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Die Taube
Achtzehnter Brief

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Sechs Uhr Abends.

Ich habe drei Stunden betend und meine glühende Stirn auf die eisigen Platten gestützt auf den Knieen zu gebracht, und ich bin jetzt ruhiger.

Ich lehre zu Ihnen zurück.

Lassen Sie mich Ihnen Alles sagen, Ihnen Alles von dem Augenblicke an erzählen, an welchem ich Sie in Valence verlassen habe, bis zu dem, wo ich, Unglückliche, die ich bin, mein Gelübde ausgesprochen habe.

Es war, Sie werden es sich wohl erinnern? es war am 14. August 1632, daß wir uns trennten; Sie nahmen Abschied von mir, ohne mir zu sagen, wohin Sie gingen; ich war mit traurigen Ahnungen erfüllt, ich vermochte den Schooß Ihres Mantels nicht loszulassen. Es schien mir, als ob es keine Abwesenheit von einigen Tagen wäre, wie Sie es mir versprochen, sondern eine ewige Abwesenheit, in welche wir eintreten würden.

Es schlug elf Uhr Abends auf der Kirche der Stadt; Sie ritten ein weißes Pferd; Sie waren in einen Mantel von dunkler Farbe gehüllt, Sie brachen Anfangs langsam auf, und drei Mal kehrten Sie wieder um, um Abschied von mir zu nehmen; bei dem dritten Male zwangen Sie mich, in das Haus zurückzukehren, denn, sagten Sie mir, wenn ich vor der Thür bliebe, so vermöchten Sie nicht sich zu entschließen aufzubrechen.

Warum bin ich nicht geblieben? warum sind Sie aufgebrochen?

Ich kehrte in das Haus zurück, aber es geschah nur, um auf meinen Balcon zu eilen. Sie blickten hinter sich, Sie sahen mich erscheinen, indem ich mein ganz mit Thränen benetztes Taschentuch wallen ließ; Sie erhoben Ihren Hut mit wallenden Federn, und ich hörte auf den Flügeln des Windes Ihren Abschied zu mir gelangen, der, durch die Entfernung geschwächt, klagend wie ein Seufzer geworden war.

Eine große schwarze Wolke zog am Himmel rasch dem Monde entgegen; ich streckte die Hände nach dieser Wolke aus, wie um sie zurückzuhalten, denn sie stand im Begriffe, den Silberschein zu erlöschen, mit dessen Hilfe ich Sie noch sah, endlich, gleich einem Luftungeheuer, streckte sie den offenen Rachen aus und verschlang den bleichen Gott, der in seinen dunklen Weichen verschwand. Nun senkte ich meine Augen von dem Himmel auf die Erde und suchte Sie vergebens; ich hörte noch in der Richtung von Orange den Aufschlag Ihres Pferdes auf dem Pflaster, aber ich sah Sie nicht mehr. Plötzlich öffnete ein Blitz die Wolke, und bei dem Scheine des Blitzes erkannte ich noch Ihr weißes Pferd. Was Sie anbetrifft, so hatte Sie Ihr dunkler Mantel bereits mit der Nacht verschmolzen. Das Thier entfernte sich rasch, aber schien sich ohne Reiter zu entfernen. Zwei andere Blitze leuchteten noch, welche mir das sich immer noch entfernende, wie ein Gespenst erbleichende Pferd zeigten. Seit einigen Sekunden hörte ich sogar nicht einmal mehr den Hufschlag seines Galopps. Ein vierter Blitz kam mit dem Rollen des Donners begleitet, aber sei es nun, daß es sich um irgend eine Krümmung des Weges gewandt hatte, oder daß es fern war, das Pferd war verschwunden.

Die ganze Nacht rollte der Donner, die ganze Nacht peitschten der Wind und der Regen meine Fenster; am folgenden Tage schien die bestürzte, zerzauste, sterbende Natur in Trauer wie mein Herz.

Ich wußte, was sich auf der Seite zutrug, wo ich Sie hatte verschwinden sehen, das heißt in Languedoc. Der Herzog von Montmorency, Ihr Freund, der der Gouverneur davon war, hatte, wie man sagte, indem er die Partei der verbannten Königin Mutter und die von Monsieur angenommen, welcher durch Frankreich gezogen war, um zu ihm zu stoßen, die Provinz aufgewiegelt, und erhob Truppen, um Hegen den König und Herrn von Richelieu zu marschieren. Um einem Ihrer Brüder zu dienen, wollten Sie daher gegen den andern kämpfen; Sie standen im Begriffe, was noch weit gefährlicher war, das Schwert zu ziehen und Ihren Kopf gegen den schrecklichen Kardinal von Richelieu auf das Spiel zu setzen, der schon so viele Köpfe hatte fallen und so viele Schwerter hatte zerbrechen lassen.

Nein Vater war, wie Sie wissen, in Paris bei dem Könige. Ich reiste mit zwei meiner Kammerfrauen unter dem Vorwande ab, meine Tante zu besuchen, welche Aebtissin von Saint-Pons war; aber in der Wirklichkeit, um mich dem Schauplatze der Ereignisse zu nähern, auf welchem Sie eine Rolle spielen würden.

Ich mußte acht Tage reisen, um die Strecke zurückzulegen, welche Valence von Saint-Pons trennt. Ich kam am 23. August in dem Kloster an. So wenig die frommen Mädchen auch gewöhnt waren, sich um die Dinge der Welt zu bekümmern, so wurden doch die Ereignisse welche sich um Sie herum zutrugen, so ernst, daß Sie der Gegenstand aller Gespräche waren, und daß alle Diener des Klosters nach Neuigkeiten forschten.

Hier ist das, was man sagte:

Man sagte, daß der Bruder des Königs, Seine Gnaden, Gaston von Orleans, sich mit dem Marschall, Herzog von Montmorency vereinigt hätte, indem er ihm zwei Tausend Mann zuführte, die er in dem Fürstenthume Trier ausgehoben, und die mit den vier Tausend vereinigt, welche Herr von Montmorency bereits hatte, ein Ganzes von sechs Tausend Soldaten ausmachten.

Mit diesen sechs Tausend Soldaten hielt er Ledeve Albi, Uzes, Alais, Lunel und Saint-Pons besetzt – wo ich mich befand. – Nimes, Toulouse. Carcossonne und Beziers hatten, obgleich mit Protestanten bevölkert, sich geweigert, sich ihm anzuschließen.

Man sagte ferner, daß zwei Heere gegen das Heer des Herzogs von Montmorency marschierten. Das eine kam über Pont-Saint-Esprit, und wurde von dem Marschall von Schomberg commandirt.

Außerdem hatte es der Kardinal für nothwendig erachtet, daß Ludwig XIII. sich dem Kriegsschauplatze nähere, und er war, wie man versicherte, in Lyon. Ein Brief, den man mir von Valence überbrachte, bestätigte mir nicht allein diese Nachricht, sondern meldete mir auch, daß mein Vater, der Baron von Lautrec, bei ihm wäre.

Dieser Brief war von meinem Vater selbst. Er meldete mir den zwischen seinem alten Freunde, dem Grafen von Pontis und ihm gefaßten Entschluß, die Freundschafts- und Verwandtschaftsbande, welche die beiden Häuser vereinigten, noch dadurch enger zu schließen, daß er mich mit dem Vicomte von Pontis verheirathete. Wie Sie sich erinnern werten, hatte ich Ihnen bereits von diesem Heirathsplane gesagt, und Sie hatten mir damals geantwortet: Lassen Sie mir noch drei Monate; während tiefer drei Monate können sich wichtige Ereignisse zutragen, die gar viele Schicksale umgestalten werden. Lassen Sie mir noch drei Monate, und ich werde bei dem Baron von Lautrec um Ihre Hand anhalten.

Auf diese Weise vereinigte sich also mit der Marter, Sie unter denen zu wissen, welche mein Vater die Rebellen nannte, noch die Furcht, sich einen Haß zwischen Ihrem Hause und dem meines Vaters erheben zu sehen, – der ein so treuer und rechtschaffener Diener des Königs war, daß er den Kardinal und ihn in eine und dieselbe Bewunderung verschmolz, und er zum Mindesten ein Mal täglich das sagte, was der König ein Mal jede Woche sagte: – Wer den Kardinal nicht liebt, liebt den König nicht.

Am 23. August erschien ein Urtheil, welches den Herzog von Montmorency aller seiner Ehren entsetzt erklärte, indem seine Güter eingezogen und dem Parlamente von Toulouse warb der Befehl gegeben, ihm den Proceß zu machen.

Am folgenden Tage verbreitete sich das Gerücht, daß dieselbe Erklärung in Bezug auf Sie, obgleich Sie der Sohn eines Königs wären, und für Herrn von Rieux erschienen sei.

Denken Sie sich die Gefühle meines armen Herzens bei allen diesen Gerüchten.

Am 24. sah ich durch Saint-Pons einen Abgesandten des Kardinals kommen; wie man sagte, ging er, Herrn von Montmorency den Frieden anzubieten. Ich erlangte von meiner Tante, daß sie ihm Erfrischungen anbieten ließ. Er nahm es an und verweilte einen Augenblick lang im Sprachzimmer. Ich sah ihn und fragte ihn. Was man gesagt hatte war wahr: Ich hatte einige Hoffnung.

Diese Hoffnung vermehrte sich noch, als ich erfuhr, daß der Erzbischof von Narbonne, ein persönlicher Freund des Herrn von Montmorency, zu demselben Zwecke durch Carcassonne gekommen wäre, um zu erlangen, daß der Marschall Herzog die Waffen niederlege. Die Anträge, welche er beauftragt war, dem Gouverneur von Languedoc zu machen, waren, wie man sagte, sehr annehmbar und sogar vortheilhaft für sein Vermögen und für seine Ehre.

Es Verbreitete sich bald das Gerücht, daß der Marschall Herzog Alles ausgeschlagen hätte.

Was Sie anbetrifft, – denn Sie werden wohl begreifen, daß man viel von Ihnen sprach, was zugleich ein Grund des Schreckens und des Trostes für mich war, – was Sie anbetrifft, so sagte man, daß ein Brief von dem Kardinal selbst an Sie geschrieben worden wäre, aber daß Sie geantwortet hätten, daß Sie seit langer Zeit Monsieur Ihr Wort gegeben, und daß Monsieur allein Ihnen Ihr Wort zurückgeben könnte.

Ach! feig und selbstsüchtig gab er es Ihnen nicht zurück.

Am 29. August erfuhren wir, daß das Heer des Herrn von Schomberg und das des Herrn von Montmorency einander gegenüber ständen. Der alte Marschall vergaß indessen nicht, daß Herr von Richelieu nur ein Minister war und fallen konnte, daß der König nur ein Mensch war und sterben konnte. Dann wurde Monsieur, der gegen welchen er marschierte, da er der muthmaßliche Erbe der Krone war, König von Frankreich. Er eröffnete daher mit Monsieur eine letzte Unterhandlung, und sandte Herrn von Cavaie ab, um zu unterhandeln.

Wir wußten alles das. Meine Seele klammerte sich an jede Hoffnung, die sie vom Himmel nahm. Ich erwartete voll Angst diese letzte Antwort des Herrn von Montmorency.

Sei es Verzweiflung oder sei es Eigendünkel, der Unglückliche antwortete, auf seine Tapferkeit vertrauend, wie Sie wissen:

»—Kämpfen wir zuvor, nach der Schlacht wird man unterhandeln.«

Von nun an war jede Hoffnung auf eine Vermittlung verloren, und da ein Sieg des Herzogs von Montmorency Ihr einziges Heil war, so vergaß ich meine Pflichten als Tochter, meine Pflichten als Unterthanin, und, an dem Fuße der Altäre kniend, bat ich den Gott der Heerschaaren, einen günstigen Blick auf den Sieger von Vellano und den Sohn des Siegers von Ivry zu richten.

Von diesem Augenblicke an erwartete ich nur noch eine Nachricht, die der Schlacht.

Ach! am 1. September um fünf Uhr Abend kam diese schreckliche, verhängnißvolle, verzweifelte Nachricht an.

Die Schlacht war, verloren, der Marschall Herzog war Gefangener, und nach Aussage Einiger sollten Sie tödtlich verwundet, und nach der Anderer todt sein.

Ich fragte nicht mehr darüber; ich ließ den Gärtner holen, den ich im Voraus gewonnen hatte. Ich beauftragte ihn, sich zwei Pferde zu verschaffen, und mich mit einbrechender Nacht an der Thür des Gartens zu erwarten.

Als die Nacht herbeigekommen, ging ich hinab, wir stiegen zu Pferde, wir ritten am Fuße des Gebirges hin, gingen über zwei oder drei Bäche, ließen das kleine Dorf Leviniere zur Linken, und um acht Uhr Abends hielten wir in Cannes an.

Mein Pferd hatte sich verwundet und hinkte; ich vertauschte es gegen ein frisches Pferd, und zog während dieser Zeit Nachrichten ein.

Man sagte Herrn von Montmorency so wie Herrn von Rieux todt. Was Sie anbetrifft, so waren die Berichte immer ungewiß: die Einen sagten Sie todt, die Anderen tödtlich verwundet.

Tödtlich verwundet. wollte ich Ihnen die Augen schliefen; todt, wollte ich Sie in Ihr Grabtuch legen.

Wir brachen gegen halb neun Uhr von Cannes durch die Felder auf, ohne irgend eine gebahnte Straße einzuschlagen, der Gärtner war von Saissac und kannte die Gegend; wir schlugen den geraden Weg nach Montolieu ein.

Das Wetter war durchaus dem gleich, welches in der Nacht herschte, in der wir uns verließen, dicke schwarze Wolken zogen am Himmel, der Gewitterwind blies durch die Olivenbäume, ein warmer, schwerer, erstickender Wind, der von Zeit zu Zeit aufhörte, um senkrecht dicke Regentropfen fallen zu lassen, der Donner rollte hinter Castelnaudary.

Durch Montolieu gingen wir nur durch, ohne uns aufzuhalten. Vor dieser kleinen Stadt stießen wir auf die ersten Posten des Herrn von Schomberg. Ich erneuerte die Fragen. Der Kampf hatte gegen elf Uhr Morgens begonnen und ungefähr eine Stunde gedauert; kaum hundert Personen waren getötet worden.

Ich fragte, ob Sie unter der Zahl der Todten wären. Man erkundigte sich darnach. Eine verlorene Schildwache sagte, daß er Sie hätte fallen sehen. Ich ließ den Mann kommen, er hatte in der That einen Anführer fallen sehen, aber er war nicht ganz gewiß, ob Sie es wären. Ich wollte ihn mitnehmen; er hatte die Wache und konnte mir nicht folgen.

Nur gab er dem Gärtner alle Auskünfte. Es war der Graf von Moret, der das Gefecht begonnen hatte, und wenn er getötet worden war, so war er von einem Offizier der Carabiniers Namens Beteran getötet worden.

Ich hörte alle diese Umstände mit eisigem Schauder an, meine Brust war so beklommen, um nicht sprechen zu können, und eben so dicke Schweißtropfen als meine Thränen rollten über mein Gesicht und verschmolzen sich mit ihnen.

Wir begaben uns wieder auf den Weg, – wir hatten zwölf bis dreizehn Meilen in der Stunde zurückgelegt, – aber da ich das Pferd in Cannes gewechselt halte, so konnte ich nach Castelnaudary gelangen; wenn das des Gärtners unterwegs fiele so versprach er mir zu folgen, indem er sich an die Mähne des meinigen klammerte.

Als wir Montolieu verließen, geriethen wir an einen Wald, der bewacht war. Wir gaben uns zu erkennen. Man führte uns an die Ufer des kleinen Flusses Bernassonne, den wir durch eine Furt passierten, so wie zwei andere kleine Flüsse, welche wir noch auf unserem Wege antrafen. Zwischen Ferrais und Villespy fiel das Pferd des Gärtners und vermochte nicht wieder aufzustehen; aber glücklicher Weise waren wir fast angekommen; wir erblickten die Wachtfeuer des königlichen Heeres, und auf der Wiese, auf welcher b« Kampf stattgefunden hatte, herumirrende Lichter.

Mein Reisegefährte sagte mir, daß diese Lichter die der Soldaten wären, die sich. ohne Zweifel anschickten die Todten zu begraben, ich bat ihn, eine letzte Anstrengung zu machen, um mir zu folgen, ich drückte meinem Pferde, das selbst bereit war zu fallen, die Sporen in den Leib, und wir kamen über die letzten Feuer des Lagers hinaus.

Wir hatten das Dorf Sain-Popoul zu unserer Rechten gelassen, als mein Pferd sich bäumte.

Ich bückte mich und sah eine gestaltlose Masse, es war ein todter Soldat.

Ich war auf die erste Leiche gestoßen.

Ich sprang von meinem Pferde, das ich frei gehen ließ. Ich war angekommen.

Der Gärtner eilte nach den Fackeln und nach den Gruppen, die uns am nächsten waren. Ich setzte mich auf einen Rasenhügel und wartete.

Der Himmel war immer noch durch dicke schwarze Wolken verfinstert, der Donner rollte fortwährend im Westen; einige Blitze erleuchteten von Zeit zu Zeit das Schlachtfeld.

Der Gärtner kehrte mit einer Fackel und einigen Soldaten zurück.

Er hatte sie da beschäftigt gefunden, ein großes Grab auszugraben, um alle Leichen hineinzuwerfen, aber noch war keine Leiche hineingeworfen.

Dort fing ich an bestimmtere Nachrichten zu erhalten: obgleich von zwölf Wunden getroffen, war Herr von Montmorency doch nicht todt, sondern Gefangener; er war gefangen genommen und nach einer Meierei eine Viertelstunde weit von dem Schlachtfelde getragen worden, hatte dem Beichtvater des Herrn von Schomberg gebeichtet, worauf er, von dem Wundarzte der Chevauxlegers verbunden, auf einer Leiter nach Castelnaudary getragen worden war.

Herr von Rieux war getötet, man hatte seine Leiche wiedergefunden.

Was Sie anbetrifft, so hatte man Sie vom Pferde fallen sehen, aber man konnte nicht sagen, was aus Ihnen geworden war.

Ich fragte, wo man Sie hätte fallen sehen, man sagte mir, daß es bei dem Hinterhalte gewesen wäre.

Die Soldaten wollten wissen wer ich wäre.

– Blickt mich an, sagte ich ihnen, und errathet.

Schluchzen, erstickte mich, Thränen flossen über mein Gesicht.

– Arme Frau, sagte der eine von ihnen, sie liebt ihn.

Ich ergriff die Hand dieses Mannes, ich hätte ihn umarmen mögen.

– Komm mit mir, sagte ich zu ihm, und hilf nur ihn todt oder lebendig wiederfinden.

– Wir wollen Ihnen helfen, sagten zwei bis drei Soldaten.

Dann sagten Sie zu einem von den Ihren:

– Geh, voraus.

Der, welcher gewählt war unser Führer zu sein, nahm die Fackel und leuchtete uns.

Ich folgte ihnen.

Der eine von ihnen bot mir an, mich auf ihn zu stützen.

– Ich danke, sagte ich zu ihm, ich bin stark.

Ich fühlte in der That durchaus keine Ermüdung, und es schien mir, als ob ich bis an das Ende der Welt hätte gehen können.

Wir thaten ungefähr drei Hundert Schritte; von zehn Schritten zu zehn Schritten weit befand sich eine Leiche; bei jeder Leiche wollte ich anhalten, um zu sehen, ob Sie es wären, aber die Soldaten trieben mich weiter, Indem sie sagten: Hier ist es nichts Madame.

Endlich kamen wir an einen Hohlweg, der mit einigen Olivenbäumen besetzt war, ein Bach floß in der Vertiefung desselben.

– Hier ist es, sagte der Soldat.

Ich fuhr mit der Hand über meine Stirn; ich wankte und fühlte mich einer Ohnmacht nahe.

Wir fingen damit an, aus der Höhe zu suchen, es befanden sich dort ungefähr ein Dutzend Leichen, ich nahm die Fackel aus den Händen dessen, der sie trug, und neigte sie auf den Boden.

Ich untersuchte alle Leichen, eine nach der anderen, zwei hatten das Antlitz gegen den Boden. Der eine dieser beiden Männer war ein Offizier; er hatte schwarze Haare wie Sie; ich ließ ihn auf den Rücken umwenden und schlug seine Haare zurück. Sie waren es nicht.

Plötzlich stieß ich einen Schrei aus. Ich bückte mich, ich hatte Ihren Hut erkannt und raffte ihn auf. Die Federn waren die, welche ich selbst daran befestigt hatte, ich konnte mich nicht darüber irren.

Dort war es, wo Sie gefallen waren; nur, Waren Sie todt oder verwundet gefallen, das war die Frage.

Die Soldaten, welche mich begleiten, sprachen leise miteinander. Ich sah den einen von ihnen den Arm in der Richtung des Baches ausstrecken:

– Was sagen Sie? fragte ich sie.

– Wir sagen, Madame, antwortete der, Welcher den Arm ausgestreckt hatte, daß, wenn man verwundet ist und besonders durch einen Schuß, man Durst hat. Wenn der Graf von Moret nur verwundet gewesen ist, so wird er sich vielleicht bis an den Bach, der in der Tiefe dieses Hohlweges fließt, geschleppt haben, um zu trinken.

– O! das ist eine Hoffnung! rief ich aus. Kommen Sie.

Und ich eilte durch die Olivenbäume. Der Abhang war steil, ich bemerkte es nicht. Ceres ging mit der Fackel in der Hand, indem sie die verlorene Proserpina sucht, obgleich sie Göttin war, nicht rascherern und sicherern Schrittes, als ich.

In einem Augenblicke war ich an dem Ufer des Baches. Zwei bis drei Verwundete hatten in der That Anstrengungen versucht, um ihn zu erreichen. Der eine war auf dem Wege verschieden. Der zweite hatte ihn mit der Hand erreicht, aber er hatte nicht weiter gehen können. Der dritte hatte den Kopf in dem Bache selbst und war trinkend gestorben.

Einer dieser drei Körper stieß einen Seufzer aus.

Ich eilte zu ihm. Es war der Mann, der den Bach mit der Hand erreicht hatte, der ihn aber nicht mit dem Munde hatte erreichen können. Er war ohnmächtig.

Die Kühle der Nacht oder ein Wunder des Himmels gab ihm die Besinnung wieder. Ich knieete nieder, ich erleuchtete sein Gesicht mit meiner Fackel und stieß einen Schrei aus.

Es war Ihr Stallmeister Armand.

Bei diesem Schreie schlug er die Augen auf und blickte mich mit bestürzter Miene an.

Er erkannte mich nicht.

– Zu trinken, bat er.

Ich schöpfte Wasser in Ihrem Hute und gab es Ihm. Ein Soldat hielt mich zurück.

Geben Sie ihm nicht zu trinken, sagte er mir in's Ohr. Zuweilen stirbt man im Trinken.

– Zu trinken! wiederholte der sterbende.

– Ja. sagte ich zu ihm, Sie sollen zu trinken haben, aber sagen Sie mir, was aus dem Grafen von Moret geworden ist.

Er blickte mich fester an, als er es bis jetzt noch gethan hatte, und erkannte mich.

– Fräulein von Lautrec! flüsterte er.

Ja, ich bin es, Armand, ich bin es, die Ihren Herren sucht, antwortete ich. Wo ist er? wo ist er?

– Zu trinken! bat der Verwundete mir sterbender Stimme.

Ich erinnerte mich, daß ich in meiner Tasche ein Fläschchen Melissenwasser hatte. Ich goß ihm einige Tropfen auf die Lippen.

Er schien sich wieder ein wenig zu beleben.

– Wo ist er, im Namen des Himmels? fragte ich ihn,

– Ich weiß es nicht, antwortete er.

– Haben Sie ihn fallen sehen?

– Ja.

– Todt oder verwundet?

– Verwundet.

– Was ist aus ihn geworden?

– Man hat ihn fortgetragen.

– Nach welcher Seite?

– Nach der Seite von Fondeille.

– Die Leute des Königs oder die Leute des Herrn von Montmorency?

– Die Leute des Herrn von Montmorency.

– Und dann?

– Ich weiß von diesem Augenblicke an nichts mehr. Ich wurde selbst verwundet, mein Pferd wurde getödtet, ich fiel. Als die Nacht hereingebrochen, schleppte ich mich bis hierher, denn ich hatte Durst. Als ich an dem Bache ankam wurde ich ohnmächtig, ohne ihn erreichen zu können. Zu trinken! zu trinken!

– Geben Sie ihm jetzt zu trinken, er hat Alles gesagt, was er wußte.

Ich schöpfte Wasser in Ihrem Hute, die Soldaten hoben ihm den Kopf auf, ich näherte das Wasser seinen Lippen, er trank begierig drei oder vier Schluck, dann warf er sich zurück, stieß einen Seufzer aus und streckte sich.

Er war todt.

– Sie sehen, daß Sie gut gethan haben, ihn sprechen zu lassen, bevor Sie ihm zu trinken gaben, sagte der Soldat, indem er den Kopf. des armen Armand losließ, der schwer auf den Boden zurückfiel.

Ich blieb einen Augenblick lang regungslos, indem ich mit gefühlloser Bewegung die Arme rang.

– Was machen wir jetzt, Madame? fragte mich der Gärtner.

– Weißt Du, wo Fondeille liegt? fragte ich ihn.

– Ja.

– Dann laß uns nach Fondeille gehen.

In dem ich mich hierauf nach dem Soldaten umwandte, fragte ich:

– Wer geht mit mir?

– Wir! sagten sie alle drei.

– So kommt denn.

Wir stiegen wieder zu dem Gipfel des Hohlweges hinauf, dann gingen wir nach der Wiese hinab.

Ein Offizier machte an der Spitze von ungefähr zwölf Soldaten eine Runde; meine Begleiter sahen sich an und sprachen leise mit einander.

– Was sagen Sie? fragte ich.

– Wir sagen, daß dort ein Offizier ist, der Ihnen Auskünfte geben könnte.

– welcher?

– Dieser da.

Und sie zeigten mir den Kapitän, welcher die Runde führte.

– Und warum könnte er mehr Auskünfte geben?

– Weil er gerade hier gekämpft hat.

– Dann lassen Sie uns zu im gehen.

Und ich that einige rasche Schritte in der Richtung des Offiziers.

Ein Soldat hielt mich zurück.

– Aber,. . . sagte er.

Warum halten Sie mich zurück? fragte ich ihn.

– Sie wollen um jeden Preis Auskünfte haben? fragte der Soldat.

– Um jeden Preis.

– Wer der auch sein möge, der sie Ihnen gibt?

– Wer er auch sein möge.

– Dann will ich den Kapitän rufen.

Und er that nun auch einige Schritte voran.

– Kapitän Beteran? sagte er.

Der Offizier blieb stehen und versuchte die Dunkelheit mit dem Blicke zu durchdringen.

– Wer ruft mich? fragte er.

– Man wünscht Sie zu sprechen, mein Offizier.

– Wer das?

Eine Dame.

Eine Dame! zu dieser Stunde, auf dem Schlachtfelde?

Warum nicht, mein Herr, wenn diese Frau auf dem Schlachtfelde denjenigen sucht, den sie liebt, um ihn zu verpflegen, wenn er nur verwundet ist, um ihn zu begraben, wenn er todt ist?

Der Offizier näherte sich; er war ein Mann von dreißig Jahren. Als er mich erblickte, nahm er seinen Hut ab, und ich sah ein sanftes und aus gezeichnetes, mit blonden Haaren umgebenes Gesicht.

– Wen suchen Sie, Madame? fragte er mich.

– Anton von Bourbon, Grafen von Moret, antwortete ich.

Der Offizier sah mich aufmerksamer an, als er es bis jetzt gethan hatte.

Indem er hierauf leicht erbleichte, fragte er mit bebender Stimme:

– Den Grafen von Moret? Sie suchen den Grafen von Moret?

– Ja, den Grafen von Moret; diese wackeren Leute haben mir gesagt, daß Sie mir besser als irgend Jemand sichere Nachrichten über das geben könnten, was ihm zugestoßen ist.

Er blickte die Soldaten an, und sein Blick sprühte eine doppelte Flamme unter seinen gerunzelten Augenbraunen.

– Ah! mein Kapitän, sagte der eine von Ihnen, es scheint, daß er der Verlobte dieser Dame ist, und sie will wissen, was aus ihm geworden ist.

– In des Himmels Namen1 mein Herr, rief ich aus. Sie haben den Grafen von Moret gesehen, Sie wissen etwas über Ihn; sagen Sie mir das, was Sie über ihn wissen.

– Madame, hier ist das, was ich davon weiß: Man hatte mich mit meiner Compagnie Carabiniers abgesandt, um den Hinterhalt zu maskieren, der dort in dem Hohlwege war; wir sollten uns nach dem ersten Feuer zurückziehen, um den Feind in denselben eindringen zu lassen. Der Herr Graf von Moret, der darauf hielt, seinen Muth zu zeigen, da er sich noch in keinem Gefechte befunden hatte, griff uns verwegener Weise an und begann den Angriff, in dem er einen Pistolenschuß auf. . . meiner Treue! Madame, ich sehe nicht ein, warum ich lügen sollte. . . – indem er einen Pistolenschuß auf mich that. Die Kugel der Pistole schnitt die Feder meines Hutes ab. Ich erwiderte den Schuß und hatte das Unglück, weit richtiger zu schießen.

Ich stieß einen Schrei des Schreckens aus.

– Sie sind es? äußerte ich, indem ich einen Schritt zurück that.

– Madame, sagte der Kapitän, der Kampf ist rechtschaffen. gewesen. Ich glaubte, nur mit einem einfachen Offizier der Armee des Marschall Herzogs zu thun zu haben. Wenn ich gewußt hätte, daß der, welcher mich angriff, ein Prinz und daß dieser Prinz der Sohn König Heinrich IV. war, so hätte ich zuverlässig weit eher mein Leben zu seiner Verfügung gestellt, als mich an dem seinigen zu vergreifen. Aber erst als er fiel, hörte ich ihn ausrufen: »Zu mir, Bourbon!« Nun ahnte ich, daß sich ein großes Unglück zugetragen hätte.

–O, ja! rief ich aus, ein großes Unglück. Aber am Ende ist er todt?

–Ich weiß es nicht, Madame; in diesem Augenblicke begann das Gewehrfeuer. Meine Carabiniers wichen dem Befehle gemäß zurück, den sie erhalten hatten. Ich wich mit ihnen zurück und sah, daß man den Grafen blutend und ohne Hut forttrug.

O! seinen Hut, hier ist er!

Und ich drückte ihn leidenschaftlich an meine Lippen.

– Madame, sagte der Kapitän mit einem Schmerze, der nicht geheuchelt war, ertheilen Sie mir Ihre Befehle. Wie kann ich, nachdem ich ein so großes Unglück verursacht habe, ich will nicht sagen büßen, sondern Ihnen in Ihren Nachforschungen nützlich sein? Reden Sie, und ich werde Alles von der Welt thun, um Ihnen zu helfen.

–Ich danke, mein Herr, sagte ich, indem ich versuchte, meine Herrschaft über mich, selbst wieder anzunehmen, aber Sie vermögen nichts für mich; als mir die Richtung anzudeuten, in welcher man den Grafen Fortgetragen hat.

In der Richtung von Fondeille, Madame, antwortete er, aber schlagen Sie zu größerer Sicherheit den. Weg ein, den Sie hundert Schritte weit von hier zu Ihrer Rechten finden werden, eine Viertelmeile weit von hier werden, Sie ein Haus antreffen, in welchem Sie sich erkundigen werden.

– Es ist gut, sagte ich zu dem Gärtner. Sie verstehen, nicht wahr?

– Ja, Madame.

– Gehen wir.

– Ich könnte Madame Pferde anbieten, wagte der Offizier schüchtern zu sagen.

–Ich danke, mein Herr, antwortete ich, ich habe Sie um Alles das gefragt, was ich von Ihnen zu wissen wünschte, und Sie haben mir alle die Dienste erwiesen, die Sie mir erweisen konnten.

Ich vertheilte eine Hand voll Louis d'or unter die drei Soldaten.

Zwei entfernten sich, aber der dritte wollte mich durchaus nach de« angedeuteten Hause führen.

Ich ging rasch in der Richtung dieses Hauses. Ich konnte indessen dem Verlangen nicht widerstehen, ein letztes Mal, indem ich mich umwandte, den durch Ihr Blut geweihten Boden zu begrüßen, und ich sah den Kapitän regungslos und die Augen auf mich geheftet auf dem Platze bleiben, wo ich ihn verlassen hatte, indem er mir wie ein von Gefühllosigkeit getroffener Mann nachblickte.

Wir kamen an dem Hause an. Auf der ganzen Strecke hatten wir auf unserem Wege liegende Leichen angetroffen, aber ich war schon an dieses Schauspiel gewöhnt, und ich ging festen Schrittes in dem blutigen Grase, das mir bis an die Kniee reichte, fast auf Menschen.

Wir erreichten das Haus; es war mit Verwundeten beider Parteien angefüllt, welche auf auf dem Boden ausgebreiteten Stroh lagen. Ich betrat dieses Asyl des Schmerzes, ich befragte die Sterbenden mit der Stimme, wie ich die Todten mit dem Blicke befragt hatte, auf meine dringenden Bitten erhob sich ein Sterbender auf den Ellbogen.

– Den Grafen von Moret, sagte er, ich habe ihn in der Kutsche von Monsieur vorüber kommen sehen.

– Todt oder verwundet? fragte ich.

– Verwundet, sagte der Sterbende, aber er wer wie ich, er war verwundet nicht mehr werth als todt.

– Mein Gott! rief ich aus, und wohin führte man ihn?

–«Ich weiß es nicht; nur habe ich einen Namen nennen hören.

–Welchen?

– Den der Frau von Ventadour, und der Wagen hat einen Feldweg eingeschlagen.

– Ja, ich verstehe; er wird sich zu Frau von Ventadour nach der Abtei von Prouille haben führen lassen; so ist es, ich danke, mein Freund.

Und indem ich einige Louis d'ors neben ihm zurückließ, verließ ich das Haus, indem ich zu dem Gärtner sagte: Nach der Abtei von Prouille.

Die Abtei von Prouille lag ungefähr zwei Meilen weit von dem Orte, wo wir uns befanden. Das Pferd des Gärtners war vor Erschöpfung gefallen. Es war unmöglich, sich eine Kutsche, selbst nicht einmal einen Karren zu verschaffen. Außerdem hätten alle diese Nachforschungen Zeit weggenommen. Ich empfand keine Ermüdung, wir brachen zu Fuß auf.

Kaum hatten wir eine Viertelmeile zurückgelegt als der Regen zu fallen begann und das bis dahin nur drohende Gewitter ausbrach. Aber ich war ganz mit Ihnen beschäftigt, ich fühlte den Regen nicht, ich hörte das Gewitter nicht, ich setzte in Mitte der Ströme von Wasser, die um mich herum rieselten, bei dem Scheine der Blitze, welche zuweilen die Landschaft erleuchteten, um sie wie am hellen Tage zu sehen, meinen Weg fort. Wir kamen an einer großen Eiche vorüber. Der Gärtner bat mich inständigst, mich einen Augenblick unter sie zu stellen und unter diesem Obdache abzuwarten, bis das Gewitter sich besänftigt hätte; ich schüttelte den Kopf und setzte meinen Weg fort, ohne ihm zu antworten; eine Minute nachher schlug der Blitz in die Eiche ein, zerschmetterte sie und verzehrte die Trümmer.

Ich begnügte mich mit der Hand zu zeigen, was sich zugetragen hatte.

– Es ist wahr, Madame, sagte er, Sie sind von dem Himmel beschützt, und da Ihnen Gott die Kraft verleiht, so lassen Sie uns gehen.

Wir gingen also noch ungefähr während einer Stunde. Nach Verlauf einer Stunde zeigte uns ein Blitz die Abtei, wohin wir uns begaben. ich beschleunigte den Schritt und wir kamen an.

Alles schlief in der Abtei oder that als ob es schliefe. Ich habe seitdem immer diesem so tiefen Schlafe der Pförtnerin, der Schwestern und der Äbtissin selbst nicht getraut.

Man machte mir endlich auf, aber mit taufend Vorsichtsmaßregeln. Es ist augenscheinlich, daß man, als man uns klopfen hörte, den Besuch irgend eines verirrten Corps oder irgend einer plündernden Horde gefürchtet hatte. Ich beeilte mich, mich zu erkennen zu geben, und sogleich erkundigte ich mich nach Ihnen.

Die Schwester Pförtnerin wußte nicht, was ich sagen wollte, Sie versicherte, Sie nicht gesehen zu haben, nicht einmal zu wissen, daß Sie verwundet wären.

Ich verlangte mit Frau von Ventadour zu sprechen.

Man führte mich zu ihr.

Ich fand sie ganz angekleidet. Bei dem Lärme, den wir gemacht hatten, hatte sie sich angekleidet da sie nicht wußte, wer diesen Lärm machte. Ich glaubte zu bemerken, daß sie bleich und zitternd war.

Sie schob diese Blässe und dieses Zittern auf die Furcht, die sie gehabt hätte, als sie klopfen, hörte, daß es Soldaten mit bösen Absichten sein.möchten, welche klopften.

Ich beruhigte sie; ich sagte ihr, wie ich von, Saint-Pons aufgebrochen, wie ich auf dem Schlachtfelde angekommen wäre, wie ich die Stelle wiedergefunden hätte, auf welcher Sie gefallen waren. Ich zeigte ihr ihren Hut, den ich immer noch in meiner krampfhaft geschlossenen Hand hielt. Ich sagte ihr die Auskünfte, welche mir der Sterbende gegeben hatte, und beschwor sie am Ende im Namen des Himmels, mir das zu sagen, was sie von Ihnen wüßte.

Sie antwortete mir, daß man mich ohne Zweifel hintergangen hätte, oder auch daß die Kutsche, nachdem sie den Weg nach der Abtei eingeschlagen, sich entweder zur Rechten oder zur Linken in irgend einen Weg verirrt hätte, der auf diese Straße führte, was Sie anbeträfe, so hatte sie Sie nicht gesehen, sie hatte nicht einmal von Ihnen sprechen hören.

Ich ließ meine Arme herabsinken und legte mich auf einen Sessel, der sich dort befand, meine Kräfte hatten mich mit der Hoffnung verlassen/

Die Aebtissin rief ihre Frauen, man zog mir meine Kleider aus, welche mir durch den Gewitterregen am Leibe klebten, ich hatte meine Schuhe in dem Kothe der Straßen gelassen, und, ohne es zu bemerken, hatte ich eine Meile barfuß zurückgelegt, man brachte ein Bad, in welches man mich legte und worin ich eine Art von Erstarrung sank, die einer Ohnmacht glich.

Ich kam wieder zu mir, indem ich sagen hörte, daß man die Kutsche den Weg nach Mazéres hatte einschlagen sehen. Ich erkundigte mich, man hatte diese Anzeige von einem Landsmanne, der am Abend Milch nach dem Kloster gebracht hatte.

Die Äbtissin bot mir ihren eigenen Wagen und ihre Pferde in der Voraussetzung an, daß ich meine Nachforschungen fortsetzen wolle.

Ich nahm an.

Man brachte mir nun Kleider. denn da ich die ersten Strahlen des Tages aufgehen sah, so wollte ich keinen Augenblick verlieren, um meinen Weg fortzusetzen; es war um so mehr möglich, daß Sie sich nach Mazéres hatten führen lassen, als Mazéres ein festes Schloß war, von dem man sagte, daß es zu Herrn von Montmorency hielte.

Frau von Ventadour gab mir ihren eigenen Kutscher, und wir brachen auf.

In Villeneuve-le-Comat, in Payrac, in Saint-Lamette erkundigten wir uns; nicht allein hatte niemand etwas gesehen, sondern man wußte in diesen drei Dörfern auch noch nicht, daß die Schlacht bei Castelnaudary stattgefunden hätte.

Wir setzten nichtsdestoweniger unseren Weg bis Mazéres fort. Dort mußten die Auskünfte bestimmt sein; die Thore waren bewacht, die, welche diese Thore bewachten, gehörten Herrn von Montmorency an: sie hatten daher keinen Grund, die Anwesenheit des Grafen von Moret bei ihnen zu verhehlen.

Wir kamen an den Thoren an; man hatte keine Kutsche gesehen, Man wußte nicht, daß der Graf von Moret verwundet wäre; wir überbrachten die erste Nachricht von der Schlacht bei Castelnaudary.

Wir hatten bald den Beweis, daß diese Antwort wahr sei, denn ein Offizier eilte mit verhängten Zügeln herbei, indem er im Namen von Monsieur meldete, daß Herr von Montmorency gefangen wäre, daß Herr von Rieux verwundet wäre, kurz, daß Alles verloren sei und daß jeder an sich zu denken hätte.

Die Taube

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