Читать книгу Fehlentscheidungen - Albert Martin - Страница 16
2.1.6 Würdigung
ОглавлениеWer die Base Rates bei seiner Urteilsfindung nicht berücksichtigt, begeht einen logischen Fehler. Veranlasst wird der Fehler allerdings – wie beschrieben – nicht allein durch statistisches Unvermögen. Zwar ist es durchaus hilfreich, die eigenen statistischen Kenntnisse zu verbessern, um sich gegen Fehler wie beispielsweise die Missachtung der Konjunktionsregel zu wappnen, ebenso wichtig ist es aber auch, es sich zur selbstverständlichen Angewohnheit zu machen, immer auch auf die Base Rates zu achten. Wenn es um konkrete Anwendungen geht, neigen nämlich auch gute Statistiker dazu, diese wichtige Hintergrundinformation zu übersehen. Man sollte sich nicht von Darstellungseffekten blenden lassen, sondern danach trachten, die logische Struktur einer Aufgabe zu durchschauen. Hilfreich ist es dabei, sich neben den relativen Häufigkeiten auch die absoluten Häufigkeiten zu vergegenwärtigen (GIGERENZER 2002). Ganz generell zu empfehlen ist es – und zwar nicht nur bei Problemen, die mit statistischen Zusammenhängen zu tun haben – bei der Urteilsfindung kritisch und selbstkritisch zu sein, man sollte komplizierte und komplexe Probleme nicht in einem Zug lösen wollen, sich nicht unter Zeitdruck setzen und, soweit wie möglich, andere (kritische) Personen in die Lösungsfindung einbeziehen.
Angemerkt sei zum Schluss, dass es nicht immer sinnvoll ist, Informationen über Base Rates zu nutzen. Manchmal gibt es einfach bessere Prognosegrundlagen, zuweilen sind die allgemeinen Base Rates zu unspezifisch und man fährt besser damit, erst einmal spezielle Subgruppen zu bilden und dann deren jeweilige Base Rates miteinander zu verrechnen (was nicht immer ganz einfach ist). Und bei manchen Prognosen spielen Base Rates (und damit die Bayes-Regel) für das in Frage stehende Problem gar keine Rolle. Es kann also nicht darum gehen, statistische Informationen schematisch zu verwenden, man muss immer genau prüfen, welche Relevanz sie für die Lösung des in Frage stehenden Problems besitzen und welche Aussagekraft ihnen zukommt (BAR-HILLEL 1990).