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Die Taube
Siebenter Brief

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12. Mai.

Ja, Sie haben Alles begriffen; ja, während ich zu den Füßen Gottes kniete, indem ich von ihm Rechenschaft über seine Strenge verlangte,statt ihn über meine Zweifel um Verzeihung zu bitten, gab mir Gott durch eine Art von Wunder diesen Trost wieder, den ich mir genommen glaubte, und unsere durch ihre Ergebenheit ungetreue Botin überbrachte Ihnen von selbst diese Ueberfülle meiner Gedanken, oder vielmehr meines Herzens, welche auf das Papier übergetreten war.

Sie wollen unbekannt bleiben; es sei! was liegt mir daran, daß die Sonne sich in den Wolken verbirgt, daß das Feuer sich in seinem Rauche verschleiert, wenn durch den Rauch oder durch die Wolke, der Strahl der einen mich erleuchtet oder die Flamme des anderen mich erwärmt? Gott auch ist unsichtbar und unbekannt; fühlt man darum weniger die Hand Gottes über die Welt ausgestreckt?

Ich werde Ihnen nicht sagen, daß ich eine geringe Frau bin; ich sage Ihnen: Ich bin von Adel gewesen, ich bin reich gewesen, ich bin glücklich gewesen; ich bin nichts von alle dem mehr, ich habe von ganzer Seele einen Mann geliebt, der auch mich von ganzer Seele liebte; dieser Mann ist gestorben; die eisige Hand des Schmerzes hat mich meiner weltlichen Kleider entledigt,und mich mit dem heiligen Gewande angethan, ein einstweiliges Gewand, ein Leichenschmuck derer, die nicht mehr leben, und die gleichwohl noch nicht gestorben sind.

Sehen wir jetzt,wo die Wunde ist.

Ich bin ins Kloster gegangen,um den zu vergessen der gestorben ist, und mich nur an Gott zu erinnern, und zuweilen vergesse ich Gott, um mich nur dessen zu erinnern, der todt ist

Deshalb beklage ich mich, deshalb jammere ich; deshalb rufe ich dem Herrn zu, Herr, habe Erbarmen mit mir! O! sagen Sie mir, wie Sie es angefangen haben, um Ihre Seele von diesem Schmerze zu leeren, der sie erfüllte. Haben Sie es ausgeschüttet, wie man einen Becher ausschüttet? Ich thue es so in meinen Gebeten, und nach jedem Gebete finde ich meine Seele noch immer mehr mit irdischer Liebe erfüllt, als vorher, wie als ob sie statt die Bitterkeit auszuschütten, welche sie enthält, nur eine neue Bitterkeit aus dem glühenden See zu schöpfen gewußt hätte, indem sie sich zu ihm neigte.

Ihre Antwort wird einfach sein und ich höre sie im Voraus: »Ich habe niemals geliebt.«

Mit welchem Rechte rühmen Sie sich dann, gelitten zu haben, wenn Sie niemals geliebt haben?

Sie hätten damit anfangen und mir sagen müssen: »Ich habe niemals geliebt.«

Dann hätte ich weder Beistand noch Trost von Ihnen verlangt; dann hätte ich Ihre Entfernung und Ihr Schweigen nicht allein angenommen, sondern ich wäre auch an Ihnen vorübergegangen, wie man an einem Marmor vorübergeht, dem,der Bildhauer eine menschliche Gestalt gegeben hat, in dessen Brust aber niemals ein Herz geschlagen hat.

Wenn Sie niemals geliebt haben, so bin ich es, die Ihnen dieses Mal sagt: Antworten Sie mir nicht, wir gehören nicht derselben Welt an, wir haben nicht dasselbe Leben gelebt. Ich habe mich durch den Schein getäuscht, wozu nutzt es, von nun an unnöthige Worte auszuwechseln. Sie werden das nicht verstehen, was ich sage; ich werde das nicht verstehen, was Sie sagen werden. Wir sprechen nicht dieselbe Sprache.

O! wenn Sie aber im Gegentheile geliebt hätten, so sagen Sie mir wo, sagen Sie mir wen, sagen Sie mir wie, oder, wenn Sie mir von alle dem nichts sagen wollen, so sprechen Sie mir von den gleichgültigsten Dingen, gleichviel von welchen, alle werden mir interessant sein, nichts wird mir nutzlos sein, sagen Sie mir, wie Ihr Zimmer ist, ob es sich nach Osten oder nach Westen, nach Süden oder nach Norden öffnet; ob Sie die Sonne begrüßen, wenn sie erscheint, ob Sie Abschied von ihr nehmen, wenn sie flieht, oder ob Sie, die Augen durch die glühenden Strahlen ihres Mittags geblendet, das Antlitz Gottes in Mitte ihres unauslöschlichen Ausstrahlens zu erkennen suchen. Sagen Sie mir Alles das, dann, sagen Sie mir noch das, was Sie v0n Ihrem Fenster aus sehen, Ebenen oder Berge Gipfel oder Thäler, Bäche oder Flüsse, einen See oder den Ocean; sagen Sie mir Alles das, ich werde meinen Geist mit allen diesen geheimnißvollen Problemen des durch den Willen sichtbar gemachten Unbekannten beschäftigen, und vielleicht wird es meinem Herzen, durch meine Gedanken zerstreut, gelingen zu vergessen, wäre es auch nur einen Augenblick lang.

Nein, nein, nein, sagen Sie mir Nichts von alle dem; ich will nicht vergessen.

Die Taube

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