Читать книгу Liebesdramen - Александр Дюма - Страница 5

Erster Theil
Fünftes Capitel.
Gute Absichten und Nebenabsichten

Оглавление

Wir haben Louis von Fontanieu an der Thür des Hotel Escoman gelassen.

Er machte gar keine Gegenvorstellungen, erlaubte sich keine Frage, obgleich er über die Folgen dieser Unterredung nicht ohne Besorgniß war.

Er befand sich mit dem Marquis vor einem jener alten düsteren Häuser aus dem sechzehnten Jahrhundert, deren Quadersteine und Ziegel die gleiche röthlichbraune Farbe angenommen haben. Beide blieben vor einer halbrunden Außentreppe stehen.

»Ist die Frau Marquise zu Hauses?« fragte Escoman den Diener, der an den Wagen kam.

Diese Worte überzeugten Louis von Fontanieu, daß er Abends vorher einen großen Irrthum begangen; er sann nur auf ein Mittel, sich einer Unterredung zu entziehen, in welcher er jedenfalls eine sehr lächerliche Rolle spielen müßte.

»Um des Himmels willen, Herr Marquis,« sagte er, »lassen Sie mich nach Hause!«

»Nach Hause? Warum denn?«

»Weil ich mich in diesem Anzug, mit meinen blutigen Kleidern und schmutzigen Stiefeln nicht vor einer Dame zeigen kann. Und diese Dame —?«

Fontanieu stockte.

»Nun ja, die Dame, deren Börse Sie aufgenommen haben, ist die Marquise von Escoman. Finden Sie das so außerordentlich? Warum machen Sie so große Augen?«

»Weil ich – ich gestehe, daß ich —«

»Wußten Sie nicht, daß ich verheiratet bin?«

»Nein.«

»Das wundert mich nicht: Sie sind noch nicht lange hier, und ich führe im Grunde ein Junggesellenleben, das ich Ihnen ebenfalls empfehle, falls Sie einmal in die Verlegenheit kommen eine Frau nehmen zu müssen.«

Und ohne seinem Begleiter Zeit zu weiterem Nachdenken zu lassen, schob ihn der Marquis in die Vorhalle und sagte zu dem Diener: »Frage die Frau Susanne, ob die Marquise uns empfangen kann.«

»Frau Susanne ist in der Frühe ausgegangen,« antwortete der Diener.

In diesem Augenblicke that sich eine Seitenthür auf und die Marquise erschien. Ihre Augen waren verweint und sie war so zerstreut, daß sie die Anwesenheit Fontanieu‘s reicht bemerkte.

Als sie ihren Mann so heiter und vergnügt sah, hob sie die Hände empor, und fühlte sich so tief ergriffen, daß. sie sich an der Thürbekleidung halten mußte, um nicht zu fallen.

»Er lebt!« mehr vermochte sie nicht zu sagen.

Der Marquis trat rasch auf sie zu, um sie zu halten.

»Ich bitte Dich,« sagte er leise und mit spöttischem Tone, der ihr tief ins Herz drang, »keine Melodramenscene. Wir sind nicht allein. – Ja wohl ich lebe,« setzte er laut hinzu, »und zwar durch die Gnade des Herrn Louis von Fontanieu, den ich Dir sogleich vorstellen wollte, denn ich dachte, es würde Dir nichts angenehmer sein als der Anblick des Mannes, der Dich noch nicht zum Witwenschleier verurtheilen wollte. Der schwarze Schleier würde deinem blonden Haar indessen sehr hübsch stehen; Susanne würde mir gewiß beistimmen, wenn sie da wäre.«

»Wie können Sie in einem solchen Moment scherzen, Marquis!« erwiederte Emma, welche die tiefe Verbeugung Fontanieu’s nur mit leichtem Kopfnicken beantwortete.

»Parbleu!« sagte der Marquis, »warum soll man sich nicht freuen? Aber wenn Sie durchaus ernsthaft sein wollen, so hören Sie Herrn von Fontanieu an, der ein wichtiges Anliegen an Sie hat.«

»An mich?« sagte die Marquise erstaunt.

»Ja wohl, an Sie.«

»Ich höre,« sagte die Marquise.

»Es handelt sich um eine Börse, welche Sie in einem sehr günstigen Augenblicke verloren haben, denn sie hat uns Beiden einen großen Dienst geleistet. Herr von Fontanieu wird Ihnen die ganze Geschichte erzählen. Ich verlasse Sie, denn die Anwesenheit eines Ehernannes würde der gegenseitigen Mittheilung nur hinderlich sein. – Bieten Sie der Marquise Ihren Arm, mein junger Freund.«

Der Marquis ging trällernd die zu seiner Wohnung führende Treppe hinauf, er war froh, nicht mehr Zeuge der Freude zu sein, welche die Marquise über seine Rückkehr zu erkennen gab.

Fontanieu wartete, daß ihm die Marquise einen Wink gebe ihr zu folgen. Er trat tief bewegt in den Salon.

Die Marquise setzte sich und bot ihm einen Stuhl.

»Mein Herr,« sagte sie, ohne ihn zu Worte kommen zu lassen, »ich will die Vortheile, die Sie mir eingeräumt, nicht mißbrauchen: ich bin Ihnen zu dankbar für Ihr Benehmen gegen den Marquis. Ich verspreche Ihnen, daß ich mich in Zukunft nie des Unrechts erinnern werde, dessen Sie sich gegen mich schuldig gemacht haben; ich will es Ihrer Jugend und Ihrem Leichtsinn zuschreiben. Aber Sie müssen mir versprechen, jenes unangenehmen Auftrittes, den Sie gewiß bedauern werden, nie wieder zu erwähnen.«

Diese mit Sanftmuth gesprochenen Worte verfehlten aber ihre Wirkung. Einer vornehmen Dame zu begegnen, wo er nur Margarethe Gelis zu finden geglaubt, war in den Augen des jungen Mannes ein unverhofftes Glück. Seine gestrigen Träumereien nahmen nun eine bestimmte Gestalt an. Seine Phantasie schuf, wie Pygmalion, ein Weib. Sein launenhafter Uebermuth wurde zur Liebe. Einige der alten Dienerin entschlüpften Worte, die ihm bis dahin unverständlich gewesen waren, bekamen nun einen Sinn für ihn, und der kalte Hohn des Marquis erfüllte ihn mit ehrgeizigen Hoffnungen. Weit entfernt daher, eine Entschuldigung zu stammeln, sann er auf ein Mittel, das Spiel des Zufalls auf Rechnung eines überlegten Planes zu schreiben.

»Ach! Frau Marquise,« erwiederte er, »das Schicksal hat Alles so gefügt, daß ich Ihnen nicht gehorchen kann.«

»Das Schicksal!« erwiederte die Marquise erstaunt. »Was hat denn das Schicksal damit zu thun?«

»Hat Ihnen der Herr Marquis nicht gesagt, daß ich Sie um eine Gunst zu bitten habe?«

»Ja wohl, aber ich gestehe, daß ich nicht begreife, was für eine Gunst Sie von mir erwarten können.«

»Die Erlaubniß, diese kleine Börse behalten zu dürfen, Madame. Der Zufall setzte mich in den Besitz derselben, und auf meiner Brust wehrte sie einen Degenstich ab, der sonst tödtlich gewesen sein würde. Urtheilen Sie selbst, Madame, ob ich unser gestriges Zusammentreffen vergessen kann – selbst wenn mir alle Stimmen in meinem Innern nicht zuriefen, daß ich erst seit jener Stunde angefangen habe zu leben.«

Aber die Marquise unterbrach ihn.

»Verzeihen Sie,« sagte sie, »daß ich Ihnen ins Wort falle. Sie werden aber gestehen, daß es keineswegs schmeichelhaft für mich ist, in Ihrem Roman eine Rolle zu spielen, die mir gar nicht zugedacht war – mit einem Worte nur ein Lückenbüßer in Ihrem kleinen Intriguenstücke zu sein.«

»Madame —«

»Sie werden doch nicht behaupten,« fuhr die Marquise fort, »daß ich die erste Inspiration der Gefühle, welche Sie mit so viel Wärme ausdrücken, für mich in Anspruch nehmen könne? Ich habe gestern sehr wohl gemerkt, daß Sie keineswegs mit der Marquise von Escoman zu sprechen glaubten: Sie erlauben mir daher, dem Kaiser zu lassen, was des Kaisers ist.«

Die Stimme der Marquise war bewegt, als sie diese Anspielung auf Margarethe Gelis machte. Fontanieu bemerkte, daß die Augen der jungen Frau feucht wurden, und daß zwei Thränen an ihren langen Wimpern zitterten.

Die Marquise errieth an den Blicken des jungen Mannes, daß ihre Thränen nicht unbemerkt bleiben würden.

»Entschuldigen Sie,« setzte sie hinzu, »verzeihen Sie, daß ich mich nicht zu beherrschen vermag; aber das Unglück kennt ja kein Ansehen, der Person, und Niemand hat mir bis jetzt noch das Recht der Thränen streitig gemacht.«

Diese Worte, welche die Marquise mit erzwungenem Lächeln sprach, machten einen tiefen Eindruck auf Fontanieu. Er blieb einige Augenblicke stumm. Er verglich in Gedanken seine gemeinen niedrigen Gefühle mit der wahrhaft großen Ergebung dieser Frau, und er schämte sich. Sein Uebermuth schwand allmälig vor dem ehrerbietigen Mitleid, das sich in ihm regte. Je ernster aber die Liebe wurde, desto inniger, edler wurde sie.

Diese Umwandlung seiner Gefühle war auf seinem Gesicht bemerkbar. Er erröthete und erblaßte abwechselnd; endlich füllten sich auch seine Augen mit Thränen. Er sprang auf und fiel der Marquise zu Füßen.

»Verzeihen Sie mir,« sagte er mit dem Ausdruck der innigsten, aufrichtigsten Reue.

»Sie sind gut,« erwiederte Emma und drückte ihm die Hand; »ich hoffe, daß wir Freunde sein können, wenn Sie sich nemlich entschließen können, vernünftig zu werden.«

»Wenn Sie damit sagen wollen, daß ich Sie nicht mehr vergöttern soll, so irren Sie sich, Madame, in diesem Sinne werde ich nie vernünftig werden!«

»Wie thöricht sind Sie,« erwiederte Emma, sich abwendend; »kann man denn hoffnungslos lieben?«

»Die Beantwortung dieser Frage kommt nicht mir, sondern Ihnen zu, Madame.«

Emma erblaßte.

»Sie dürfen mich nicht lieben,« erwiederte sie fast mit Schrecken, »wenigstens nicht so, wie Sie es meinen. Sie klagten gestern, daß Sie von den Personen, die Ihnen theuer sind, entfernt sein müssen: ichs will Ihre Schwester, Ihre Freundin, Ihre Mutter sein; aber Sie müssen, so lange es noch Zeit ist, jedes Gefühl unterdrücken, das Ihnen nur Schmerz bereiten könnte. Wenn Sie wüßten, welchen Schmerz eine nicht getheilte Liebe bereitet! Wenn Sie wüßten, wie der Gram am Herzen nagt, wie man das Leben müde wird und sich nach dem Tode sehnt! Diesen Schmerz mischte ich Ihnen ersparen. Und wenn es nothwendig ist, Ihnen zu sagen was ich seit drei ewig langen Jahren gelitten habe und noch leide, so will ich‘s thun, wenigstens versuchen. Aber keine Liebe, keine Liebe! Hören Sie mich an.«

»Nein, Madame,« sagte Louis von Fontanieu, rasch aufstehend. »Ich will lieber nichts hören. Was könnten Sie mir auch sagen? daß Sie den Marquis lieben, vergöttern. O, ich weiß es nur zu gut, daß Sie ihn lieben, es ist nicht nothwendig, daß sie mir’s sagen.« Meine Liebe ist Wahnsinn, ich gebe es zu: aber dieser Wahnsinn wird mir in meiner Traurigkeit vielleicht liebliche Täuschungen, süße Hoffnungen bereiten, wie schnell sie auch schwinden mögen. Ich beschwöre Sie, rauben Sie mir diesen geringen Trost nicht; zerreißen Sie mir das Herz nicht durch das Bekenntniß ihrer Liebe für den Marquis, nicht durch die mahnende Stimme Ihres Gewissens, falls Sie keine Liebe für ihn fühlen. Vergessen Sie nicht, daß ich mit Ihnen geweint.«

»Ich werde mich dessen erinnern,« erwiederte Emma; »und eben deshalb werden Sie mich ohne Erbarmen finden gegen diese Leidenschaft, die ich scharf rügen würde, wenn ich nicht überzeugt wäre, daß sie noch keine tiefen Wurzeln geschlagen. Ich danke Ihnen für die gute Meinung welche Sie von mir haben: Sie irren sich nicht, daß die Stimme des Gewissens mich bewahren würde vor einer Sünde, welche die Welt einen Fehltritt zu nennen pflegt – selbst wenn ich den Marquis nicht so innig liebte.«

»Ach, Madame, zwingen Sie mich nicht ihn anzuklagen.«

»Was habe ich denn zu fürchten? Mich an die Vergehen des Marquis zu erinnern, mir vorzuhalten, daß er mir gegenüber alle Anstandsrücksichten vergißt, das wäre nicht edel und nicht klug gehandelt. Sie würden den beabsichtigten Zweck dadurch nicht erreichen. Glauben Sie denn, es sei mir nicht bekannt, was er thut? Ich verlange nur, daß in meiner Gegenwart keine Rede davon sei, und die mich umgebenden Personen schweigen davon. Aber der Scharfblick der Liebe enthüllt mir mehr als seine Gleichgültigkeit. Was mir dieser Instinct sagt, suche ich im Stillen zu widerlegen; denn kann man dem Marquis die Schuld geben? Liegt es nicht vielmehr an seiner Erziehung, an der gewohnten Lebensweise, an den-Freunden, mit denen er umgeht? Alle Männer machen sich solcher Vergehen mehr oder weniger schuldig; und wenn er noch größeres Unrecht hätte, so würde ich ihn noch lieben. Er könnte mir nach dem Leben trachten, und ich würde ihn nicht verfluchen. Und überdies bin ich überzeugt, daß meine Treue und Hingebung ihre Früchte tragen wird und daß ich nicht von dieser Erde scheiden werde, ohne den Trost dessen erhalten zu haben, der allein mich hienieden zu trösten vermag. Gott wird den Verblendeten, den er mir zum Gatten gegeben, sehend machen, wie einst den blinden Tobias; er wird ihn erkennen lassen, daß ich nur für ihn lebe. O, dann werde ich überglücklich sein! – Es ist nur ein Traum, werden Sie sagen. Ja, aber es ist ein Traum, der sich jede Nacht wiederholt, er wird zur Wirklichkeit werden. Ihr Traum hingegen ist unsinnig, ja sündhaft. Den meinigen schickt die Vorsehung, um mein Herz zu erquicken; der Ihrige ist eine Einflüsterung des Dämons, der Sie ins Verderben stürzen will. Nein, nein, glauben Sie mir, eine Frau kann nicht sterben, ohne daß ihr Gatte ein Wort der Liebe zu ihr spricht. Doch ich bin sehr thöricht,« setzte sie wehmüthig lächelnd hinzu, »daß ich Ihre Worte für Ernst nehme. Mein Kopf ist durch dieses Duell, durch diesen Talisman, durch die Besorgniß um das Leben des Marquis ganz verwirrt geworden, und ich hoffe, daß morgen von dieser schwärmerischen Leidenschaft, durchs welche Sie mich zu erschrecken suchen, nur eine wohlwollende Theilnahme zurückbleiben wird.

Während die Marquise sprach und unwillkürlich ihrem Schmerz einen Ausdruck gab, hielt Louis von Fontanieu beide Hände auf das Gesicht. Als sie schwieg, richtete er sich auf und sagte:

»Wollen Sie mir erlauben, Madame, Ihnen zu beweisen, daß dem nicht so sein wird?«

»Lassen Sie hören.«

»Verzeihen Sie, daß ich noch von meinem Gefühl rede, das Ihnen mißfällt; aber meine Zuneigung ist so aufrichtig, so wahr, daß ich von Herzen wünsche, daß Ihr Traum von dem verlorenen Gatten zur Wirklichkeit werde. Wenn die Verwirklichung dieses Traumes von mir abhinge, so schwöre ich Ihnen bei Gott, daß ich sagen würde: er komme wieder zu ihr und mache sie glücklich!«

»Ich danke Ihnen für diesen Trost,« erwiederte Emma und drückte ihm mit Wärme die Hände. »Mein Gott, ist es denn ein unmögliches Wunder? Escoman hat einen klaren Verstand und ein gutes Herz. Wenn ihm Jemand zeigte, wie leicht das Opfer ist, das er mir zu bringen hat; wenn ihm Jemand bewiese, wie unwürdig jene Geschöpfe sind, denen er mich nachsetzt; wenn ihm Jemand meine Liebe, meinen Schmerz schilderte: er würde dann gewiß seine Irrwege verlassen und zu mir zurückkehren. – Doch nein, die leichtfertige Welt will nur mühelose Almosen geben, und was ich von seinem Mitleid erbitte, würde seiner Selbstsucht zu viel kosten. Doch wie würde ich den Namen dessen segnen, der mir mein Glück wiedergäbe! Der Himmel scheint Sie dazu erkoren zu haben. Sie sind jung, Sie sind fast sein Freund geworden, er wird Ihnen ein willigeres Ohr leihen, als irgend einem Andern. Der Rath seines Greises hat zu sehr das Ansehen einer Predigt. Ueberdies haben Sie ihm ja das Leben geschenkt, er kann Ihnen nichts übel nehmen. O, thun Sie es, ich beschwöre Sie!«

»Wenn aber meine Bemühungen erfolglos bleiben,« sagte Fontanieu, »was habe ich dann zu hoffen?«

»Mein Gott, es ist ja, als ob Sie mir nicht einen Freundschaftsdienst erweisen, sondern einen Handel vorschlagen wollten! Sie bedenken nicht was Sie sagen.«

»Sie haben immer Recht, Madame. Verzeihen Sie mir. Der Blinde wird selbst nicht durch ein Wunder plötzlich sehend, er muß eine Zeit lang im Dämmerlicht wandeln und straucheln in demselben. Ja, es ist wahr, es ist unmöglich, aber ich habe versprochen, den Versuch zu wagen. Ich hätte diesen kurzen Wonnerausch schon vergessen sollen, um nur den Namen Ihres Freundes zu verdienen. Das Opfer muß vollständig unbedingt sein und so soll es sein. Kein Wort, keine Geberde, keine Bewegung meiner Augen soll Ihnen fortan zeigen, wie schwer es mir wird. Leben Sie wohl, Madame, und wenn Ihr Wunsch nicht in Erfüllung geht, so klagen Sie weder meinen guten Willen noch meinen Eifer an.«

»Ich möchte zwei Herzen haben,« erwiederte Emma, »um sie zwischen Ihnen und ihm zu theilen.«

Sie schlang, von ihrem überwallenden Dankgefühl getrieben, die Arme um den Nacken Fontanieu’s. Ihre langen Locken streiften sein Gesicht. Einige Secunden schmiegte sich ihr wogender Busen an seine Brust, und diese beiden so harmlosen und zugleich so leidenschaftlich bewegten Herzen schlugen dicht an einander.

Aber die Marquise besann sich sogleich, und beschämt über diesen unwillkürlichen Erguß ihres Dankgefühls gegen einen Fremden verneigte sie sich mit linkischem Anstande, welcher ihre Gemüthsbewegung verrieth, und ging in ihr Zimmer.

Louis von Fontanieu stand einen Augenblick regungslos und starrte die Thür an, die sich hinter ihr geschlossen hatte. Es dauerte lange, ehe er sich völlig besinnen konnte; die stürmischen, in seinem Innern streitenden Gefühle lähmten seine Geisteskraft. Er glaubte zu träumen. Er ging auf die Thür der Vorhalle zu, um sich ebenfalls zu entfernen; aber es fehlte ihm die Kraft und der Wille, er sank in einen Lehnstuhl.

Hinter ihm that sich, ohne daß er es hörte, die Thür auf, und Susanne Mottet steckte den Kopf herein, um zu sehen, ob er allein sei.

Liebesdramen

Подняться наверх