Sehen nicht an die bloße Sinneswahrnehmung gedacht ist, sondern, daß die Liebhaber die Blöße bewußt als das wahrnehmen, was sie ist, daß sie auch das Spiel verstehen, daß mit ihnen getrieben wurde.

Die Entblößung verführt dazu, in diesem Umgang Gottes mit der Braut Jerusalem den Ausdruck patriarchalischer Überlegenheit und Gewaltausübung zu sehen. Tatsächlich scheinen kaum Beispiele einer solchen Entblößung im Fall von Frauen, die des Ehebruchs bezichtigt wurden, vorzuliegen. Daneben gibt es aber viele Bilddarstellungen von entblößten Kriegsgefangenen. Das hat Smith-Christopher zu der Vermutung veranlaßt, daß an dieser Stelle die Bildebene gewissermaßen verlassen, und durch die Entblößung das teils eingetretene, teils noch ausstehende Schicksal des Exils selbst beschrieben werde.103 Die geschilderte Entblößung steht damit für den äußersten Tiefpunkt innerhalb der allgemeinen Krise des Volkes.104

An den zwei andern Stellen ist Gott zwar nicht direkt Objekt des Sehens, dieses Sehen schließt aber zugleich das Erkennen mit ein, daß Gott gehandelt hat, daß er an dem zu Sehenden unsichtbar mitgewirkt hat. In 21,4 steht zu lesen:

- „Und alles Fleisch wird sehen, daß ich, JHWH, es [das Feuer] entzündet habe.“ Und in 39,21:

- „Und alle Völker werden sehen mein Gericht.“

Diese Verwendung von wird dadurch ermöglicht, daß seine Bedeutung sich mit derjenigen von berührt. Zuweilen werden sie fast synonym gebraucht. Das ist z.B. nach Zimmerli neben Ez 21,4 auch in 39,21 der Fall, wo er jeweils eine Entsprechung zum Erweiswort gegeben sieht, d.h. zu jener Erkenntnisformel mit dem Wortlaut: „sie werden erkennen, daß ich der Herr bin.“105 Im Unterschied zu kann man vielleicht auch hier, ähnlich wie im Unterschied zu , behaupten, daß mit weniger das Ergebnis des Erkennens als solchen gemeint ist, als vielmehr der menschliche Vorgang, durch den es zu einem solchen Erkennen kommt.

Dabei werden die beiden Wurzeln jedoch nie so schroff entgegengesetzt wie es bei dem P zugeschriebenen Vers in Ex 6,3 der Fall ist, der Gott zu Mose sagen läßt, er wäre zwar den Vätern erschienen ( - „ich erschien“, Nifal ), hätte sich aber nicht mit seinem Namen zu erkennen gegeben ( - „ich ließ mich nicht erkennen“, Nifal ). Immerhin ist auch hier die Entgegensetzung nur relativ, weil doch zugleich gesagt sein soll, daß die Väter bereits auf dem richtigen Weg waren. Daß auch für P oft ein tieferes Sehen bedeuten konnte, belegt der Schöpfungsbericht, wenn es hier von Gott selbst in regelmäßigen Abständen heißt:

- „da sah Gott, daß es gut war“ (z.B. Gen 1,10), bis es nach der Erschaffung des Menschen heißen kann:

- „und Gott sah all das, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut“ (Gen 1,31).



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