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Erster Theil
Neuntes Capitel.
Wo der Chevalier von Montglas seinen jungen Freund im Angeln unterrichtet

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Bertrand hätte den Wahlspruch des großen Königs: Nec pluribus impar! gern unter die auf seinem Schilde prunkende goldene Sonne gesetzt. Er zollte dem sogenannten »Salon der Herren« die aufrichtigste Bewunderung und erklärte ohne erheuchelte Bescheidenheit, daß selbst in den Gemächern der Unterpräfectur keine kostbarere Einrichtung, keine geschmackvollere Verzierung zu finden sei, als die von Frau Bertrand gewählte.

Diese so gerühmte Einrichtung bestand aus zwei Sophas, sechs Fauteuils und zwölf Stühlen von Mahagoniholz, dessen Politur schon etwas abgenutzt war, und mit amarantfarbenen wollenen Ueberzügen; ferner aus einem großen Tische, dessen grüner, mit Fett getränkter Ueberzug Zeugniß gab von den geleisteten gastronomischen Diensten. Die Fenstervorhänge waren roth und schwarz geblümt, mit gelben Kanten und Fransen, welche letzteren die Form von Schellen hatten. Au den Wänden hingen zwei Schlachtbilder, ein Mazeppa und die Ermordung der Mamelucken: schlechte Lithographien in gepreßten Rahmen. Auf dem Camine stand eine Bronzeuhr, eine Psyche in engem Kleide mit kurzer Taille darstellend. Trotzdem aber hatte die Göttin Flügel und diente den Herren, welche Zutritt in diesem Salon hatten, zur beständigen Zielscheibe des Spottes.

Dies waren die Wunder, auf welche Herr Bertrand so stolz war.

Louis von Fontanieu fand hier einige ihm bereits bekannte junge Männer wieder, aber er sah nur Margarethe Gelis.

Der Chevalier von Montglas sagte ihm, die Geliebte des Marquis von Escoman sei eine jener Personen, die der Speisewirth nur sehr ungern in seinem Hause dulde, sie wohne in demselben Stockwerk.

Als der Chevalier eben die Erklärung gegeben hatte, erschien der Marquis von Escoman mit Margarethe, welche von Louis mit der größten Aufmerksamkeit gemustert wurde.

Margarethe Gelis war fünfundzwanzig Jahre alte sie war schön, aber ihre ganz materiellen Reize entbehrten jener Zartheit und Anmuth, durch welche die Marquise so anziehend wurde. Ihre sehr regelmäßigen Züge waren stark ausgeprägt; ihre langgeschlitzten, beständig feuchten schwarzen Augen nahmen bei den allergewöhnlichsten Anlässen einen schmachtenden Ausdruck an und schwächten dadurch den Eindruck, den sie sonst gemacht haben würden.

Margarethe hatte die Nähe ihrer Wohnung benutzt, um sich in einem einfachen Hauskleide zu zeigen, welches sie dem großen Putz vorzog, weil es ihr schöner stand. Sie trug einen hellblauen seidenen, sehr freigebig ausgeschnittenen Ueberrock, der die ganze blendendweiße Fülle der Brust und Schultern sehen ließ. Die gefügigen Falten dieses Peignoirs schmiegten sich an den üppigen Körper, an welchem man nur die feine, anmuthige Haltung vermißte. Außerdem hatten die Hände der vormaligen Grisette die bräunliche Farbe und die dicken Fingergelenke als Merkmale früherer Arbeit.

Ihr Eintritt in den Salon wurde von den jungen Leuten, von denen Viele ihre Gründe hatten, dem Marquis von Escoman zu schmeicheln, mit Jubel begrüßt.

Louis von Fontanieu blieb kalt. Das Bild der Marquise von Escoman erfüllte seinen Geist und sein Herz. Er mußte ein schlechter Beurtheiler der Schönheit Margarethens sein, um so mehr, da ihm ihre Eroberung leicht schien und die schöne Dunenserin, wie wenigstens der Chevalier von Montglas behauptete, ihn nicht einmal schmachten lassen sollte.

Er meinte, es müsse ihm gelingen den Marquis von seinem Irrthum zu überzeugen, und nur diese gemeine Person hindere die Rückkehr Escoman’s zu seiner liebenswürdigen Frau. Er ward nun ganz begeistert für seinen Plan, an den er noch vor einigen Augenblicken nicht ohne eine gewisse Besorgniß gedacht hatte.

Louis von Fontanieu war nicht der Einzige, der das junge Paar beobachtete: der Chevalier von Montglas ließ es nicht aus den Augen. Als der Marquis seinen neuen Freund Fontanieu unter den Gästen bemerkte, begrüßte er ihn lächelnd; die Augen Margarethens nahmen einen ungemein schmachtenden Ausdruck an, ihre Wangen rötheten sich, und der Chevalier rieb sich frohlockend die Hände.

Der Marquis von Escoman stellte ihr Fontanieu vor. Sein Benehmen hatte nichts von der Heiterkeit und Sorglosigkeit, die er Morgens vor seiner Frau zur Schau getragen hatte. Er war ernst, er behandelte Margarethe sehr höflich, fast ehrerbietig, und an der Mühe, die er sich gab, sie in den Augen seiner Genossen zu erheben, war leicht zu erkennen, daß der junge Edelmann von der schönen Repräsentantin hausbackener bürgerlicher Reize völlig beherrscht wurde.

»Nun, was denken Sie?« fragte der Marquis, der Margarethe zu einem Fonteuil geführt hatte und wieder zu Fontanieu kam.

»Von wem?«

»Von Margarethe.«

»Um aufrichtig zu sein und ohne hier einen sehr unziemlichen Vergleich machen zu wollen, gestehe ich Ihnen, daß die Morgenvorstellung der Abendvorstellung geschadet; man muß die Frau Marquise von Escoman nicht gesehen haben, um diese Demoiselle schön zu finden.«

»Sie haben einen sonderbaren Geschmack,« antwortete der Marquis so gleichgültig, als ob von einer ihm ganz fremden Dame die Rede gewesen wäre, aber sein Gesicht drückte doch Zweifel und Mißtrauen aus.

Diese Worte drangen wie ein glühendes Eisen in das Herz Fontanieu’s. Er fühlte einen Haß gegen Margarethe: konnte er ihr verzeihen, daß man sie über sein Idol stellen wollte?

Der Marquis, der sich entweder schnell beruhigte oder sich nicht durch Eifersucht lächerlich machen wollte, wies Fontanieu, als dem Helden des Tages, einen Platz neben Margarethen an.

In seinem Eifer, die einmal übernommene Rolle zu zu spielen, war Fontanieu ungemein freundlich und zuvorkommend gegen seine hübsche Nachbarin und überhäufte sie mit Schmeicheleien. Aber zu seinem großen Erstaunen blieb Margarethe kalt und ernst; sie antwortete ihm nur mit Gemeinplätzen, so daß er die größte Mühe hatte, das Gespräch in der angefangenen Weise fortzuführen.

Der Marquis von Escoman runzelte die Stirn und bewies dadurch, daß ihm die Galanterie seines neuen Freundes nicht sehr angenehm sei.

Als das Souper beendet war und während der Tisch abgeräumt und zum Spiel hergerichtet wurde, trat der Chevalier von Montglas auf Louis von Fontanieu zu, der noch ganz verblüfft war über die ernste, würdevolle Verbeugung, mit der ihn Margarethe, als er sie wieder an ihren Platz geführt, verabschiedet hatte.

»Nun, wie gehen die Geschäfte?« fragte der alte Edelmann den Secretär.

»Schlecht,« antwortete Fontanieu; »ich glaube, Sie haben Margarethe verleumdet.«

»Bah! lassen Sie sich nur nicht abschrecken. Sie haben’s nur nicht recht angefangen. Die Männer sind sehr albern, und gerade da recht dumm, wo sie recht klug zu sein wähnen. Ich spreche im Allgemeinen, Sie haben nicht das Recht sich beleidigt zu fühlen. Um bei einem Plunder hundert Sous zu verdienen, bieten sie so viel diplomatische Kunstgriffe auf, als ob sie ein Volk verkaufen oder einen König auf den Thron setzen wollten, und sobald ihre Eitelkeit ins Spiel kommt, wollen sie nicht begreifen, daß man ihn noch nicht nimmt, wenn man sagt: Ich möchte ihn wohl haben.«

»Sie finden also —«

»Daß Sie viel zu viel Eifer an den Tag legen,« fuhr der Chevalier fort. »Angeln Sie?«

»Nein. Wozu diese Frage?«

»Sie werden in der Kunst des Angelns ein Geheimniß finden, das für die jetzige Situation sehr gut paßt. – Sie sehen schöne Fische im Wasser schwimmen; das Wasser kommt Ihnen in den Mund, wenn Sie an die leckern Speisen denken; Sie werfen ihnen den Köder hin, aber sie verschmähen ihn, weil er ihnen zu nahe ist. Ziehen Sie aber die Angelschnur etwas zurück, so stürzen die Fische gierig auf den Köder zu und beißen sich fest. Eben so geht’s mit den Weibern, lieber Freund.«

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