Читать книгу Historische Valenz - Albrecht Greule, Peter Wiesinger - Страница 26
4.5.2 Methode 4.5.2.1 Formalisierung und Abstrahierung
ОглавлениеDa den Sätzen der Textunterlage eine morphofunktionelle Strukturbeschreibung zugeordnet wurde, die eine weitgehende Untergliederung erfordert, wurden als Grundlage der Formalisierung Buchstabenabkürzungen verwendet (dies ermöglichte also eine übersichtliche Darstellungsform). Die Grundgedanken der valenzbezogenen Satzstrukturbeschreibung und der systematischen Zusammenstellung von Satzmodellen waren in den 1970er-Jahren an der heutigen Sprache entwickelt worden, weshalb das Formalisierungssystem zuerst auf vorgegebene Kombinationsmuster der deutschen Gegenwartssprache gegründet werden musste. Entsprechend den Voraussetzungen einer morphofunktionellenSatzbauplanmorphofunktioneller Beschreibung wurden hierbei besonders solche Darstellungssysteme von Satzmodellen in Betracht gezogen, die morphosyntaktischemorphosyntaktisch Repräsentationsformen verschiedener ErgänzungsklassenErgänzungsklasse als konstitutive Einheiten aufweisen. Allein in Anbetracht der Art des Beschreibungsobjekts erwies es sich jedoch als notwendig, diese deduktive Vorgehensweise mit empirisch-induktiven Beobachtungen zu Satzstrukturen im Sprachgebrauch LuthersLuther, Martin zu verbinden. In der Praxis bedeutete das, dass für jede Kombination valenzgebundenervalenzgebunden Elemente, die in Listen der Satzmodelle des heutigen Deutsch nicht nachzuweisen war, ein neues Strukturmuster angesetzt wurde.
In systemgebundenen Darstellungen deutscher Satzmodelle wird von mehreren Merkmalen abgesehen, die für einen konkreten Satz charakteristisch sind. Da es sich aber in Korhonen (1978) um eine Erfassung des syntaktischen Sprachgebrauchs in einem fnhd. Text handelte, bezog sich die Abstrahierung nur auf einen strukturellen Aspekt des Satzes, nämlich auf die Trennung von ErgänzungenErgänzung und AngabenAngabe; mithin wurden andere Merkmale des Satzes, vor allem der kommunikative Aspekt und seine formalen Ausdrucksmöglichkeiten, beibehalten. In Hinsicht auf die verschiedenen Positionen des Satzes will das u.a. besagen, dass weder an Genus, Modus und Tempus des satzkonstituierenden Verbs noch am Aufbau nominaler und verbaler Ergänzungen vereinfachende Transformationen durchgeführt wurden. Zudem wurde noch an den folgenden drei Merkmalen festgehalten: Unterordnungsgrad des Satzes (regierender Satz, Ergänzungs- bzw. AngabesatzAngabesatz usw.), Satzgliedfolge und Vorkommen der NegationspartikelNegationspartikel. Mit diesem Verfahren wurde also versucht, bei einer valenzorientierten Satzanalyse zwei verschiedene beschreibungstheoretische Gesichtspunkte zu vereinigen: einmal die Beschreibung abstrakter ValenzstrukturenValenzstruktur, zum anderen die Beschreibung bestimmter Aspekte des konkreten Satzbaus.