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4.3 Ermittlung der Satzmodelle in den Liedern Heinrichs von MorungenHeinrich von Morungen

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Ebenfalls auf der Grundlage einer Edition, der Edition von Helmut Tervooren (1971), erarbeitet WILFRIED SCHÜTTE eine Liste von 161 mhd. Verben, die in den 35 Liedern des ostmitteldeutschen Minnesängers Heinrich von MorungenHeinrich von Morungen (†1218 in Leipzig) vorkommen (Schütte 1982, 54‒68). Die Verbliste entspricht einem ValenzwörterbuchValenzwörterbuch zu den Liedern Heinrichs von Morungen. Den nummerierten Verblemmata sind zugeordnet: 1. die Belegstellen, 2. die belegten Verbformen, 3. die ErgänzungenErgänzung, etwa in der Form PNn, PNa, PNg, AdV.m (lies: Pronomen im Nominativ, Pronomen im Akkusativ, Pronomen im Genitiv, modales Adverb). Damit erfasst Schütte – genau genommen – alle im Werk Heinrichs von Morungen vorkommenden Satzmodelle, und die Verbliste könnte als eine Grundlage für das noch zu schaffende mhd. Valenzwörterbuch dienen.

Beispiel:

Nr. 15 biten, bitten V, 1 (7) bite PNn, PNa, PNg = des „um das“

Von Schütte (1982, 41‒45) aufgelistete Probleme: Gemäß der Grundannahme der ValenzsyntaxValenzsyntax, dass die WertigkeitWertigkeit eines Verbs unabhängig ist von den realisierten morphosyntaktischenmorphosyntaktisch Formen, führte Schütte (1982, 41) alle flektierten Verbformen auf den Infinitiv zurück und ordnete sie dem Infinitiv als LemmaLemma unter. Bei den problematischen Verbalpräfixen mhd. en-, ge- und PartikelnPartikel wie umbe und an, die als PräfixPräfix oder als Adverb aufgefasst werden können, musste teilweise willkürlich entschieden werden, ob ein präfigiertes Verb einen eigenen Eintrag in die Liste erhält oder nicht. Modal- und HilfsverbenHilfsverb wurden von Schütte nicht berücksichtigt. Bei den Imperativen fehlt der Erstaktant als textuelles MorphemMorphem (Pronomen). Da bei Heinrich von MorungenHeinrich von Morungen der Erstaktant entweder als Vokativ oder als fiktionaler Kommunikationspartner, nämlich als die besungene vrowe, gegeben ist, liegt keine Aktantenreduktion vor; Schütte (1982, 43) notiert für Textstellen mit dem Imperativ daher einen Erstaktanten in Klammern. Zum Beispiel weist die Stelle

XIX (1,2) Vrowe, […] sich mich ein vil lützel an „Herrin, […] sieh mich ein bisschen an!“

mit dem Imperativ des trennbaren VerbsVerbtrennbares mhd. ansehen die Satzgliedstruktur auf:

(Nn), Imperativ, PNa, Art+Na, VerbzusatzVerbzusatz

Bei kasusneutralen ErgänzungenErgänzung werden die möglichen Kasus durch Kleinbuchstaben angegeben (z.B. g/d = Genitiv oder Dativ). Endungslose Formen, bei denen alle Kasus möglich sind, werden durch 0 gekennzeichnet. „JunktorenJunktor“ bleiben unberücksichtigt; schwierig zu unterscheiden, ob z.B. bei des ein JunktorJunktor oder ein Pronomen im Genitiv vorliegt, ist in Fällen wie im folgenden Beleg:

XIa, 2 (7,8) jâ enwil ich niemer des eralten, swenne ich sie sihe, mir sî von herzen wol

Heinrich von MorungenDes kann hier als JunktorJunktor oder Verweisform auf einen eingebetteten Satz gesehen werden.

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